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Das Deutsche Wörterbuch / Buchstabe S (1) PDF

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Bd. 14, Sp. 1573 S, achtzehnter, oder wenn I und J als zwei zeichen gezählt werden, neunzehnter buchstabe unseres alphabets, mit dem namen es (HELBER syllabierbüchl. 4, 5 Roethe). der entsprechende laut gehört zu den dentalen geräuschlauten (spiranten), und sonderte sich schon in der urgermanischen zeit in eine harte und eine weiche stufe, von denen die letztere im hochdeutschen, wie im gesammten westgermanischen in r übergetreten ist (vgl. r 2, oben sp. 1 fg.). der laut des gebliebenen harten s wird beschrieben: das, s, ist ain subtil pfeisung oder sibilen ausz auf einander stoszung der zene, wie die jungen tauben oder natern sibilen. ICKELSAMER teutsche grammatica 19. es steht als ein gesonderter laut (einfach oder doppelt) oder in inniger verbindung mit anderen consonanten. I. s allein. 1) anlautend in einer ungemein groszen anzahl von beispielen, die, soweit sie vergleichbar sind, genau urverwandtem s in derselben stellung entsprechen; neuer entstanden aus ursprünglichem sk, später sch in soll, sollen (s. d.), während das wurzelhaft verwandte schuld die alte anlautende verbindung gewahrt hat; aus sw in süsz, schon ahd. suoჳi gegen altsächs. swôti, ags. swête, und in sorge, ahd. sworga neben sorga, wo, wie goth. saúrga lehrt, die vereinfachung zum theil in sehr frühe, voralthochdeutsche zeit zurück reicht. in dem fremdworte sittich, ahd. mhd. sitich, sitech, ist s aus ps entstanden (nebenform psitich, psittich, vgl. theil 7, 2201), ebenso in ahd. salmo, salm, mhd. salme, salm, neben psalme, psalm, wo seit dem 16. jh. unter gelehrtem einflusz der ursprüngliche anlaut wieder hergestellt ist, soweit nicht salm in volksmäszigen redensarten fortdauert. 2) altes inlautendes, in r übergetretenes s hat sich mehrfach diesem übertritt wieder entzogen; so verbalformen von genesen, bei denen ahd. zum prät. ginas eine 2 sg. ginâri, und ein part. gineran vorhanden war, die zum theil noch mhd. dauerten; lesen (vgl. theil 6, 774); umgekehrt ist die verbalform war für was erst spät eingetreten (vgl. r 2, sp. 2). über die schwankenden verhältnisse bei kiesen, sowie über r und s bei frieren, verlieren und den dazu gehörigen bildungen vgl. dort. 3) das gebliebene alte s des in- und auslautes steht einfach (reisen, gras, grasen, haus) oder folgt gern anderen consonanten, einem ch, l, n (wachsen, flachs, wichsen, ochse, fuchs, hals, umhalsen, gans); rs hat mehrfache einbusze durch übertritt in rr oder durch verbreiterung zu rsch erlitten (s. r 4, sp. 2). für ks tritt die schreibung X auch in deutschen wörtern ein (axt, hexe, oxhoft), nicht für cks (knacks, mucksen). einfaches auslautendes s wird aus st entstanden sein in mus, speise, brei, ahd. mhd. muos, als dessen vorgeschichtliche form man muost annimmt, und das im ablaut zu maჳ speise (theil 6, 1721) gedacht wird. umgekehrt tritt spät st für s auf in einst (theil 3, 305), mundartlich und in älterer sprache auch in anderst für anders (theil 1, 313). die gemination dieses alten s, jetzt im auslaute gewöhnlich sz geschrieben (vgl. unten 4), ist die folge schon im urgermanischen erfolgter assimilation aus vorgermanischem t und s oder t und t, in kusz, gen. kusses, rosz, gen. rosses, küssen, missen, esse, gewisz, gen. gewisses, in einer kleinen anzahl einheimischer wörter erhalten. 4) verwirrung ist in das verhältnis des in- und auslautenden s durch den eingriff eines alten hochdeutschen z-lautes gekommen, und zwar jener stufe desselben, die im in- und auslaute infolge der zweiten lautverschiebung an stelle eines alten einfachen t entstanden und von einer dem s ähnlichen, scharfen aussprache war (vgl. auch die ausführungen th. 3, 1126). diesen laut bezeichnete die alte schrift schwankend und vielfach ungenau, oft nicht anders als die anders ausgesprochene stufe des z im anlaute und in- und auslautend, wenn sie an stelle eines tt getreten; oft hob sie ihn von der letzteren stufe des z wenigstens im in- und auslaute dadurch ab, dasz sie diese durch tz bezeichnete (heizen, hiez gegen sitz, witze, antlutze); den scharfen s-ähnlichen laut strebte man durch verdoppelung des z namentlich im inlaute nach kurzem vocale anzudeuten (waჳჳer, vermeჳჳen, wiჳჳen, besloჳჳen); der heutige in fachschriften durchgeführte zeichenunterschied Bd. 14, Sp. 1574 zwischen z = tz und ჳ für den s-ähnlichen laut rührt erst von J. GRIMM her. im ahd. hatte die übersetzung Isidors die verschiedene aussprache zu bezeichnen gestrebt, indem sie ჳ durch zs und zss, z auszer im anlaute durch tz gab. an diese bezeichnung knüpft das 14. jh. wieder an, wenn es die schreibung sz für ჳ aufbringt (als eines z, das wie s ausgesprochen werden soll), eine schreibung, die sich