Studien zum Wirtschaftsstrafrecht herausgegeben von Klaus Tiedemann / Bernd Schünemann Band 15 Theodoros Papakiriakou Das Griechische Verwaltungsstrafrecht in Kartellsachen Zugleich ein Beitrag zur Lehre vom Verwaltungs- und Unternehmensstrafrecht Centaurus Verlag & Media UG 2002 Der Autor, Dr. Theodoros Papokiriokou, geb. 1970 in Serres/Griechenland, absolvierte ein juristisches Studium an der Aristoteles-Universität von Thessaloniki und wurde anschließend nach zweijähriger praktischer Ausbildung als Rechtsanwalt in Thessaloniki zugelassen. Im Jahr 1999 promovierte er mit einem DAAD-Stipendium an der Univer sität Bayreuth. Zur Zeit arbeitet er in Griechenland als Rechtsanwalt im Fachgebiet des Wirtschaftsstrafrechts. Die Deutsche Bibliothek -(IP-Einheitsaufnahme Papakiriakou, Theodoros: Das Griechische Verwaltungsstrafrecht in Kartellsachen, zugleich ein Beitrag zur Lehre vom Verwaltungs-und Unternehmensstrafrecht/ Theodoros Papakiriakou. - Herbolzheim , Centaurus-Verl., 2002 (Studien zum Wirtschaftsstrafrecht ; Bd. 15) Zugl.: Teildr. von Bayreuth, Univ., Diss, 1999 u.d.L Papakiriakou, Theodoros, Zur materiellrechtlichen Ausgestaltung eines effektiven und rechtsstaatlichen Verwaltungs-und Unternehmensstrafrechts -dargestellt am Beispiel des griechischen und europäischen Bußgeldrechts in Kartellsachen ISBN 978-3-8255-0339-0 ISBN 978-3-86226-320-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-86226-320-2 ISSN 0938-9512 Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Wer*es darf in irgendeiner Form {durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme veralbeitet vervielfältigt oder verbreitet werden. © CENTAURUS Verlags-GmbH & Co. KG, Herbolzheim 2002 Satz, Vorlage des Autors Umschlaggestaltung, DTP-Studio, Antje Walter, lenzkirch FüRMARIA VORWORT Das vorliegende Werk stellt den ersten Teil meiner im Sommersemester 1999 von der rechts-und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth angenom menen Dissertation dar. Das Hauptziel besteht in der materiellrechtlichen Grundlegung eines verwaltungs- bzw. unternehmensstrafrechtlichen Modells, das dem Prinzip der verwaltungsrechtlichen Effektivität und dem modernen rechtsstaatlich-liberalen Straf rechtsverständnis gleichermaßen verpflichtet ist. Um die praxisrelevante Physiognomie des Modells zu gewährleisten und die Abstraktionshöhe der Ausführungen möglichst niedrig zu halten, baut das Werk in erster Linie auf Fragestellungen auf, die sich aus einer kritischen Bestandsaufnahme des griechischen Verwaltungsstrafrechts, insbeson dere in Kartellsachen, ergeben. Das Werk läßt sich insoweit inhaltlich auch als eine zweckorientierte Darstellung und kritische Analyse des griechischen V erwaltungsstraf rechts (insbesondere in Kartellsachen) verstehen. Das im vorliegenden Werk vorgeschlagene verwaltungs- bzw. unternehmensstraf rechtliche Grundmodell findet seine systematische und wissenschaftliche Fortentwick lung, im Sinne der Erarbeitung von detaillierten, auf die spezifischen Charakteristika dieses Modells zugeschnittenen materiellrechtlichen Lösungen, im Rahmen des zwei ten Teils meiner Dissertation, der ebenfalls als selbständiges Werk in derselben Schrif tenreihe (Band Nr. 17: "Das Europäische Unternehmensstrafrecht in Kartellsachen - Zur materiellrechtlichen Ausgestaltung eines rechtsstaatlichen und effektiven Verwal tungs- bzw. Unternehmensstrafrechts am Beispiel ausgewählter Grundprobleme des europäischen Kartellbußgeldrechts") erscheint. Zahlreiche wechselseitige Hinweise machen die systematische Zusammengehörigkeit beider Werke sichtbar und wirken der Gefahr unnötiger Wiederholungen entgegen. Dem Werk liegt der Stand von Gesetzgebung, Rechtsprechung und Literatur am 01.08.1999 zugrunde. Im Hinblick darauf, daß das bis zu diesem Zeitpunkt zugängli che rechtstatsächliche Material im Rahmen der Arbeit durchgehend als Beispiel für die Veranschaulichung der dogmatischen Probleme und für die Schwerpunktsetzung der Argumentation innerhalb der einzelnen Kapitel herangezogen wird, hätte eine Aktuali sierung (und die dadurch bedingte Modifizierung des ursprünglichen rechtstatsächli chen Substrats) konsequenterweise Änderungen im dogmatischen Aufbau der Arbeit erfordert. Um gleichwohl die aktuelle Rechtslage darzustellen, wird das Werk durch ei nen Nachtrag ergänzt, in dem insbesondere die in der Zwischenzeit in Griechenland erfolgten kartellrechtlichen Reformen zusammenfassend geschildert werden. , Das