Studien zum Wirtschaftsstrafrecht herausgegeben von Klaus Tiedemann / Bernd Schünemann Band 17 Theodoros Papakiriakou Das Europäische Unternehmensstrafrecht in Kartellsachen Beitrag zur materiellrechtlichen Ausgestaltung eines rechtsstaatlichen und effektiven Verwaltungs bzw. Unternehmensstrafrechts am Beispiel ausgewählter Grundprobleme des europäischen Kartellbußgeldrechts Centaurus Verlag & Media UG 2002 Der Autor, Dr. Theodoros Papakiriakou, geb. 1970 in Serres/Griechenland, absolvierte ein juristisches Studium an der Aristoteles-Universität von Thessaloniki und wurde anschließend nach zweijähriger praktischer Ausbildung als Rechtsanwalt in Thessaloniki zugelassen. Im Jahr 1999 promovierte er mit einem DMD-Sfipendium an der Univer sität Bayreuth. Zur Zeit arbeitet er in Griechenland als Rechtsanwalt im Fachgebiet des Wvtschaftsstrafrechts. Die Deutsche Bibliothek -CIP-Einheitsaufnahme Papakiriakou, Theodoros: Das Europäische Unternehmensstrafrecht in Kartellsachen , Beitrag zur materiellrechtlichen Ausgestaltung eines rechtsstaatlichen und effektiven Verwokungr bzw. Unternehmensstrafrechts am Beispiel ausgewählter Grundprobleme des europäischen Karteßbußgeldrechts / Theodoros Papakiriakou. -Herbolzheim , CentoururVerl., 2002 (Studien zum Wirtschaftsstrafrecht ; Bd. 17) ZugL Teildr. von Bayreuth, Univ., Diss, 1999 u.d.T., Papakiriokou, Theodoros, Zur moteriellrechtlichen Ausgestaltung eines effektiven und rechtsstaatlichen Verwaltungr und Unternehmensstrafrechts -dargestellt am Beispiel des griechischen und europäischen Bußgeldrechts in Kartellsachen ISBN 978-3-8255-0359-8 ISBN 978-3-86226-319-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-86226-319-6 ISSN 0938-9512 AHe Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der übooefzlXlg vorbehalten. Keil Tel des Werlces darf in rger,demr Form (&xd, Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendx,g elelctrorischer Systeme verorbeitet vervie/(ä/f;gt oder verbreitet werden. © CENTAURUS Verlags-GmbH & Co. KG, Herbolzheim 2002 Satz: Vorlage des Autors Umschlaggestaltung, DTP-Studio, Antje Walter, Lenzkirch MEINEN ELTERN VORWORT Das vorliegende Werk stellt den ZJPdten Teil meiner im Sommersemester 1999 von der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth ange nommenen Dissertation dar. Das Hauptziel besteht in der materiellrechtlichen A11{ge naitung eines verwaltungs-bzw. untemehmenssttafrechtlichen Modells, das dem Prin zip der verwaltungsrechtlichen Effektivität und dem modernen rechtsstaatlich-libera len Strafrechtsverständnis gleichermaßen verpflichtet ist. Zur Gewährleistung der pra xisrelevanten Physiognomie des Modells erfolgte die Wahl der zu besprechenden Ein zelaspekte auf der Basis von konkreten, die unternehmensstrafrechtliche Gemein schaftspraxis in Kartellsachen beschäftigenden Grundfragen. Das Werk läßt sich in soweit inhaltlich auch als eine zweckorientierte Darstellung und kritische Analyse von ausgewählten Grundlagenproblemen des europäischen Bußgeldrechts in Kartellsachen und der diesbezüglich von den Gemeinschaftsorganen entwickelten Rechtsprechung und Verwaltungspraxis verstehen. In systematischer und wissenschaftlicher Hinsicht baut das vorliegende Werk auf der elementaren verwaltungs-bzw. untemehmensstrafrechtlichen Konzeption auf, die im Rahmen des ebenfalls als selbständiges Werk in derselben Schriftenreihe (Band Nr. 15: "Das Griechische Verwaltungsstrafrecht in Kartellsachen - Zugleich ein Beitrag zur Lehre vom Verwaltungs- und Untemehmenssttafrecht") erscheinenden ersten Teils meiner Dissertation entwickelt wurde. Zahlreiche wechselseitige Hinweise machen die systematische Zusammengehörigkeit beider Werke sichtbar und wirken der Gefahr unnötiger Wiederholungen entgegen. Dem Werk liegt der Stand von Gesetzgebung, Rechtsprechung und Literatur am 01.08.1999 zugrunde. Im Hinblick darauf, daß das bis zum diesem Zeitpunkt zugängli che rechtstatsächliche Material im Rahmen der Arbeit durchgehend nur als Beispiel für die Veranschaulichung der dogmatischen Probleme und für die Schwerpunktset zung der Argumentation innerhalb der einzelnen Kapitel herangezogen wird, konnte