erhalten hat und woraus die spätere und heutige ligatur in der sog. deutschen schreib- und druckschrift mit dem namen es - zet entstanden ist. aber auch diese bezeichnung wurde nicht allgemein, da viele handschriften und spätere drucke für sz ein ungenaueres ss verwendeten. selbst einfaches s für jenes ჳ kam auf; schon im ahd. in einigen beispielen des auslautes (BRAUNE ahd. gramm.2 s. 129), ein beweis, wie frühe die anfänge der geschilderten verwirrung zurückgehen; mehr im mhd., wo auch der inlaut ergriffen wird (WEINHOLD mhd. gramm.2 s. 197 f.). die schreibung des einfachen s für ჳ zeugt für aufhebung des unterschiedes in der aussprache beider laute wenigstens für das gehör des schreibenden; diese aufhebung reicht in verschiedener weise weithin. zunächst gibt es im nhd. eine reihe von fällen, wo allgemein jenes alte ჳ in sanftes s übergetreten ist: ameise, mhd. ameiჳe, bims-stein, mhd. bimჳ, binse mhd. bineჳ, emsig mhd. emeჳic, emჳic, erbse, mhd. areweiჳ, ereweiჳ, feist, mhd. veiჳet, veiჳt, gemse, ahd. gamiჳa, mhd. gamჳ, kreis, kreisen, mhd. kreiჳ, kreiჳen, krebs mhd. krebeჳ, krebeჳe, los (sors), losen, mhd. lôჳ, lôჳen, mause, mausern, mhd. mûჳen, verweis, verweisen (tadeln), mhd. verwîჳ, verwîჳen; dazu in allen endungen des nom. acc. sing. des adjectivs und pronomens (gutes, böses, armes, solches, welches u. s. w., mhd. guoteჳ, bœseჳ, armeჳ, solheჳ, welcheჳ), und in den einsilbigen pronominal- und adverbialformen es, das, was, aus, mhd. eჳ, daჳ, waჳ, ûჳ; bis und das häufig geschriebene dies (neben diesz) haben mhd. bitz, ditz, aber auch schon biჳ, diჳ zur seite; von dem pronomen das unterscheiden wir, zum theil schon seit dem 16. jahrh., nur in der schreibung, nicht in der aussprache, die conjunction dasz, beide ahd. mhd. daჳ. schwankende schreibung herrschte bis auf die heutige zeit in worten wie blos und blosz, gries und griesz, älter auch klos und klosz, maas und maasz, schoos und schoosz, in denen allen sz als vertreter des mhd. ჳ berechtigt ist. abgesehen von diesem übergriffe des s in den ursprünglichen z-laut sind auch die verhältnisse sonst im in- und auslaute verworren. zunächst ist wol, was den inlaut betrifft, in der schrift einfaches echtes s von dem aus ჳ entstandenen unterschieden, nicht aber überall in der aussprache, und wie GOTTSCHED für das erfassen des unterschieds ausdrücklich ein gutes ohr verlangt: das höret aber ein gutes ohr, wenn rasen und spaszen, blasen und straszen, reisen und reiszen, weisen und weiszen, losen und stoszen, hosen und groszen, gleich hintereinander gesprochen werden. deutsche sprachkunst (1762) 87, so fallen in Süd- und in groszen theilen von Mitteldeutschland worte wie reisen und reiszen, niesen und genieszen der aussprache nach thatsächlich ganz zusammen, so dasz gespottet werden kann: wenn jemand schoosze reimt auf rose, auf menschen wünschen, und in prose und versen schillert, freunde, wiszt dasz seine heimat Schwaben ist. A. W. SCHLEGEL in Wackernagels leseb. 23, 1366. ein altes echtes doppel-s (vgl. oben 3) kann nicht in der aussprache, und auch nicht in der schreibung mehr von einem aus ჳჳ entstandenen unterschieden werden, da nach einer langen periode des schwankens seit dem 18. jahrh. die schreibregel platz gegriffen hat, dasz, gleichgiltig welche abstammung das wort habe, im inlaute nach kurzem vocale ss, nach langem sz zu setzen sei: demnach fallen die entsprechenden laute in esse (ustrina) und er esse (edat), masse (massa) und dem fasse, missen (carere) und gebissen (morsus) zusammen. für den auslaut hat sich in allen fällen, in denen nicht einfaches s mit seinem weicheren, hier noch meist gehörten laute etymologisch berechtigt (oben 3) oder in denen es nicht später eingedrungen ist (vgl. vorher), sz ergeben, sowol nach kurzem als nach langem vocal, Bd. 14, Sp. 1575 nicht nur als vertreter von mhd. ჳ (hasz, bisz, weisz, grosz, schusz, fusz u. s. w.), sondern auch in dem falle, wo echtes doppel-s in den auslaut tritt (kusz, rosz, misz-, gewisz), da ss am ende eines wortes nicht beliebt ist und einbürgerungsversuche neuerer sprachlehrer keinen erfolg gehabt haben. nur die nachsilbe -nis, dem mhd. -nusse, -nüsse, - nisse entsprechend, hat ihren auslaut vereinfacht, soweit nicht auch hier -nisz geschrieben wird; nach ihrem vorbilde sind heute behandelt kürbis, mhd. kürbeჳ und hornis, nebenform zu hornisse, mhd. hornuჳ, mit dem plur. kürbisse, hornissen. diese regelung der schreibung, die der abstammung keine, aber der aussprache doch meist rechnung trägt, hat sich seit dem 18. jahrh. an stelle früherer jahrhunderte lang dauernden wilden schreibgebrauches ergeben, der im in- und auslaute s, ss und sz oft regellos durcheinander warf. als nachzügler dieser regellosigkeit hat sich bis ins 18. jh. hinein die schreibung weis für weisz (scio) erhalten, während das