ebook img

Das dritte Dogma des Empirismus Das ABC der modernen Logik und Semantik Der Begriff der Erklärung und seine Spielarten PDF

194 Pages·1983·7.8 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Das dritte Dogma des Empirismus Das ABC der modernen Logik und Semantik Der Begriff der Erklärung und seine Spielarten

Wolfgang StegmUller Probleme und Resultate der Wissenschaftstheorie und Analytischen Philosophie, Band I ErkIarung - Begrundung - Kausalitat Studienausgabe, Teil A Das dritte Dogma des Empirismus Das ABC der modernen Logik und Semantik Der Begriff der ErkIarung und seine Spielarten Zweite, verbesserte und erweiterte Auflage Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 1983 Professor Dr. Dr. Wolfgang Stegmiiller Hiigelstralle 4 D-8032 GriifelHng Dieser Band enthaIt die Einleitung und die Kapitel 0 und I der unter clem Thel "Probleme unci Resultate der Wissenschaftstheorie und Analytischen Philosophie, Band I, Erklarung - Begriindung - Kausalitat" erschienenen gebundenen Gesamtausgabe ISBN-13: 978-3-540-11806-0 e-ISBN-13: 978-3-642-61768-3 001: 10.10071978·3-642-61768-3 CIP-Kurztitelaufnahme dec Deutschen Bibliothek StegmnIler, Wolfgang: Probleme und Resultate dec Wissenschaftstheorie und analytischen Philosophie/Wolfgang Stc:gmiillcr. -Studienausg. -Berlin; Heidelberg; New York: Springer Bd. 1. Erkliirung -Begriindung -Kausalitiit. Teil A. Das dritte Dogma des Empirismus; Das ABC dec moclemen Logik und Scmantik; Det Begriff de! Erklarung und seine SpieJarten. -2., verb. u. erw. Au£1. -1983. Das Werk ist urhe'berrechtlich geschiitzt. Die dadurch begrundeten Rechte. insbesondere die der Dber5etzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photornechanischern oder abnlichern Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Die Vergiitungsanspriiche des § 54. Abs. 2 UrhG werden dutch die "Verwertungs- gesellschaft Wort", Miinchen. wahrgenomrnen. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1969. 1974. 1983 Softcover reprint of the hardcover 15t Edition 1983 Herstellung: Briihlsche Universitatsdruckerei. GieOen 2142/3140-543210 Inhaltsverzeichnis Einleitung 1. Das dritte Dogma des Empirismus. Die pragmatische Wende, 2. Ubersicht tiber den Inhalt des Bandes. 10 Kapitel O. Das ABC der modernen Logik und Semantik 1. Aufgaben und Ziele def modernen Logik. . 39 2. Satze, schematische Buchstaben und logische Zeichen. 44 Za. Schematische Satzbuchstaben und Junktoren. 44 2b. Schematische Pradikatbuchstaben, Individuenvariable und Quantoren 52 3. Umgangssprache und symbolische Sprache. 63 4. Objcktsprachc und Metasprache. Pragmatik, Semantik, Syntax, . 68 5. Logische Wahrheit (L-Wahrheit) und logische Folgerung (L-Implikation) 76 Sa. Junktorenlogik 76 5b. Quantorenlogik 87 6. Extension und Intension. Bedeutungspostulate und Analytizitat 94 7. Einige weitere logische und klassentheoretische Begriffe. . 102 Kapite1 I. Der Begriff der Erklarung und seine Spie1arten 1. Die alltaglichen und wissensehaftlichen Verwendungen von "Erklarung" 110 2. Auf dem Wege zu einer Begriffsexplikation: Das H-O-Schema der wissen- sehaftlichen Erklarung . . 