auf eine Aktualisierung verzichtet werden. Eine zusammenfassende Darstellung der neueren Entwicklungen im EG-Kartellrecht findet sich in dem als Band Nr. 15 in die ser Schriftenreihe erscheinenden Werk. Die Entstehung des Werkes wäre ohne die wissenschaftlich hochkompetente Betreu ung und die in menschlicher Hinsicht über jede Erwartung hinausgehende Unterstüt zung meines hochverehrten Doktorvaters, Herrn Prof. Dr. Gerhard Dannecker, nicht möglich gewesen. Ihm gebührt aus diesem Grund mein aufrichtiger Dank. Herzlich gedankt sei auch Herr Prof. Dr. Dr. h.c. Harro Otto, der mit wertvollen Hinweisen zur Verbesserung der Arbeit beitrug. Vß Vorwort Der DAAD hat meinen Deutschlandaufenthalt durch ein Promotionsstipendium fi nanziert, wofür ich mich bedanke. Mein besonderer Dank gilt schließlich Herrn Prof. Dr. Bernd Schünemann und Herrn Prof. Dr. Dres. h.c. mult. Kkms Tiedemann für die freundliche Aufnahme in die Schriftenreihe "Studien zum Wirtschaftsstrafrecht". Thessaloniki, Juni 2001 Der Ve,fasser VIII GLIEDERUNG Erster Teil Einleitung 1. Zum Gegenstand der Untersuchung II. Zur Rechtsnatur und zu den denkbaren Vorbildfunktionen des europäischen Kartellbußgeldrechts Zweiter Teil Normauslegung im Spannungsfeld zwischen Verwaltungs- effizienz und strafrechtsspezifischen Auslegungsschranken I. Die Normambivalenz -Problemstellung II. Die Normambivalenz -Theoretische Lösungsansätze III. Standpunkt der Gemeinschaftsorgane IV. Kritische Zusammenfassung der europäischen Praxis und die daraus für das griechische Recht zu ziehenden Lehren Dritter Teil Rechtfertigungsgründe im Spannungsfeld zwischen Verwaltungs-und Strafrechtsdogmatik I. Problemeingrenzung und methodologische Vorklärung II. Klassische strafrechtliche Rechtfertigungsgründe III. Außerstrafrechtliche Rechtfertigungsgründe (Höhere Gewalt) IV. Materielle Rechtmäßigkeit und Behördenpublizität V. Kritische Zusammenfassung der europäischen Praxis und die daraus für das griechische Recht zu ziehenden Lehren Vierter Teil Normadressat und Handlungssubjekt im Spannungsfeld zwischen rechtlicher Formbindung und sozialer Realität 1. Problemstellung und terminologische Vorklärung II. Das Konzept der wirtschaftlichen Einheit - Grundlegendes zur Methode der Gemeinschaftsorgane III. Das Konzept der wirtschaftlichen Einheit -Einzelne Anwendungsgebiete IV. Kritische Zusammenfassung der europäischen Praxis und die daraus für das griechische Recht zu ziehenden Lehren Fünfter Teil Unternehmensschuld im Spannungsfeld zwischen individuellen Fehlleistungen und kollektiven Organisationsmängeln 1. Problemstellung und terminologische Vorklärung II. Die Schuldformen III. Quellen zur Gewinnung des Inhalts der unternehmerischen Schuldformen IV. Kritische Zusammenfassung der europäischen Praxis und die daraus für das griechische Recht zu ziehenden Lehren Sechster Teil Zusammenfassung IX INHALTSVERZEICHNIS VORWORT ................................................................................................................................... VII GLIEDERUNG ................................................................................................................................ XI ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ..................................................................................................... XVII ERSTER TEIL: EINLEITUNG 1. ZUM GEGENSTAND DER UNTERSUCHUNG ........................................................................... 1 A. Anlaß der Untersuchung ................................................................................................... I B. Ziel und Methode der Untersuchung ................................................................................ 6 C. Gang der Untersuchung ................................................................................................. I 0 II. ZUR RECHTSNATUR UND ZU DEN DENKBAREN VORBILDFUNKTIONEN DES EUROPÄISCHEN KARTELLBUOGELDRECHTS ............................................................... 11 A. Zur strafrechtlichen Rechtsnatur der europäischen Unternehmensgeldbußen ............... 