ebook img

Das klassizistische Manifest des Dionys von Halikarnass: Die Praefatio zu De oratoribus veteribus Einleitung, übersetzung, Kommentar PDF

172 Pages·1996·4.731 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Das klassizistische Manifest des Dionys von Halikarnass: Die Praefatio zu De oratoribus veteribus Einleitung, übersetzung, Kommentar

Thomas Hidber Das klassizistische Manifest des Dionys von Halikarnass Beiträge zur Altertumskunde Herausgegeben von Ernst Heitsch, Ludwig Koenen, Reinhold Merkelbach, Clemens Zintzen Band 70 m B. G. Teubner Stuttgart und Leipzig Das klassizistische Manifest des Dionys von Halikarnass Die Praefatio zu De oratoribus veteribus Einleitung, Übersetzung, Kommentar Von Thomas Hidber B. G. Teubner Stuttgart und Leipzig 1996 Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Hidber, Thomas: Das klassizistische Manifest des Dionys von Halikarnass: die praefatio zu De oratoribus veteribus; Einleitung, Übersetzung, Kommentar/ von Thomas Hidber. - Stuttgart; Leipzig: Teubner, 1996 (Beiträge zur Altertumskunde; 70) ISBN 3-519-07619-5 NE: Dionysius <Halicarnassensis>: De oratoribus veteribus; GT Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts- gesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt besonders für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © B. G. Teubner Stuttgart 1996 Printed in Germany Druck und Bindung: Röck, Weinsberg Meinen Eltern VORWORT U. v. Wilamowitz nannte ihn einen "armen Gesellen", E. Schwartz eine "kleine Seele", E. Norden gar einen "blöden Stubengelehrten"1 - Der Rhetor und Historiker Dionysios von Halikarnass genoss zu Beginn unseres Jahrhunderts einen eher zweifelhaften Ruf. Die Ablehnung ging teilweise so weit, dass man die Erhaltung seiner Schriften gerade- zu als Unglück ansah2. Zwei Gründe haben im wesentlichen zu diesem Urteil geführt: Zum einen sah man in Dionys einen Hauptvertreter jenes "falschen Classicismus, der die Entwicklung hemmt und das Leben er- tödtet"3. Als Erzeugnisse klassizistischen Gestaltens und Denkens hielt man denn auch einerseits sein Geschichtswerk, die Antiquitates Roma- nae, schlechterdings für "illisible pour un homme de gout"4 und ande- rerseits seine Literaturkritik für "materiell so dumm, dass wir darauf nicht einzugehen brauchen"5. Zum anderen empfand man die in den Anti- 1 U. v. Wilamowitz, Asianismus und Atticismus, Hermes 35,1900, [1-52] 51; E. Schwartz, Art. Dionysios 113, RE 5, 1900, [934-961] 934; E. Norden, Die antike Kunstprosa vom VI. Jahrhundert v. Chr. bis in die Zeit der Renaissance I, Berlin / Leipzig 31905,266. 2 Emile Faguet im Feuilleton des 'Journal des Döbats' vom 22.12.1893: "Nous avons perdu Mönandre et nous jouissons de Denys d' Halicarnasse. Car ne cherchons pas ä nous dissimuler cette infortune: nous possödons Denys d' Halicarnasse" (zit. nach M. Egger, Denys d' Halicarnasse. Essai sur la critique Irttöraire et la rhötorique chez les Grecs au siöcle d' Auguste, Paris 1902, VII). 3 Wilamowitz 29. Vgl. auch I. Bruns, Die attizistischen Bestrebungen in der griechischen Literatur, Kaisergeburtstagsrede Kiel 1905, ND in: Vorträge und Aufsätze, München 1905, [194-216] 211: "Mitleid kann uns erfassen, wenn wir diese Verirrungen des griechischen Geistes ansehen. In der dumpfen Luft der Schulstuben ist diesen Männern aller Zusammenhang mit dem wirklichen Leben abhanden gekommen." Die Beurteilung des Klassizismus blieb noch weit über die Mitte des 20. Jh. hinaus mehrheitlich negativ. 4 H. Weil, Denys d' Halicarnasse. Premiere lettre ä Amm6e. Texte grec accompagnö d' une introduction, d' une annotation critique, d' un argument analytique et de notes en frangais, Paris 1879,7; ebenso Egger 297. 