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Das holländische Kolonialreich in Brasilien: Ein Kapitel aus der Kolonialgeschichte des 17. Jahrhunderts PDF

372 Pages·1921·24.377 MB·German
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Das holländische Kolonialreich in Brasilien Das holländische Kolonialreich in Brasilien Ein Kapitel aus der Kolonialgeschichte des 17. Jahrhunderb von Hermann Wätjen Mit einer Karte Haag Gotha Martinus Nijhoff F. A. Perthes A.-G. 192 1 ISBN 978-94-011-8251-5 ISBN 978-94-011-8930-9 (eBook) DOI 10.1007/978-94-011-8930-9 Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 1921 Meiner lieben Frau u n cl t r e u e n K am e r a cl i n Vorwort Die folgenden Blätter enthalten das Resultat langjähriger und durch die Ungunst der Verhältnisse wiederholt unterbrochener Studien über die Beziehungen Hollands zu Brasilien im 17. Jahrhundert. Als ich 1903/04 mit der Durchforschung des Levantearchivs im Haag be schäftigt war, - Untersuchungen, aus denen meine Habilitationsschrift "Die Niederländer im Mittelmeergebiet zur Zeit ihrer höchsten Macht stellung" (Berlin 1909) hervorging -, wurde mir Gelegenheit geboten, Einblick in den handschriftlichen Nachlaß der ersten h 0 11 ä n dis c h - westindischen Kompagnie, der sog. "alten Kompagnie" (1621-1674) zu tun. Dr. Albert Telting, der im Jahre 1907 ver storbene treue Freund des hansischen Geschichtsvereins und durch seine rechtshistorischen Forschungen wohlbekannte holländische Ge lehrte, ordnete damals diese Papiere und lenkte meine Aufmerksamkeit auf ihre wertvollsten Stücke, auf die von und nach Brasilien gesandten Briefe. Andere Arbeiten, vor allem aber die Aufna!J.me der Lehrtätig keit an der Heidelberger Universität hinderten mich lange Zeit, der Anregung Teltings, meine Kräfte an den Brasilakten zu versuchen, Folge zu leisten. Auch machte ich mir darüber keine Illusionen, daß zum Studium dieser Dokumente eine viel gründlichere Kenntnis der Kolonial- und Wirtschaftsgeschichte gehörte, als ich sie damals besaß. Nachdem aber diese Lücke durch intensive Beschäftigung mit kolonial und handelsgeschichtlichen Problemen ausgefüllt, nachdem mir der Stoff selbst vertrauter geworden war, benutzte ich die Osterferien 1910 dazu, mich im Haager Reichsarchiv langsam in die Brasilpapiere einzuarbeiten. Aus der Lektüre der einschlägigen Literatur hatte ich den Ein druck gewonnen, daß die äußere Geschichte der holländischen Koloni sation in Brasilien schon so gut wie erschöpfend festgelegt war, und daß es daher eine wenig loh~ende Aufgabe sein würde, hier noch tiefer zu graben. Die Akten haben mich eines Besseren belehrt. Ich fand in ihnen eine Fülle von Angaben über politische und militärische Vor- VI Vorwort gänge, die nur oberflächlich oder gar nicht bekannt waren, und wurde dadurch instand gesetzt, neue Linien in das alte Bild einzuzeichnen, viele Züge zu vertiefen und Licht und Scbatten gerechter zu verteilen. Sodann gaben mir die Dokumente Einblick ·in die Organisation, Verwaltung und finanzielle Lage des von den Holländern be setzten Gebietes und ließen mich das gesellschaftliche und kirchliche Leben sowie das Verhältnis von Europäern zu Indianern und Negern viel deutlicher erkennen, als es bisher möglich gewesen war. Doch die wertvollsten Aufklärungen erhielt ich über die öko n 0 m i s c h e E n t w i c k lu n g der Kolonie, über ihre Produktion, über Handel, Schiffahrt, Import und Export, Dinge, die frühere Bearbeiter des Stoffes nur flüchtig gestreift oder als zu schwierig einfach beiseite gelassen hatten. Aus den Funden ergab sich der für die Gruppierung des Materials und die Anlage der Arbeit einzuschlagende Weg von selbst. Als ich im Frühjahr 1910 mit dem Aktenstudium begann, konnte ich nicht voraussehen, daß bis zur Völlendung des Werkes ein Jahr zehnt verstreichen würde. Die Bearbeitung der im Haag bewahrten Brasildokumente hat allein fast volle vier Jahre in Anspruch