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Das Image der Nomaden: Im Alten Israel und in der Ikonographie seiner sesshaften Nachbarn PDF

416 Pages·1991·12.8 MB·German
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Orbis Biblicus et Orientalis 107 Thomas Staubli Das Image der Nomaden im Alten Israel und in der Ikonographie seiner sesshaften Nachbarn Universitätsverlag Freiburg Schweiz Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen Dieser leicht ergänzte Ausschnitt aus dem Grab des Haremhab (vgl. Abb. 30b) zeigt -gemäss einer Inschrift -„ewige Fremdlinge, die nicht wissen, wie sie leben können ... " an der ägypti schen Grenze. Ein Dolmetscher übersetzt ihre Bitte um Asyl dem Aussenminister Haremhab, der sie seinerseits dem Pharao Tutanchamun und seiner Gemalin Anchesenamun unterbreitet. Die Szene illustriert die ethnozentrische und vom König dominierte ägyptische Ideologie. Die nomadischen Fremdlinge erscheinen in diesem Weltbild, zu „neun Bogen" stilisiert, zusammen mit ihrem Gesinde am unteren Ende der Bedeutungs-und Zivilisationsskala. Analoge Szenen werden uns aus der anderen Perspektive im Alten Testament geschildert: im Rahmen der Erzvä tererzählungen (Gen 12,10; 26,1), der Josephsnovelle (Gen 42,lf) und in den Exilsmemoiren (Jer 43,6f). ril \~;~5 ~ &~':;~~f#~füf:\ Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Staubli, Thomas: Das lmage der Nomaden im Alten lsrael und in der lkonographie seiner sesshafte-n Nachbarn / Thomas Staubli. - Freiburg, Schweiz: Univ.-Verl.; Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1991 (Orbis biblicus et orientalis; 107) Zugl.: Freiburg, Schweiz, Univ., Diss. ISBN 3-525-5374O-g (Vandenhoeck und Ruprecht) Cb' ISBN 3-7278 -O7 69-5 (Univ'-Verl.) Cb. NE: GT Veröffentlicht mit Unterstützung der Schweizerischen Akademie der Geisteswissenschaften Die Druckvorlagen wurden vom Herausgeber als reprofertige Dokumente zur Verfügung gestellt O 1991 by Universitåitsverlag Freiburg Schweiz Vandenhoeck & Ruprecht Cött¡ngen Pau lusdruckerei Freiburg Schweiz ISBN 3-7278-0769-5 (Universitätsverlag) ISBN 3-525-53740-9 (Vandenhoeck & Ruprecht) Digitalisat erstellt durch Florian Lippke, Departement für Biblische Studien, Universität Freiburg Schweiz INHALTSVERZEICHNIS Verzeichnis der Textfiguren X Vorwort XI 1 EINLEITUNG 1 0. Vorbemerkung 2 1. Das Interesse der Bibelwissenschaft am Thema 3 1.1. Die Patriarchen 4 1.2. Die Landnahme 5 1.3. JHWH-Monotheismus 6 1.4. Eine andere Fragestellung 7 2. Zugänge der Nomadenforschung 8 2.1. Der archäologische Zugang 8 2.2. Der historische Zugang 10 2.3. Der ethnologische/ethnoarchäologische Zugang 11 2.4. Der soziologisch-anthropologische Zugang 14 2.5. Systemskepsis 16 3. Der Beitrag der Ikonographie 17 II NOMADEN IN DER BILDKUNST SESSHAFTER 19 1. Ägypten: Partner und Staubfresser 20 1.0. Zur Einleitung 20 1.1. Hunger und Asyl: Hungerleider am Unas-Aufweg 23 1.2. Hirten und Tribut: Die Bedja von Meir 26 1.3. Nomaden als Spezialisten: Asiaten in Beni Hasan 30 1.4. Die Schasunomaden in zeitgenössischer Ikonographie 35 1.4.0. Geographische, geschichtliche und soziologische Situierung 35 1.4.1. Schasu als potentielle Feinde 39 1.4.2. Schasu als Söldner 41 1.4.3. Schasu bitten um Asyl 44 1.4.4. Schasu und die Palästinakampagnen Sethos 1 47 1.4.5. Die Schasu unter Merenptah 58 1.4.6. Die Schasu unter Ramses II 61 1.4. 