KayHoffman Das Arbeitsbuch zur Trance KAILASH Eine Buchreihe herausgegeben von Hajo Banzhaf Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufhahme Hoffman, Kay: Das Arbeitsbuch zur Trance / Kay Hoffman. - München: Hugendubel, 1996 (Kailash) ISBN 3-88034-904-5 © Heinrich Hugendubel Verlag, München 1996 Alle Rechte vorbehalten Umschlaggestaltung: Zembsch' Werkstatt, München, unter Verwendung eines Bildes von Kay Hoffman Produktion: Tillmann Roeder, München Satz: SatzTeam Berger, Ellenberg Druck und Bindung: Huber, Dießen Printed in Germany ISBN 3-88034-904-5 Inhalt Vorwort 7 Dank 10 Zu diesem Buch 11 Einführung 13 Was ist Tance? 13 Geschichte der Trance 14 Allgemeine Prinzipien der Trance 18 Trance als ein Prozeß 18 Fokussierung in der Trance 19 Monoideismus und Monotonie: Prinzipien der klassischen Hypnose20 Neurologische Trance-Induktionen 21 Archetypische Trance-Ebenen 22 Teil I: Praxis Der Nutzen von Trance 23 Zweck der Trance-Reisen 23 Zugang zu drei Daseinsebenen 24 Potentiale durch Trance erschließen 25 Befreiung aus negativen Trancen 27 Übungsteil: Den Bann der negativen Zaubersprüche brechen 28 Lösen von Alltagsproblemen durch Trance 37 Schmerzbewältigung durch Trance 38 Trance als schöpferische Pause 40 Streßabbau durch Trance 41 Schlafstörungen durch Trance beheben 44 Hufe bei Suchprozessen durch Trance 46 Konzentrationsfähigkeit und Entscheidungsfindung durch Trance 47 Beziehungsprobleme durch Trance lösen 49 Kreativer Umgang mit Trancen 52 Die Prinzipien der Kreativ-Trancen 53 Die visuelle Kreativ-Trance des Drudeins 54 Die auditive Kreativ-Trance des Brabbeins 55 Die kinästhetische Kreativ-Trance der Visionssuche 56 Wege in die Trance 58 Über die Sinne zum Übersinnlichen 65 Der auditive Typ 66 Der visuelle Typ 67 Der kinästhetische Typ 68 Trance-Induktionen durch Atmen 70 Inhalt Trance-Induktionen durch Räuchern, Rauchen und Riechen 77 Trance-Induktionen durch Schmecken 80 Trance-Induktionen durch Sehen 85 Trance-Induktionen durch Tasten 97 Trance-Induktionen durch Hören 103 Kombinierte Trance-Induktionen 114 Teil II: Traditionen und Rituale Rituelle Trancen 117 Wasser-Trancen 118 Erde-Trancen 126 Feuer-Trancen 135 Luft-Trancen 143 Zeit-und Raum-Trancen 151 Teil III: Funktion der Trance in den Religionen Trance und Spiritualität 155 Die ökologische Trance und der Schamanismus 157 Die ekstatische Trance, die Mystik und charismatische Religionsbewegungen160 Trance als Mittel zur Transformation 164 Trance und Selbsterkenntnis 168 Trance, Transzendenz und das Erwachen 171 Trance und spirituelle Entwicklung 172 Nachwort: Trance - Versöhnung mit dem Unbewußten 173 Glossar 174 Literatur 181 Autorenseite 182 Vorwort Als ich begann, mich mit Trance zu beschäftigen, sah ich darin eine lockende Exotik, die uns Menschen in der westlichen Zivilisation weitgehend verlorengegangen war. Trance, das war für mich der Zugang zu fernen Ländern und einer »Anderen Wirklichkeit«, die sich unauflöslich mit dem Zauber fremder Kulturen vermischte. Erinnerungen an meine Reisen und Aufenthalte in Marokko, Mexiko, Brasilien, Kuba, Westafrika und an die weiten Himmel der nordamerikanischen Wüste Arizonas, Utahs, Neu Mexikos wurden wach, wenn ich darüber schrieb. Es war mir ein AnHegen, die vielfältigen Techniken, die ich studiert, erfahren und geübt hatte, einem westlichen Publikum zu vermitteln. Ich meinte, die ekstatische Erfahrung am eigenen Leib könne die Achtung vor alten Kulturen - die über Jahrhunderte einen ökologischen Lebensstil auf Grund ihres Austausches mit der Umwelt gepflegt hatten -wachrufen und ins Bewußtsein bringen, daß unsere Zivilisation zwar viel Fortschritt gebracht, aber