im 16. und noch im 17. jahrh. viel gebrauchte mus für musz (debeo) früher untergegangen ist. eine noch jetzt wuchernde schreibung deszhalb, deszwegen, indesz, weszwegen statt deshalb, deswegen, indes, weswegen scheint der letzte rest des angeführten schreibgebrauchs zu sein. 5) schreib- und druckschrift brauchen für s zwei zeichen, ein langes für an- und inlaut, und ein rundes (schlusz-s) für den auslaut eines wortes oder einer silbe. die sogenannte lateinische oder rundschrift hat indes seit den ersten jahrzehnten dieses jahrhunderts, unter dem einflusz der französischen und englischen druckereien angefangen, das lange s zu gunsten des runden zu beseitigen; jetzt ist dieses runde s an jeglicher stelle des wortes so eingebürgert, dasz versuche, das alte verhältnis wieder herzustellen, völlig gescheitert sind. auch für den doppellaut und die ligatur sz (vgl. oben 4) setzt ein weitverbreiteter gebrauch in der rundschrift ss, wogegen in einer minderzahl von schriften ss und sz, die auflösung der ligatur, nach den regeln der heutigen rechtschreibung unterschieden angewendet werden. II. Die consonantverbindungen sch, sp, st. 1) unser einheitlicher laut sch ist seit dem 12. jh. an stelle der früheren verbindung sk getreten, in welcher k unverschoben aus dem vorgermanischen übernommen worden war (ahd. skato, altir. scáth schatten, ahd. skeidan, lit. skëdu scheide, lat. scindere, ahd. fisk, lat. piscis). der laut wird schon frühe vereinzelt aufgekommen sein, da die schreibung sch für sk in sehr alten quellen auftritt (nachweise bei BRAUNE ahd. gramm.2 112 fg.). eine mundartliche vereinfachung von sch zu s, über die WEINHOLD alemann. gramm. s. 156. bair. gramm. s. 159 nach alten quellen berichtet, hat in der späteren schriftsprache kein beispiel. 2) unsere verbindungen schl, schm, schn, schw fuszen auf älterem und noch mhd. sl, sm, sn, sw; als vorläufer von schl wird eine alte verbindung scl in sclahan schlagen u. a. (beispiele bei BRAUNE a. a. o. 142) betrachtet, von anderer seite aber geläugnet; vielmehr soll diese verbindung eine besondere aussprache des l bezeichnen (SCHERER zur gesch. der d. spr.2 127). die heutige aussprache der genannten verbindungen dringt von süden her vor, die schreibung zeigt sie im alemannischen zum theil schon im 13. jahrh., völlig durchgedrungen im 14. jahrh. (WEINHOLD s. 155), im bairischen halten sich die alten sl, sm, sn, sw in der schreibung länger, bis ins 16. jh. hinein (WEINHOLD 158); allgemein ist aber in hochdeutschen handschriften und drucken die heutige schreibung, die auf die entsprechende aussprache hinweist. das niederdeutsche hat die alten verhältnisse bis heute bewahrt. 3) gleichen wandel haben die verbindungen sp und st, in denen p und t ebenfalls unverschoben geblieben sind, rücksichtlich der aussprache im anlaute erfahren; nur selten aber ist in älteren quellen dieser wandel auch in der schreibung angedeutet (geschprochen in einer quelle von 1316, bi-schpill WEINHOLD alem. gramm. 155). die schriftsprache hat vielmehr davon abgesehen, den wandel der aussprache, der doch wol gleichzeitig mit dem in 2 erwähnten ist, hier auch durch die schreibung auszudrücken. auch hier bewahrt Niederdeutschland zum theil die alte sprechweise. auf den in- und auslaut hat sich die verbreiterte aussprache nur mundartlich erstreckt, scht für st namentlich alemannisch, schp für sp auch sonst oberdeutsch (WEINHOLD a. a. o.). 4) die verbindung st tritt an stelle anderer dentale durch assimilation in der wortbildung (vgl. last, mast, bewust), und in der flexion: mhd. weist, muost für weiჳ-t, muoჳ-t, wiste, muoste für wiჳ-te, muoჳ-te; genaue schreibung hält daher auch nhd. an du weist, must, ich wuste, muste fest. ähnlich entstehen die verkürzten superlative mhd. beste, grœste aus beჳჳiste, grœჳiste, Bd. 14, Sp. 1576 beჳste, grœჳste, auch hier ist daher die richtige schreibung der beste, gröste. in kunst, gunst, brunst ist s nicht euphonisches einschiebsel zwischen stamm und bildungssuffix t, sondern theil und erweiterung des wortbildenden suffixes. S, verschiedentlich in der flexion und zusammensetzung, sowie als abkürzung. 1) als pluralzeichen ist es ursprünglich mittelniederländisch, und steht hier als nachbildung des französischen plurals, hat also keine beziehung zu dem altsächsischen pluralen s in dagôs, himilôs, ags. dagas, heofenas, dessen wegfall wenigstens für das altsächsische und altniederfränkische im 11. jahrh. gewisz ist. im mittelniederländischen erscheint s als pluralzeichen zunächst an den zahlreichen fremdworten der eleganten sprache, geht aber da schon im 13. jh. vereinzelt auf einheimische wörter über (die dorpers Reinaert 866; vaders, broeders FRANCK mittelniederl. gramm. 