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Das individuelle Gerechtigkeitsempfinden: Empirischer und diagnostischer Nutzen aus pädagogisch-psychologischer Sicht PDF

302 Pages·2017·25.186 MB·German
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Susan Münscher Das individuelle Gerechtigkeitsempfinden Empirischer und diagnostischer Nutzen aus pädagogisch-psychologischer Sicht Das individuelle Gerechtigkeitsempfinden Susan Münscher Das individuelle Gerechtigkeitsempfinden Empirischer und diagnostischer Nutzen aus pädagogisch-psychologischer Sicht Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Ellen Aschermann Susan Münscher Köln, Deutschland Diese Dissertation wurde von der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln im April 2016 angenommen (Beschluss des Promotionsausschlusses 20.10.2010). ISBN 978-3-658-15498-1 ISBN 978-3-658-15499-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-15499-8 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer Fachmedien Wiesbaden 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Strasse 46, 65189 Wiesbaden, Germany Geleitwort „Das war total ungerecht!“ Wohl niemand, der mit der Schule befasst ist, hat nicht einmal selbst eine solche Erfahrung gemacht oder davon gehört. Der Gerechtigkeitsgedanke spielt im täglichen Zusammenleben in der Schule eine wesentliche Rolle und Gerechtigkeit kann als eine zentrale erzieherische Richtgröße betrachtet werden. Auch Lehrkräfte erleben Situationen in der Klasse oder während einer Konferenz als gerecht oder ungerecht und reagieren ver- gleichbar. Uns fällt es dabei primär auf, wenn unsere Vorstellungen von Gerechtigkeit (Vertei- lungsgerechtigkeit, Verfahrensgerechtigkeit oder restitutive Gerechtigkeit) verletzt werden; diese Verletzung fordert zu einer Reaktion auf. Die vorliegende Forschungsarbeit geht zentralen Fragen zum Erleben von Gerechtigkeit und zugrundliegenden psychologischen Prozessen nach. Hier wird das Gerechtigkeitsmotiv als personeninterne Disposition analysiert und dabei aufgezeigt, welche Faktoren das indivi- duelle Erleben von (Un-)Gerechtigkeit bestimmen. Ungerechtigkeitserfahrungen können zu durchaus unterschiedlichen Konsequenzen führen, je nachdem, ob man Täter, Opfer oder Be- obachter einer solchen Situation ist. Basierend auf dem von C. Dalbert differenziert untersuchten „Gerechte-Welt-Glauben“ lei- tet die Autorin Susan Münscher die personenimmanente Vertrauensüberzeugung ab und unter- scheidet zwischen zwei weiteren Dimensionen - Assimilation und Handlungsaktivierung -, welche einen kognitiven oder aktiven Umgang mit Ungerechtigkeit erklären. Das neu entwickelte Testverfahren, mit dem das Gefüge aller drei Aspekte des Gerechtig- keitsmotivs differenziert sowie objektiv, reliabel und valide erfasst werden kann, steht im Mit- telpunkt dieser Arbeit und ermöglicht der Forschung eine umfassende diagnostische Abbil- dung des Gerechtigkeitsmotivs. Hier wird ein eigenständiger Beitrag zur differentiellen Psy- chologie geleistet. Weiterführend wird diese sehr sorgfältig dokumentierte Testentwicklung um zwei pädago- gisch orientierte Studien ergänzt. In der ersten Studie, die der Validierung diente, haben Lehr- kräfte schulrelevante Fallschilderungen hinsichtlich ihrer Reaktionen auf den drei Dimensio- nen eingeschätzt. Mit