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Corona. Weltgesellschaft im Ausnahmezustand? PDF

364 Pages·2021·4.691 MB·German
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Markus Heidingsfelder und Maren Lehmann (Hg.) Corona https://doi.org/10.5771/9783748911326 Generiert durch Universität Leipzig, am 29.12.2021, 23:21:52. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. https://doi.org/10.5771/9783748911326 Generiert durch Universität Leipzig, am 29.12.2021, 23:21:52. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. Corona Weltgesellschaft im Ausnahmezustand? Herausgegeben von Markus Heidingsfelder und Maren Lehmann VELBRÜCK WISSENSCHAFT https://doi.org/10.5771/9783748911326 Generiert durch Universität Leipzig, am 29.12.2021, 23:21:52. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. Erste Auflage 2021 © Velbrück Wissenschaft, Weilerswist 2021 www.velbrueck-wissenschaft.de Printed in Germany ISBN 978-3-95832-237-0 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. https://doi.org/10.5771/9783748911326 Generiert durch Universität Leipzig, am 29.12.2021, 23:21:52. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. Inhalt Markus Heidingsfelder & Maren Lehmann Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Annäherungen Liu Ding, Liu Qingshuo & Carol Yinghua Lu Letters Against Separation. . . . . . . . . . . . . . . 17 Durs Grünbein Die große Überforderung . . . . . . . . . . . . . . . 40 Durs Grünbein Die luftleitenden Anteile der Lunge . . . . . . . . . . . 47 Barbara Vinken Seuchen am See. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Jörg Heiser »Artists in Quarantine«: Die Kunstwelt und das Problem entleerter Heroik . . . . . . . . . . . . . 51 Peter Fuchs Immer Ärger mit Corona – Skizze zu einer grassierenden Theatromanie . . . . . . . . 61 Zugänge Dirk Baecker Corona und die pulsierende Gesellschaft . . . . . . . . . 71 Elena Esposito Systemic Integration and the Need for De-Integration in Pandemic Times. . . . . . . . . . . . 97 https://doi.org/10.5771/9783748911326 Generiert durch Universität Leipzig, am 29.12.2021, 23:21:52. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. Alka Menon Global disease surveillance systems and cooperation in Covid-19: Lessons not learned . . . . . . . . . . . . 117 Michael King »Led by the Science«. . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Gorm Harste Crisis Transitions in the World Risk Society . . . . . . . . 140 Fritz B. Simon Verbotene und erlaubte Sozialformen . . . . . . . . . . 152 Werner Stegmaier Orientierung in der Corona-Krise. Vom Wissens-Modus in den Orientierungs-Modus . . . . . 167 Spannungen Fang Ying, Heiner Fangerau & Alfons Labisch Covid-19 and governments: ›Emerging infectious diseases‹ and governance. Some preliminary thoughts. . . . . . . . 187 Thomas Heberer Chinas Kampf gegen Corona: Historische Erfahrungen, innen- und außenpolitische Implikationen. . . . . . . . . 213 Marius Meinhof Das Virus der Anderen. Diskursive Ausschlussdynamiken und der neue Orientalismus im frühen Diskurs über Covid-19. . 242 Verweisungen Hans-Georg Moeller Die Pandemie als Profilierungschance: Papst Franziskus, Donald Trump, Byung-chul Han und Corona . . . . . . . 265 Alexandra Grund-Wittenberg Prophetisches Wächteramt. Eine Erinnerung. . . . . . . . 272 Günter Thomas Theologie im Schatten der Coronakrise. . . . . . . . . . 296 https://doi.org/10.5771/9783748911326 Generiert durch Universität Leipzig, am 29.12.2021, 23:21:52. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. Verzweigungen Joachim Landkammer Wer hat Angst vor’m schwarzen Mann? Das »Infektionsgeschehen« als Spiel . . . . . . . . . . . 325 Arist von Schlippe Lachen über Covid-19? Psychologische Wege des Umgangs mit der Corona-Krise . . . 337 Hans-Ulrich Gumbrecht Notstands-Staat als Staat der Zukunft? Die skandalöse und entscheidende Frage vom Rand der Pandemie. . . . . . . . . . . . . . . . 351 Editorische Notiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355 Über die Autor/innen. . . . . . . . . . . . . . . . . 357 Über den Herausgeber/die Herausgeberin . . . . . . . . . 363 https://doi.org/10.5771/9783748911326 Generiert durch Universität Leipzig, am 29.12.2021, 23:21:52. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. https://doi.org/10.5771/9783748911326 Generiert durch Universität Leipzig, am 29.12.2021, 23:21:52. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. Vorbemerkung Wenn »Corona« der Name einer globalen Krise ist, dann kann die- ser Name keinen Ausnahmezustand bezeichnen. Krisen sind nichts Au- ßeralltägliches, und von der Welt kann nichts sich ausnehmen oder aus- genommen werden. Für die Gesellschaft, die sich als Weltgesellschaft zu verstehen gelernt hat, ist das eine an Schärfe und Bitternis kaum zu un- terschätzende Erkenntnis. Die Weltgesellschaft ist eine inklusive Umge- bung, eine Umgebung, die alle ihre Grenzen untereinander vernetzt, die kein Außen mehr abtrennt und kein Innen mehr isoliert, die komplex und unsicher ist und von der es keinen Rückzug in Einfachheit und Si- cherheit gibt: keine Ausnahme. Keine Dürre, keine Flut, kein saurer Re- gen, keine ›Neurodermitis‹ und kein ›Pseudokrupp‹-Husten haben es bis- her vermocht, diese Erkenntnis anschaulich und begreiflich zu machen. Dem Corona-Virus gelingt das, endlich – und weil auch die temporalen Grenzen der Welt vernetzt sind, nicht endlich, sondern jetzt, in schierer, gedehnter Aktualität. Ein Ausnahmezustand ist es nicht, eine Apokalyp- se ist es auch nicht (denn dafür müsste die Welt überschreitbar werden), aber eine Plage ist es, eine Warnung, das heißt: ein Hinweis – nicht auf die Folgen des Klimawandels oder einer Lungenerkrankung, sondern auf die Implikationen vernetzter, inklusiver Globalität. »Corona« indiziert eine lange schon gegenwärtige Krise, eine träge Gewohnheit, die jetzt ein plausibles Skript gefunden hat, eine Rollenvorschrift, die sich unter einer operettenhaften Heldenlarve einer Natur als Überlebensparcours umso energischer zu verbergen versucht, wie sie »Alltagsmasken« als städtisch-ängstliche Prothesen ablehnt. Es ist das Ressentiment des Selbstverständlichen, das seine Unwahrscheinlichkeit versteht, aber nicht akzeptiert. Die Requisiten dieser Operette sind die Schlachthöfe der Fleisch-, die Fließbänder der Auto-, die Laborkriege der Rüstungs-, die Boxringe und Stadien der Sport- und die Strandwüsten der Tourismusindustrie. Wer in diesem Fun- dus gräbt, fördert die verrosteten Stahlgewitter des Krieges zutage und träumt sich in Bewährungsproben hinein, die – so sehr man ihn an- klagt: man preist dann doch den zwangsweise in Ketten legenden Lock- down, den gewaltsam niederwerfenden Shutdown – nur mittels der drei, vier griffbereiten Fernbedienungen auf der Wohnzimmercouch bestan- den werden müssen. Die Friseure schließen! – Gottlob, also werden Sam- sons Haare wachsen, seine Stunde wird kommen, dann wird er frei sein, und die Philister werden ihr blaues Wunder, ihren Showdown erleben. Dann werden die Masken fallen! Das Ressentiment des Selbstverständlichen, das sich gegen seine Un- wahrscheinlichkeit wehrt, ist kein irgendwie überraschendes oder neues 9 https://doi.org/10.5771/9783748911326 Generiert durch Universität Leipzig, am 29.12.2021, 23:21:52. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. VORBEMERKUNG Phänomen. Für die Frage danach, wie Gesellschaft möglich ist (also für Soziologie, Kulturwissenschaft, politische Ökonomie), bildet es ein nicht nachrangiges Bezugsproblem. Und wo immer dieses Ressentiment auf- taucht, hält es sich an einem ständischen Floß fest und klagt über eine virale Flut. Zusammen mit den Mikroben werden die Proleten entdeckt, zusammen mit ›Big Data‹ die urbanen Massen.1 Das unermesslich Klei- ne und unfassbar Bewegliche wird schon um 1900 als überall sicher Eindringendes und nirgends sicher Auszuschließendes imaginiert, und immer treffen Ekel und Ordnungsphantasie zusammen. Michel Serres’ Parasit resümiert eine Geschichte, die auch Gabriel Tardes Gesetze der Nachahmung oder Fritz Heiders Ding und Medium erzählen:2 das Er- schrecken der rational geordneten, modernen Welt angesichts der unbe- greiflichen Vitalität der viralen Quanten, die – material und temporal in- stabil – sich mittels flüchtiger Gastfreundschaft nahezu beliebiger Wirte vernetzen, bis sie ausnahmslos überall sind. Es ist die Angst davor, in sei- ner Welt nicht allein zu sein (die Angst vor allem, dass die afrikanischen Migranten aus den Kolonien über’s Meer kommen, und die Angst, dass die asiatischen Konkurrenten, unbekümmert um Originalitätsansprü- che, den Markt bestimmen, und in beiden Fällen: die Angst vor der Be- gegnung mit dem schier Unbegreiflichen – »Ansteckung«, »Infektion« –, vor dem plötzlichen Verstehen dessen, was der Ausdruck »Unsicher- heit« bezeichnet), die als »Corona-Krise« um sich greift. Diese Krise ist auch eine Orgie der Verachtung des Fremden. Es ist nicht erstaunlich, dass aus dieser Angst und dieser Verachtung ein Verwaltungsproblem gemacht worden ist, sind doch Organisationen auf Unsicherheitsabsorptionen spezialisiert – was nicht heißt, dass Or- ganisationen Unsicherheit beseitigen, sondern: dass sie Unsicherheit ver- dauen, sich von ihr ernähren, mit ihr arbeiten und rechnen, weil ohne Unsicherheit keine Entscheidungschancen entstehen und weil Entschei- dungen distinkte Rollenzuschreibungen erlauben. Die »Corona-Krise« (die in Europa in der »Flüchtlingskrise« einen verschärfenden zeitna- hen Vorläufer hat) wird durch Organisationen sowohl ausgerufen als auch bewältigt, und was »Ausnahmezustand« genannt wird, ist nichts als eine organisationale Akquise von Entscheidungschancen, aus denen sich ein »face-work«-Repertoire3 gewinnen lässt – das aber auch dazu führt, dass das Maskentragen als organisationaler Habitus verstanden 1 Vgl. nur Michael Gamper, Masse lesen, Masse schreiben. Eine Diskurs- und Mediengeschichte 1765–1930, München: Fink, 2007. 2 Michel Serres, Der Parasit, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1987; Gabriel Tarde, Die Gesetze der Nachahmung, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2009 [1890]; Fritz Heider, »Ding und Medium«, Symposion. Philosophische Zeit- schrift für Forschung und Aussprache I, H. 2, 1927, 109–157. 3 Vgl. Erving Goffman, »On Face-Work«, in: ders., Interaction Ritual. Essays on Face-to-Face Behaviour, London: Penguin Books, 1967, 5–45. 10 https://doi.org/10.5771/9783748911326 Generiert durch Universität Leipzig, am 29.12.2021, 23:21:52. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig.

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