vorliegende Werk hätte nicht zustande kommen können, wenn ich nicht das Glück gehabt hätte, von zahlreichen Personen unterstützt zu werden. Einigen von de- VII Vorwort nen an dieser Stelle zu danken, ist das Wenigste, was ich machen kann. -Allen voran gilt mein Dank meinem hochverehrten Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Gerhard Dann ecker, dessen wissenschaftlicher und menschlicher Beistand vom ersten Moment mei nes Aufenthalts in Bayreuth an mir die Aufnahme und den Abschluß der Arbeit über haupt ermöglicht hat. Herr Prof. Dr. Ioannis Manoledakis, Herr Prof. Dr. Nikolaos Bitzj lekis, Frau Prof. Dr. Maria Kaiqfa-Gbandi und Frau Prof. Dr. Elli Kastanidou haben durch ihr vorbildliches wissenschaftliches Engagement und durch ihre ständige Hilfs bereitschaft, die ich bereits während meiner Studienjahre an der Aristoteles Universität von Thessaloniki erfahren habe, mein wissenschaftliches Interesse erweckt und ent scheidend geprägt; dafür bin ich ihnen dankbar. Frau Prof. Dr. Maria Kaiqfa-Gbandi sei darüber hinaus gedankt, weil sie die Mühe der Begutachtung der Arbeit aus griechi scher Sicht auf sich nahm. Danken möchte ich ferner Herrn Assist. Prof. Dr. Dimitrios T zouganatos, derzeitigem Vorsitzenden der griechischen Wettbewerbskommission, des sen Vertrauen mir den Mut gegeben hat, die schwierige kartellrechtliche Materie zu durchdringen. Frau Eleni Tarabikou, die unermüdliche Sekretärin der griechischen Wettbewerbskommission, hat mich andauernd mit aktuellem Entscheidungsmaterial versorgt und dadurch nicht unerheblich eine möglichst präzise Darstellung der griechi schen Rechtslage gefördert, wofür ich ihr herzlich danke. Zu Dank verpflichtet bin ich nicht zuletzt Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. Harro Otto nicht nur für die Erstellung des zwei ten Gutachtens, sondern auch für seine anspruchsvollen Lehrveranstaltungen, die mir viele schwierige Zusammenhänge transparent machten. Der DAAD hat meinen Deutschlandaufenthalt durch ein Promotionsstipendium fi nanziert, wofür ich mich aufrichtig bedanke. Mein besonderer Dank gilt schließlich Herrn Prof. Dr. Bernd Schiinemann und Herrn Prof. Dr. Dres. h.c. mult. Klaus Tiedemann für die freundliche Aufnahme in die Schriftenreihe "Studien zum Wirtschaftsstraf recht". Thessaloniki, Juni 2001 Der Ve,fasser VIII GLIEDERUNG Einleitung Erster Teil Kartellrecht in Griechenland § 1 Rechts- und wirtschaftspolitischer Rahmen der kartellrechtlichen Entwicklung in Griechenland § 2 Konzeption des Wettbewerbsschutzes im griechischen Kartellrecht § 3 Grundfragen im Zusammenhang mit der Auslegung des griechischen Kartellrechts § 4 Schwerpunkte der griechischen (verwaltungsstrafrechtlichen) Kartellpraxis Zweiter Teil Verwaltungsstrafrecht in Griechenland § 5 Positivrechtliche Grundlagen des griechischen Verwaltungsstrafrechts § 6 Würdigung des griechischen Verwaltungsstrafrechts im lichte der Prinzipien des sozialen Rechtsstaates § 7 Entwicklungsperspektiven des griechischen Verwaltungsstrafrechts Dritter Teil Unternehmensstrafrecht - Ein Schema zur dogmatischen Grundlegung § 8 Sinn und Zweck einer strafrechtlichen Normadressateneigenschaft und Verantwortung von Unternehmen § 9 Zurechnungsgrundsätze und Sanktionen des Unternehmensstrafrechts Zusammenfassung IX INHALTSVERZEICHNIS VORWORT .................................................................................................................................... VII GLIEDERUNG ................................................................................................................................ IX ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ..................................................................................................... XVII EINLEITUNG 1. ANLAß DER UNTERSUCHUNG ................................................................................................. 1 II. ZIEL UND METHODE DER UNTERSUCHUNG ............................................................................ 4 III. GANG DER UNTERSUCHUNG ................................................................................................... 7 ERSTER TEIL: KARTELLRECHT IN GRIECHENLAND § 1 RECHTS-UND WIRTSCHAFfSPOLITISCHER RAHMEN DER KARTELLRECHTLICHEN ENTWICKLUNG IN GRIECHENLAND ......................... 10 1. ZUR NORMENGENESE DER KARTELLRECHTLICHEN VORSCHRIFTEN ..................................... 