genommen. Von August 1910 bis zum Beginn des Sommersemesters 1911 bin ich von der Universität Heidelberg nach Holland beurlaubt worden, um mich dort ausschließlich den Handschriften zu widmen. Meine Hoff nung, in dieser Zeit wenigstens die Aktenmassen des Kompagniearchivs bewältigen zu können, ging nicht in Erfüllung. Ich gelangte nur bis zum Jahre 1642, und Berge von Briefen harrten noch der Erledigung. Da ich meinen Urlaub aus beruflichen Gründen nicht verlängern lassen wollte, wandte ich mich an Dr. Th. va n R i e m s d i j k, den damaligen Leiter des Haager Reichsarchivs mit der Frage, ob eine Sendung der mit' noch fehlenden Stücke nach Heidelberg möglich sei. Riemsdijk be mühte sich in meinem Interesse sofort beim holländischen Ministerium des Innern und erwirkte mir die Erlaubnis, die betreffenden Archivalien in der Heidelberger Universitätsbibliothek einsehen zu dürfen. Von Ende Juli 1911 bis zum Januar 1914 hat ein Faszikel nach dem anderen die Reise vom Haag nach Süddeutschland angetreten. Das generöse Entgegenkommen der holländischen Behörden setzte mich in die Lage meine Studien nach allen Seiten hin auszudehnen und schließlich des riesenhaften Materials Herr zu werden. Je tiefer ich aber in den Stoff eindrang, desto größer wurde mein 'Vmlsch, nach Brasilien zu fahren und dort an Ort und Stelle weitere Nachforschungen zu machen. Ich wollte die Stätten besuchen, die einst Vorwort VII unter holländischer Herrschaft gestanden hatten, ich wollte Land und Leute kennen lernen und zugleich Einblicke in die in Deutschland nur zum Bruchteil vorhandene brasilianische Literatur gewinnen. Dabei hoffte ich in den Archiven Brasiliens auch handschriftliches Material zu finden. Zum zweiten Male bat ich die philosophische Fakultät in Heidel berg um Urlaub und schiffte mich Anfang Juni 1914 in Hamburg ein. Mein erstes Reiseziel war Rio d e Ja n e i r o. Fünf Wochen lang habe ich dort die Bestände des Nationalarchivs und der Nationalbibliothek durchstöbert. Wenn auch die Hoffnung, mir noch unbekannte Akten stücke zu entdecken, völlig fehlschlug, - fast nichts ist an Original briefen aus der holländischen Periode in brasilianischen Handschriften sammlungen erhalten geblieben -, so warf doch die Arbeit in der Bibliotheca Nacional reiche Erträge ab. Mit Erstaunen sah ich beim Durchblättern der von den zahlreichen historischen Instituten des Landes herausgegebenen Zeitschriften, welches Interesse brasilianische Historiker der holländischen Invasion im 17. Jahrhundert entgegengebracht haben und ihr heute in verstärktem Maße entgegenbringen, wieviele der im Haager Reichsarchiv vorhandenen Brasildokumente ins Portugiesische übersetzt und in brasilianischen Fachblättel'n publiziert sind. Nach kurzeIIJ Aufenthalt in Bahia und Pernambuco, der wissen schaftlich gar nichts ergab und mehr der Besichtigung von Stadt und Umgebung galt, trat ich, da mir das Tropenklima nicht zusagte, auf einem Dampfer der Royal Mail Linie die Heimreise an, ahnungslos, was für ein Unwetter sich am politischen Himmel Europas zusammenzog. Der Ausbruch des Weltkrieges vereitelte meinen Plan, dem Lissaboner At"chiv einen mehrtägigen Besuch abzustatten. Da es mir unmöglich gemacht wurde, in Vi go den englischen Dampfer zu verlassen" geriet ich bei der Landung in Liverpool in Kriegsgefangenschaft. Vier Tage wurde ich mit anderen Deutschen, die das gleiche Schicksal getroffen hatte, in dieser Stadt interniert, bekam dann aber die Vergünstigung, "auf Parole" nach London zu gehen. Infolge meiner Stellung als Land wehroffizier ward ein Gesuch um Freilassung abgewiesen. Auch Be mühungen von Freunden, mich gegen einen in Deutschland internierten Engländer 1915 auszutauschen, führten zu keinem Resultate. Es war unter diesen Umständen ein Glück zu nennen, daß die groß zügige Leitung des b r i t i s c he n Mus e ums mir, dem "alien enemy", die Benutzung ihres berühmten Lesesaals gestattete, nachdem ein