7. Die Schasu unter Ramses III 63 1.4.8. Ägyptisierende Darstellungen von Schasu, ausserhalb Ägyptens 64 VII 2. Mesopotamien: Der unzivilisierte Feind 67 2.0. Zur Einleitung 67 2.1. 10. Jh.a.: Der Weisse Obelisk 73 2.2. Salmanassar III (858-824a): Tribut in Elfenbein (Nimrod) und Kamele in Bronze (Balawat) 77 2.3. Tiglalpilesar III (745-727a): Die Araberreliefs von Nimrod 80 2.4. Salmanassar V (?) (726-722a): Brutalowandschmuck vom Til Barsip 85 2.5. Assurbanipal (668-627a): Der totale Krieg 86 2.6. Neubabylonisches Reich (625-538a): Das Nachleben der Reliefs 98 3. Syrien/Palästina: Der freie Nomadenfürst 100 3.0. Einleitung 100 3.1. Der Mann auf dem Esel 100 3.2. Der Mann auf dem Kamel 107 4. Palmyra und die arabisch-nomadischen Riten 116 4.0. Einleitung 116 4.1. Kamel und Kamelführer 118 4.2. Das transportable Zeltheiligtum 126 4.3. Der inspirierte Esel 132 4.4. Die verschleierten Frauen 133 4.5. Die vier Männer 135 4.6. Zusammenfassung 136 5. Fazit 139 III DIE NOMADISCHEN MILIEUS IM AT 141 1. Nomadische Zeichen und Strukturen 142 1.0. Übersicht 142 1.1. Der Mensch 142 1.1.1. Hirten 142 1.1.2. Nomaden 150 1.1.3. Namen und Orte nomadischer Stämme 158 1.2. Das Vieh 173 1.2.0. Allgemeinausdrücke für Vieh 173 I.2.l. Schafe 176 l.2.2. Ziegen 177 1.2.3. Esel/innen 179 l.2.4. Kamele 184 1.2.4.1. Kameldomestizierung, Kamelsattelentwicklung - Vom Nomadentum zum Beduinentum 184 1.2.4.2. Kamele und Kamelnomadentum im AT 199 l.2.5. Rinder 202 1.2.6. Die Viehzucht 203 1.3. Die Weide 205 VIII 1.4. Infrastruktur 207 1.4.1. Zelt und Hütte 207 1.4.2. Siedlungsformen 218 1.4.3. Religiöse Einrichtungen 222 1.4.3.1. DieLade 222 1.4.3.2. Das Zelt 229 1.4.3.3. Zelt und Lade 232 2. Das Image der Nomaden 236 2.1. Gen 12,9-20; 20,1-18; 26,1-13: Nomadennot 236 2.2. 1Sam25,21-44: Die polymorphe Gesellschaft in Juda um lOOOa 238 2.3. Ri 6-8: Gerste und Heuschrecke 244 2.4. Ps 132,6-8: Der entfremdete Nomadenkult 249 2.5. 2 Chr 14,8-14: Der minderwertige Feind 250 2.6. Das prophetische Nomadenideal' 252 2.7. Stadt-Nomaden -Wilde Tiere -Dämonen 259 3. Fazit 267 Literaturverzeichnis 269 Register 291 1. Bibelstellenregister 291 2. Register der hebräischen Begriffe 297 3. Stichwortregister 299 4. Autorlnnenregister (Auswahl) 307 BILD TEIL IX VERZEICHNIS DER TEXTFIGUREN Fig. 1: Die Palästinakampagnen Sethos' 1 am grossen Amuntempel in Karnak. (49) Fig. 2: Die Palästinakampagnen Merenptahs am grossen Amuntempel in Karnak. (59) Fig. 3: Die Anordnung der Araberkampf-Reliefs im Raum L des Nordpalastes zu Ninive. (91) Fig. 4: Rekonstruktion des südlichen Thalamos des Baaltempels von Palmyra (1. Jh.p). (117) Fig. 5: Beduinische und kryptoislamische Kamelpalladien: (129) A: <rJtfe. B: 'abu zhUr al markab'. C: maflmal (Gestell). D: maflmal (im vollen Ornat). Fig. 6: Die nomadischen Nachbarn Israels im 8.