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Das Kloster St. Gallen und seine Schulen: Zum 200. Geburtstag der Katholischen Kantonssekundarschule "Flade" PDF

196 Pages·2009·22.652 MB·German
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as loster t. allen und seine chulen D K S G S 200. Zum Geburtstag der Katholischen Kantonssekundarschule«Flade» Abbildungen: Gliederung des Quadriviums (divisio mathematicae)Arithmetik –Musik –Geometrie – Astronomie, veranschaulicht durch die vier Beine eines Panthers (Gepards?) mit Halsband, Leine und Rückenschurz. Illustration zu den «Institutiones saecularium litterarum» Cassiodors, geschrieben und gemalt um 850im Kloster St.Gallen. Stiftsbibliothek St.Gallen, Handschrift Nr. 855, S. 276. Die Klosterschule auf dem St.Galler Klosterplan (Planausschnitt). DasKlosterSt.Gallen und seineSchulen Zum 200.Geburtstag der Katholischen Kantonssekundarschule «Flade» as loster t. allen und seine chulen D K S G S Zum 200.Geburtstag der Katholischen Kantonssekundarschule«Flade» Katalog zur Jahresausstellung in der Stiftsbibliothek St.Gallen (1. Dezember 2008bis 8. November 2009) Verlag am Klosterhof St.Gallen 2009 Am Katalog beteiligte Autorinnen und Autoren: Karl Schmuki (K.S.) Ernst Tremp (E. T.) Andrea Grandjean (A.G.) Mit einem Beitrag von Martin Kintzinger © 2009Verlag am Klosterhof, St.Gallen Gestaltung und Satz: Atelier Hans-Peter Kaeser, St.Gallen Druck und Ausrüstung: Ostschweiz Druck Kronbühl Bestelladresse: Stiftsbibliothek St.Gallen, Postfach, ch-9004St.Gallen [email protected]; www.stiftsbibliothek.ch isbn978-3-906616-89-6 5 Inhalt Einführung (E. T.) 7 Das Geheimnis des Wissens oder: St.Gallen und die Wissenskultur im mittelalterlichen Europa (Martin Kintzinger) 11 1. Vitrine Die Sieben Freien Künste und ihre enzyklopädischen Grundlagen (K. S.) 31 2. Vitrine Grammatik –Rhetorik –Dialektik: Das Trivium (K. S.) 43 3. Vitrine Arithmetik –Geometrie –Musik –Astronomie: Das Quadrivium (K. S.) 59 4. Vitrine Lehren und Lernen im mittelalterlichen Galluskloster (E. T.) 73 5. Vitrine Die Ausbildung der St.Galler Mönche im Zeitalter von Gegenreformation und Barock (K. S.) 87 6. Vitrine Das Kloster St.Gallen bemüht sich um die Bildung des Volkes (K. S.) 107 7. Vitrine Das 200-Jahr-Jubiläum der Katholischen Kantonssekundarschule 1809–2009 (K. S.) 125 8. Vitrine Die Klosterschule auf dem St.Galler Klosterplan (E. T.) 139 9. Vitrine Vor 1250Jahren starb der heilige Otmar (E. T.) 143 10. Vitrine Mittelalterliche Kostbarkeiten aus der Handschriftensammlung der Stiftsbibliothek (A. G.) 163 Inhalt 6 Anhang 176 Bericht im «Erzähler» über die Gründung des Katholischen Gymnasiums am 16.Oktober 1809 176 Literaturhinweise 179 Ausgestellte Handschriften, Urkunden und Objekte 190 Weitere erwähnte Handschriften 191 Ausgestellte Inkunabeln 191 Übrige ausgestellte Drucke 191 7 Einführung «Als der siegreiche Karl nach Gallien zurückkehrte, liess er die Knaben, die er dem Clemens übergeben hatte, vor sich kommen und hiess sie ihre Briefe und Gedichte vorzeigen. Die Knaben aus mittlerem und niedrigem Stand brachten nun die ihren wider Erwartung gesüsst mit jeglicher Würze der Weisheit; was die vornehmen aber boten, liess kalt durch lauter Albernheit. Da nahm der weise Karl nach dem Vorbild des ewigen Richters die gut gearbeitet hatten heraus auf seine rechte Seite und sprach zu ihnen: ‹Habt vielen Dank, meine Söhne, dass ihr darauf Bedacht genom- men habt, nach Kräften zu tun, was ich geheissen habe und was zu eurem Nutzen ist. Nun strebt danach, zum Abschluss zu kommen, und ich will euch herrliche Bis- tümer und Klöster geben, und ihr werdet in meinen Augen immer hochgeehrt sein.› Dann wandte er sich mit grosser Strenge denen zu seiner Linken zu, und ihr Gewis- sen mit flammendem Blick durchbohrend, schleuderte er gegen sie mehr donnernd als redend mit Hohn und Spott diese schrecklichen Worte: ‹Ihr Vornehmen, ihr Fürstensöhne, ihr Verzogenen und Verzärtelten, auf euren Stand und euren Besitz vertrauend, mein Gebot und euren Ruhm verachtend, habt ihr die Beschäftigung mit den Wissenschaften beiseite gesetzt und euch dem Wohlleben, dem Spielen, dem Müssiggang und nichtigen Tun gewidmet.