113 2a. Ur sachen und Grunde 113 2b. ErkHirungen und Beschreibungen 114 2e. Historisches. Einfaehe Beispiele von Erkhrungen 116 2d. Vorlaufige Charakterisierung der logisehen Struktur erklarender Argumente 120 2e. Adaquatheitsbedingungen fUr DN-Erklarungen 124 3. Erklarung von Tatsachen und Erklarung von Gesetzen. Theoretisehe und empirische Erklarungen 128 4. Naturgesetze: Pranllssen, Regeln oder Rechtfertigungsgrunde fUr Er- klarungen? 135 5. Formen dec Abweichung vom idealen Modell: ungenaue, rudimentare, partielle und skizzenhafte Erklarungen . 143 6. Genctische Erklarung 155 7. Dispositionelle Erklarung 158 8. Effektive Erkliirung und Erklarbarkeitsbehauptung 166 9. Analogiemodelle und Erklarungen 169 10. Pragmatische Erklacungsbegriffe 176 11*. Gibt es iiberhaupt deduktiv-nomologische Erklarungen? 181 Von der gebundenen Ausgabe des Bandes "Probleme und Resultate der Wissenschafts theorie und Analytischen Philosophie, Band I, Erllirung -Begriindung -Kausalitiit" sind folgende weiteren Teilbiinde erschienen: Studienausgabe Teil B: ErkHirung, Voraussage, Retrodiktion. Diskrete Zustands systeme und diskretes Analogon zur Quantenmechanik. Das ontologische Problem. Naturgesetze und irreale Konditionalsatze. Naturalistische Aufl6sung des Goodman Paradoxons Studienausgabe Teil C: Historische, psychologische und rationale ErkHirung. Verstehendes ErkHiren Studienausgabe Teil D: Kausalitatsprobleme, Determinismus und Indeterminismus. Ursachen und Inus-Bedingungen. Probabilistische Theorie der Kausalitiit Studienauogabe Teil E: Teleologische Erklarung, Funktionalanalyse und Selbst regulation. Teleologie: Normativ oder Deskriptiv? STT, Evolutionstheorie und die Frage Wozu? Studienausgabe Teil F: Statistische ErkIarungen. Deduktiv-nomologische ErkIarun gen in prazisen Modellsprachen. Offene Probleme Studienausgabe Teil G: Die pragmatisch-epistemische Wende. Familien von Er llirungsbegriffen. Erklarung von Theorien: Intuitiver Vorblick auf das struktura listische Theorienkonzept Einleitung 1. Das dritte Dogma des Empirismus. Die pragmatische Wende QUINES Aufsatz uber die beiden Dogmen des Empirismus bildete, wie man retrospektiv, uber dreiBig Jabre nach det etsten VerOffendichung sagen kann, einen Meilenstein in det Entwicklung der modernen Wissenschaftstheorie. Zwar ist ein Abriicken yom empiristischen Ansatz weder Ziel noch Effekt det Quineschen Kritik gewesen. Aber sie hat deutlich gemacht, daB der moderne Empirismus beim Studium des Aufbaus wissenschaftlicher Theo rien, ihrer Beurteilungen und ihrer Anwendungen skh viel zu enge Schranken setzte. Die beiden selbstauferlegten Fesseln bestehen nach QUINE in det scharfen Trennung zwischen analytischen und synthetischen Satzen sowie in der These, daB ane in empirischen Wissenschaften verwendeten nichtlogi schen Begriffe definitorisch auf einige Grundbegriffe zutuckfuhtbar seien, die sich nur auf Beobachtbares beziehen. Das eben erwahote zweite Dogma des Empirismus kann heute als uberwun den gelten. MaBgebend dafur war vermutlich nicht anein QUINES Kritik, sondern zudem die Tatsache, daB mit R. CARNAP einer der Hauptvertreter des Empirismus von dieser These abriickte. In seinem ersten Buch ,,Der iogische Aufoau der Welt" hatte er noch versucht, det empiristischen Begriffslehre den Status einer programmatischen Deklaration zu nehmen und sie in eine logisch begrundete Aussage zu transformieren. CARNAPS Einsicht in die empirische Unclefinierbarkeit von Dispositionspradikaten sowie die sich immer starker clurchsetzencle Oberzeugung von der Existenz rein