auch viel verloren hatte. Besonders in der Verfolgung der vorchristlichen Kulturen in Mitteleuropa, in ihrer Ächtung und Verteufelung ihrer Sitten und Gebräuche, und zuletzt in der Abwertung all dessen, was jenseits einer eindimensionalen Rationalität und Funktionalität lag, sah ich das Übel, dem ich durch eine zweite Aufklärung der »Entzauberten Welt« entgegenwirken wollte. In einer Zeit der Neuorientierung fand ich zurück zur Meditation, die ich bei Graf Dürckheim kennen und schätzen gelernt hatte. Diesmal war es weniger der japanische Zen- Buddhismus, der mich als junges Mädchen durch seine große Nüchternheit abgeschreckt hatte, sondern der tibetische Buddhismus, der mich faszinierte. Natürlich waren es zuerst die sinnlichen Eindrücke, die mich gefangen nahmen, die farbenprächtigen Zeremonien, die Maskentänze, die ausdrucksstarken Gottheiten, die mächtige Musik, die mich durch und durch ergriff. Aber nach und nach kam ich auf den Geschmack der feinsinnigeren Inhalte, die sich durch eine Literatur vermittelten, die speziell für den westlichen Leser geschrieben war. Für mich war es von Bedeutung, daß diese Religion, die mehr eine Philosophie war, auch im Exil bestehen konnte, und daß ich daran teilnehmen durfte. Sicher war auch der Anteil an philosophischer Reflexion dafür verantwortlich, daß ich mich hier zu Hause fühlte. Hier fand ich eine Antwort auf die Frage, die mich als Kind schon in naiver Weise und später als Studentin der Philosophie beschäftigt hatte: Gibt es wirklich nur eine Wirklichkeit? Und: Wie kann ich sicher sein, daß meine Wirklichkeit die wirkliche ist? Durch meine Begegnung mit der Psychiatrie beziehungsweise Anti-Psychiatrie in Italien ebenso wie durch meine Erfahrungen mit psychoaktiven 7 Vorwort 8 Substanzen hatte ich so viele Wirklichkeiten kennen gelernt, daß es mir intolerant und zudem ignorant schien, von nur einer Wirklichkeit zu sprechen. Ich hatte gelernt, jeden Menschen in seinem Glaubenssystem zu schätzen, so fremd, unkonventionell oder verrückt es auch ist. Und nun hörte ich, daß die Wirklichkeit nicht irgendetwas da draußen ist, sondern in uns selbst entsteht. Wir selbst sind Schöpfer, Teilnehmer und Beobachter unserer Wirklichkeit. Wir erschaffen sie, wir nehmen an ihr teil und teilen sie anderen mit, und gleichzeitig haben wir die Fähigkeit, uns selbst bei diesem Treiben zu beobachten. Unsere Erkenntnis ist bestimmt von unseren Interessen, und diese sind wiederum von unseren Prägungen, die wir im Lauf des Lebens erhalten haben, beeinflußt. Die Gewohnheit ist zur zweiten Natur geworden, wie Pascal sagt, und ersetzt nur zu oft die erste Natur, die wir unmittelbar berühren könnten, wenn wir dies zulassen würden. Häufig aber sind wir verwoben in die Machenschaften unseres eigenen Geistes, der ständig dabei ist, aus den flüchtigen Eindrücken ein sinnvolles Ganzes anzuordnen, um im Leben einen Sinn zu finden. Dieser »gemachte« Sinn gibt Halt und Struktur, und er hat sicher seine Aufgabe. Aber um wieviel größer ist das Abenteuer des Geistes, wenn der Sinn nicht gemacht wird, sondern sich einfindet, ganz von selbst, in einem Augenblick der Gnade und des Glücks. Diese Augenblicke geben einen Einblick in die wahre Natur des Geistes, der offen und grenzenlos ist. Wenn dieser Einblick einmal ungeahnte Perspektiven eröffnet hat, ist es schwer, in das selbstgemachte und selbstgewählte Gefängnis des selbstgemachten Lebenssinnes zurückzukehren. In meiner Ausbildung in der Hypno-Therapie nach Milton Erickson konnte ich meine neu gewonnenen Einsichten, die mir der Buddhismus vermittelt hatte, gut integrieren. Ich begann über mich zu lachen, immer mehr kam ich