»Das Band der ewigen Liebe« Clara Schumann >>Das Band der ewigen Briefwechsel b mit Emilie • Lte e<< und Elise List herausgegeben von Eugen Wendler Verlag J. B. Metzler Stuttgart· Weimar Die Deutsche Bibliothek-CIP-Einheitsaufnahme » Das Band der ewigen Liebe« : Briefwechsel mit Emilie und Elise List/ Clara Schumann. Hrsg. von Eugen Wendler. - Stuttgart; Weimar: Metzler, 1996 ISBN 978-3-4 76-01453-5 NE: Schumann, Clara; List, Emilie; List, Elise; Wendler, Eugen [Hrsg.] ISBN 978-3-476-01453-5 ISBN 978-3-476-03661-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-03661-2 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikro- verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 1996 Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprünglich erschienen bei J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 1996 Inhalt Vorwort ........... . VII Die Familien-Bekanntschaft und Freundschaft List-Schumann. Die Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Friedrich List und seine Familie . . . . . . . 435 I. Immer nur aus dem Graben gesungen 437 II. Ein Anwalt ohne Sold, bemüht fürs Vaterland 441 III. Karoline - die Frau mit der himmlischen Sanftmut 452 IV. Emilie - die treue Seele . . . . . . . . . . . . 458 V. Oskar - ein junger Mann voller Herzensgüte . 468 VI. Elise - die stille Schönheit .. 470 VII. Lina - die talentierte Malerin . . . . . . . . . 497 Literaturverzeichnis 503 Ortsverzeichnis . . 506 Namenverzeichnis . 511 Für Christi Vorwort Drei Frauengestalten des 19. Jahrhunderts stehen im Mittelpunkt dieser Kor respondenz: die bekannte Pianistin und Komponistin Clara Schumann und die beiden ältesten Töchter des Nationalökonomen Friedrich List - Emilie und Elise. Sie lernten sich in ihrer Jugendzeit in Leipzig kennen. Aus der Ju gendfreundschaft entwickelte sich eine rund 60jährige Lebensfreundschaft. Die drei Freundinnen verkörpern völlig unterschiedliche Frauentypen: die früh verwitwete Mutter einer kinderreichen Familie, deren wichtigster Lebensinhalt der Künstlerberuf war, in dem sie nicht nur als Pianistin und Komponistin außergewöhnliche künstlerische Glanzleistungen hervorbrachte, sondern auch als eigene Konzertagentin überragendes Organisationstalent entwickelte; dann die unverheiratete bürgerliche Haustochter, die sich für ihre Familienangehörigen aufopferte und schließlich die wohlhabende, eben falls früh verwitwete adelige Bürgerstochter, der es wegen unüberwindlicher psychischer Hemmungen versagt geblieben ist, den ersehnten Künstlerberuf als Sängerin auszuüben. Ihre Freundschaft kann erst jetzt dokumentiert werden, nachdem der Herausgeber die Erlaubnis erhalten hatte, die Privatsammlung Cornides, in der sich der größte Teil der umfangreichen Korrespondenz Clara Schumanns mit den List-Töchtern befindet, wissenschaftlich auszuwerten. Die Samm lung befand sich im Besitz des Wiener Verlegers Dr. Karl Cornides v. Krem pach - einem Ururenkel von Friedrich List. Er übergab die Sammlung Anfang der 80er Jahre dem Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, behielt sich aber das Verfügungs- und Editionsrecht vor. Nach seinem Tode sind diese Rechte auf seine Kinder Dr. Thomas Cornides in Wien/München und Frau Elisabeth Garms-Cornides in Rom übergegangen. Beide haben mir freundlicherweise ihre Zustimmung zur Aufarbeitung und Edition der Korre spondenz erteilt. Dafür möchte ich mich sehr