theoretischer Begriffe, die mit dem Bereich des Beobachtbaren nur mehr lose und sehr indirekt verknupft sind, bildeten die beiden wichtigsten Manifestationen des Scheiterns dieses grollattigen Projektes. Die nun schon seit Jahrzehnten anhaltende Diskussion uber die Natur theoretischer Begriffe findet schon jenseits det Grenzpfahle statt, die der Empirismus ursprunglich gegen die Domane der Meraphysik errichtet hatte. Die Att und Weise allerdings, wie diese Diskussion bis vor kurzem gefuhtt worden ist, namlich als ein linguistisches Problem der Beziehung zwischen einet "theoretischen Sprache" gegenuber einer "Beobachtungssprache", durfte auf einet weiteren grundlegenden Annabme beruhen, die man das vierte Dogma des 2 Einleitung Empirismus nennen k6nnte und tiber die ich in anderem Kontext Genaueres zu sagen beabsichtige. 1m vorliegenden Band spielt der Begriffsempirismus nur so weit eine Rolle, als er mit clem "ersten Dogma" zusammenhangt. Eine systematische Behandlung der Natur theoretischet Begriffe findet sich erst im zweiten Band, wobei eine Grenzlinie durch dessen beide Halbbiinde gezogen wird, da sich erst in Bd. 11/2 mit der Dbernahme des Sneedschen Gedankens der Theoretizitiit als fh,ori,nabhiingig'r Mejbark,i/ die Befreiung yom vierten Dogma anbahnte. Die Analytisch-Synthetisch-Dichotomie - also das ersf, Dogma des Empiris mus im Sinne QUINES - hat dagegen (scheinbar?) eine grollere Standfestigkeit bewiesen. Das mag zum Teil seine Wurzel darin haben, daB eines der Motive QUINES, namlich seine Bezweiflung jeglicher Art von intensionalen Entitaten, zahlreichen Philosophen als zu radikal erschien. Seit sich H. PUTNAM in die Auseinandersetzung einschaltete, diirfte deutlich geworden sein, daB QUINES Hauptmotiv fUr seine Ablehnung dieser Dichotomie anderswo zu suchen ist: EnthaJt ein Satz eineo "law cluster concept" im Sinn von PUTNAM, also einen Begriff, der in verschiedenen Gesetzen vorkommt, so liiuft die Auszeichnung des Satzes als analytisch auf eine Immunisierung dieses Satzes gegen Nachpriifbarkeit hinaus und ist damit fiir die empirische Forschung zumindest potentiell fortschrittshemmend. Die hier implizit vertretene Position in dieser Frage ist die folgende: Statt auf allgemeiner Ebene und in abstrakter Weise die Pro- und Contra Argumente zur Quineschen These gegeneinander ahzuwagen, erortern wir, soweit es der thematische Rahmen dieses Buches zuHiBt, das Problem auf konkreter Basis. Zwei Beispiele dafiir bilden die -im Anschlull an die Rylesche These von der Sonderstellung dispositioneller Erklarungen erfolgende - Behandlung der EinfUhrung dispositioneller Pradikate mit Hilfe von Reduk tionssiitzen auf S. 161 ff.' und die Miniaturtheorie des Glaubens und Wollens von BRANDT und KIM auf S. 452-459. In beiden Fallen lautet das Ergebnis, daB eine scharfe Trennung zwischen Bedeutungsanalyse und Tatsachenanalyse nicht moglich ist. Da diese Resultate zugleich Argumente dafiir bilden, die einschHigigen Begdffe als theoretisch auszuzeichnen, Hefero sie damit eine zumindest partielle Stiitze fiir b,id, Quinesche Thesen. Eine dritte globale Voraussetzung der modernen, empiristisch orientierten Wissenschaftstheorie, die wir in Ankniipfung an QUINES Terminologie als das drift, Dogma des Empirismus bezeichnen, besteht in der Dberzeugung, dall flir die Explikation aller