10 A. Entstehung des G. 703/77 ............................................................................................... JO B. Novellierungen des G. 703177 ........................................................................................ 12 II. RECHTS-UND WIRTSCHAFTSPOLITISCHER ENTWICKLUNGSRAHMEN ................................... 13 A. Wirtschaftspolitik vor der Verabschiedung des G. 703177 ............................................. 13 B. Wirtschaftspolitik in den ersten Jahren nach Inkrafttreten des G. 703/77 ..................... 14 C. Wettbewerbsschutzgedanke und wirtschaftspolitisches Konzept nach dem Beitritt zu den Europäischen Gemeinschaften ................................................ 16 § 2 KONZEPTION DES WETTBEWERBSSCHUTZES IM GRIECHISCHEN KARTELLRECHT ..................................................................................... 24 1. MATERIELLRECHTLICHE GE-UND VERBOTE ........................................................................ 24 A. Kartellverbot und Freistellung ....................................................................................... 25 ( 1) Kartellverbot ............................................................................................................................ 25 (2) Freistellung ............................................................................................................................... 26 B. Mißbrauchsverbote ......................................................................................................... 30 (1) Verbot des Mißbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung .................................................. 30 (2) Verbot des Mißbrauchs der wirtschaftlichen Abhängigkeit ..................................................... 31 C. Fusionskontrolle ............................................................................................................. 32 II. FORMALE GE-UND VERBOTE ............................................................................................. .35 A. Anmelde-und Anzeigepflichten ...................................................................................... 36 B. Informations-und Duldungspjlichten ............................................................................. 38 III. SANKTIONSSYSTEME UND ENTSPRECHENDE VERFAHRENSARTEN ....................................... .38 A. Verwaltungsrechtlicher Sanktionsmechanismus ............................................................. 39 ( I) Verwaltungssanktionen ........................................................................................................... 39 (a) Terminologische Vorklärung .............................................................................................. 39 XI Inhaltsverzeichnis (b) Zwangsgeld ........................................................................................................................ 40 (c) Geldbuße ......................................................................................................................... 41 (2) Zuständige Organe .................................................................................................................. .43 (a) Kartellbehörden ................................................................................................................. 43 (b) Verwaltungsgerichte ........................................................................................................... 46 B. Zivi/rechtlicher Sanktionsmechanismus .......................................................................... 47 (1) Zivilrechtliche Sanktionen ....................................................................................................... 47 (2) Zuständige Organe ................................................................................................................... 49 C. Strafrechtlicher Sanktionsmechanismus ......................................................................... 49 ( 1) Kartelldelikte und Kriminalstrafen ........................................................................................... 50 (a) Sonderdelikte ...................................................................................................................... 50 (b) Allgemeindelikte ................................................................................................................. 51 (2) Zuständige Organe ................................................................................................................... 