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Das Hunnenreich PDF

310 Pages·1991·11.92 MB·German
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ISTVÁN BÓNA DAS HUNNEN REICH CORVINA INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 7 Die Eigentümlichkeiten der Bestattung und der Der Sturm des Jahres 376 9 Tracht zur Hunnenzeit 150 Bekanntschaft mit Rom 18 Schleier und Fibeln. Über die alanisclie und ger Die Hunnen. Glaube und Irrglaube vom Altertum manische Frauentracht zur Hunnenzeit 153 bis zur Gegenwart 25 Bogen und Pfeil der Hunnen 167 Die „nomadische Armut". Über den wirtschaftli Waffen des Nahkampfes 175 chen Hintergrund der hunnischen Lebensweise 36 Sattel und Pferdegeschirr der Hunnen 177 Die Großmacht - die Zeit von Ruga und Bleda... 46 Drei Totenopfer in Ungarn 180 Attila gelangt an die Macht 61 Bestattung der niedrigeren Würdenträger des Attila 73 Hunnenreiches 186 Der in Wolken gehüllte Berggipfel 81 Der Fund von Nagyszéksós 187 Eine sonderbare Bilanz: Unterdrücker und Unter Totenopfer und Fürstengräber 189 drückte - Römer und Barbaren - Götter und Die Zikaden 196 Heilige 100 Siedlungsgeschichte des Karpatenbeckens zur Eudoxius 100 Hunnenzeit 198 Der Kaufmann von Viminacium 104 Das Siedlungsgebiet der Hunnen 200 Onegesius/Hunigis 106 Attilas Bestattung 203 Orestes 110 Das Ende 207 Die beiden fränkischen Herzöge. 117 Die Söhne Attilas 208 Attilas persönlicher Charme 132 Zeittafel 210 Legende und Wirklichkeit 132 Ereignisse 212 Was uns von den Hunnen erhalten blieb. Die Er Verzeichnis der Abkürzungen 213 gebnisse der Archäologie 134 Literatur 216 Die hunnischen Kupferkessel 140 Erläuterungen zu den Abbildungen 234 Die Diademe der vornehmen hunnischen Frauen 147 Erläuterungen zu den Tafeln 267 5 Vorwort Das vorliegende Buch ist das Ergebnis meiner Priscus von Panium, der sich bei den Hunnen mehr als drei Jahrzehnte dauernden Forschun aufgehalten, Attila und seine Würdenträger, gen. Mein erster Versuch, die archäologischen aber auch die hunnischen Krieger persönlich Denkmäler der Hunnen zu behandeln, ist mehr gekannt hatte. Ich kehrte also jenem geltenden als fünfunddreißig Jahre alt. Aber auch der vor Hunnenbild den Rücken, mit dem sich Ammia liegende Text und die Ergebnisse haben sich im nus Marcellinus hervorgetan hatte - allerdings Laufe von zwanzig Jahren allmählich geformt. in seinem behaglichen Haus in Rom, wo er zu Eingehender befasse ich mich mit der Geschichte seinem Glück niemals Hunnen zu Gesicht be der Hunnen seit etwa einem Vierteljahrhundert. kommen hatte. Der zweite wesentliche methodi Einiges ist auch bereits im Druck erschienen, sche Unterschied liegt im Beruf des Verfassers doch ist dies alles mit dieser ausführlicheren und begründet, der als praktizierender Archäologe revidierten Darstellung nicht zu vergleichen. nicht gezwungen war, die Zeugnisse der archäo Mein Ziel war, die die Hunnen betreffenden logischen Funde außer acht zu lassen, welche schriftlichen und archäologischen Quellen mit selbst die ausgezeichnetsten Historiker für un einander in Einklang zu bringen und zu verbin überschaubar oder aber geradezu für wider den, soweit dies überhaupt möglich ist. In die sprüchlich gehalten haben. Und ich war auch sem Werk wird kein Geschehnis erwähnt, das im nicht gezwungen, archäologische Theorien und Gegensatz zur Zeugenaussage der Bodenfunde Ergebnisse kritiklos zu übernehmen, weil ich die stünde. Aber auch umgekehrt wird kein archäo wichtigsten Funde und die einschlägige Fachlite logischer Fund erörtert, der sich nicht in das sich ratur selbst kenne. allmählich entfaltende, wirklichkeitsnähere hi Die Archäologie der Hunnen war bisher über storische Bild einfügen ließe. Ich habe den so wiegend Teil der europäischen Archäologie, en typischen Vermutungen und