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Das japanische Rätsel : Roman PDF

375 Pages·2001·1.525 MB·German
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Suzanne Visser Das japanische Rätsel scanned 05/2008 corrected 07/2008 Immer wieder werden im Großraum Tokio kunst- voll zugerichtete Leichen gefunden. Ein interna- tionales Expertenteam nimmt sich der Fälle an. Die Ermordeten sind alle weiß: Europäer, Amerikaner und Australier … Auf den ersten Blick ein Roman um einen Serienkiller, ist »Das japanische Rätsel« letztlich ein Buch über die Andersartigkeit japani- scher Kultur und Lebensweise. ISBN: 3-421-05398-7 Original: De Vismoorden Aus dem Niederländischen von: Marianne Holberg Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt Erscheinungsjahr: 2001 Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!! Buch Äußerst kunstvoll zugerichtet sind die Toten, die wie- der und wieder im Großraum Tokio aufgefunden wer- den. Die Polizei tappt im Dunkel, bis sich ein interna- tionales Expertenteam der Fälle annimmt: Die Ermor- deten sind sämtlich Ausländer – Europäer, Amerikaner, Australier. Bald schon finden sich neue Spuren, obwohl das Team mit heftigen Verständigungsschwierigkeiten zu kämpfen hat, zu groß sind die kulturellen Unterschiede in Denken und Handeln. Aber gerade hier liegt der Schlüssel zur Aufklärung der Verbrechen. Äußerst intelligent kleidet Suzanne Visser, die selbst lange in Japan gelebt hat, ihr Buch in eine fesselnde Kriminalhandlung – und aus der direkten Auseinander- setzung der westlichen »Detektive« mit der japanischen Wirklichkeit erwächst ein so spannendes wie erhellen- des Bild einer uns nach wie vor fremden Gesellschaft. Autorin Suzanne Visser, geboren 1957 in den Niederlanden, ging als Tänzerin nach Japan und blieb zehn Jahre dort. 1992 veröffentlichte sie eine Geschichtensammlung über Japan, »Das japanische Rätsel« ist ihr erster Ro- man. Die Autorin lebt heute in Amsterdam. Suzanne Visser Das japanische Rätsel ROMAN Aus dem Niederländischen von Marianne Holberg Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart München Die Originalausgabe erschien 2000 unter dem Titel »De Vismoorden« bei Uitgeverij Atlas, Amsterdam/Antwerpen Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich Copyright © 2000 by Suzanne Visser Copyright der deutschen Ausgabe © 2001 by Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart München Alle Rechte vorbehalten Satz: BK-Verlagsservice, München Druck und Bindung: Friedrich Pustet, Regensburg Diese Ausgabe wurde auf chlor- und säurefrei gebleichtem, alterungsbeständigem Papier gedruckt. Printed in Germany ISBN 3-421-05398-7 Für Raùl Fogelström 1 D » IE ABFLUSSLÖCHER VON SPÜLE, BADEWANNE und Waschbecken sind groß wie Untertassen, und darin hängt ein Sieb von der Größe eines Spielzeugeimers, um Teeblätter und anderes aufzufangen. Das Sieb kann an ei- nem Henkel aus dem Abflußrohr gehoben und dann ge- leert werden. Manchmal sind in den Abflußlöchern rotie- rende Messer angebracht, die den Abfall so fein zerklei- nern, daß er ohne Probleme durch die Rohrleitung weg- gespült werden kann.« Bertus Hogenelst blättert interessiert weiter. Er blickt hinaus in das diesige Grau. Sie müßten jetzt bald in Tokyo landen. »Die Waschmaschine, nur halb so groß wie eine euro- päische, besteht aus flexiblem Plastik, einschließlich der Schrauben und Muttern, und kann daher auch im Freien stehen. Sie wäscht die Wäsche mit kaltem Wasser in einer halben Stunde. Man braucht nicht mehr als einen Eßlöffel Waschpulver für eine ganze Waschmaschine voll, und des- halb wird Waschpulver in kleinen Schachteln verkauft. Die Wäsche wird genauso sauber wie überall sonst auf der Welt. Direkt über der Toilette ist der Wasserkasten angeb- racht, und sein Deckel besteht aus einem steinernen Waschbecken. Nach dem Abziehen läuft das Wasser zum Nachspülen zunächst aus der Leitung in das