51 § 3 GRUNDFRAGEN IM ZUSAMMENHANG MIT DER AUSLEGUNG DES GRIECHISCHEN KARTELLRECHTS ...................................... 52 l. G. 703/77 UND EG-WETTBEWERBSREGELN ........•.............................................•.................. 52 A. Rechtsdogmatische Postulate ......................................................................................... 52 ( 1) Rezeption und Rechtsharmonisierung ...................................................................................... 52 (2) Vorrang des Gemeinschaftsrechts ............................................................................................ 54 B. Rechtstatsächliche Befunde ............................................................................................ 55 (1) Parallelitäten ............................................................................................................................. 55 (2) Divergenzen ............................................................................................................................. 57 II. SCHUTZOBJEKT DES G. 703/77 ............................................................................................ .58 A. Meinungsstand in der Literatur ...................................................................................... 59 ( 1) lnstitutionsschutztheorien ......................................................................................................... 59 (2) Individualschutztheorien .......................................................................................................... 60 (3) Vermittelnde Ansichten ............................................................................................................ 61 B. Standpunkt der Rechtspraxis .......................................................................................... 61 ( 1) Kartellbehörden ........................................................................................................................ 61 (2) Gerichte .................................................................................................................................... 62 C. Eigene Stellungnahme .................................................................................................... 63 (1) Schutz überindividueller oder individueller Interessen durch das KartellG? ............................ 65 (2) Nur objektivrechtliche Behördenaufsicht oder auch subjektivrechtlicher Rechtsschutz im KartellG? ............................................................................................................................. 68 (3) Orientierung an den Voraussetzungen (Wettbewerbsfreiheit) oder an den Ergebnissen (optimale ökonomische Ergebnisse) des Wettbewerbssystems bei der Auslegung der kartellrechtlichen Verbote? ...................................................................................................... 72 (4) Schutz des Wettbewerbssystems als einziges oder als eines neben anderen Zielen des KartellG? ............................................................................................................................ 76 (5) Vereinbarkeit der griechischen Rechtspraxis mit dem eigenen Standpunkt über das geschützte Rechtsgut als Zusammenfassung .............................................................. 80 § 4 SCHWERPUNKTE DER GRIECHISCHEN (VERWALTUNGSSTRAFRECHTLICHEN) KARTELLPRAXIS ................................. 86 1. ANWENDUNG DES KARTELL VERBOTS ..................................................................................8 7 A. Allgemeines ..................................................................................................................... 87 (1) Untemehmen ............................................................................................................................ 87 (a) Unternehmenstätigkeiten .................................................................................................... 87 (b) Konzerne ............................................................................................................................. 89 (2) Maßnahmen der Verhaltenskoordinierung ............................................................................... 93 (3) Wettbewerbsbeschränkung ....................................................................................................... 98 XII