(7. Jh.a. (171) Fig. 7: Die nomadischen Nachbarn Israels im 6./5. Jh.a. (172) Fig. 8: Alte und neue Viehstatistiken im Vergleich: 1. Gn 32,15 ; 2. Ijob 1,3; 3. Schnitt von 1und2; 4. Palästina im Jahre 1930; 5. Nomaden Palästinas im Jahr 1931. (175) Fig. 9: Ziegen am Lebensbaum; Zeichnung auf Vorratskrug; Kuntillet Adschrud; um 800a. (177) Fig. 10: Dämon auf Ziegenbock; Elfenbeinschnitzerei; Megiddo; um 1200a. (178) Fig. 11: Die Entwicklung des Kamelnomadentums im Vorderen Orient. (190-197) A: 1. Stufe; Lokale Domestizierung B: 2. Stufe; Früher Karawanenhandel C: 3. Stufe; Protobeduinentum D: 4. Stufe; Frühbeduinentum Fig. 12: Bewohner aus Lachisch bei der Deportation; Ninive; Sanherib (704-681a). (202) Fig. 13: Vom Beduinenzelt zum Vierraumhaus; Genese nach FRTIZ/KEMPINSKI. (210) Fig. 14: Rekonstruktion des erzväterlichen Nomadenmilieus aufgrund des Beni-Hasan-Bildes (Abb. 15b) und des heutigen Beduinenzeltes. (211) Fig. 15: Zeltlager in der judäischen Wüste; Anfang des 20. Jh.p. (212) Fig. 16: Die Entwicklung des Hauses von Khirbet Hadla (1951-1970) (213) Fig. 17: Das Haus von Er-Rel)t (214) Fig. 18: Erntehütte mit dem Grabherrn; Malerei aus dem Grab des Menna (Theben-West Nr. 69); um 1400a. (215) Fig. 19: Kleinviehhürde und menschliche Siedlung; judäische Wüste; EZ 1. (222) Fig. 20: Rekonstruktion des midianitischen Zeltheiligtums von Timna (Mitte 12. Jh.a) (229) Fig. 21 A/B: Polymorphe Gesellschaft nach 1 Sam 25. (242fJ X VORWORT Am Usprung dieser Arbeit stand eine Sammlung mit altorientalischen Bildern von Othmar Keel zum Thema 'Nomaden' und ein kleiner Aufsatz seiner Frau Hildi Keel-Leu, in dem erstmals ein Teil dieser Bilder themenspezifisch publi ziert wurden. Im Rahmen einer Lizentiatsarbeit erweiterte und kommentierte ich die Bildersammlung. Schliesslich liess ich mich von Othmar Keel überzeugen, dass das Material eine Veröffentlichung lohne und eine eingehendere systemati sche Untersuchung verdiene. Im Sommer 1989 lag diese Arbeit der Theologi schen Fakultät der Universität Fribourg als Doktoratsthese vor und wurde von ihr akzeptiert. Aus drei Gründen zog sich die Drucklegung hin: Zum einen nahm sich Ernst Axel Knauf (Heidelberg) die Mühe einer eingehenden Lektüre des Manuskripts, was sich in vielen bereichernden Bemerkungen und Hinweisen niederschlug, die nach Möglichkeit für den Endtext berücksichtigt wurden. Zum andern nahm die vor - allem wegen dem Bildteil - technisch komplizierte Redaktions- und Editionsarbeit mehr Zeit in Anspruch als erwartet. Zum dritten behinderte meine zeitintensive Tätigkeit in der bibelpastoralen Erwachsenenbildung ein zügiges Fertigstellen der Druckvorlagen. Im Übrigen ist es aber diese Arbeit mit Frauen und Männern an der Basis, die mich von Anfang an zu einer solchen Schreib tischarbeit motivierte und die Tätigkeit erdete, wo sie zum Selbstzweck zu ver kommen drohte. In diesen Kreisen wird mir in besonderem Masse bewusst, dass niemand aus sich selber schöpft, sondern wir alle auf ein gegenseitiges Nehmen und Geben angewiesen sind. Dies gilt auch für die vorliegende Arbeit, an der direkt oder indirekt viele Personen mitgewirkt haben. Besonders ohne die freundschaftli chen Anregungen und väterlichen Unterstützungen von Othmar Keel wäre diese Arbeit unvorstellbar. Er hat sie von Anfang an begleitet, begutachtet und schliesslich auch in die Reihe „Orbis