Hypothesen der dete im Osten an der Wolga und im nördlichen bisherigen Hunnenforschung radikal ein Ende Vorgelände des Kaukasus. In diesem Buch ver bereitet und schreibe über nichts, das nicht durch suche ich, die Archäologie der Hunnen dank zeitgenössische Schriftquellen nachgewiesen oder einiger neuer oder gerade sehr alter, in beiden durch die archäologische Hinterlassenschaft be Fällen jedoch zumeist an mehr oder weniger legt wäre. Das Buch enthält daher keine neuen unzugänglichen Stellen publizierter Funde bis oder gar allerneuesten Hypothesen über die Hun nach Asien zurückzuverfolgen. Die Arbeit wei nen, sondern stellt den Versuch dar, die uns der tet daher die Grenzen der Archäologie der Hun zeit bekannten Fakten zusammenzufassen. nenzeit bis zum Ob und zum Tien-schan-Gebir- Zwischen der für uns unverzichtbaren frühe ge aus. Diese Ausweitung bereitete auch dem ren Forschungstätigkeit und meiner eigenen Verfasser einige Überraschungen, es stellte sich Auffassung bzw. Methode versuchte ich zwei nämlich heraus, daß fast alle wesentlichen Ele Unterschiede nachdrücklich zu betonen. Bei der mente der materiellen und geistigen Kultur der Skizzierung des historischen Bildes über die Hunnen schon vor ihrem Eintreffen in Europa Hunnen stützte ich mich durchweg auf jenen ausgebildet waren. 7 Dieses Buch ist für all jene bestimmt, die sich de manchmal von einer Quellenangabe abgese für die Geschichte und das Leben der Hunnen hen; doch handelt es sich dabei um Einzelfälle, interessieren. Ich war daher bestrebt, die histori die für den Leser bedeutungslos sind. Außerdem sche, besonders aber die archäologische Fach gibt es heule vielleicht nur noch einige hundert sprache nach Möglichkeit zu meiden. Nach lan Forscher, die bezüglich der Hunnen mit Origi gen Überlegungen wei auch zahlreichen Kämp nalquellen arbeiten, und sie wissen genau, woher fen mit dem in mir wohnenden Fachmann erach diese oder jene Textstelle stammt. tete ich es für richtiger, den Haupttext nicht mit Ich bin mir dessen bewußt, daß das im folgen Anmerkungen und Hinweisen auf Fachliteratur den gezeichnete Bild der Hunnen und der durch und Quellenangaben zu belasten. Der Interes sie hervorgerufenen Ereignisse für jene teils vor sierte findet die Museumsnachweise und Fachli teilhafter, teils unvorteilhafter ist als das bisheri teratur über die archäologischen Funde in den ge. Es ist wahrscheinlich ungewohnt, daß sich Bild- und Tafellegenden. Bei diesen den Histori die Mosaiksteine der verschiedensten Quellen kern schwer zugänglichen Einzelheiten trachtete nach jahrzehntelangen Überlegungen anders zu ich nach Vollständigkeit und enthielt mich auch sammenfügen als bisher. Besonders sei an die nicht der Kritik. Bezüglich aller übrigen Fragen Beurteilung des Verhältnisses von Bleda und und Daten bietet die Bibliographie ausführliche, Attila gedacht. Manche Angaben ließen sich erst fallweise vielleicht auch zu eingehende Angaben, jetzt zu einem Bild zusammensetzen oder sind hal doch der Verfasser nicht mit der Meinung gerade dabei, ein solches zu ergeben; die For und den Ergebnissen anderer, sondern mit den schung, vor allem die archäologische, wird näm Primärquellen gearbeitet. lich nie abgeschlossen sein. Wo längere Texte antiker Autoren zitiert wer Bei den archäologischen Fundorten werden den, wird immer angegeben, woher sie stammen. an erster Stelle immer jene Namen genannt, un Ich glaube aber nicht, daß es den Leser stört ter denen sie Eingang in die wissenschaftliche oder daß die Glaubwürdigkeit des Textes leidet, Fachliteratur gefunden haben, an zweiter Stelle wenn in Klammern oder in einer Anmerkung jeweils die möglichst neuesten, offiziellen Orts der Hinweis, wie Buch V, Kapitel 4, oder Buch namen. IV, Kapitel 5, fehlt. Bei den von Chronisten oder Intercisa - Dunaújváros Kirchenvätern stammenden kurzen Zitaten wur März 1991 8 Der Sturm des Jahres 376 ut turbo montibus celsis gleich dem Wirbelwind aus den hohen Bergen (Ammianus Marcellinus 31, 3, 8) Das Erscheinen der da hinjagenden hunnischen Mitte der Donau, die ihre Länder voneinander Reiter in Europa wird nicht durch heutige Vor trennte, auf einem Schiff zu verhandeln. stellungen mit dem von den hohen Bergen her Athanarich zog mit dem Heer der Wisigoten abbrausenden, immer ärger und immer rascher eilig an die Ostgrenze seines Landes, an das steile werdenden Wirbelsturm verglichen, der Ver Ufer des Dnjestr (Danaister/Danastius), vor und gleich stammt von einem zeitgenössischen Rö bezog dort Abwehrstellung. Das Lager wurde mer. mit Wagen und Graben gründlich befestigt. Atha Gegen Ende des Sommers 376 n. Chr. begann narich glaubte sich in Sicherheit, war er doch sich die Nachricht zu verbreiten, in den weiten nicht allein durch den Fluß geschützt, sondern Ebenen zwischen den Karpaten und der Wolga auch durch eine starke Vorhut, die er gute 30 hätten sich fürchterliche Ereignisse zugetragen. Kilometer vor dem Fluß aufgestellt halte. Er Ein vorher höchstens dem Ruf nach bekannter erwartete also wohl vorbereitet den unbekann Feind hätte starke Völker unterjocht und das ten Feind und befürchtete keine Überraschung. Ostgotische Reich Ermanarichs gestürzt. Ruf So vergingen einige Tage, bis in einem dunsti und Name des Feindes waren ihm selbst kaum gen Morgengrauen Pfeile, einem Hagel gleich, zuvorgekommen ... das Lager überschütteten. In der Ferne - für die Athanarich, der König der seit der Eroberung Goten außer Schußweite - kreisten, auf sonder Daziens (nach der Mitte der 270er Jahre) sich baren kleinen Pferden sitzend, disziplinierte Rei auf dem Gebiet des heutigen Rumänien nieder tertruppen und schossen auf ein Kommando gelassenen „Waldgoten" (terwingisch-Terwin- wort in einer den Goten unbekannten Sprache ger) oder „weisen, tapferen" (Wesu-Wisi-) Go gleichzeitig ihre Pfeile auf die sich erschrocken ten, beschloß sich zu verteidigen. Er faßte diesen aufrichtenden Goten los. Bei Sonnentaufgang Beschluß trotz der Kenntnis von der Nieder gab es nur noch Tote im Lager. Die Überle lage seiner „Flachland-" (greuthungischen- benden waren ausgebrochen und hatten sich zer Greuthungen), „ruhmreichen, glänzenden", streut. Der überwiegende Teil floh nach Süden, aber zugleich „Ost-" (austro-ostro-) gotischen Athanarich und sein demoralisiertes Gefolge Brüder und ihres großmächtigen Königs Erma nach Westen, in Richtung Karpaten. narich. Athanarich war offenbar davon über Was sich am Ulfer des Dnjestr zugetragen hat zeugt, er und sein Volk wären aus härterem Holz te, wiederholte sich beim ersten Zusammentref als ihre östlichen Brüder geschnitzt. Es waren fen der Streitkräfte des Ostens und Westens noch keine sieben Jahre verstrichen, seitdem die noch vielfach Die Hunnen hatten sich mit der unter Athanarichs Führung stehenden Goten gotischen Vorhut gar nicht abgegeben, sondern dem Heer der östlichen Hälfte des Römischen diese vorsichtig und unbemerkt umgangen. In Reiches und dessen Kaiser selbst Jahre hindurch einer mondhellen Nacht setzten sie über der. erfolgreich Widerstand geleistet hatten. Athana Fluß, von dem ihre sich schwerfällig bewegen rich demütigte im Jahr 369 Kaiser Valens per den Gegner meinten, er könne nur unter größten sönlich, indem er diesen zwang, mit ihm in der Schwierigkeiten überquert werden. 