132); die fälle mehren sich in späterer zeit, greifen ins niederdeutsche, und endlich, nach ansprechender vermutung durch vermittelung der landsknechte oberdeutscher herkunft, die in den Niederlanden kriegsdienste gethan hatten, auch ins oberdeutsche über (vgl. unter kerl theil 5, 572 fg.). in der schriftsprache breiten sie sich, nachdem sie schon im 17. jahrh. um sich gegriffen (hingegen rissen kerles aus. Simpl. 1, 218; die bettlers. persian. rosenth. 7, 20) im 18. jahrh. auf volksthümlichem grunde, an wörtern aller geschlechter, und der verschiedensten declinationsarten aus: kerls ZACHARIAE renomm. 5, 241; mädchens schnupft. 3, 158; gukugs 159; die Türken haben dir alle säbels mit diamanten besetzt. LESSING 1, 524; jungens KLINGER theater 1, 196; zettelchens 289; mädchens 314; fräuleins alle höflichkeit erweist. GÖTHE 12, 156; Franz tritt die hofnungen der edelsten fräuleins mit füszen. SCHILLER 2, 111; soff und spiel und mädels die menge. 12, 25 (Wallenst. lager 6); selten in edler sprache: wenn unsre fürsten Hermanns sind. KLOPSTOCK oden 1, 186 Muncker - Pawel (später geändert: Hermanne unsre fürsten sind); in fremden wörtern: musenalmanachs THÜMMEL 2, 45; dasz ich den mamsells einen spasz machen wolle. GÖTHE 25, 354; häufig in heutiger sprache die beefsteaks, orangutangs, känguruhs, die klubs, meetings u. a.; endlich in substantivisch gebrauchten wörtern und fügungen, die sonst der regelrechten pluralbildung entbehren: es wurden mehrere hochs ausgebracht; was sollen hier worte? was soll ich die warums dir vortragen? die warums sind so viel lügen. GÖTHE 10, 188; wer gab Homeren ein, den trojanischen krieg und die rückkehr der Griechen besonders zu behandeln? warum theilte er die Ilias, und Odyssee? und mehr solche warums. 33, 16; da kommt einer den fuszpfad am ufer her, da reitet einer seine pferde in die schwemme, da gibts 'guten tags' und 'guten abends' dasz kein ende ist. 11, 95. 2) s als genitivzeichen, auszer in den gewöhnlichen fällen und wo es adverbialbildend auftritt (in flugs, stracks, angesichts, bereits, dies-, jen-, allerseits, abends, morgens, nachts, auch in bestens, ehestens, frühestens, längstens, nächstens, spätestens, welche man sehe), in besonderen stellungen. a) zu eigennamen tretend, um familie oder haus zu bezeichnen: er wohnt bei Müllers, ich gehe heute zu Lehmanns, er ist zu Meyers eingeladen (verstanden zu dem hause, der familie Lehmanns oder Meyers); die beiden Grimms (brüder der familie Grimm); es konnte mir nichts glücklicher begegnen als dasz Griesbachs ebendaselbst eingemiethet hatten. GÖTHE 31, 100; es ist der nachklang eines in älterer sprache weiter greifenden brauches, personennamen in den genitiv zu setzen, wobei filia, uxor, vidua zu ergänzen, beispiele bei J. GRIMM gramm. 3, 340 anm.; schon im gothischen: giþandans þatei du fravaúrhtis mans galaiþ ussaljan. Luc. 19, 7, wo die später in den text geratene glosse in gard die erklärung ausdrücklich angibt. b) in versteinerungen, namentlich der gewöhnlichen rede, wie dings (theil 2, 1176, dingsda 1177), zeugs, auch der krams, das werks, ein groszes schreibens u. ähnl.; sie sind aus formeln hervorgegangen, in denen der genitiv berechtigt stand, z. b. begert einer viel dings zu wissen. weish. Sal. 8, 8; mit erzehlung vielen dinges, das er von mir zu sagen wuste. Simpl. 1, 284 Kurz; umb eineჳ, daჳ si heiჳent êre, lâჳ ich vil dinges under wegen. WALTHER 62, 2; ei (denkt er bei sich selbst, kopfschüttelnd) im erwachen noch so viel werks aus einem traum zu machen! WIELAND 22, 135 (Oberon 3, 68); ebenso noch in heutiger sprache: er kam mit einer masse zeugs; viel wesens wurde gemacht; ein haufen werks lag herum, u. a., von denen aus das bestimmende wort in seiner genitivform erstarrt ist. Bd. 14, Sp. 1577 c) in uneigentlichen zusammensetzungen nicht nur mit dem genitiv sing. des masc. und neutr., sondern auch des femininums, liebesbrief, regierungsrat u. a., eine grosze reihe von beispielen bringt J. GRIMM gramm. 2, 934 ff. bei. vereinzelte beispiele schon früh, das früheste hier zu gebende aus einer alemannischen quelle wol des 11. jh.: in deme khunftigen suenestaga. MÜLLENHOFF-SCHERER no. 89, 18; andere spätere bei WEINHOLD alem. gramm. 287 (13.--16. jahrh.), bair. gramm. 239 (12. 13. jh.); das genitive s bei solchen femininen zusammensetzungen ist nicht niederdeutsche oder mitteldeutsche eigenthümlichkeit, sondern ebenso gut oberdeutsch, wie dort entstanden; bis ins 16. jahrh. hinein in spärlicher anwendung, erst seit dem 17. zu der heutigen ausdehnung ausgebildet. versuche sich dagegen zu wehren und das s in diesem falle auszurotten (J. PAUL kl. bücherschau 2, 45) haben nichts geholfen. 