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Das frühmittelalterliche Königtum: Ideelle und religiöse Grundlagen PDF

472 Pages·2005·16.027 MB·German
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Das frühmittelalterliche Königtum Unauthenticated Download Date | 6/12/16 12:20 PM Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Herausgegeben von Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer Band 49 w DE _G Walter de Gruyter · Berlin · New York Unauthenticated Download Date | 6/12/16 12:20 PM Das frühmittelalterliche Königtum Ideelle und religiöse Grundlagen herausgegeben von Franz-Reiner Erkens W DE G Walter de Gruyter · Berlin · New York Unauthenticated Download Date | 6/12/16 12:20 PM © Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt. ISBN-13: 978-3-11-018886-8 ISBN-10: 3-11-018886-4 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deut- schen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar. © Copyright 2005 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, 10785 Berlin. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außer- halb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Einbandgestaltung: Christopher Schneider, Berlin Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen Unauthenticated Download Date | 6/12/16 12:20 PM Vorwort Vom 1. bis 3. Juli 2004 fand an der Universität Passau, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen sowie vielfältig unterstützt durch das Rektorat der Universität, in Zusammenarbeit des Lehrstuhls für Mittelalterliche Geschichte und der Arbeitsstelle Hoops an der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen eine Tagung über das Thema „Ideelle und religiöse Grundlagen des frühmittel- alterlichen Königtums" statt. Die Idee dazu ist geboren worden während der Arbeit an dem Artikel „Sakralkönigtum", der für die zweite Auflage des Reallexikons der Germanischen Altertumskunde völlig neu erarbeitet werden mußte und im 2004 erschienenen 26. Band dieses Lexikons auf den Seiten 179-320 veröffentlicht ist und an dem elf Autoren (nämlich Η. H. Anton, H. Beck, A. P. Bronisch, M. Diesenberger, F.-R. Erkens, A. Goltz, L. Körntgen, L. E. von Padberg, A. Pesch, W. Pohl und O. Sundqvist) beteiligt waren. Schon allein der Buchformat besitzende Umfang dieses Gemeinschaftswerks macht die Bedeutung des Themas deutlich, das in viele Bereiche und Regio- nen hineinspielt, das aber vor allem auch deshalb erneut aufgegriffen gehörte, weil sich in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts allzu hybride Ansichten über die Existenz eines germanischen Sakralkönigtums entwickelten, das sich in den Quellen zwar nicht wirklich greifen läßt, deshalb aber um so mehr die Gedanken und die Gemüter einer germanophilen Forschung bewegte und durch die mit ihm verknüpften Vorstellungen über eine für die Volks- gemeinschaft wirksame magisch-charismatische Heilsgarantie (Königsheil) nicht zuletzt auch in den politischen Bereich ausstrahlte. Diese unheilvolle Verquickung hat nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Rückgang der Beschäftigung mit den sakralen Aspekten des frühmittelalterlichen Königtums geführt; anderes wie Herrschaftspraxis und Herrschaftsbasis rückte dafür in den Vordergrund des wissenschaftlichen Interesses. Nachdem aus der Perspektive, die dabei angelegt worden ist, wichtige neue Erkenntnisse über das frühmittelalterliche Königtum gewonnen werden konnten, schien es jedoch an der Zeit, erneut nach dessen ideellen und religiösen Grundlagen zu fragen. Daß dies nur mit