engliseher Freund Bürgschaft für mich geleistet hatte. Fast zwei Monate VIII Vorwort (27. August bis 21. Oktober 1914) konnte ich dort in aller Ruhe meinen Studien nachgehen, bis die wüste Hetze der Londoner Jingopresse das Signal zur Verhaltung großer Mengen von nichtnaturalisierten Deutschen gab und auch mich dazu verurteilte, sieben Wochen lang das geist tötende Leben des Konzentrationslagers mit aU seinen Widrigkeiten kennen zu lernen. Es ist hier nicht der Ort, die Leiden der ersten Internierung in der berüchtigten Olympia und ,auf den sog. "Sklavenschiffen" in der Themsemündung zu schildern. Da zwei angesehene Engländer für mich gutsagten, wurde ich am 8. Dezember 1914 aus der "Schutzhaft" ent lassen und durfte die unterbrochene Arbeit in der Bibliothek des britischen Museums wieder aufnehmen. Bis zum Mai 1915 brachte ich dort die Vorstudien für mein. Brasilwerk zu Ende. Noch eine Schwierigkeit war zu überwindeu, ehe ich mit der Niederschrift bpginnen konnte. Fast alle meine Exzerpte aus holländischen Archiven befanden sich seit Kriegsausbruch in der Heidelberger U niversitätsbihliothek. Natürlich wäre die Sendung der etwa 6000 Zettel, von denen keine Abschriften bestanden, selbst über ein neutrales Land, viel zu riskant gewesen. Ein Verlust der Notizen hätte ja meine vierjährige Sammel arbeit einfach zunichte gemacht! Da entschloß sich meine Fra u aus eigener Initiative, von dem gesamten Material Kopien. mit der Schreib maschine anfertigen zu lassen. Unterstützt von ihrer Freundin, Fräu lein Dr. Marie deM e e s t er, jetzt Lehrerin in Tilburg, kollationierte sie Zettel für Zettel und schickte mir durch die liebenswürdige Ver mittlung von Professor Fru in, des gegenwärtigen holländischen Reichs archivars, die durchgesehenen Abschriften nach London. So bot mir die tatkräftige Hilfe meiner Frau, der ich das Buch in herzlicher Dankbar keit widme, die Möglichkeit, die langen Monate der Kriegsgefangenschaft nutzbringend zu verwenden. Aber kaum hatte ich die Feder zum Schreiben angesetzt, da erfolgte am 21. Juli 1915 im Anschluß an die Lusitaniaaffäre meine zweite Internierung. Wenn auch die Lebens bedingungen im Lager zu Wakefield (Yorkshire) erheblich besser waren als die in uen früheren Camps, so machten die Enge des Raumes, die starke Belegung der Hütten und der beständige Lät'm wissenschaftliches Arbeiten unmöglich. Schweren Herzens mußte ich fiir anderthalb Jahre den Brasilstudien Valet sagen. Im Januar 1917 gelang es mir dann, eine der wenigen im Lager vorhandenen Einzelhütten zu erwerben, und als vielbeneideter "Hüttenbesitzer" konnte ich endlich daran d<'llken, die stillgelegte Arbeit wieder in Angriff zu nehmen. Die Herbei- Vorwort IX schaffung der in London zurückgebliebenen Zettelkästen machte keine Schwierigkeiten, mit dem allernotwendigsten Büchermaterial versorgte mich Professor A. J. Grant von der benachbarten Universität Leeds, und so wurden im Gefangenenlager unter wenig erquicklichen Verhält nissen und in nicht gerade erheiternder Umgebung die ersten Abschnitte des Buches zu Papier gebracht. Wie belebend diese Tätigkeit auf mein seelisches und körperliches Befinden gewirkt, wie sie dem zweck losen Dasein im Camp Inhalt gegeben und mir die Kraft verliehen hat, so vieler Depressionen Herr zu werden, wird mir jeder nachfühlen können, der das grausam harte Los jahrelanger Kriegsgefangenschaft am eigenen Leibe edahren mußte. Ende Februar 1918 führte der Austausch nach Holland zu einer neuen Unterbrechung meiner Brasilstudien. Kein beschriebenes Blatt Papier dudte von uns Austauschgefangenen mitgenommen werden. Ich übergab daher Manuskript und Zettel meinem englischen Anwalt, Mr. Thomas Charles in London, der mir während der ganzen Gefangenschaft als treuer Freund mit Rat und Tat zur Seite gestanden hatte, und bei dem ich das Material in sicherster Hnt wußte. Bis Anfang November 1919 hat die Brasilarbeit in Charles' Safe geruht. Alle