3) s der abkürzung. a) bei inclinationen des pronomens an eine vorhergehende präposition, ans, aufs, hinters, ins, ums, vors, statt an das, auf das u. s. w., selten bei einem genitiv des, der von der vorhergehenden präposition nicht abhängt: ins drei teufels namen! u. ähnl.; beispiele s. unter hinter theil 42, 1487; ins 2137; das theil 2, 975 fg. b) kürzung der pronominalform es als acc. oder versteinerter genitiv, in der sprache des täglichen lebens: sie thuns nicht; ich habs nicht nöthig; ihr braucht euch nicht zu vertheidigen, aber sie haben's gewalt. FR. MÜLLER 3, 188; der nominativform: will dir diese wieder an den kopf werfen, dasz 's puft. FR. MÜLLER 1, 301; 's war einer, dems zu herzen gieng, dasz ihm der zopf so hinten hieng. CHAMISSO ged. (1848) 100, vgl. dazu theil 3, 1105; kürzung der pronominalform das, vergl. theil 2, 975, gewöhnlich in der sprache des täglichen lebens, bei KLOPSTOCK auch in edler rede, der versform wegen: o so trefft ihr 's aug in den stern. 2, 67; 's kind dem manne. 72; richter schändeten sich, sprachen es los 's ungeheuer. 142. 4) s in der schreibung für sankt, als gewöhnliche abkürzung schon von HELBER syllabierbüchl. 35, 15 Roethe erwähnt; wolt reisen gen s. Jacob. WICKRAM rollw. 138, 18 Kurz. SA, adv., s. so. SA, interj., verdoppelt sa! sa! ausruf der aufmunterung, des antreibens, ursprünglich lockrauf, hetzruf für hunde, franz. ça: hie mite begunde er überlût den hunden ruofen: zâ zâ zâ! vil schiere wârens alle dâ. Tristan 77, 15. mhd. auch im kampfrufe. LEXER handwb. 3, 1015. in neuerer sprache allgemein als antreibender, ermunternder ruf: sa, sa, age, ehodum FRISCH 2, 139c; sa, sa, Pedrillo, das geht ja unvergleichlich. WIELAND 11, 181; sasa! gesindel, hier! komm hier! gesindel, komm und folge mir. BÜRGER 15a. besonders als aufmunterung zur freude: itzo heiszts bei manchem: sa! sa! liederlich! fein lustig! bald möcht es heiszen: ach! ach! weh! weh! meiner armen seelen in ewigkeit. SCRIVER seelenschatz (1684) 43; sa sa sa ihr teutschen brüder, stimmt ein frohes vivat an. KEIL deutsche studentenlieder 132; sa hr. nachbar zu der lincken, hier ist meine rechte hand. 133; sa lustig courage getruncken. 134. tausend sa sa (vgl. th. 11, 224) als ausdruck der verwunderung, des leichten unmuts: wo tausend sa sa! seyn sunst die hendel herkumen. SCHWABE tintenf. 9. verstärkung: himmeltausend sa, sa! sa sa in eigenthümlicher personification (vergl. der tausendsasa): wenn man mir eine alte sa sa oder gabelhur hätte geben wollen. geflückte finken 76. von diesem sa zu trennen ist das in mitteld. quellen bezeugte sâ, zur einführung und nachdrücklichen hervorhebung eines satzes dienend: sâ welch heilge wirt gecrônt, er endulde sunder crîgin. NIC. V. JEROSCHIN 2263. SAAL, m. aula, plur. die säle (in irn säln und in irr wonung. MEGENBERG 174, 1); unumgelautet: von dem nutzen oder lust derer bücher saale. GÜNTHER 518. mhd. ahd. sal (im ahd. mit neutralem geschlecht bezeugt GRAFF 6, 176, ebenso ags. sæl, mnd. sâl SCHILLER-LÜBBEN 4, 14a), alts. seli, ags. sele, altn. salr, plur. saler; im goth. ist das wort selbst nicht belegt, Bd. 14, Sp. 1578 dagegen weisen saljan, herberge nehmen, saliþvos, pl. f. herberge deutlich auf dasselbe hin. mit dem worte werden zusammengestellt lat. solum, solium, slav. selo, n. fundus, selitva, habitatio. FICK4 1, 565. das romanische sala ist lehnwort DIEZ 1, 364. 1) auf dem altgermanischen hofe war der saal der grosze hallenartige hauptraum (vgl. oben halle). in dieser bedeutung erscheint das wort in der altnordischen und ags. dichtung. im volksepos des mittelalters wird der sal bisweilen als ein abgesonderter hallenbau gekennzeichnet: sehs und ahzec türnesi sahen drinne stân, drî palas wîte und einensal wol getân. Nib. 388, 3; sal als besonderes gebäude neben palas: daჳ von dem starken wuofepalas unde sal und diu stat ze Wormჳeze beiden sîten lûte erschal. 966, 3. königshäuser heiszen sal nach ihrem hauptraume, der groszen halle, in welcher der könig hof hält und die festlichkeiten statt finden: dar de stadt Gosseler licht, dar hadde de keyser Hinrick einen sal, dar he upp to wonen plach. quelle bei SCHILLER-LÜBBEN 4, 14a, vgl. DIEF. 61a unter aula; dan sal auf unser sprach laut eins königs oder fürsten hoff. AVENTINUS werke 1, 336, 30. vetus ... imperatorum palatium, vulgo Ingelheimer saal FRISCH 2, 143b. 2) saal im gegensatze zu gemach, zimmer zur bezeichnung eines gröszeren, weiteren, höheren raumes zu den verschiedensten zwecken (durch die zusammensetzung bezeichnet als concert-, secier-, antiken-, spiel-, sitzungssaal u. s. w.): eben zur selbigen stunde giengen erfur finger, als einer menschen hand, die schrieben gegen dem leuchter uber, auff die getünchte wand in dem königlichen saal. Dan. 5, 5; und er wird euch einen groszen gepflasterten saal zeigen. Luc. 22, 12; uf dem obern sale desselben huses. JANSSEN Frankfurts reichscorresp. 1, 802; giengen für den königlichen saal, in welchem die hauptleut ... wohnten. buch d. liebe 207, 2; zieht die säle voll tanz wiesen des frühlings vor. HÖLTY 110 Halm; ein groszer tapezierter saal gieng mitten durchs gebäude. 