nüchterner Zurückhaltung gegenüber älteren Deutungen und unter gebührender Berücksichtigung nichtgermanischer Ver- hältnisse geschehen konnte, versteht sich dabei von selbst. Nur auf diese Weise und durch eine multiperspektivische Ausrichtung der Thematik, die ja durchaus eine globale Dimension besitzt, ließen sich im Gegensatz zu den Unauthenticated Download Date | 6/12/16 12:22 PM VI Vorwort überschwänglichen Interpretationen älterer Art nicht nur neue, sondern auch im Vergleich zu diesen tragfähigere Deutungen erhoffen. Es konnte daher auch nicht überraschen, wenn die meisten Referate Zweifel an der angeblichen Existenz eines germanischen Sakralkönigtums formulierten und man sich am Ende der Tagung weitgehend einig darüber war, daß es ein solches Königtum zumindest in der Gestalt, die ihm die ältere Forschung verliehen hatte, kaum gegeben hat. In ausgearbeiteter Form und leicht geänderter Reihenfolge können nun die meisten Tagungsbeiträge einer breiteren Öffentlichkeit vorgelegt werden. Nicht zur Veröffentlichung frei gab seine Ausführungen Walter Pohl (Wien), der über „Langobardische Könige — Wahrnehmung und Wirkungsmöglich- keiten" sprach und meint, das in Passau Gebotene entspreche seinem Teilarti- kel im Reallexikon (26 [2004] 251-253) und könne hier nachgelesen werden. Helmut Castritius (Braunschweig) hingegen, der über „Das wandalische Doppelkönigtum und seine ideell-religiösen Grundlagen" referierte, bat darum, seine Gedanken, die er auch noch einmal auf einem ausschließlich den Vandalen gewidmeten, im Januar 2005 vom Institut für Frühmittelalter- forschung an der Osterreichischen Akademie in Wien veranstalteten Kongreß vorgetragen hat, wegen der engen Verquickung mit der dort behandelten Thematik in den Tagungsakten dieser Veranstaltung publizieren zu dürfen, was ihm natürlich nicht verwehrt werden durfte. Neu hinzugekommen sind dafür die Darlegungen von Andreas Kosuch (Passau), der als Mitarbeiter an dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungs- projekt „Sakrale Legitimierung von Herrschaft und ihren Trägern im Reich des späteren Mittelalters" einen vom frühen bis zum späten Mittelalter reichenden Überblick darüber gibt, wie sich die Zeitgenossen die Erwählung des christlichen Königs durch Gott vorstellten: „A deo electus? Klerus und Volk als Verkünder des göttlichen Willens bei der Königserhebung des frühen Mittelalters. Von Wirkung und Wandel einer alten Vorstellung". Max Diesenberger (Wien) schließlich hat seine Ausarbeitungen zusammen mit Helmut Reimitz (Wien) vorgenommen, weswegen dieser nun auch als Mitautor erscheint. Vielen ist abschließend dafür zu danken, daß die Publikation der Passauer Tagungsbeiträge möglich wurde: den Mitgliedern der Arbeitsstelle Hoops und Herausgebern der Ergänzungsbände zum Reallexikon für Germanische Altertumskunde für die Aufnahme in die Reihe, dem Verlag für die gute Zusammenarbeit und nicht zum geringsten meinen Mitarbeitern am Lehrstuhl, die an der Einrichtung der Texte für den Druck maßgeblich beteiligt waren, namentlich Frau Sonja Bauer und Herrn Andreas Kosuch. Passau, den 1. Juli 2005 Franz-Reiner Erkens Unauthenticated Download Date | 6/12/16 12:22 PM Inhalt Vorwort V FRANZ-REINER ERKENS Sakralkönigtum und sakrales Königtum. Anmerkungen und Hinweise 1 GÜNTER DUX Die Genese der Sakralität von Herrschaft. Zur Struktur religiösen Weltverständnisses 9 UTE RITZ-MÜLLER Die magische Macht afrikanischer Könige 22 HERWIG WOLFRAM Frühes Königtum 42 ALEXANDRA PESCH Charismatisches Königtum im Spiegel materieller