Holzhausen Das japanische Beschöftigungssystem in der Krise GABLER EDITION WISSENSCHAFT Arne Holzhausen Dos japanische Beschaftigungssystem in der Krise Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Sung-Jo Park Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Holzhausen, Arne: Das japanische Beschaftigungssystem in der Krise / Arne Holzhausen. Mit einem Geleitw. von Sung-Jo Park. -Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl.; Wiesbaden: Gabler, 1998 (Gabler Edition Wissenschaft) Zugl.: Berlin, Freie Univ., Diss., 1997 ISBN 978-3-8244-6673-3 ISBN978-3-322-92346-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-92346-2 Rechte vorbehalten Gabler Verlag, Deutscher Universitats-Verlag, Wiesbaden © Springer Fachmedien Wiesbaden 1998 Urspri.inglich erschienen bei Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1998 Der Deutsche Universitats-Verlag und der Gabler Verlag sind Unternehmen der Bertelsmann Fachinformation. 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Lektorat: Ute Wrasmann / Albrecht Driesen v Geleitwort Hierzulande ist über das japanische Beschäftigungssystem viel geschrieben worden. Doch die Tatsache, daß es in Japan eine sehr weit vorangeschrittene Arbeits marktsegmentation gibt und diese durch die bubble economy und die darauffolgende Wirtschaftsrezession noch stärker intensiviert wurde, hat Wirtschafts experten und Politiker nicht daran hindern können, an ihrem undifferenzierten Japan-Bild festzuhalten. Für viele gilt Japan immer noch als das Land von beneidenswert hohem Beschäftigungsgrad verbunden mit der lebenslangen Beschäftigung und dem Senioritätsprinzip. Die Arbeit von Dr. Arne Holzhausen dient unbedingt dazu, das verzerrte Japan-Bild zu korrigieren, den im Prozeß der Arbeitsmarktumstrukturierung sichtbar gewordenen Schwierigkeiten auf den Grund zu gehen und aufzuzeigen, wie flexibel und effizient die japanischen Unternehmen mit diesen Schwierigkeiten umgehen. Die Arbeit schließt unmittelbar an die laufende japanische Diskussion an, ohne daß es zu einem time lag kommt, der in der Regel zwischen der Rezeption und Bearbeitung japanischer Fragestellungen in Deutschland und ihrer Behandlung in Japan selbst liegt. Angesichts der überragenden Bedeutung, die die Lösung der Beschäftigungs problematik in Deutschland erreicht hat, steht es außer Frage, daß eine differenzierte Auseinandersetzung mit Japan, das unter dem ähnlichen Globalisierungs- und Umstrukturierungsdruck relativ erfolgreich ist, von großen Nutzen sein kann. Die Aktualität des vorliegenden Buches ist zweierlei: zum einen wird in der Kenntnis der gegenwärtige Debatte mit ihren jeweiligen Argumenten ein echter wissenschaftlicher Diskurs mit der japanischen Seite möglich, zum anderen wird dem Leser durch diese Arbeit geholfen, Prozesse der gegenwärtigen japanischen Wirtschaft zu erfassen. Sein in der Lektüre gewonnenes Japanbild wurzelt in der Gegenwart und steht nicht unter dem Vorbehalt, daß seine Prämissen nicht mehr oder nurmehr eingeschränkt zutreffen. Damit ist diese Arbeit nicht nur für Wissenschaftler von Interesse, sondern auch für alle Praktiker, die sich mit dem heutigen Japan befassen. Prof. Dr. Sung-Jo Park VII Vorwort Die Wirtschaftsnachrichten, die uns in den letzen Jahren aus Japan erreicht haben, zeichnen in der Mehrzahl ein düsteres Bild: Wachstumsrückgang, galoppierende Staatsverschuldung, Bankenkrise, turbulente Wechselkursschwankungen, fallende Börsenkurse, spektakuläre Firmenzusammenbrüche; die Liste ließe sich nahezu beliebig fortführen. Das Thema jedoch, das die Diskussion in Europa beherrscht, findet sich kaum unter diesen Meldungen: Arbeitslosigkeit. Sicherlich, ein Jobwunder a la USA ist in Japan derzeit nicht zu studieren, vielmehr hat sich auch in Japan die Lage auf dem Arbeitsmarkt zunehmend verschlechtert. Dennoch konnte eine Beschäftigungskrise europäischen Ausmaßes bisher vermieden werden; in der Beschäftigungsfrage wäre demnach eine intensive Auseinandersetzung auch mit Japan durchaus erforderlich. Die hier vorgelegte Arbeit nimmt sich dieser Thematik an. Um die Ursachen der relativen Stabilität des japanischen Arbeitsmarktes zu erforschen, stellt sie die Grund struktur des japanischen Arbeitsmarktes, das japanische Beschäftigungssystem, in den Mittelpunkt der Untersuchung, die in zwei Schritten erfolgt. Im ersten Schritt werden die Merkmale des japanischen Beschäftigungssystems jenseits der Stereotype lebenslange Beschäftigung und Senioritätsprinzip charakterisiert, im zweiten Schritt wird die Entwicklung der letzten Jahre unter den Bedingungen der wirtschaftlichen Krise analysiert. Dabei zeigt sich, daß der Leitgedanke des japanischen Beschäfti gungssystems, die langfristige Entwicklung aller Humanressourcen innerhalb des Unternehmens, trotz zahlreicher Probleme in der Praxis und berechtigter Kritik an den gesellschaftlichen Kosten auch für die Zukunft eine effiziente Beschäftigungs strategie darstellt. Die Arbeit ist die leicht überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die ich am Ostasiatischen Seminar der Freien Universität Berlin im Sommersemester 1997 eingereicht habe. Die entscheidenen Vorarbeiten entstanden während eines ein jährigen Forschungsaufenthaltes am Institute of Social Science, University of Tokyo, der mir durch ein Stipendium im Rahmen des Special Exchange Pro gram des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin ermöglicht wurde. In Tokyo betreute Prof. Tetsuo Abo meine Arbeit, dem ich herzlich danke; er und Prof. Junji Banno, der Direktor des Instituts, sollen hier stellvertretend für alle Forscher des Instituts genannt werden, denen ich in zahlreichen Vorträgen und Gesprächen viele wichtige Anregun gen für meine Arbeit verdanke. Darüberhinaus wurde meine Arbeit in Japan durch die Bereitschaft vieler Firmen, mir die Möglichkeit zu Interviews zu geben, unterstützt. V1ll Vorwort Allen Mitarbeitern, die geduldig auf meine Fragen Antwort gaben, sei für ihre Kooperation gedankt. In Berlin gilt mein Dank an erster Stelle Prof. Dr. Sung-Jo Park, der nicht nur diese Arbeit anregte und betreute, sondern während meiner gesamten Studienjahre einen prägenden Einfluß ausübte. Daneben danke ich Prof. Dr. Cheung-Lieh Yu, der das Zweit-Gutachten verfaßte. Für umfangreiches Korrekturlesen danke ich meinen Eltern und meinem Bruder Dr. Jens Holzhausen. Widmen möchte ich diese Arbeit meinen Eltern, die die Voraussetzungen meiner Beschäftigung mit Japan schufen. Arne Holzhausen IX Inhaltsverzeichnis Vorwort .................................................................................................................................... V Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................ VII Verzeichnis der Diagramme und Tabellen .......................................................................... XI Einleitung ............................................................................................................................ 1 2 Das japanische Beschäftigungssystem ........................................................................... 9 2.1 Methodische Vorbemerkungen ........................................................................... 9 2.2 Dauerbeschäftigung ............................................................................................ 16 2.2.1 Beschäftigungsdauer und Personalanpassungen ............................... 16 2.2.1.1 Beschäftigungsdauer ................................................................ 18 2.2.1.2 Personalanpassungen ................................................................ 19 2.2.1.3 Bedeutung der Dauerbeschäftigung in Japan ...................... .21 2.2.2 Entstehung .............................................................................................. 23 2.2.2.1 Die Phase bis zum Ende des zweiten Weltkrieges ............... 23 2.2.2.2 Die Hochwachstumsphase ...................................................... 25 2.2.2.3 Die Phase seit der ersten Ölkrise ............................................. 26 2.2.3 Ökonomische Rationalität. .................................................................... 29 2.2.3.1 Die Rolle des unternehmensspezifischen Human- kapitals ....................................................................................... 30 2.2.3.2 Unternehmensspezifisches Humankapital und Dauer- beschäftigung ............................................................................ 33 2.2.3.3 Unternehmens spezifisches Humankapital und Wachstum .................................................................................. 36 2.2.3.4 Unternehmens spezifisches Humankapital und Dualismus ................................................................................... 38 2.2.3.5 Unternehmens spezifisches Humankapital und Ein- stellungspraxis ........................................................................... 39 2.2.3.6 Unternehmensspezifisches Humankapital und Personalanpassung ................................................................... .41 2.2.4 Zusammenfassung .................................................................................. 42 2.3 Senioritätsgeprägte Lohn- und Beförderungssysteme ................................. 45 x Inhaltsverzeichnis 2.3.1 Lohnkurve und Lohnsysteme .............................................................. 46 2.3.1.1 Lohnbausteine .......................................................................... 47 2.3 .1.2 Alter und Qualifikation ............................................................ 49 2.3.1.3 Karriereverlauf im japanischen Unternehmen ....................... 52 2.3.2 Entstehung .............................................................................................. 55 2.3.2.1 Die Entwicklung bis 1945 ....................................................... 55 2.3.2.2 Die Entwicklung nach 1945 ................................................... 56 2.3.2.3 Die Einführung der Qualifikationsrangsysteme ................... 59 2.3.3 Ökonomische Rationalität. .................................................................... 62 2.3.3.1 Funktion des Senioritätsaspekts ............................................. 63 2.3.3.2 Senioritätsaspekt und jüngere Mitarbeiter.. .......................... 66 2.3.3.3 Senioritätsaspekt und ältere Mitarbeiter.. ............................. 68 2.3.3.4 Funktion des Qualifikationsaspekts ....................................... 69 2.3.4 Zusammenfassung .................................................................................. 70 Exkurs: Bonus ............................................................................................................. 72 2.4 Zusammenfassung -das humankapitalorientierte Unternehmen ................. 76 3 Refonndiskussion ............................................................................................................. 81 3.1 Die Herausforderungen der japanischen Wirtschaft... .................................... 81 3.1.1 Qualitatives Wachstum ........................................................................... 81 3.1.2 Globalisierung ......................................................................................... 82 3.1.3 Sozialer Wandel ...................................................................................... 83 3.2 Die japanische Debatte über das Beschäftigungssystem .............................. 88 3.2.1 Die erste Ebene: Diktat der Personalkosten ....................................... 88 3.2.2 Die zweite Ebene: Frage nach der ökonomischen Effizienz ............. 91 3.2.2.1 Die Kritiker. ................................................................................ 92 3.2.2.2 Die Befürworter ........................................................................ 95 3.2.2.3 Die Praxis ................................................................................... 99 3.2.3 Die dritte Ebene: Kritik der unternehmens zentrierten Gesellschaft ........................................................................................... 104 3.3 Zusammenfassung ............................................................................................ 107 4 Veränderungen in den 90er Jahren .............................................................................. 111 4.1 Einleitung ............................................................................................................ 111 4.2 Mobilität.. ............................................................................................................ 112