25; begann mit andern weibern reihn, im kerzenhellen saale. 33; kennst du das haus? auf säulen ruht sein dach, es glänzt der saal, es schimmert das gemach. GÖTHE 1, 177; was hör ich drauszen vor dem thor, was auf der brücke schallen? lasz den gesang vor unserm ohr im saale wiederhallen. 178. 3) in bildlicher anwendung. auf ursprünglich sinnlicher vorstellung beruht es, wenn der aufenthaltsort gottes und der seligen als saal gedacht wird: (Jesus) furt uns aus dem yamer tall, er macht uns erben yn seim saal. LUTHER bei WACKERNAGEL kirchenl. 3 s. 9; gott sey lob in dem höchsten sal. H. SACHS 3, 2, 129a; o heilige zwölffboten zal, die jhr bey got seid in seim saal. WACKERNAGEL 5, s. 1107; so wird er einst kommen in den himmlischen saal. volkslied bei FROMMANN 3, 513. in antiker anschauung: stürzt mich in die nacht der nächte aus des himmels goldnem saal. SCHILLER 11, 200. frau Ehre hält in einem sal hof: wer zieret nû der êren sal. WALTHER 24, 3. des himmels saal zur bezeichnung des über der erde erhobenen himmelsraumes: (an Phoebus) steig auff des himmels saal. OPITZ 2, 154; grausam ist der fall aus des himmels saal, Phaeton thut es zeigen. ABELE 4, 185. saal der welt: was der held sang den gott grundausz geliebt, wird durch den saal der gantzen welt gesungen. OPITZ 2, 26. des waldes saal: ja sie kommen, sie bereiten sich des waldes grünen saal. GÖTHE 2, 35; es dringt der glanz hoch durch den fichtensaal. 146. in eigenthümlichem bilde: damit deins zarten leibes sal nicht verlur der eren gral. CL. HÄTZLERIN 1, 20, 60. 4) in einzelnen gegenden bezeichnet saal die diele, flur, corridor, vorplatz. ADELUNG. freundliche stube nebst schlafkabinet, saal-- Bd. 14, Sp. 1579 und hausschlüssel. Leipziger anzeige; oder bist uffm saal oder schulgang mit hungerigem bauch inter expectantes gelegen? SCHUPPIUS 704. bei SCHÜTZE 4, 2 (aus Hamburg) sind leute, die upn saal waanen, saallüde geringere miether in oberen stockwerken, vielleicht nach der gemeinsamen diele so genannt. saal im sinne von fuszboden, diele: aber das tuch klebt noch am saal (am fuszboden des kellers). froschmäus. P 1a. SAALARTIG, adj.: ein saalartiger raum. SAALBADER, m., s. salbader. SAALBAND, n., s. sahlband. SAALBAU, m. 1) bau eines saales. 2) gebäude, dessen wesentlicher theil ein saal ist. SAALBRIEF,SAALBUCH,SAALFREI,SAALGUT,SAALHOF,SAALLAND, s. salbrief, salbuch u. s. w. SÄÄLCHEN, dim. zu saal, s. sälchen. SAALDECKE, f. 1) decke, die einen saal überdacht: die saaldecke war reich mit gemälden geschmückt. 2) decke, welche über den fuszboden eines saales ausgebreitet wird. SAALEINRICHTUNG, f. SAALEINWEIHUNG, f. SAALGEBÄUDE, n., s. saalbau 2. SAALGESELLE, m. bei den papiermachern derjenige geselle oder arbeiter, welcher im aufhängesaal die trocken gewordenen bogen papier von den seilen herunter nimmt. JACOBSSON 3, 475b. SAALHAUS, n. gebäude, das einen saal als hauptanlage enthält. SAALLEISTE, f., s. salleiste. SAALLEUTE, plur., s. saal 4. SAALMANN, m., s. salmann. SAALMEISTER, m.: eyn salmeister, aulicus, ein palastaufseher. DIEF. 61b. SAALMENSCHER, plur., scherzhafte bildung: ich lernte in Wien im Sperl, im Fasen, im Mondschein -- es sind schenken -- mehre 'saal- oder tanzmenscher' kennen, denen der wirth für jede nacht vierzig kreuzer gibt, welche sie mit seinen gästen vertanzen. J. PAUL kom. anhang zum Titan 2, 100. SAALRAUM, m.: viele personen gingen vorbei, in einen anstoszenden saalraum hinein. GÖTHE 23, 12. SAALSCHLÜSSEL, m., s. oben saal 4. SAALSCHMUCK, m. SAALTHÜRE, f.: die nahe kirckenglocke schlug eben zwölf, die saalthüre öffnete sich langsam. H. HEINE 3, 21. SAALWÄRTER, m. aufseher in fürstlichen schlössern. SAALWEIDE, f., s. salweide. SAARBACHE,SAARBAUM, s. sarbache, -baum. SAAT, f. seges, satio, satum. ableitung aus der indogerm. wurzel sê, s. säen, die in allen german. sprachen sich findet: goth. in mana-sêþs welt, altnord. sáð, dän. und schwed. sæd, ags. sæ̂ d, engl. seed, altfries. sêd, zeed, alts. sâd, mnd. sât, mnl. saed, holl. zaad, althd. und mhd. sât. aus dem german. stammt auch lapp. saððo kleie, s. THOMSEN 168. form und schreibung saat steht im nhd. schon bei LUTHER fest. vereinzelt zeigt sich die verlängerte form saate: die saate gehet auff. OPITZ 2, 13. auch neuere mundarten weichen höchstens in der färbung des vocals ein wenig ab: såt LEXER 211a. SCHÖPF 581, saot DANNEIL 181a. die mannigfachen schwankungen der schreibung in der älteren sprache zeigt DIEFENB. gloss. 513c unter sata: hd. nd. sat, zat, hd. sath, sadt, sayt, saut, sote. seges hd. sat, sath, said, saut, sait, saet, nd. zat 524c. sementum hd. nd. sat, sayt, hd. saet, sath, sadt. 525a. s. auch DIEF.-WÜLCKER 828. dem goth.-hd. fem. steht in andern sprachen ein neutr. gegenüber, so im altn., ags., niederd. und holl. LÜBBEN mnd. handwb. 