Lippe/Fischer/Rehder Das Einlagengeschaft in der AbschluBpriifung des Bankkaufmanns Gerhard Lippe/Harald Fischer Gert-Jiirgen Rehder D as Einlagengeschiift in der AbschluBpriifung des Bankkaufmanns 2., iiberarbeitete und erganzte Auflage Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH CIP-Kurztitelaufnähme der Deutschen Bibliothek Lippe, Gerhard: Das Einlagengeschäft in der Abschlußprüfung des Bankkaufmanns / Gerhard Lippe; Harald Fischer; Gert-Jürgen Rehder. - 2., Überarb. u. erg. Aufl. - Wiesbaden: Gabler, 1988 (Gabler-Schulbuch) ISBN 978-3-409-49102-0 NE: Fischer, Harald:; Rehder, Gert-Jürgen: 1. Auflage 1983 2. Auflage 1988 Springer Fachmedien Wiesbaden, 1988 Ursprünglich erschienen bei Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. GmbH, Wiesbaden in 1988 Lektorat: Brigitte Stolz-Dacol Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbe sondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: SATZPUNKT Ursula Ewert, Braunschweig ISBN 978-3-409-49102-0 ISBN 978-3-663-13654-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-13654-5 Vorwort Ais ein weiteres Buch in der Reihe der Leitfaden durch die Abschlugpriifung des Bank kaufmanns beschaftigt sich das vorliegende mit dem Einlagengeschaft. In einem Querschnitt von Musterfragen und -antworten versuchen die Autoren, die Ge biete des Spar-, Termin- und Girogeschafts einschlieglich der Sondersparformen, der vermogenswirksamen Leistungen und des Bausparens abzudecken. Dabei werden auch, soweit zur richtigen Beantwortung der Fragen notwendig, Randgebiete der Kontofiihrung gestreift. Ausgeklammert ist der Sparbrief, der erfahrungsgemag im Wertpapiergeschaft gepriift wird, obwohl er bilanziell dem Einlagengeschiift zuzuord nen ist. Urn moglichst allen Anforderungen gerecht zu werden, sind offene mit multiple-choice Fragen gemischt worden. Der Priifling wird sicherlich rechtzeitig Gelegenheit haben, zu ermitteln, welche Form der Fragen bei seiner zustandigen Stelle relevant ist. Das Einlagengeschaft wird innerhalb des Priifungsfaches "Bankbetriebslehre", fiir das ein Zeitraum von 180 Minuten vorgesehen ist, gepriift. Das Schwergewicht in diesem Fach liegt erfahrungsgemag bei Fragen aus dem Wertpapier- und Kreditgeschaft. J e nach der Struktur der im Bezirk der zustandigen Stelle ansassigen Kreditinstitute und den Intentionen der Berufsschule kommen als weitere Teilgebiete das Auslandsgeschaft und der Zahlungsverkehr hinzu. Dies so lite der Priifling auch bei der Zeiteinteilung fiir seine Antworten beriicksichtigen. Urn den Wissensstand im Einlagengeschiift zu priifen, sind am Schlug des Buches drei Priifungssatze mit Losungsvorschlagen (fiir das Gebiet Einlagengeschaft) formuliert worden, in denen aile Einlageformen reprasentativ vertreten sind. Zur Beantwortung eines Satzes sollten nicht mehr als 45 Minuten aufgewandt werden. Wir wiinschen den Lesern vie! Erfolg bei der Priifung. Gerhard Lippe Harald Fischer Gert-Jiirgen Rehder 5 InhaItsverzeichnis 1. Einlagen als Teil des Fremdkapitals ........................... 9 2. Einlagensicherung und Kreditorenschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 13 3. KontoerOffnung und Legitimationspriifung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 20 4. Spezielle Verfiigungsberechtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 28 5. Termineinlagen ........................................ 33 6. Sichteinlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 36 7. Spareinlagen .......................................... 41 8. Bausparen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 64 9. Sparforderung ......................................... 71 10. Vermogenswirksame Leistungen ............................. 73 11. pfandung und Verpfandung von Einlagen ....................... 80 12. Einlagen im Todesfall des Glaubigers .......................... 82 13. Sonstiges. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 85 Priifungssatze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 87 7 1. Einlagen als Tell des Fremdkapitals 1.1. Woraus setzt sicb das Fremdkapital eines Kreditinstitutes zusammen? a) Einlagen: 1. Giroeinlagen (taglich fallig) 2. Termineinlagen (Festgeld oder Kiindigungsgeld) 3. Spareinlagen b) Emittierte Schuldverschreibungen c) Aufgenommene Gelder: 1. Nostroverbindlichkeiten 2. Schuldscheindarlehen 3. Konsortial- und Metakredite 4. Rediskontkredite 5. Lombardierungen 6. Avalkredite 7. Akzeptkredite 1.2. Bei einer Einlage bandelt es sicb um einem Kreditinstitut iiberlassenes, also an vertrautes Geld, das verwabrt und zuriickgegeben werden soli. Welcbe recbtlicbe Natur bat eine Einlage? - Giroeinlage = § 675 BGB (Gescbaftsbesorgungsvertrag) - Termineinlage = § 700 BGB (unregelmiiftige Verwabrung) - Spareinlage = § 607 BGB (Darlebensvertrag) 1.2.1. Nennen Sie drei formal-recbtlicbe Unterscbiede zwiscben einem Darleben nacb § 607 BGB und einem unregelmiiftigen Verwabrungsvertrag nacb § 700 BGB! Darlehen: Riickforderung nach Kiindigung Riickgabeort ist der Wohnsitz des Glaubigers Leihe von Geld oder vertretbaren Sachen 9 Unregelma~iger Verwahrungsvertrag: Je derzeitige Rtickforderung Rtickgabeort ist der Wohnsitz des Verwahrers Eigentum des Geldes oder der vertretbaren Sachen geht an den Verwahrer tiber. Er ist allerdings verpflichtet, Sachen gleicher Art, Gtite und Menge zuriickzugeben. 1.3. Unterteilen Sie die Einlagen eines Kreditinstituts nach Fristigkeit! Die Unterteilung ist in taglich fallige, befristete und unbefristete Einlagen vorzuneh men. Die tiiglich falligen Einlagen werden als Giro-oder Sichteinlagen gefiihrt. Die befristeten Einlagen (Depositen) werden in Festgelder (Termingelder) und Ktin digungsgelder aufgeteilt. Die unbefristeten Einlagen (Spareinlagen) gliedern sich in Einlagen mit gesetzlicher Ktindigungsfrist (3 Monate) und Einlagen mit vereinbarter Ktindigungsfrist (I-4 Jahre). 1.4. Erliiutern Sie die Bedeutung des Sparens aus volkswirtschaftlicher Sicht! Sparen hei~t, verftigbares Kapital nicht in den Konsum flie~en zu lassen, sondern Konsumverzicht zu praktizieren; haufig handelt es sich allerdings lediglich urn einen Konsumaufschub, der zunachst jedoch die Wirkung des Konsumverzichts tibernimmt. Die sich zwangslaufig daraus ergebende verringerte Nachfrage nach Konsumgtitern ftihrt zu einem Rtickgang der Preise. Da jedoch das Kapital nicht aus dem Verkehr gezogen ist, sondern tiber die Kre ditvergabe der Kreditinstitute als mittel- und langfristige Finanzierungen in die Wirt schaft zuriickflie~t, entsteht ein hoherer Investitionsanreiz, der wiederum ein hoheres Gtiterangebot bewirkt. Das bewirkt ebenfalls die Tendenz einer Senkung der Preise. Auf dem Investitionsgiitermarkt allerdings entsteht eine gro~ere Nachfrage, aus der sich Preiserhohungen ergeben. Diese werden in der Regel auf die Preise der Konsum gtiter abgewalzt. Die hier aufgezeichnete gegensatzliche Wirkung des Sparens auf die Preisgestaltung ist von unterschiedlicher Intensitat. Das wird deutlich, wenn man beriicksichtigt, da~ Sparanreize d urch attraktive Zinssatze oder staatliche Sparforderungsma~nahmen entstehen, die andererseits zu einer Verteuerung des Aktivgeschaftes fiihren mtissen. Trotz der aufgezeigten Gegensatzlichkeit kann man sagen, da~ eine verstiirkte Spar tiitigkeit festigend auf die Preisgestaltung wirkt. 10 1.5. Was versteht man unter der Groftentransformations- sowie der Fristentransfor mationsfunktion des Einlagengeschafts? Die nicht unerhebliche Gruppe von Kleinsparern versorgt die Kreditinstitute mit einer grogen Anzahl von kleinen Geldbetragen. Durch die Ansammlung dieser Kleinst betriige entsteht ein Potential an Fremdkapital, das vorwiegend fiir mittlere und groge Kredite Verwendung findet. Auf diese Weise beteiligen sich Kleinsparer an den In vestitionen der Wirtschaft. Aus relativ unbedeutendem Vermogen werden erhebliche Kreditengagements. Damit erfiillen Kreditinstitute durch diese Form der Kreditver mittlung eine ihrer wichtigsten Aufgaben. Man bezeichnet diesen Prozeg als Groften transformation. Ais typisches Beispiel fiir die