11 B. Zu den möglichen Vorbildfanktionen des europäischen Kartellbußgeldrechts .............. 18 ZWEITER TEIL: NORMAUSLEGUNG IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN VERWALTUNGS EFFIZIENZ UND STRAFRECHTSSPEZIFISCHEN AUSLEGUNGSSCHRANKEN 1. DIE NORMAMBIVALENZ -PROBLEMSTELLUNG ................................................................ 21 A. Terminologische Vorklärung .......................................................................................... 2 I B. Normambivalenz, strafrechtsspezifische Auslegungsregeln und Blankettechnik ............ 22 (1) Strafrechtsspezifische Auslegungsregeln und ihre Bedeutung für die Inhaltsbestimmung ambivalenter Normen ..................................................................... 22 (a) Analogieverbot ..................................................................................................................... 22 (b) Gebot der engen Auslegung von Generalklauseln ................................................................ 23 (2) Blankettechnik und ihre Bedeutung für die Inhaltsbestimmung ambivalenter Normen ............ 28 (3) Zusammenfassung ..................................................................................................................... 31 II. DIE NORMAMBIV ALENZ -THEORETISCHE LÖSUNGSANSÄTZE ......................................... 32 A. Lösungsansätze im Schrifttum ........................................................................................ 32 (1) Normspaltung ........................................................................................................................... .32 (2) Alternativen zur Normspaltung ................................................................................................ .33 (a) Einheitlich-restriktive Auslegung ........................................................................................ .33 {b) Einheitlich-extensive Auslegung .......................................................................................... 34 {c) Einheitlich-extensive Auslegung i.V.m. kompensatorischen normextemen Mechanismen zur Wiedereinschränkung der Bußgeldverantwortung .................................. 35 B. Stellungnahme ................................................................................................................ 36 ( 1) Ablehnung der einheitlich-extensiven Auslegung ..................................................................... 36 (2) Ablehnung der einheitlich-restriktiven Auslegung .................................................................... 37 (a) Einheitlich-restriktive Auslegung und Effizienz der Verwaltungstlitigkeit. .......................... 37 {b) Einheitlich-restriktive Auslegung in normtheoretischer Hinsicht.. ....................................... 37 (c) Gefllhrdung der Rechtseinheit und der Rechtssicherheit durch die Normspaltung? ............ .38 XI Inhaltsverzeichnis (3) Normspaltung oder einheitlich-extensive Auslegung i.V.m. kompensatorischen Mechanismen? ........................................................................................... 41 (a) Die dogmatische Überlegenheit der Lösung der Normspaltung ........................................... 41 (b) Die Praktikabilität der Lösung der einheitlich-extensiven Auslegung i.V.m. kompensatorischen Mechanismen ........................................................................................ 43 ( 4) Ergebnis ................................................................................................................................... .46 III. STANDPUNKT DER GEMEINSCHAFTSORGANE .................................................................... 46 A. Einheitlich-extensive Auslegung ..................................................................................... 46 (1) Extensive Auslegung von Tatbestandsmerkmalen .................................................................... 47 (a) Extensive Auslegung der Merkmale "Unternehmen" und "Unternehmensvereinigung" ...... 47 (b) Extensive Auslegung der Merkmale "Vereinbarung", "abgestimmte Verhaltensweise"und "Beschluß" ................................................................ .47 (c) Extensive Auslegung der Merkmale "Wettbewerbsbeschränkung" und "Mißbrauch" ........ .53 (2) Aufhebung der Grenzen der Tatbestandsmerkmale zueinander ................................................ 54 (a) Die Merkmale "Verhinderung", "Einschränkung" und "Verfälschung" des Wettbewerbs .................................................................................................................. 54 (b) Die Merkmale "Vereinbarung" und "Verhaltensabstimmung" ............................................. 55 (3) Einzelfallbezogene Bestimmung der Tatbestandsrelevanz bestimmter Kategorien von Sachverhalten ..................................................................................................................... 56 (a) Wirtschaftliches Handeln im Zusammenhang mit gewerblichen Schutzrechten .................. 56 (b) Informationsaustauschsysteme ............................................................................................. 57 (c) Vertikale Vertriebssysteme ................................................................................................... 57 (4) Sonstige Fälle eines formal-extensiven Vorgehens bei der Normauslegung ............................. 58 (a) Tatbestandliche Erfassung aller Teilnahmehandlungen ........................................................ 58 (b) Tatbestandliche Erfassung des Opferverhaltens ................................................................... 60 (c) Tatbestandliche Erfassung von rein abstrakten Gefllhrdungshandlungen ............................. 61 B. Kompensatorische Mechanismen ................................................................................... 64 ( 1) Schuld und Einschränkung der Bußgeldverantwortung ............................................................ 64 (2) Opportunitätsprinzip und Einschränkung der Bußgeldverantwortung ....................................... 67 (a) Erkenntnisse aus der bisherigen Praxis der Gemeinschaftsorgane ........................................ 67 (b) Die Leitlinien für das Verfahren zur Festsetzung von Geldbußen ........................................ 70 (3) In dubio pro reo und Einschränkung der Bußgeldverantwortung? ............................................ 73 IV. KRITISCHE ZUSAMMENFASSUNG DER EUROPÄISCHEN PRAXIS UND DIE DARAUS FÜR DAS GRIECHISCHE RECHT ZU ZIEHENDEN LEHREN ............................... 76 A. Kritische Zusammenfassung der europäischen Praxis ................................................... 76 B. Vorbildfunktion der europäischen Praxis für das griechische Verwaltungsstrafrecht (in Kartellsachen)? ..................................................................... 80 DRITTER TEIL: RECHTFERTIGUNGSGRÜNDE IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN VERWALTUNGS-UND STRAFRECHTSDOGMATIK 1. PROBLEMEINGRENZUNG UND METHODOLOGISCHE VORKLÄRUNG ................................. 85 A. Negative Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes ................................................. 85 B. Konkretisierung der Problemaspekte ............................................................................. 91 II. KLASSISCHE STRAFRECHTLICHE RECHTFERTIGUNGSGRÜNDE ........................................ 93 A. Notwehr .......................................................................................................................... 93 ( 1) Darstellung der Gemeinschaftspraxis ........................................................................................ 93 (2) Würdigung ................................................................................................................................ 98 (a) Kritik im Schrifttum ............................................................................................................. 98 (b) Stellungnahme ...................................................................................................................... 99 (i) Notwehr gegen Wettbewerbsbeschränkungen .............................................................. 100 (ii) Notwehr durch Wettbewerbsbeschränkungen ............................................................... 102 XII