dieser Vignetten-Studie trägt die Autorin der alten Lewin‘schen Er- kenntnis Rechnung, dass das Verhalten von Menschen sowohl durch Personenfaktoren aber auch immer durch Situationsfaktoren mitbestimmt ist. In der zweiten Studie wurde das indi- viduelle Gerechtigkeitsempfinden bei Lehrkräften untersucht und dessen Relevanz für Wahr- nehmung und Verhalten im schulischen Arbeitsumfeld aufgezeigt. VI Geleitwort Erleben von Ungerechtigkeitserfahrungen und persönliches Reagieren darauf werden hier auf den Kontext Gerechtigkeit in der Schule übertragen und leisten so einen ersten und über- zeugenden Schritt für die Validierung des Fragebogens sowie dessen pädagogischen Anwen- dungsbezug. Deutlich wird darüber hinaus, dass die in der Arbeit entwickelte dimensionale Messung des Gerechtigkeitsmotivs auch für eine Verbesserung der Wahrnehmung von Gerechtigkeit in der Schule genutzt werden kann und somit hier auch ein Beitrag zur pädagogischen Psychologie vorgestellt wird, mit dem die beiden Bereiche Schule und Gerechtigkeit sowohl in der For- schung als auch in der Schulpraxis innovativ verknüpft werden können. Es ist zu wünschen, dass die Arbeit von Susan Münscher in zukünftiger Empirie und gerechtigkeitspsychologi- schen Diskussionen der Pädagogik eingebunden wird und mit ihren Erkenntnissen eine ver- änderte Sicht auf das Gerechtigkeitsmotiv und dessen Bedeutsamkeit bewirkt. Köln, 2016 Prof. Dr. Ellen Aschermann Vorwort „Was ist am schwersten auf Erden zu erreichen? Ein rechter Mensch zu sein nach allen Seiten: zur Höhe, zur Tiefe, zum Teil und zum Ganzen, zum Kleinen, zum Großen, zu sich und zum Andern, zum Leben, zum Sterben, zur Welt und zu Gott.“ (Fröhling, 1933) Carl Fröhling beschreibt auf der einen Seite unser Bedürfnis und Streben nach Gerechtig- keit, auf der anderen Seite stellt er ihre universale Umsetzung in Frage. Aus dem individuel- len Blickwinkel ist Gerechtigkeit subjektiv geprägt. Menschen unterscheiden sich in ihren Wahrnehmungs- und Interpretationsgewohnheiten des alltäglichen Lebens. Diese Erlebens- diskrepanz führt vor Augen, dass kein gemeinschaftliches Verständnis von Gerechtigkeit in der Gesellschaft existieren kann. Wo liegen die Ursprünge unseres Gerechtigkeitsempfindens? Welche Komponenten beeinflussen unser Erleben und Verhalten in gerechten versus unge- rechten Situationen? Diese wie auch weitere Denkanstöße möchte ich für den Leser in meiner Forschungsarbeit entschlüsseln. Ein erweiterter Blick auf das Gerechtigkeitmotivs bietet Ansatzpunkte, um die Subjektivität der Gerechtigkeit zu ergründen. Das Forschungsprojekt entstand während meiner Tätigkeit als Lektorin am Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie und wurde durch den Promotionsausschuss der Universität zu Köln im April 2016 angenommen. Im Mittelpunkt meines Interesses stand die Messbarkeit der Dimensionen des Gerechtigkeitsmotivs. Der von mir entwickelte Fragebogen zum subjek- tiven Gerechtigkeitsempfinden legt sowohl der Forschung ein breiteres Analysespektrum als auch der Diagnostik Implikationen basierend auf der Abbildung von Gerechtigkeitsmotivpro- filen offen. Die Bedeutsamkeit des Themas für alle Bereiche der Psychologie wurde mir im Verlauf der Arbeit immer bewusster. Es bereicherte meine Sichtweise auf die Welt und mein Verständnis