herzlich bedanken. Die Sammlung Cornides umfaßt ca. 250 Briefe und Korrespondenz-Post karten. Darüberhinaus konnten aus öffentlichen und privaten Archiven etwa 60 weitere Briefe sowie zahlreiche andere erläuternde Dokumente zusam mengetragen werden, sodaß die gesamte jetzt bekannte Korrespondenz mehr als 300 Schriftstücke umfaßt und durch eine Vielzahl von unbekannten Quel len erweitert und bereichert werden konnte. Hierfür möchte ich vor allem fol genden Archiven meinen besten Dank aussprechen: VII • Paul Sacher Stiftung Basel • Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz Berlin • Robert-Schumann-Forschungsstelle Düsseldorf • Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf • Universitätsbibliothek Heidelberg • Biblioteka Jagiellonska Krakau • Universitätsbibliothek Leipzig • Stadtgeschichtliches Museum Leipzig • Deutsches Literaturarchiv/Schiller-Nationalmuseum Marbach • Bayerische Staatsbibliothek München • Deutsches Museum München • Stadt- und Listarchiv Reutlingen • Josef Rheinberger-Archiv Vaduz • Library of Congress Washington • Bibliothek der Nervenheilanstalt Werneck • Gesellschaft der Musikfreunde Wien/Sammlung Dr. Cornides • Robert Schumann-Haus Zwickau Alle Briefe, bei denen kein Aufbewahrungsort vermerkt ist, gehören zur Sammlung Cornides, die sich - wie bereits erwähnt - als privates Depositum im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien befindet. Lediglich bei den Briefen, die aus anderen Archiven stammen, ist der Fundort in der Fuß note angegeben. Bei der Transkription wurden die Eigentümlichkeiten der Orthographie und Interpunktion weitgehend beibehalten. Unterstrichene Briefstellen sind in Kursivschrift wiedergegeben. Bei der Transkription und datentechnischen Übertragung der Briefe war mir Frau Brigitte Digel, Kulturwissenschaftlerin M. A., im Rahmen einer ABM-Stelle behilflich. Ihre Anstellung wurde durch die finanzielle Unterstüt zung der Karl-Danzer-Furnierwerke Reutlingen, der Firma Resicoat Reutlin gen sowie der Volksbank Reutlingen ermöglicht. Dafür bin ich Herrn Karl Heinz Danzer, Herrn Manfred Walther und Herrn Dr. Rainer Märklin mit tief empfundenem Dank verbunden. Ohne ihre Förderung hätte das Editionspro jekt nicht begonnen werden können. Nach dem Wegfall der ABM-Stelle war ich weitgehend auf mich allein ge stellt; nur durch die ehrenamtliche Mithilfe von Frau Roswitha Cammarota und Herrn Dipl.-Betriebswirt (FH) Alexander Stirm war es möglich, das um fangreiche Projekt zu einem erfolgreichen Abschluß zu bringen. Ich danke beiden recht herzlich für ihre verständnisvolle, geduldige und engagierte Mit arbeit. Herrn Bruno Zeeb bin ich für das Korrekturlesen und die Erstellung des Personen- und Ortsregisters mit großem Dank verbunden. Frau Dr. Karin Bormann hat beim Personen- und Ortsregister mitgeholfen. Dem Reutlinger Musikwissenschaftler Prof. Dr. Eberhard Stiefel habe ich für die musikwis senschaftliche Beratung zu danken. VIII Mein besonderer Dank gilt dem Robert-Schumann-Haus in Zwickau, sei nem Leiter Herrn Dr. Gert Nauhaus und ganz besonders Frau Renate Roßner, die sich der Mühe unterzogen hat, das gesamte Manuskript zu lesen und mir bei den kommentierenden Fußnoten in vielfacher Hinsicht wertvolle Dienste leistete. In gleicher Weise möchte ich der Robert-Schumann-Forschungsstelle e. V. in Düsseldorf, insbesondere Herrn Dr. Bernhard R. Appel und Herrn Dr. Matthias