Fristentransformationsfunktion ist der Boden.Jatz der Sichteinlagen zu nennen. Die Kreditinstitute iiberlassen das Fremdkapital ihren Kun den langer, als die urspriinglichen Laufzeiten der Einlagen es vorsehen. Somit ist auch der Bodensatz zwar tiiglich fallig, aber erfahrungsgemag niemals als liquides Mittel bereitzuhalten. Der Grundsatz II erlaubt die Ausleihung des Bodensatzes sogar lang fristig. Ebenso verhalt es sich mit den Spareinlagen. Es ist unwahrscheinlich, dag samtliche Sparer eines Kreditinstitutes ihre Einlagen zum gleichen Zeitpunkt zuriick fordern, also von ihrem Kiindigungsrecht gemeinsam Gebrauch mach en werden. Augerdem werden durch neu hereingenommene Einlagen die abfliegenden Einlagen ausgeglichen. Die Ausnutzung dieses Potentials zur liingerfristigen Ausleihung be zeichnet man als Fristentransformation. 1.6. Was versteht man unter Zinsliberalitiit im Kreditgewerbe? Welche Faktoren be stimmen im wesentlichen dieses Gefiige? Jedem Kreditinstitut ist es heute freigestellf, im Rahmen seiner Geschiiftspolitik die Zinssatze selbst festzusetzen. Bis 1967 dagegen waren die Institute mit einer staatli eben Zinsbindung belastet. Die Zinsfreigabe zugunsten des Wettbewerbs ist jedoch eingeschrankt durch gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen. Eine deutliche Einflugnahme iibernimmt die Deutsche Bundesbank durch ihre Geld und Kreditpolitik. Mittels der Liquiditatssteuerung durch die Mindestreservepolitik, die Rediskontpolitik und die Lombardpolitik unterstiitzt oder erschwert sie die Ge schaftstatigkeit der Kreditinstitute. Die Deutsche Bundesbank selbst wird bei ihren Entscheidungen durch auftenwirtschaftliche Einfliisse (z.B. Zinsniveau) eingeengt. Gravierend wirkt sich als weiterer Faktor die Finanzpolitik des Staates aus. Auf gaben der Offentlichen Hand werden nicht nur mit Steuereinnahmen, sondern auch mit Wertpapieremissionen (z.B. Bundesanleihen, Bundesobligationen, Bundesschatzbriefe, Schatzanweisungen) finanziert. Mit der Ertragsgestaltung dieser und anderer Papiere beeinflugt die 6ffentliche Hand die Anlageformen der Kreditinstitute. Ein zusatzlicher Faktor fiir die Zinspolitik eines Instituts sind die Zinsempfehlun gen der einzelnen Verbande (Deutscher Sparkassen- und Giroverband, Bundesverband Deutscher Banken, Genossenschaftsverbande), die zwar einen unverbindlichen Charak- 11 ter haben, jedoch aus wettbewerbspolitischen Aspekten interessante Tendenzen aufzeigen. 1.6.1 Welche der folgenden Faktoren sind Einfluftgroften for die Zinsgestaltung im Einlagengeschiift eines Kreditinstitutes? andere Wettbewerber Offenmarktpolitik der Deutschen Bundesbank Kundenstruktur des Kreditinstitutes Qualitiit der Mitarbeiter des Kreditinstitutes Bilanzsumme des Kreditinstitutes Arbeitslosenzahl des Landes Zinsniveau im Ausland Die Mitbewerber am Ort eines Kreditinstitutes tragen erheblich zur Zinsgestaltung bei. Erhohter Konkurrenzdruck laBt die Zinsen sehr oft schneller und hoher ansteigen als ein ortliches Monopol. Durch die Aufgeklartheit der Anleger, die Moglichkeit der schnellen Informationsbeschaffung sowie die sich immer starker abzeichnende Zins sensibilitat der Kunden ist eine ortsiibergreifende Konkurrenzsituation entstanden, bei der das offensichtliche Monopol eines Institutes nur noch geringe Chancen hat. Die Offenmarktpolitik der Deutschen Bundesbank, d. h. der An- und Verkauf von Wertpapieren am offenen Markt tragt ebenfalls zur Zinsgestaltung bei. Die Kundenstruktur deT Bank Bigt einen mehr oder weniger grogen Spielraum bei der Festsetzung der Zinsen der Passivgeschafte. Man denke nur an einen Ort, in dem iiberwiegend Arbeiter wohnen. Hier laBt sich die Zinsstruktur anders gestalten als in einem Ort, der iiberproportional viele Freiberufler und Selbstandige ausweist. Das Zinsniveau im Ausland spielt eine erhebliche Rolle, denn der wahrscheinlich er folgende Kapitalexport der GroBanleger zwingt die Banken, urn Refinanzierungsmittel zu erhalten, bei einem hoheren auslandischen Zinsniveau ihre eigenen Habenzinsen anzupassen. 12