Quellen: Die völkerwanderungszeitlichen Goldbrakteaten 65 OLOF SUNDQVIST Aspects of rulership ideology in Early Scandinavia — with particular references to the skaldic poem Ynglingatal 87 HEINRICH BECK Snorri Sturlusons Konstruktion eines Vorzeitkönigtums 125 ALOIS WOLF Germanisches Sakralkönigtum? Zum Befund volkssprachlicher Dichtungen des Mittelalters 141 ALEXANDER PIERRE BRONISCH Die westgotische Reichsideologie und ihre Weiterentwicklung im Reich von As turien 161 LUTZ E. VON PADBERG Das christliche Königtum aus der Sicht der angelsächsischen Missionsschule 190 Unauthenticated Download Date | 6/12/16 12:22 PM VIII Inhalt MAXIMILIAN DIESENBERGER und HELMUT REIMITZ Zwischen Vergangenheit und Zukunft. Momente des Königtums in der merowingischen Historiographie 214 HANS HUBERT ANTON Königsvorstellungen bei Iren und Franken im Vergleich 270 EGON BOSHOF Die Vorstellung vom sakralen Königtum in karolingisch-ottonischer Zeit 331 HANNA KOCKA-KRENZ Königsgräber im Dom zu Posen 359 ARNOLD ANGENENDT Sakralherrschaft und Religions frevel. Oder: Wer hat das brachium saeculare erfunden? 376 ANDREAS KOSUCH A deo electus? Klerus und Volk als Verkünder des göttlichen Willens bei der Königserhebung des frühen Mittelalters. Von Wirkung und Wandel einer alten Vorstellung 407 WERNER HECHBERGER Die Theorie vom Adelsheil im früheren Mittelalter 427 Personenregister 447 Unauthenticated Download Date | 6/12/16 12:22 PM Das frühmittelalterliche Königtum - RGA-E Band 49 - Seiten 1-8 © Copyright 2005 Walter de Gruyter Berlin · New York Sakralkönigtum und sakrales Königtum Anmerkungen und Hinweise von FRANZ-REINKR ERKENS „Die Monarchie, unsere Monarchie, ist begründet auf der Frömmigkeit: auf dem Glauben, daß Gott die Habsburger erwählt hat, über soundso viel christ- liche Völker zu regieren. Unser Kaiser ist ein weltlicher Bruder des Papstes, es ist seine K. u. K. Apostolische Majestät in Europa, keine andere wie er apo- stolisch, keine andere Majestät in Europa so abhängig von der Gnade Gottes und vom Glauben der Völker an die Gnade Gottes. Der deutsche Kaiser re- giert, wenn Gott ihn verläßt, immer noch, eventuell von der Gnade der Na- tion. Der Kaiser von Österreich-Ungarn darf nicht von Gott verlassen wer- den. Nun aber hat ihn Gott verlassen". Mit diesen Worten räsoniert, kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, der polnische Graf Chojnicki auf sei- nem Besitz im sumpfigen, von Froschchören belebten Umland eines nament- lich nicht genannten Nests aus dem fernen Osten des Habsburgerreiches, ei- ner Grenzgarnison am Rande der österreichischen Zivilisation, in Odnis und Tristesse fernab von den pulsierenden Metropolen Kakaniens über das bevor- stehende Ende des altehrwürdigen Kaiserreichs habsburgischer Prägung. Fik- tiv ist zwar die Rede, ersonnen von Joseph Roth (1894-1939) für das elfte Ka- pitel seines 1932 erschienenen Romans ,Radetzkymarsch' über die nur drei Generationen währende, auf dem Schlachtfeld von Solferino beginnende und im blutigen Schlachten des Ersten Weltkriegs endende Geschichte der neu- adligen Familie von Trotta,1 aber trotzdem wahrhaftig, weil treffend nachemp- funden von dem auf unruhiger Wanderschaft durch Europa getriebenen, hei- matlos gewordenen und in der Trauer über eine untergegangene Welt immer mehr dem Alkohol verfallenden Autor aus Galizien. Deshalb dürfen mit die- sem Raisonnement aber auch die folgenden, streng wissenschaftlichen Aus- führungen, die sich auf,echte' und manchmal trotzdem fiktional erscheinende Quellen berufen, gleichsam literarisch