5 F. Jacoby, Art. Herodotos 7, RE Suppl. 2,1913, [205-519] 492. Auf wenig Verständnis stiess "die krittelnde und nörgelnde Art, in der jene (sc. Dionys und "sein literarischer Compagnon Caecilius") selbst über die Heroen zu Gerichte sitzen" (Bruns 213) insbesondere im Falle von Dionys' Kritik des Thukydides: "Am allerunbegreiflichsten aber werden diese Urteile, wo es sich um Historiker VIII Vorwort quitates Romanae zum Ausdruck kommende romfreundliche Haltung als eines wahren Griechen unwürdig und als Zeichen eines kleinen, un- kritischen Geistes6. Diese Achtung hat dazu geführt, dass die Erschliessung von Dionys' Werken erst spät eingesetzt hat und trotz einigen Anstrengungen der jüngsten Zeit heute noch ziemlich lückenhaft ist. So fehlen nicht nur Kommentare, sondern auch (besonders deutsche) Übersetzungen und (Gesamt-) Darstellungen7. Eine kleine Lücke soll mit der vorliegen- handelt. Dass Dionys über Polybius, einen Mann, dem er in Wirklichkeit nicht das Wasser reichen darf, von oben herunter urteilt, ist, da Polybius der verach- teten hellenistischen Periode angehört, verständlich. Aber man traut seinen Augen nicht, wenn man liest, wie er Thucydides behandelt" (ibid. 210). 6 Vgl. Schwartz 934: "die tragischen Schmerzen, die jenen echten Hellenen (sc. Polybios) das Begreifen des römischen Primats gekostet hatte, sind dieser kleinen Seele (sc. Dionys) fremd"; W. v. Christ / W. Schmid, Geschichte der griechischen Literatur, 2.1, München 61920 (HdAW 7.2.1), 473:"... ist in Wirk- lichkeit ganz der Typus des moralisierenden und schönfärbenden Stubenhisto- rikers ... Der unkritischste und unhistorischste Kopf ist hier an den schwierig- sten Gegenstand, den sich ein wirklich kritischer Geschichtsforscher wählen konnte und kann, geraten." O. Lendle, Einführung in die griechische Ge- schichtsschreibung. Von Hekataios bis Zosimos, Darmstadt 1992, 242: "Das Werk des Dionysios ist geprägt von einer völlig unkritischen, auf Kosten Grie- chenlands gehenden Bewunderung für Rom ..." 7 Von den Antiquitates Romanae existieren neuere Übersetzungen ins Eng- lische, Italienische, Spanische und - seit kurzem - für die ersten beiden Bücher auch ins Französische (V. Fromentin / J. Schnäbele, Denys d' Halicarnasse: Les antiquitös romaines. Trad, et comm., Paris 1990). Die beiden deutschen Übersetzungen hingegen stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert und sind ganz unzugänglich (Römische Alterthümer, Ubers, v. J.L. Benzler, 2 Bände, Lemgo 1771 und 1772, und Werke [tatsächlich aber nur Ant. Rom.], deutsch von G.J. Schaller u. A.H. Christian, 12 Bändchen, Stuttgart 1827-1850). Das Geschichtswerk hat ansonsten in den letzten Jahren namentlich bei französi- schen und italienischen Gelehrten einige Beachtung gefunden: vgl. etwa die entsprechenden Aufsätze einer table ronde' in MEFR(A) 101,1, 1989, 9-242 und Pallas 39, 1993, sowie E. Gabba, Dionysius and the History of Archaic Rome, Berkeley / Los Angeles / Oxford 1991. Für die literaturkritischen Schrif- ten stehen die zweisprachigen Ausgaben von G. Aujac (Denys d' Halicarnasse, Opuscules rhötoriques l-V, Paris 1978-1992 [Les Beiles Lettres] und S. Usher, The Critical Essays l-ll, London 1974 und 1985 [Loeb], zur Verfügung. Ins Deutsche übersetzt worden zu sein scheinen bislang lediglich die Schriften De Isocrate (allerdings immerhin von F. Schlegel: Kunsturtheil des Dionysios über den Isokrates, in: Sämtliche Werke, Wien 1822, 217-262 [Erstpublikation 1796]) und De Demosthene (Über die Rednergewalt des Demosthenes, vermit- Vorwort IX den Arbeit über die Praefatio zu Dionys' literaturkritischem Hauptwerk De