Versuche, sie in der Zwischenzeit nach Holland zu bekommen, scheiterten an der Unsicher heit und Schwierigkeit der Verkehrsverhältnisse. Ich begann besorgt zu werden, ob diese unersetzlichen Papiere wohl jemals wieder in meinen Besitz gelangen würden. Da nahm mein Schwager W. Hepner in Amsterdam die Sache in die Hand, und seinen energischen Bemühungen glückte es alsbald, mir die so schmerzlich entbehrte Arbeit wieder zu verschaffen. Er bat den nach London reisenden Direktor der "Amster damsche Bank", Dr. van Hengel, das Material bei Charles abzuholen und nach Amsterdam zu bringen. Um ganz sicher zu gehen, fuhr ~r dann persönlich nach Heidelberg und händigte mir am 28. November 1919 die wie einen Augapfel behüteten Dokumente ein. Meinem Schwager und Dr. van Hengel sei an dieser Stelle der herzlichste Dank aus gesprochen. Ohne ihre Hilfe hätte ich gewiß noch lange Zeit warten müssen, ehe es mir vergönnt gewesen wäre, mit der Niederschrift deI Arbeit fortzufahren und das Werk ohne weitere Störungen zum Ab schluß zu führen. Der gleiche Dank gebührt allen Freunden und Helfern, die mich in den langen Jahren der Vorbereitung so freundlich unterstützt haben. Ich richte ihn besonders an die Leitung des Haager Reichsarchivs, an den früheren Archivar Dr. Th. van Riemsdijk; an seinen Nach- x Vorwort folger Professor R. Fruin und an den Vorstand der kolonialgeschicht lichen Abteilung Dr. J. de Hullu. Wer je den Vorzug gehabt hat, in diesem Institut zu arbeiten, weiß, mit welcher Liebenswürdigkeit hier der fremde Gelehrte empfangen wird, wie jeder Beamte, vom Direktor bis zum einfachen Schreiber herab, bestrebt ist, die Wünsche des Gastes zu erfüllen und ihm das Studium der Handschriften so bequem wie möglich zu machen. Es ist ein Genuß, sich in dem hellen, vornehmen Lesesaal des Reichsarchivs in den Geist vergangener Zeiten zu ver senken. Und so oft ich dort tätig gewesen bin, immer wieder habe ich die glänzende Ordnung der Aktenmassen , die das Magazin dieses unerschöpflichen ~\.rchivs birgt, bewundern müssen. Da ich während der in Holland verbrachten Monate meist in Amsterdam wohnte, und die tägliche Hin- und Rückreise nach und von dem Haag zuviel Zeit in Anspruch nahm, wurden die Faszikel auf meine Bitte nach dem leichter zu erreichenden Re ich s ar chi v von No r d h 0 11 a nd in Haarlem gesandt. Sehr gern hätte ich in Amsterdam selbst gearbeitet. Aber das kleine Lesezimmer auf der "Anthoniswaag", wo sich damals das Amsterdamer Stadtarchiv befand, war gewöhnlich überfüllt, und der Lärm auf dem das Gebäude umgebenden Markt so groß, daß ich dem stillen Haarlemer Institute den Vorzug gab. In dem altertümlichen und doch so behaglichen Arbeitsraum der" Vleeschhal", einem der herrlichsten Bauwerke der malerischen Stadt, habe ich Tag für Tag, Monat für Monat an den Brasilpapieren gearbeitet, unter der treuen Obhut meiner Freunde, des Reichsarchivars C. J. Gonnet und seines Assistenten R. D. Baart de la Faille. Hier in Haarlem ge wann ich Freude an dem anfangs recht mühseligen Aktenstudium, hier drang ich in das Labyrinth der kaufmännischen Korrespondenz ein, hier lernte ich, mich in den Warenregistern und Abrechnungen der westindischen Kompagnie zurechtzufinden. Über viele Punkte meiner Arbeit und ihre Anlage habe ich mit beiden Archivaren gesprochen, für manchen Hinweis schulde ich ihnen Dank. Unvergeßlich aber wird mir ihre herzliche Teilnahme an meinem persönlichen Schicksal sein, als mich die Ungunst der Verhältnisse statt in den Schiitzengraben in die englische Kriegsgefangenschaft führte. Auch in Rio de J aneiro, wo man im Sommer 1914 von einer kriegerischen Stimmung gegen Deutschland noch nichts wußte, bin ich in zuvorkommendster Weise empfangen worden. Die deutsche Gesandt schaft wie die brasilianische Archiv- und Bibliotheksverwaltung taten ihr Möglichstes, mir zu helfen und alle meine Fragen zu beantworten.

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