eröffnet werden — und dies um so mehr, als sich an diesem Gedankengang zwei wesentliche Komponenten auf- zeigen lassen, die für die zu behandelnde Problematik von Bedeutung sind: Zitiert nach der 1998 erschienenen 16. Auflage der Taschenbuchausgabc des Verlags Kie- penheuer & Witsch: S. 198. Unauthenticated Download Date | 6/12/16 12:23 PM 2 Franz-Reiner Erkens das Nahverhältnis des Herrschers zu Gott,2 hier der k.k. apostolischen Maje- stät, die aufgrund ihrer besonderen Stellung noch 1903 direkten Einfluß zu nehmen vermochte auf die anstehende Papstwahl,3 sowie die epochen- überdauernde Realität und Wirkung dieser besonderen Vorstellung, die so recht mittelalterlich anmutet, in Wirklichkeit aber noch nicht einmal nur ,vormodern' ist, sondern ein globales Phänomen darstellt,4 das sich praktisch von den Anfängen der Menschheit, sobald sich diese in größeren Herrschafts- verbänden zu organisieren begann,5 bis weit in die Moderne hinein6 verfolgen läßt. Als besonders intensiv galt die Verbindung zwischen dem Numinosen und einem Herrscher natürlich in den frühen Jahrhunderten der Menschheit, aber auch noch in Spätantike und Frühmittelalter erscheint sie äußerst stabil, wes- wegen die in einem besonderen Verhältnis zur Gottheit stehende Monarchie auch als Sakralkönigtum charakterisiert worden ist. Dieser Begriff ist zwar keine genuin geschichtswissenschaftliche Prägung, sondern wurde hauptsäch- lich von der Ethnologie entwickelt für eine Herrschaftsform, in der von der Existenz, von der Kraft und von dem rituellen Verhalten des Herrschers das Gedeihen des Volkes, die Fruchtbarkeit des Landes, der Ertrag der Ernte abhingen und in der mancherorts der Herrscher nach Ablauf einer gewissen Frist getötet worden sein soll oder spätestens dann beseitigt werden konnte, wenn seine Kräfte nachließen.7 Es war der englische Altphilologe James George Frazer (1854-1941), der, indem er seine wissenschaftlichen Interessen auf die Religionsgeschichte ausdehnte, der Ethnologie durch sein umfang- reiches Werk prägende Impulse verlieh und dabei — ohne jemals selbst Feld- forschungen betrieben zu haben — die Vorstellung vom Sakralkönig und der von diesem zu erleidenden Tötung, dem Regizid, wirkungsvoll verkündete. Geradezu als kosmische Macht erscheint das Gottheit, Priestertum und Herr- 2 Dazu vgl. Erkens 2003, S. 10-18, sowie Erkens in: Sakralkönigtum 2004 (§9). 5 Dazu vgl. ders., Die Bischofswahl im Spannungsfeld zwischen weltlicher und geistlicher Gewalt. Ein tour d'horizon. In: Ders. (Hg.), Die früh- und hochmittelalterliche Bischofs- erhebung im europäischen Vergleich (— Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte 48). Köln 1998, S. 1-32, bes. 1 f. mit Anm. 3 und 4. 4 Dazu vgl. Erkens 2002a und — besonders zu den diesem Phänomen zugrundliegenden Denkstrukturen — den Beitrag von Günter Dux in diesem Band. 5 Dazu vgl. Hermann Müller-Karpe, Grundzüge früher Menschheitsgeschichte, 5 Bde. Darmstadt 1998, bes. Bd. I, S. 152-156 und 309-324. 6 Dazu vgl. Franz-Reiner Erkens, Moderne und Mittelaltcr oder Von der Relevanz des praktisch Untauglichen. Ein Plädoyer für das historische Interesse an älteren Epochen. In: Ders. (Hg.), Karl der Große in Renaissance und Moderne. Zur Rezeptionsgeschichte und Instrumentalisierung eines Herrscherbildes (= Das Mittelalter. Zeitschrift des Mediävisten- verbandes 4, 2). Berlin 1999, S. 95-122, bes. 113-117, und Erkens 2002b, S. 17-20. 7 Vgl. Streck 2002. Unauthenticated Download Date | 6/12/16 12:23 PM

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