oratoribus veteribus geschlossen werden. Die besondere Bedeu- tung dieses kurzen Textes liegt darin, dass er das einzige formulierte Programm des griechischen attizistischen Klassizismus der auguste- ischen Zeit darstellt und geradezu als dessen "manifeste"8 bezeichnet werden kann. Auch wenn diese Vorrede bereits einige Beachtung ge- funden hat9, fehlt bislang doch eine zusammenhängende Interpreta- tion, eine deutsche Übersetzung10 und ein Kommentar. Im folgenden sollen deshalb in einer Einleitung zunächst die wichtigsten Aspekte des Programms einzeln vorgestellt und in ihrem kultur- bzw. literatur- historischen Zusammenhang diskutiert werden, sodann wird eine Über- telst seiner Schreibart. Übers, und erl. v. AG. Becker, Wolfenbüttel 1829). Von den Kommentaren seien lediglich die beiden jüngsten erwähnt: W.K. Pritchett, Dionysius of Halicarnassus: On Thucydides, Berkeley / Los Angeles / London 1975, sowie J. van Wyk Cronj6, Dionysius of Halicarnassus: De Demosthene. A Critical Appraisal of the Status Quaestionis, Hildesheim / Zürich / New York 1986 (Spudasmata 39). Ferner gibt es zwei Gesamtdarstellungen: S.F. Bonner, The Literary Treatises of Dionysius of Halicarnassus. Α Study in the Develop- ment of Critical Method, Cambridge 1939, und Κ. Goudriaan, Over classicisme. Dionysius van Halicarnassus en zijn program van welsprekendheid, cultuur en politick, Amsterdam 1989. Weitere Literatur wird laufend zitiert. 6 A. Croiset / Μ. Croiset, Histoire de la literature grecque, V, Paris 1899, 360 ("une sorte de manifeste centre la rh6torique asiatique"); Egger 39 ("le ma- nifeste de Eloquence attique contre Eloquence asiatique"); F. Nassal, Ästhe- tisch-rhetorische Beziehungen zwischen Dionys von Halicarnass und Cicero, Diss. Tübingen 1910; M. Label, Evolution de la doctrine de Denys d' Halicamas- se, Cahier des Etudes Anciennes 2,1973, [79-88] 83; Goudriaan 566 ("het atti- cistisch manifest"). 9 Etwa bei Th. Geizer, Klassizismus, Attizismus und Asianismus, in: Le classicisme ä Rome aux lere si&cles avant et apräs J.-C., Genöve 1979 (Entre- tiens Fondation Hardt 25), 1-55; K. Heldmann, Antike Theorien über Entwick- lung und Verfall der Redekunst, München 1982 (Zetemata 77), 123ff.; Goudriaan 566; Gabba 24ff. u.a. 10 Nebst den Obersetzungen von Aujac und Usher liegen zwei weitere engli- sche vor: G. Kennedy, The Art of Persuasion in Greece, Princeton 1963, Appendix 337-340; D.A Russell / Μ. Winterbottom, Ancient Literary Criticism. The Principal Texts in New Translations, Oxford 1972, 305-307 (nur Kapitel 1- 3). χ Vorwort Setzung vorgelegt, den dritten Teil der Arbeit schliesslich bildet ein Kommentar zu einzelnen Termini und Formulierungen11. Für wertvolle Hinweise danke ich Prof. Chr. Schäublin und Prof. Chr. Eucken. Mein besonderer Dank gilt Prof. Th. Geizer, auf dessen Anre- gung und mit dessen Förderung diese Arbeit entstanden ist, sowie Prof. H.-G. Nesselrath, der die Betreuung in einer zweiten Phase über- nommen und insbesondere die Überarbeitung zum Druck stets mit freundlichem Rat und grossem Engagement begleitet hat. Herrn Prof. E. Heitsch danke ich für die bereitwillige Aufnahme dieser Arbeit in die "Beiträge zur Altertumskunde". Bern, im Juli 1995 Th. H. 11 Der im zweiten Teil (S. 88ff.) gegebeneText der Praefatio folgt, sofern im Kommentar nicht anders vermerkt, der Ausgabe von Usener / Radermacher (Dionysii Halicarnasei opuscula, vol. prius, edd. H. Usener / L. Radermacher, Leipzig 1899). Die literaturkritischen Schriften werden im übrigen zitiert nach dem Text und der Kapiteleinteilung der neuesten Ausgabe von Aujac (vgl. o. Anm. 7).

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.