mir auf die Schliche. Ich ertappte mich dabei, wie der Macher in mir die Wirklichkeit zusammenstrickte und bastelte, Wahrnehmungen vorgaukelte, Gefühle heraufbeschwor, sich in Weltanschauungen hineinsteigerte. Ich lernte den inneren Teilnehmer kennen, der an allem, was der Macher machte, teilnahm, bis er sich vollkommen damit identifizierte. Der Teilnehmer wurde zu einem Mitspieler gegen sein besseres Wissen und Gewissen, so sehr war er von dem Spiel gefangen genommen. Nur zu oft warnte eine andere innere Stimme davor, schon wieder gute Miene zu bösem Spiel zu machen, aber der Mitspieler wollte kein Spielverderber sein, und so spielte er immer wieder mit. Letztlich war es dann am Beobachter, die Katastrophen, die sich daraus ergaben, schweigend zu notieren und mit arroganter Besserwisserei zu honorieren. Der Beobachter hatte die lästige Angewohnheit, immer dazwischen zu reden. Alles mußte er kommentieren. Und immer war er einen Schritt voraus, nie im vollen Genuß der Gegenwart. Und doch konnte er das Verhängnis der Selbstverstrickung nicht abwenden, auch wenn er es schon lange vorausgesehen hatte. Das erinnerte mich an einen hinduistischen Schöpfungsmythos, in dem die Götter selbst die Welt erschaffen und dann vergessen, daß sie die Schöpfer waren. Sie spielen mit sich selbst Versteck, und das alles nur, um sich ein wenig zu amüsieren. Eines Tages entschied ich mich, mich mit meinem inneren Kommentator zu verbünden und bat ihn, mich ab und zu darauf aufmerksam zu machen, wenn ich mal wieder dabei war, mich in einer voreingenommenen Ansichtsweise zu verfestigen, oder wenn ich eifrig Beweise für meine Vorurteile sammelte, um mich darin bestätigen zu können. Der Trick dabei war, diese Leistung vom Beobachter vor den Konsequenzen des Handels und nicht danach zu fordern. Meine Aufmerksamkeit wurde dadurch erhöht. Es schob sich ein Keil zwischen die Abschnitte der Selbstverzauberung, es bahnte sich ein Weg hindurch, es tat sich die Möglichkeit auf, hinter die Kulissen zu schauen. Ich nahm immer mehr wahr, wie ich im Alltag von einer Trance in die nächste glitt. Nun ging es darum, behutsam den Bann des Zaubers zu lösen und aufzuheben. Die Hypno-Therapie nach Milton Erickson half mir dabei. In dieser Therapie geht es nicht nur, wie man dem Namen nach meinen könnte, darum, die menschliche Gabe der Autosuggestion dafür einzusetzen, sich in direkten Kontakt mit dem Unbewußten zu begeben und dessen heilende, schöpferische und selbstorganisierende Kräfte zu nutzen, und auch nicht ausschließlich darum, Entpan-nungs-Techniken zu lernen, sogenannte Alpha-Zustände herbeizuführen und sich in ein optimistisches Lebensgefühl zu versetzen. Ebenso wichtig ist es, sich all der pessimistischen und lebensverneinenden Selbstprogrammierungen bewußt zu werden, um endlich aus diesen negativen Trancen aufzutauchen. Dies beinhaltet also ein Training in Entzauberung, in De-Hypnotisierung. Nicht umsonst benannten die Sannyasin deshalb die Hypno-Therapie in eine De-Hypno-Therapie um. Dies setzt allerdings ein transzendentales Verständnis der Ebenen des Daseins voraus, das heißt, der buddhistische Ansatz der Selbstbefreiung ist darin eingeschlossen. Wenn es nichts gibt außer Trance, ist es schwer, sich dessen bewußt zu werden, geschweige denn, sich davon zu befreien und aus dem Dämmerschlaf der Alltagsgewohnheiten aufzuwachen. Die transzendentale Perspektive, die die Vision eines freien und bewußten Menschen ermöglicht, zeigt auf, daß es noch etwas anderes gibt als das fatale Ausgeliefertsein des Menschen an seine eigenen Bewußtseinsinhalte. Es öffnen sich neue Räume außerhalb des Bewußtseins, die auch außerhalb eines