Biblicus et Orientalis" aufgenommen. Hildi Keel-Leu hat nicht nur einige neue Zeichnungen beigesteuert, sondern mir auch immer wieder in selbstverständlicher Weise Unterkunft im eigenen Haus gewährt. Dominique Barthelemy, der zweite Gutachter, Adrian Schenker, Georg Schelbert, Max Küchler, Andrea Jäkle und besonders Christoph Uehlin ger sind mir mit Hinweisen und Korrekturen, mit Rat und Tat oder einfach als Inspiratorlnnen hilfreich zur Seite gestanden. Ernst Axel Knauf (Heidelberg) setzte sich wie bereits erwähnt in sehr zuvorkommender Weise mit dem Manu skript auseinander, wobei er mit seinen Wissensschätzen nicht knauserte und mit seinen Ansichten nicht hinter dem Berg hielt. G. Rühlmann (Halle-Witten berg) zeichnete einen Skarabäus, und Andreas Rothacher (Zürich) fertigte eine Rekonstruktionszeichnung an. Marius Fasel (Fribourg) stellte die fotomechani schen Vorlagen des Bildteils her. Mein Bruder Gallus half bei der Fertigstellung einiger Textfiguren. XI Nicht wegzudenken wären die vielen schönen Stunden, die ich in den ver gangenen Jahren in lustvollem Austausch mit Afra Fraefel (Bern), Michael und Marie-Theres Döhrbeck (Biel), Dominik Perler (Fribourg), Hans G. Strauch (München), Johannes P. Floß (Aachen), Pierre Casetti (Bern), Werner Egli (St. Gallen), meiner Schwester Claudia und vielen anderen verbringen durfte und in denen Zeit und Erleben eins waren. Allen Genannten danke ich von ganzem Herzen. Meine Eltern schliesslich haben mir dieses Studium finanziell und mit grossem Vertrauen ermöglicht. Ihnen ist das Buch gewidmet. Es ist nicht lange her, dass in Zentraleuropa rund eine Million Menschen mit 'nomadisierender' Lebensweise in einem bis heute fast totgeschwiegenen Holo caust umgebracht wurden (BERNADAC C., L'holocauste oublie. Le massacre des tsiganes). Noch heute werden vielerorts Nomadenkinder im Namen des Fortschritts zwangsweise zur Sesshaftigkeit umerzogen (SACHS S., Aus No madenkindern werden Schüler). Während ich diese Zeilen schreibe, werden am persischen Golf Städte, Ölfelder, Länder und Meere zerstört und Menschen psychisch und physisch vernichtet mit einem unvorstellbaren Einsatz nie gese hener Waffen und einem propagandistischen Aufwand, den sich nicht einmal Ramses II (vgl. II 1.4.6.) oder Assurbanipal (vgl. II 2.5.) hätten träumen las sen. Zehntausende von Menschen werden im Irak zum Nomadisieren überge hen müssen, wie zuvor schon die verfolgten kurdischen Bergstämme, oder vollständig entwurzelt werden, wie die asiatischen Gastarbeiter jener Region. 'Dimorphie oscillation' und 'parasocial leaders' (M. ROWTON) sind zu abstrakte Begriffe für das, was sich hier ereignet. Blut und Tränen werden im Sinne der Sieger weggezaubert. Soll dieses Buch deshalb nicht zum zynischen Spielzeug orientalistischer Wissenschaftlerei mit den Knochen der Opfer von gestern für gelangweilte westliche Akademiker von heute werden, so bleibt - wider alle Vernunft - zu hoffen, dass es dazu beiträgt, das einseitige Image von Rand gruppen unserer Zivilisation selbstkritisch zu überdenken und überwinden zu helfen. Fribourg, im Februar 1991 Thomas Staubli XII 1 EINLEITUNG

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