grundlegenden, wissenschaftstheoretisch relevanten Begriffe die Hilfsmittel der Logik ausreichen. Zum Unterschied von den ersten beiden Dogmen mag das Aufkommen des dritten Dogmas teilweise einem historischen Zufall zuzuschreihen sein. Die heiden Haupthefurworter 1 Eine genauere und systematischere Behandlung dieses Problemkomplexes frndet sich allerdings erst im Bd. II, 1. Halbband. Das dritte Dogma des Empirismus. Die pragmatische Wende des neu2eitlichen Empirismus, 2unachst B. RUSSELL und spater R. CARNAP, waren zugleich maBgebend an der Entwicklung und Verbreitung der modemen Logik beteiligt. Sie vertraten und verbreiteten die Uberzeugung von der modemen Logik als dem Werkzeug fur kritische philosophische Analyse. In seinem Werk "Die logische Syntax der Sprache" hat CARNAP diesen Gedanken dahingehend prazisiert, daB sogar syntaktische Methoden genugen und daB" Wissenschaftslogik" dasselbe sei wie "syntaktische Analyse der Wissenschaftssprache". HEMPELS seiner2eitiger Versuch, ein rein syntakti sches Bestatigungskriterium zu formulieren, spiegelt den EinfluB dieses Camapschen Konzeptes wider. Nachdem T ARSKI seine Arbeit uber den Wahrheitsbegriff in formalisierten Sprachen veraffentlicht und damit den Grund fur die moderne Modelltheorie gelegt hatte, schloB CARNAP in die logisch zulassigen Methoden neben syntaktischen auch die semantischen Methoden mit ein. Die durch die Semantik gezogene Grenze wurde jedoch nicht mehr i.iberschritten. Negativ und in der von CARNAP i.ibernommenen Terminologie des Sprachtheoretikers MORRIS formuliert: Pragmatische Begrif fe blieben aus dem Arsenal des Wissenschaftstheoretikers verbannt. Dies hatte gravierende Konsequen2en, sachliche wie terminologische. Bestiitigung 2.B. ist offensichtlich ein pragmatischer Begriff, der auf Personen und Zeitpunkte Bezug nimmt. CARNAPS Uberzeugung, daB sich aus diesem Begriff ein logischer Kern herausdestillieren lasse, der einer rein semantisch-syntakti schen Behandlung unterworfen werden kanne und dem er die beiden Namen "induktive Logik" und "quantitative Theorie der Bestatigung" gab, wurde, so vermute ich, durch den Glauben an das dritte Dogma mitbestimmt oder zumindest begunstigt. Tatsachlich erkannte CARNAP selbst, daB seine Theorie - wie immer sie verbessert und weiterentwickelt werden mage - eine entscheidende Lucke enthalt: Die Ergebnisse der induktiven Logik konnten nicht ohne niliere Qualifikation, so wie die der deduktiven Logik, auf kon krete Wissenssituationen angewendet werden. Vielmehr sollte dies nut dann zulassig sein, wenn die Gewahr dafur geschaffen ist, daB das Erfahrungswis sen, relativ auf welches die logische Wahrscheinlichkeit einer Hypothese beurteilt wird, tatsachlich das gesamte,jiir die Beurteil1l1lg der Hypothese relevante verfiigbare Wissen ist. Dieses "Prin2ip des Gesamtdatums" ("principle of total evidence") wurde von CARNAP als ein methodologjsches Prinzip bezeichnet. Statt aus dem Bestehen der Lucke den naheliegenden SchluB zu ziehen, daB es sich bei der quantitativen Theorie der Bestatigung doch nicht urn so etwas wie Logjk handeln kanne - da man Regeln nur dann als logische zu bezeichnen gewohnt ist, wenn sie unbedenklich auf eine beliebige Wissenssituation anwendbar sind -, wahlte CARNAP die eben beschriebene andere Alternative, dergemaB die induktive Logik durch Anwendungsregeln oder