9 Athanarichs Lager hingegen nicht erkundet hat ten. Das Lager der Goten hat sich offenbar in der Nähe einer großen Waldung befunden; nur so war es Athanarich und seinem Heer möglich, der völligen Vernichtung zu entgehen. Die in den Wald flüchtenden Goten konnten, all ihre Habe zurücklassend, ihr Leben retten, genauso wie auch Béla IV. sein Entkommen aus der Schlacht am Sajó-Fluß dem Umstand verdankte, daß es seinem Gefolge gelungen war, sich bis zu den Wäldern durchzuschlagen. Der Krieg der Goten und Athanarichs war jedoch noch keineswegs beendet. Der diesmal ungenügend informierte römische Zeitgenosse meinte, die Hunnen hätten die Goten, „unter der Last der Beute fast zusammenbrechend", laufen lassen; er kannte die orientalische Kriegspraxis noch nicht: den besiegten Feind bis zur totalen Zerrüttung und Erschöpfung verfolgen. Der wahrheitsgetreuere Verlauf der Ereignisse ist vermutlich in der Kirchengeschichte des Soso menos aus dem 5. Jahrhundert überliefert: „Die 1. Von den Hunnen blieb uns keine zeitgenössische Darstel Hunnen griffen die Goten bei der ersten Gele lung erhalten. Eine gute Vorstellung von dem noma genheit nur ein wenig an, schlugen sie aber spä dischen Bogenschützen mit spitzer Mütze, auf einem klei nen Pferd mit großem Kopf sitzend, vermittelt uns ein in ter in einer Schlacht mit großen Kräften und nerasiatischer Bronzeguß eroberten ihr ganzes Land." Zosimos, der ihre Neue Geschichte bis 410 verfaßte, war dahinge Am frühen Morgen des 11. April 1241 wurde hend informiert, daß die Hunnen noch mehr das ungarische Heer am westlichen Ufer des mals Blutbäder veranstalteten, die ihr Pfeilregen Hochwasser führenden Sajó-Flusses in seinem sowie ihre blitzschnellen Reiterangriffe verur Lager von den mongolischen Reitern des Batu sachten, wodurch die verzweifelten „Skythen Khan und seines Bruders Schiban sowie des (Goten), die am Ufer der Ister wohnten", ge welterobernden Feldherrn Sübe'etej fast auf die zwungen wurden, ihre Heimat zu verlassen. gleiche Art und Weise überrascht. Die Urväter Während also Athanarich und sein militäri der schwerbewaffneten Krieger des ungarischen sches Gefolge in den Bergen und Wäldern Sie Königs Béla IV. waren jedoch zu noch größeren benbürgens herumirrten, „verheerten" die Hun Leistungen fähig. In der Nacht vom 4. zum nen die von Alavivus und Fritigern geführten 5. Juli 907 überquerten sie in der Nähe der Burg Wisigoten, die sie dann „besiegten und vertrie von Braslav (Brazalauspurc-Preßburg-Bratisla ben". Die demoralisierten, geschlagenen Trup va) zu Pferde die Donau, um dem im Lager pen flüchteten an das Ufer der unteren Donau ruhenden, von Herzog Luitpold und Erzbischof und boten dem Reich im Falle der Erlaubnis Thietmar geführten bayerischen Heer den ewi zur Überfahrt über den Strom ihren militäri gen Schlaf zu bringen. Acht Jahre davor, am schen Dienst an. Noch nie im Laufe ihrer Ge 24. September 899, hatten sie die bestürzten lom schichte waren sie kleiner und demütiger; wenn bardischen Soldaten Berengars I. überrascht, dies nicht so gewesen wäre, hätte ihnen selbst die indem sie am hellichten Tage die Brenta gegen kurzsichtige oströmische Regierung keine Zu die Strömung kommend durchschwammen. flucht gewährt. Sie hatte Mitleid mit ihnen und Betrachten wir die Schlacht am Dnjestr auf bewilligte ihnen die Überfahrt pro misericordia, grund ähnlicher Erfahrungen der orientalischen d. h. aus Mitleid. Kampfweise, scheinen die Hunnen einen ernsten An wie Lämmer zitternden, einstigen Löwen taktischen Fehler begangen zu haben, indem sie herrschte zu jener Zeit auch sonst kein Mangel, nur die gotische Vorhut ausgekundschaftet, es war offensichtlich, daß sie alle sehr verängstigt 10

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Zunächst wird der Leser mit der spannenden Geschichte der Hunnen und mit ihren Hauptakteuren, von ihrem Erscheinen in Europa bis zu ihrem endgültigen Niedergang, bekanntgemacht. Der Autor bricht mit tradierten Vorstellungen und strebt eine wirklichkeitsgetreuere Darstellung Attilas und seiner kurz
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