› Nach dieser Einleitung wandte er sein erhabenes Haupt und seine unbesiegte Rechte zum Himmel und blitzte sie mit dem Schwur an: ‹Beim Himmelskönig! Ich mache mir nichts aus eurem Adel und eurer Schönheit, mögen auch andere euch darum bewundern, und seid dessen si - cher, wenn ihr nicht schleunigst eure bisherige Gleichgültigkeit durch Streb samkeit wiedergutmacht, dürft ihr nie von Karl etwas Gutes erwarten›.» Wer kennt nicht diese berühmte Szene: Der grosse Kaiser Karl in der Schule. Wie der Weltenrichter scheidet er die fleissigen Schüler aus einfachen Verhältnissen und die faulen Schüler vornehmer Herkunft. Mit theatralisch-dramatischer Geste lobt er die Knaben zu seiner Rechten und tadelt er jene zu seiner Linken. Die Wirkung eines solchen herrscherlichen Auftritts auf die Schuljugend kann man sich nicht mächtig genug vorstellen. Auf diesem Bild vor allem beruht die Vorstellung von Karl dem Grossen als dem Begründer und Förderer des Schulwesens im Abendland. Und wo ist dieses Bild entstanden? Wer hat sich das ausgemalt und aufgeschrieben? Natürlich: hier in St.Gallen, es war Notker der Stammler, der drei Generationen später in seinem anekdotenreichen Werk über die Taten Kaiser Karls diese köstliche Szene schildert. Damit sind wir mitten im Thema der aktuellen Jahresausstellung gelandet. Denn Notker berichtet nicht historische «Wahrheit» im vordergründigen Sinn. Er schöpfte vielmehr aus mündlicher Überlieferung, aus alten Erzählungen und reicherte sie durch eigene Erfahrungen an. Eine davon ist der Umgang des Lehrers, der er war, mit fleissigen und faulen Schülern in der St.Galler Klosterschule, mit Herrensöhn- chen und Knaben aus ärmlichen Verhältnissen unter seinen Zöglingen. Damit gibt die berühmte Erzählung von Karl dem Grossen in der Schule eigentlich eine Schul- Einführung 8 wirklichkeit wieder, wie sie auch in St.Gallen zur Zeit Notkers vorkommen konnte. In der Klosterschule wurden nicht nur die künftigen Mönche geformt. Die äussere Schule war auch die Kaderschmiede für die geistliche und weltliche Elite des Landes. Sie bot begabten Knaben aus niedrigeren sozialen Schichten Aufstiegsmöglichkeiten in die höchsten Ämter. Ein psychologisch interessantes kleines Kapitel Schulge- schichte liefert uns also Notker hier, ein Kapitel Schulgeschichte aus St.Gallens gol- dener Zeit im 9.Jahrhundert, als an der Spitze der Schule berühmte Magister wie Iso, Marcellus, Ratpert und Notker selbst standen. Mit dem 9. Jahrhundert setzt die Ausstellung über die Schulen im Galluskloster ein. Den zeitlichen Anfang macht der Klosterplan, jene berühmte älteste Architek- turzeichnung Europas aus der Zeit um 820(Vitrine 8). Darin ist auch der Bezirk der äusseren Schule des Klosters mit einem Gebäude zwischen dem Palast des Abtes und der Herberge für die vornehmen Gäste eingezeichnet. Bei dem das Areal um- gebenden Zaun steht auf dem Plan der etwas maliziöse Satz: «Und diese Zäune schränken die Wünsche der Schuljugend ein». Die Einrichtung der Gebäude erlaubt Einblicke in die Organisation der Schule. Mit dem Klosterplan ist die Schule in St.Gall en also seit 1200Jahren bezeugt. Zeitlich noch weiter zurück geht die Sondervitrine zum heiligen Otmar (Vitrine 9). Am 16. November 759, also vor 1250 Jahren, starb der Gründerabt des Klosters St.Gallen im Exil bei Stein am Rhein. Urkunden und Handschriften erinnern an Leben und Wirken Otmars. Das kostbare Otmarsreliquiar aus dem Domschatz, das normalerweise in der Otmarskrypta in der Kathedrale ausgestellt ist, bildet ein eindrückliches Zeugnis für seine bis heute andauernde Verehrung. Zurück zur Schule! In einer Vitrine wird der frühmittelalterliche Schulbetrieb anhand der erzählenden Quellen dargestellt, insbesondere anhand der farbigen Be- richte Ekkeharts IV. über berühmte Lehrer und Schüler (Vitrine 4). Einen Schwer- punkt mit mehreren Vitrinen bildet der Inhalt des Schulunterrichts (Vitrinen 1, 2, 3). Schulbücher aus dem Frühmittelalter zu den Fächern der «Sieben Freien Künste», zum «Trivium» und «Quadrivium», sowie zu den enzyklopädischen Grundlagen haben sich in der Sammlung der Stiftsbibliothek zahlreich erhalten. Einer hier aufgeschlagenen Handschrift mit Cassiodors Einführung in das Studi- um (Vitrine 1) ist die Ikone der Ausstellung entnommen: ein pantherähnliches Tier, dessen vier Beine die Gliederung des «Quadriviums» (divisio mathematicae) in arithmetica, musica, geometria und astronomia veranschaulichen. Handelt es sich bei diesem Tier mit Halsband, Leine und Rückenschurz wirklich um einen Panther oder nicht eher – wie einige meinen – um einen etwas missglückten Hund? Woher konnte man in St.Gallen im 9. Jahrhundert, als diese Handschrift entstand, über- haupt wissen, wie ein Panther aussieht? Der Panther, auch Leopard genannt, ist in Afrika und Asien heimisch, in Westeuropa ist er (glücklicherweise!) nicht verbreitet. Hingegen war er im alten Rom wohl bekannt und wurde in Triumphzügen mitge- führt. Über Isidor von Sevilla ist er ins enzyklopädische Wissen des Mittelalters ein- gegangen. In Bestiarien wird der Panther beschrieben und sein Erscheinungsbild gezeigt, so im Physiologus (2. Jh. n.Chr.), der im Mittelalter verbreitet war und im Schulbetrieb rege benützt wurde. In der St.Galler Buchkunst begegnet der Panther

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