für meine Mitmenschen. Ich möchte den Leser dazu anhalten, die theoretischen Konzepte zu reflektieren und die Anwendbarkeit dieser im alltäglichen Leben zu durchdenken. Bei Rück- fragen oder weiterem Interesse freue ich mich über eine Kontaktaufnahme. VIII Vorwort Ich möchte mich bei allen Wegbegleitern, die mir unterstützend zur Seite standen, bedan- ken. Frau Prof. Dr. Ellen Aschermann danke ich ganz herzlich für ihre Offenheit und engagierte Betreuung meiner Arbeit. Dank ihrer Flexibilität konnte ich meine Interessen frei entfalten und meinen eigenen Forschungsweg finden. Sie unterstützte mich stets während des Arbeits- prozesses und leitete mich durch wertvolle sowie konstruktive Anregungen auf den richtigen Weg. Unser gutes und harmonisches Arbeitsklima trug massgeblich zum Gelingen der Disser- tation bei. Frau Prof. Dr. Birgit Träuble gilt ebenso mein Dank für ihre freundliche Bereitschaft zur Übernahme der Zweitprüfung. Meinen Eltern Therese und Wolfgang Münscher möchte ich von Herzen für ihre endlose Geduld und ihr immerwährendes Verständnis danken. Ihr unentwegtes Engagement und ihre moralische Unterstützung gaben mir Rückhalt und motivierten mich, neue Ideen zu verfolgen sowie Hindernisse im Arbeitsprozess zu überwinden. Insbesondere ihr Vertrauen und ihr Glauben an meine Fähigkeiten bestärkten mich in meiner wissenschaftlichen Tätigkeit. Auf Grund der familiären Verbundenheit konnte ich mich unentwegt meiner Dissertation und den damit verbundenen Aufgaben stellen. Köln, 2016 Susan Münscher Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis XV Tabellenverzeichnis XVII 1 Einleitung 1 2 Theoretische Grundlagen des Gerechtigkeitsmotivs 7 2.1 Dimensionale Differenzierungen innerhalb des Gerechtigkeitsmotivs 9 2.1.1 Vertrauensüberzeugung 12 2.1.2 Kognitive Assimilation 13 2.1.3 Handlungsaktivierung 16 2.2 Veranschaulichung der drei Funktionen an zwei Fallbeispielen 17 2.2.1 Schulisches Fallbeispiel: Gerechte Situation 17 2.2.2 Schulisches Fallbeispiel: Ungerechte Situation 18 2.3 Abgrenzungen von konstruktnahen Konzepten der Gerechtigkeitspsychologie 20 2.3.1 Explizites Gerechtigkeitsmotiv 21 2.3.2 Implizites Gerechtigkeitsmotiv 22 2.3.3 Persönlicher Gerechte-Welt-Glauben 24 2.3.4 Allgemeiner Gerechte-Welt-Glauben 25 2.3.5 Glaube an eine immanente Gerechtigkeit 27 2.3.6 Glaube an eine ultimative Gerechtigkeit 28 2.4 Glaube an eine gerechte Welt: Motiv- oder Wissensthese? 30 X Inhaltsverzeichnis 2.5 Die Facetten der Ungerechtigkeitssensibilität 33 3 Diskurs um aktuelle Forschungsinstrumente 39 3.1 Empirisch fundierte Messinstrumente 40 3.2 Abgrenzung diskriminanter Skalen und Hinführung zum Fragebogen 46 4 Entwicklung des Fragebogens 51 4.1 Skalendefinition 52 4.2 Itemkonstruktion und Itemgenerierung 58 4.3 Aufbau des Fragebogens 64 4.4 Anwendung und Auswertung des Fragebogens 69 5 Testspezifische inhaltliche und statistische Analyse 71 5.1 Testgütekriterien 72 5.1.1 Grundlagen für die teststatistische Auswertung und Interpretation 74 5.1.2 Objektivität 78 5.1.3 Reliabilität 80 5.1.4 Validität 90 5.2 Formgebende Fragebogenmodifikationen 105 5.3 Abschließende Darstellung der statistischen Entwicklung 113 6 Transfer auf den schulischen Kontext - die pädagogische Sichtweise - 117

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