Wendt für ihre wertvollen Hinweise und den großen persönlichen Einsatz zur Drucklegung meinen besten Dank aussprechen. Mein innigster Dank gilt meiner lieben Christi. Ohne ihr Verständnis für den mühevollen und beträchtlichen Zeitaufwand und die vielfältigen An strengungen, die es zur Fertigstellung dieses Vorhabens bedurfte, hätte das Projekt nicht zum Abschluß gebracht werden können. Ihr sei diese Arbeit von Herzen gewidmet. Reutlingen, den 1. Januar 1996 Eugen Wendler Die Familien-Bekanntschaft und Freundschaft List-Schumann Im Sommer 1833 übersiedelte Friedrich List mit seiner Familie nach Leipzig, um »in der Herzkammer des deutschen Binnenverkehrs, des Buchhandels und der deutschen Fabrik-Industrie«1 für den Aufbau der sächsischen Eisen bahn zu wirken. In der Poststraße bezog die Familie eine kleine Wohnung; die beiden äl testen Töchter, Emilie und Elise, waren zu dieser Zeit 14 und 11 Jahre alt. Die Wohnung lag nur einen Steinwurf von der Grimmaischen Straße entfernt, in der sich die Wohnung von Friedrich Wieck befand. Vermutlich auf der Straße oder im Konfirmandenunterricht lernten sich Emilie List und Clara Wieck kennen. Claras Tagebuch ist zu entnehmen, daß sie ab Juli 1833 mit dem »lieben und etwas ernsten Mädchen« bei Madame Gotthard und Magister Zestermann »Stunden« hatte.2 Am 24.10.1833 ver merkte sie: »Seit einigen Tagen lerne ich bei Emilie List englisch, was mir sehr lieb wird.«3 Am 12. Januar 1834 wurden die beiden Freundinnen in der Leipziger Thomaskirche gemeinsam konfirmiert. Als Clara und Emilie, von ihren Müttern begleitet, zum Konfirmationsgottesdienst die Kirche betraten, wurde Friedrich Wieck zu folgender aufschlußreicher Tagebucheintragung in spiriert: »Meine Tochter Du sollst nun selbständig werden, das ist von der höchsten Bedeutung. Ich habe Dir und Deiner Ausbildung fast 10 Jahre mei nes Lebens gewidmet; bedenke, welche Verpflichtungen Du hast. Bilde den Sinn für ein nobles und uneigennütziges Wirken, für Wohlthun und für die wahre Humanität immer wieder und bei jeder Gelegenheit aus und halte die Ausübung der Tugend für die wahre Religion. Laß Dich, wenn Du bitter ver kannt und verleumdet und beneidet wirst, nicht irre machen in Deinen Grundsätzen. Ach, das ist ein schwerer Kampf und doch besteht darin die wahre Tugend. - Ich bleibe Dir Dein rathender und helfender Freund. Fried rich Wieck.«4 Die ganze Familie List gehörte zu Wiecks Freundeskreis in Leipzig, der den freundschaftlichen Umgang seiner Tochter Clara mit Emilie sehr be grüßte. 5 »I hr liebes, etwas ernstes, in der Neuen Welt gereiftes Wesen, ließ ihn den Umgang mit ihr besonders erwünscht erscheinen.«6 Bei der Lektüre der gesamten Korrespondenz fällt eine interessante Ver schiebung des Soziogramms auf. Die erste Phase der Jugendfreundschaft-die Leipziger Zeit-ist dadurch gekennzeichnet, daß Clara ihre um ein Jahr ältere Freundin bewunderte, an ihr hinaufblickte und sie als Lehrmeisterin ver- List, E: Über ein sächsisches Eisenbahnsystem als Grundlage eines allgemeinen deutschen Eisenbahnsystems, Leipzig 1833, 35. 2 Wieck, C.: Jugendtagebücher, Bd. II, Original im Robert Schumann-Haus in Zwickau, A-4877, 28. 3 ebda. 49. 4 ebda. SOf.; siehe auch Litzmann, B.: Clara Schumann, Erster Band, Leipzig 1902, 66. 5 Wieck, M.: Aus dem Kreise Wieck-Schumann, Dresden und Leipzig 1912, 89. 6 Siehe Litzmann, B.: Clara Schumann, Bd. 1, a.a.O., 60. 1