methodologi sche Regeln zu ergiinzen ist. DaB dies nun wieder in anderer Hinsicht zu Schwierigkeiten ruhrt, laBt sich am besten dadurch zeigen, daB wir einen Blick auf das Werk von K. POPPER Einleitung werfen. Ein Schliisselbegriff des Popperschen Konzeptes ist sein Begriff der Bewahrung. Einerseits entspricht er dem bei anderen Autoren einschlieBlich CARNAP vorkommenden Begriff der Bestatigung - er ist sozusagen das "deduktivistische Gegensttick" zu jenen Begriffen -, anclererseits ist er mit Ihnen inkommensurabel. Worauf beruht diese Inkommensurabilitat? Sicher lich nicht auf dem Unterschied von "Deduktivismus" und "Induktivismus". Denn was immer auch das letztere heiBen mag, verhalt es sich cloch so: Weder CARNAP noch andere Bestatigungstheoretiker berufen sich im Rahmen ihrer Explikation auf irgendein nebuloses "Prinzip der Induktion". Sicherlich auch nicht auf clem Unterschied von qualitativ und quantitativ; denn auch POPPER hat versucht, fiir seinen Bewahrungsbegriff eine quantitative Version zu formuIie ren. Schliefllich auch nicht auf dem U nterschied zwischen nichtprobabilistisch und probabilistisch; denn hatte CARNAP bereits in der 1. Auflage seines wahrscheinlichkeitstheoretischen Hauptwerkes klar zwischen den im Vor wort zur 2. Auflage beschriebenen Begriffsfamilien unterschieden, so hatte er einem nicht-probabilistischen Begriff den Namen Bestiitigungsgrad gegeben. Der wirkliche Unterschied ttltt zutage, wenn man iiberlegt, wie der Bewah rungsbegriff einzufiihren ist. Durch das Schlagwort "Deduktivismus" als Bezeichnung fiir Poppers Position darf man slch hier nicht irrefiihren lassen. Damit kann namlich keinesfalls gemdnt sein, daB "Bewahrung" mit Hilfe von Begriffen der deduktiven Logik allein definicrt werden kann, sondern bloB, daB zur Charakterisierung dieses Begriffs auBer logischen nur pragmati.rche Begri/fe benotigt werden, die man entweder als bekannt und fiir sich verstandlich oder als zwar aufklarungs bediirftig, aber innerhalb eines geeigne ten Rahmens als hinlanglich prazisiert ansehen darf. Beispiele hierfiir sind Begriffe wie: "Hintergrundwissen"; "mit dner bestimmten Annahme rivali sierende Alternativhypothesen"; "riskante Voraussage"; "akzeptiertes Be obachtungswissen". Der pragmatische Charakter clieser Wendungen wird sofort klar, wenn man bedenkt, daB sie erst nach Relativierung auf ein historisches Zeitintervall sowie auf dne Person oder elnen Pcrsonenkreis etwas designieren. Innerhalb eines solchen Denkrahmens besteht offensicht lich kein Bedurfnis nach erganzenden "methodologischen Prinzipien" von der oben erwahnten Art. Auf der anderen Seite spielen bei POPPER bekanntlich "methodologische Regeln" eine wichtige Rolle, etwa wenn "the method of bold conjectures and attempted severe refutations" als die Methode der Naturwissenschaften bezeichnet wird. Die entscheidende Konnotation von "methodologisch" ist hier nicht der pragmatische, sondern allein der normative Aspekt. Und dies hat wieder zur Folge, daB die Verwendungen von "methodologisch" bei POPPER und bei CARNAP miteinander unvergleichbar sind. Terminologische Konfusionen sind nicht der einzige Nebeneffekt einer Nichtberiicksichtigung von pragmatischen Aspekten. Der vor a11em von historisch orientierten Wissenschaftsphilosophen gegen die systematisch Das driue Dogma des Empirismus. Die pragmatische