316b führt an sât, f. säen, aussaat, saatfeld, neben sât, n. samen, während SCHILLER-LÜBBEN 4, 27a nur das neutr. kennt. derselbe unterschied in neuern nd. mundarten: brem. wb. 4, 568. SCHAMBACH 178a und 320a, bei TEN DOORNKAAT KOOLMAN 3, 79a, der nur fürs n. beispiele bietet; auch in den kaufmännischen briefen Danzigs als neutr. FRISCHBIER 2, 241a. DANNEIL 181a und WOESTE 222a kennen nur das fem. ganz vereinzelt steht der saat sementes, seges voc. von 1618 bei SCHM. 2, 353 (schreibfehler?). im ahd. und mhd. flectiert sât als starker i-stamm, pl. ahd. sâti, mhd. sæte. diese bildung ist nhd. aufgegeben und durch einen schwachen plur. die saaten ersetzt (nur in gewissen bedeutungen, s. 2 und 3, c); zuerst belegt in den der 1. hälfte des 14. jahrh. angehörenden gedichten des königs vom Odenwalde (im ostfränk. dialekt): mit strô kan man zeichen sâten, die man sauwet. Germania 23, 302. Bd. 14, Sp. 1580 Bedeutung. 1) das säen, die handlung des säens: satio saet DIEF. gloss. 513c; saat, satio sementis, das seen, oder die zeit, wan man seet. SCHOTTEL 1390; zeitliche saat ist allezeit besser, und trieget seltener als langsames säen. öconom. lex. 2101; und die dresschezeit sol reichen bis zur weinerndten, und die weinerndte sol reichen bis zur zeit der saat. 3 Mos. 26, 5; dir soll alles ohne pflug und ohne saat wachsen, wie in der goldnen zeit. WIELAND Lucian (1788) 6, 11; uns wächst alles, mit den poeten zu reden, ohne pflug und ohne saat. 323; alsam ein erde wuocherhaft enpfâhet guoten sâmen, swenn ir beginnet râmen mit sîner sæte ein ackerman. KONRAD V. WÜRZBURG Pantal. 253; nach der sat ich in (den acker) wol eg. SUCHENWIRT 43, 20. ebenso nd. sâd, f.: good weder to'r saad, zum säen. brem. wb. 4, 569. DANNEIL 181a. FRISCHBIER 2, 241a (dafür good saatwedder SCHÜTZE 4, 3). zur saat ackern, pflügen, vom letzten (dritten) pflügen vor dem säen, arare arvum, praeparare agrum ad satus accipiendos. STIELER 1661. nd. taur sâd ploigen. SCHAMBACH 178a; pflüget oder brochet oder erbeitet auch ein ackerman seinen acker jmerdar zur saat? Jes. 28, 24; ley mir auff die saat. Garg. 191a. späte saat, satio sera STIELER 1661, häufiger spätsaat, ebenso frühsaat, s. daselbst. gewöhnlich mit übergang in die bedeutung 3, 'früh bez. spät gesätes getreide': wann die sonn frü auffgaht, so gerath wol die früsat. FISCHART groszm., im kloster 8, 626. dagegen sommersaat und wintersaat im sinne von 'sommergetreide' bez. 'wintergetreide', s. das. 2) der same oder die zum säen bestimmte oder ausgesäte pflanze, besonders vom getreide: semen sat, sait, saet DIEF. gloss. 525a, sata zat also man za̔t. 513c. in diesem sinne nd. gern neutr. (s. oben): in 't saad scheten, samenstengel treiben. brem. wb. 4, 569. DANNEIL 181a. TEN DOORNKAAT KOOLMAN 3, 79a. im oberd. ist in diesem sinne der samen gebräuchlicher, s. SCHM. 2, 333: mit weitzen, gersten, flachs, und andrer gutten saath das land (geschlacht) sie sähen. WECKHERLIN 253; komt denn der lentz heran, so wird die saat gestreuet, und nahet sich der herbst, so wird die frucht gemeiet. RIST Parnasz (1652) 388; dem dunkeln schoosz der heil'gen erde ... vertraut der sämann seine saat. SCHILLER 11, 313. selten begegnet in diesem sinne der plural: der alte hat der taube loos erraten, und trauernd streut er wieder seine saaten. LENAU 2, 441 Koch (Albig. 2758). so besonders in zusammensetzungen, wie einsaat, aussaat, und mit pflanzennamen rübensaat, leinsaat, hier im wechsel mit samen: opium mancop vel sat papaveris, s. MONE anz. 4, 278, 479. im niederd. steht sât allein oft für rübesamen, raps. SCHAMBACH 178a. SCHÜTZE 4, 3. FROMMANN mundarten 3, 281, 64 (mundart von Jever). 3) das aus dem samen hervorgehende gewächs. a) das keimende gewächs überhaupt: die saat geht auf; meine saat gieng auff am wasser. Hiob 29, 19; als nun die zeit kam, dasz die saat aufgehen sollte, gieng der herr seinen acker zu besehen. KÄSTNER sinnged. 1, 134; die saat steht gut, niederd. de saot steit gôd, dünn', bultwîs (ungleichmäszig, büschelweise) DANNEIL 181a; seine saat stehet dicke bey den quellen. Hiob 8, 17; dabey bestellt er (Rübezahl) einen seiner dienstbaren geister zum hüter, dem er aufgab, ein unterirdisches feuer anzuschüren, um die saat von unten herauf mit linder wärme zu treiben. MUSÄUS volksmärchen 2, 20; auch drauszen bei der stillwachsenden saat ... war ein reich angeregtes leben. AUERBACH 1, 242; wer war er denn, der mann von starkem herzen, der, wie die saat, auf frucht sich ausgeblüht? WITHOF acad. ged. 2, 185. auch geradezu ertrag des samens, ernte: Molucco und Tydor, Geloulo und Tornate .... erzeugen ihre saate von nägelinn für uns. OPITZ 1, 108. b) insbesondere vom getreide: die neue saat des dinkels stand schon sehr schön. GÖTHE 43, 145. saat ohne zusatz für das aufsprossende getreide: die sat reiffet, segetes flavescunt, frumentum maturescit. STIELER 1661; aufgegangen korn, quod die sat etiam in specie dicitur. 