Waschbecken 7 und dann vom Waschbecken in den Wasserkasten, so daß man sich die Hände mit dem Wasser waschen kann, bevor es den Wasserkasten und später die Toilette erreicht. Die Futons werden tagsüber zusammengelegt und in ei- nen nach Maß gefertigten Einbauschrank geräumt, so daß mehr Platz vorhanden ist. Das leere Tatamizimmer mit einer Nische für ein Blumenarrangement und einer zur Jahreszeit passenden Kalligraphie sorgt vor allem für visuel- le Ruhe. An Orten, wo Menschen Formulare ausfüllen müssen, wie in Postämtern und Banken, hängen über dem Schreib- pult Plastikbrillen mit Gläsern in allen möglichen Stärken. Auf dem Telefon gibt es einen »Papageienknopf«. Wenn man ihn drückt, werden die Geräusche und Worte, die ein anonymer Anrufer produziert, verstärkt in dessen Ohr zu- rückgesendet. Beim Autofahren ertönt ein unerträglicher Pfeifton, so- bald die Geschwindigkeitsgrenze überschritten wird. Bücher sind in einem Format halb so groß wie ein Ta- schenbuch erhältlich und werden beim Verkauf nicht ein- gewickelt, sondern in einen neutralen Einband eingeschla- gen, so daß kein neugieriger Mitreisender im Zug die poli- tische oder sexuelle Vorliebe des Lesers erraten kann. In jedes Buch, ob groß oder klein, ist ein baumwollenes Lese- zeichen eingenäht. Man kann mamma-coats, Wintermäntel, kaufen, in wel- che die Mutter mit ihrem auf den Rücken gebundenen Kind paßt. Seit kurzem sind auch pappa-coats im Handel erhältlich. Nicht nur Füllfederhalter, sondern auch Füllpinsel kann man kaufen. 8 Das Haus wird sparsam geheizt. Im Winter trägt man auch drinnen warme Kleider, und im Wohnzimmer steht auf einer dicken Decke der kotatsu: ein niedriger Tisch, worunter eine elektrische Heizröhre angebracht ist. Über die Tischplatte ist noch eine dicke wattierte Decke gebrei- tet, auf die eine zweite Tischplatte gelegt wird. Die Tisch- beine und die zweite Tischplatte sind schwer, um dem Ganzen Stabilität zu verleihen. Wenn man ›im‹ kotatsu sitzt, halb zugedeckt von der Decke, bleibt die untere Körper- hälfte warm und der Kopf kühl, eine ausgezeichnete Vor- aussetzung für Hausaufgaben, Briefeschreiben und andere Beschäftigungen, bei denen man sich konzentrieren muß. Und abends sinkt die Gesellschaft langsam immer tiefer unter die wattierte Decke, und unter dem Tisch bildet sich ein angenehm warmes Knäuel aus Beinen, Socken, Katzen, Pantoffeln, Büchern und Sakeschälchen. Aus den Imbißläden der Gegend kann man sich eine vollständige Mahlzeit warm nach Hause liefern lassen. Die Gerichte, die dort zubereitet werden, sind gesund: Buch- weizennudeln, Reisgerichte, Suppe, Gemüse, Fisch und Tofu. Sie werden in Tonschüsseln geliefert, die man unges- pült vor die Tür stellt, wo sie vom Personal des Imbißladens wieder abgeholt werden, meistens per Moped, das mit ei- nem an Federn hängenden Geschirrkasten ausgestattet ist. Und schließlich gibt es noch das am häufigsten benutzte japanische Wort, das praktischste Wort der Welt. Es be- deutet ›danke schön‹, ›bitte sehr‹, ›Donnerwetter‹, ›es tut mir leid‹, ›wie geht’s?‹, ›guten Tag‹, ›auf Wiedersehen‹, ›ich weiß es nicht‹ und noch hundert andere Dinge. Man kann es in jeder Situation gebrauchen, auch wenn man nicht weiß, was man sagen soll: domo.« 9 Bertus Hogenelst schlägt das Buch zu und betrachtet den häßlichen Umschlag. Grellbunte Fische und Bierdosen schweben in der heiteren Landschaft eines Zengartens. Bertus’ Ohren schmerzen, denn das Flugzeug hat zur Lan- dung angesetzt. Er versucht den Druck auf dem Trommel- fell zu mildern, indem er sich die Nase zudrückt und den Mund weit aufsperrt, während er sich zum Fenster beugt. In dem Moment reißt ein Loch in der Wolkendecke auf, und ein Teppich aus Feldern wird sichtbar. Schnell kommt die Flickendecke auf ihn zu und immer mehr Details wer- den sichtbar. Ach, denkt er, die Dachpfannen sind hier blau. 10

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