Wende arbeitende Wissenschaftstheorie erhobene Vorwurf, daB die letztere nur "statisch" zu denken und niemals mehr als "Momentaufnahmen" zu Hefern vermoge, ist verstandlich und in viden Fallen sogar berechtigt, sofern unter der systematisch verfahrenden Wissenschaftstheorie eine vom dritten Dogma beherrschte verstanclen wird, die glaubt, ohoe pragmatische Begriffe auskom men zu konnen. Wir verzichten darauf, dieses techt allgemein gehaltene Pliidoyer fiir die Einbeziehung pragmatischer Begriffe fortzusetzen. Als interessanter und von der Zidsetzung dieses ersten Bandes aus betrachtet wesentlich fruchtbarer wird es sich erweisen, das W'irken dieses dritten Dogmas auf unser zentrales Thema "Erklarung" zu beobachten. Hier kann man namlich genau verfolgen, wie mittels Orientierung am groBen Bruder Metamathematik zunachst ein rein logischer Ansatz gemacht wurde, der sich nicht durchhalten lief~, sondern von innen her aufweichte. Wir kniipfen dabei an das Wetk desjenigen Philosophen an, der die entscheidenden Pionierarbeiten auf diesem Gebiet geleistet hat und clem dieses Buch gewidmet ist. HEMPEL vetgleicht in [Aspects], S. 412 (deutsch: [Aspekte], S. 124f.) seine Analyse des Erkliirungsbegriffs mit det Analyse des Beweisbegriffs in det Metamathematik2• Man geht wohl nicht fehl in det Annahme, daB det Ausdruck .,Metamathematik" nicht jm engeren Sinn der Hilbertschen Beweistheorie zu verstehen ist (was eine Beschrankung auf syntaktische Hilfsmittel impHzieren warde), sondern in dem weitcren Sinn, der auch Semantik und Modelltheorie einschlieBt (so daB in diesem Bild die Analoga zum Erklarungsbegtiff sowohl die syntaktischen Beweisbegriffe als auch die semantisch zu konzipierenden Folgerungsbegriffe oder Begriffe der logischen Implikation sind). HEMPEL bemerkt dort auBerdem, daB zumindest in bezug auf deduktive Rrklarungen eine logische Anafyse der in ciner Erklarung vorkommenden Satze geniigt. Und er fagt die folgende Parallele hinzu: So wie in der Metamathematik (lies: Modell- und Beweistheorie) der untersuchte Beweisbegriff nicht dem alltagHchen Gebrauch von Beweisen entspricht, sondern ciner idealisierten Form des Beweises, so enthalte auch die Konstruk tion von Erklarungsmodellen ein bestimmtes MaG an Abstraktion und logischer Schematisierung. Gegen den in dieser Allgemeinheit ausgesprochenen Gedanken als solchen ist kaum etwas einzuwenden. Es ist vielmehr die Art der Idealisierung-bei der sich HEMPEL an das metamathematiscbe Vorbild i.w.S. halt -, welche die Gefahr heraufbeschwort, wesentliche Merkmale von Erklarungen zu vernachlassi gen. Denn in dieser Idealisietung liegt folgender Gedanke: Die Metatheoric mathematischer Disziplinen soIl in dem Sinn V orbild sein, daB fiir die 2 So heiSt es a.a.O.: "In dieser Hinsicht ahneln unsere Erklarungsbegriffe dem Begriff oder den Begriffen des mathematischen Beweises (innerhalb ciner vorliegenden mathematischen Theorie), wie sie in der Metamathematik konstruiert werden".

Description:
1. Das dritte Dogma des Empirismus. Die pragmatische Wende.- 2. Übersicht über den Inhalt des Bandes.- 0. Das ABC der modernen Logik und Semantik.- 1. Aufgaben und Ziele der modernen Logik.- 2. Sätze, schematische Buchstaben und logische Zeichen.- 2a. Schematische Satzbuchstaben und Junktoren.- 2
See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.