121; ir saat sol nicht auffkomen, und jr gewechs kein mehl geben. Hosea 8, 9; du lessest gras wachsen fur das vieh, und saat zu nutz den menschen, das du brot aus der erden bringest. ps. 104, 14. Bd. 14, Sp. 1581 überhaupt das auf dem halm stehende getreide: sieben wochen soltu dir zelen, und anheben zu zelen, wenn man anfehet mit der sichel in der saat. 5 Mos. 16, 9; die saate sol hernach, wo Pergamos war, stehn. OPITZ 1, 210; und wie reizend flieszt die saat in grünen wellen fort. E. V. KLEIST (1761) 1, 81; drauf auch schuf er ein feld tiefwallender saat, wo die schnitter mäheten. VOSS Ilias 18, 550; immer noch wandelte sie auf eigenem boden, und freute sich der eigenen saat und des herrlich nickenden kornes. GÖTHE 40, 266. c) saat heiszt auch geradezu das mit getreide bestandene land oder das einzelne getreidefeld, ebenso nd., s. SCHILLER - LÜBBEN 4, 27b. SCHAMBACH 178a: wenn du in die saat deines nehesten gehest, so magstu mit der hand ehren abrupffen. 5 Mos. 23, 25; zu der zeit, gieng Jhesus durch die saat am sabbath. Matth. 12, 1; durch die stillwogende saat wallt in langer reihe eine fromme schaar. AUERBACH 4, 3; der menlichen tete, die Gamuret geworben het uf anger und uf sete. jüng. Titurel 2529, 2; (wir) ziehen frech durch feindes und freundes lande, querfeldein durch die saat, durch das gelbe korn. SCHILLER Wallenst. lager 6. in diesem sinne begegnet sehr häufig der (schwach gebildete) plural, besonders in dichterischer sprache: wer kann der flamme befehlen, dasz sie nicht auch durch die gesegneten saaten wüte, wenn sie das genist der hornissel zerstören soll? SCHILLER räuber 2, 3 schauspiel; Myrtill denkt: nun kann ich errathen, wenn sie nicht auf der heyde bleibt, warum sie zu den grünen saaten, nicht weit von Damons fluren treibt. ZERNITZ moral. u. schäferged. (1748) 31; obgleich kein fröhlicher west die saaten des segens mehr küsset, noch um den kräftigen apfelbaum scherzt. GISEKE poet. werke (1767) 115; (es soll) lenken den pflug der wankende greis? er sinkt, und die gäule weiden die saaten ihm ab. KLOPSTOCK 2, 160; denn noch sind immer unsre saaten die ährenreichsten rund herum. GÖCKINGK 2, 43; die saaten sind zerwühlt, der fruchtbaum weint. E. V. KLEIST 160; wie wenn der kommende west unermeszliche saaten erreget. VOSS Il. 2, 147; zertreten sind die saaten auf den fluren. LENAU 2, 412 Koch (Albig. 1837). d) saat für getreide überhaupt, ohne rücksicht auf dessen zustand: von ewr saat und weinberge wird er (der könig) den zehenden nemen. 1 Sam. 8, 15; wer wolte sich mit eicheln lassen speissen, nachdem die saat erfunden ist? SCHUPPIUS 850. e) saat für 'saatland' mit maszangaben: ein scheffel saat, ein stück land, das mit einem scheffel saatkorn besät wird (vgl. auch saatland): anstatt sein land gehörig zu bearbeiten, verpfändet er (der bauer) lieber ein scheffel saat nach dem andern. MÖSER patr. phant. 1, 90; zwölf malter saat altes land, welche als gut zum kataster stehen. 2, 324. auch zusammengeschrieben scheffelsaat: so hat er gras und stroh, und wenigstens 3 scheffel rocken von jedem scheffelsaat weniger. 1, 91. f) saat zur bezeichnung eines stückes saatland von unbestimmter grösze. STALDER 2, 297. so auch mnd.: eyn zat, gheheten de gare, s. SCHILLER - LÜBBEN 6, 251a. als bestimmtes ackermasz, 36 ruthen umfassend, im holsteinischen. SCHÜTZE 4, 3. 4) übertragen, zunächst von der menschlichen zeugung, an die bedeutung 1 anknüpfend, vgl. samen. auch geradezu im sinne von samen: saed der naturen, semen genitale, semen prolificum. KILIAN; ach dasz ich diese nacht mit ehren schwanger würde ... so aber darff mein feld der saate nicht genieszen, mein blumen-garten darff kein wasser an sich ziehn. HOFFMANNSWALDAU ged. 2, 285; sie (Venus) vermählte Romuls diener .. mit den töchtern der Sabiner. aus der saat der ersten nacht keimten groszer thaten thäter. BÜRGER 115a. ähnlich: als solt Christus nicht von Maria sat (wie sie es nennen) herkomen, und doch Davids samen sein. LUTHER 6, 317b. dann auch für 'nachkommenschaft', in welchem sinne samen gebräuchlicher ist, nd. 't sâd fan Abraham. TEN DOORNKAAT KOOLMAN 3, 79a; sam du (Maria) ie maget zer welde bræhte uns alsô edele, tiure sât. minnes. 3, 70a Hagen; Bd. 14, Sp. 1582 ûf jâmers pfat vast stê dîn sât. FRAUENLOB 33, 16 (Noah zu Sem); euwer (der eheleute) pflanze und euwer sât daჳ himelrîche erfüllet hât. HEINR. V. NEUSTADT v. gotes zuokunft 8370. aber auch der in die erde gesenkte leichnam wird als saat bezeichnet, im hinblick auf die auferstehung; vgl. säen und same: neuschaffend bewegt, steht er auf zu dem gericht, das gebeindeckende grab, das gefild der saat, gott! KLOPSTOCK 1, 166;

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