Zeitschrift für Controlling & Management Controlling & Management Review SONDERHEFT 2 | 2016(cid:3)(cid:81)(cid:3)Strategie: Wertbeitrag des Einkaufs berücksichtigen(cid:3)(cid:81)(cid:3)Einkaufs-Controlling bei Miele(cid:3)(cid:81)(cid:3) Österreichische Post AG führt Beschaffungs-Controlling ein(cid:3)(cid:81)(cid:3)Vorsicht bei der Wahl der Lieferanten!(cid:3)(cid:81)(cid:3)Einkaufsprozesse effizi- enter gestalten(cid:3)(cid:81)(cid:3)Supply Chain Controlling besser nutzen(cid:3)(cid:81)(cid:3)Währungseffekte im Einkauf(cid:3)(cid:81)(cid:3)Wertstromanalyse für Beschaffungs- prozesse(cid:3)(cid:81)(cid:3)Nicht nur der Einkaufspreis zählt Beschaffung Neues Controlling für neue Schwerpunkte springer-gabler.de Effizient planen und erfolgreicher werden Robert Rieg (cid:116) Etablierte Instrumente und Abläufe auf dem Prüfstand Planung und Budgetierung (cid:116) Praxisbezogener Überblick 2., überarbeitete Aufl. 2015. (cid:116) Mit Lösungen für individuelle Fragestellungen XIX, 233 S. 74 Abb. Brosch. € (D) 49,99 | € (A) 51,39 | *sFr 62,50 Budgetierung und Unternehmensplanung rücken in den Fokus der Unternehmen. ISBN 978-3-8349-4628-7 (Print) Manager, Geschäftsführer und Firmeninhaber sind gefordert, in immer kürzeren € 39,99 | *sFr 50,00 Zeitabständen zu erklären, wohin das jeweilige Unternehmen steuert. Konzepte ISBN 978-3-8349-4629-4 (eBook) wie Balanced Scorecard, Moderne Budgetierung und Advanced Budgeting geben Ideen an die Hand, die die Budgetierung verbessern können. € (D) sind gebundene Ladenpreise in Deutschland und enthalten 7% MwSt. € (A) sind gebundene Ladenpreise in Österreich und enthalten 10% MwSt. Die mit * gekennzeichneten Preise sind unverbindliche Preisempfehlungen und enthalten die landesübliche MwSt. Preisänderungen und Irrtümer vorbehalten. Jetzt bestellen: springer-gabler.de A17023 Editorial Beschaffung als strategische Funktion Liebe Leserinnen und Leser, von den drei Grundfunktionen eines Unternehmens – Absatz, Produktion und Beschaffung – kam letzterer in der Vergan- genheit regelmäßig die geringste Aufmerksamkeit zu. Nicht mit der Aura des Kreativen umgeben wie das Marketing, nicht offensichtlich wertschaffend wie die Produktion, kann man die Beschaffung leicht als sehr operativ, als ein rein techni- sches Einkaufen (miss-)verstehen. Ein Controlling hierfür trägt starke Kontrollzüge, sei es gerichtet auf die Einhaltung von Standardprozessen, sei es zur Vermeidung von Vorteils- Utz Schäffer Jürgen Weber nahmen der Einkäufer. Seit einiger Zeit ist dieses Bild allerdings (endlich) ins Wan- ken gekommen. Unternehmen müssen sich immer mehr auf strategischen Partner festzulegen. Hierbei geht es unter ande- ihre Kernkompetenzen konzentrieren und verstärkt auf Drit- rem um eine ausgewogene Machtstruktur und um ähnliche te vertrauen, auf die sie zurückgreifen können. Sie sind nicht Unternehmenskulturen. mehr in der Lage, für alles und jedes Blaupausen zu erstellen Themen dieser Art sind Controllern bislang nur selten ge- und/oder eine hohe Wertschöpfungstiefe wirtschaftlich auf- läufig. Sie lassen sich nicht direkt in finanziellen Größen aus- rechtzuerhalten. Lieferanten-Kunden-Beziehungen bekom- drücken. Auf solche ist der Beitrag der Controller in der stra- men häufiger einen relationalen Charakter; die Innovation tegischen Steuerung aber heute noch konzentriert. Die Be- findet beim Lieferanten statt, der sie dem Kunden in der An- schaffung liefert ein weiteres Beispiel dafür, dass Controller wendung erschließt. Die Beschaffung entfernt sich damit zu- gerade im strategischen Bereich noch tiefer in die Geschäfts- nehmend vom klassischen Einkauf und wird mehr und mehr modelle und Geschäftsprozesse des Unternehmens eindrin- zu einer Funktion, die die Verfügbarkeit strategischer Res- gen müssen. Vergleichsweise weit gekommen sind sie dabei sourcen sicherstellt. im Vertrieb – das WHU Controller Panel zeigt hier eine deut- Wollen Controller in diesem neuen Umfeld ihrer Business- liche Entwicklung über die letzten Jahre. Für die Beschaffung Partner-Rolle gerecht werden, dürfen sie auf der einen Seite gilt dies aber nicht, ebenso wenig für die – damit eng verbun- die Effizienzreserven im Einkauf nicht aus den Augen verlie- dene – Logistik beziehungsweise das Supply Chain Manage- ren. Hier steht nicht zuletzt durch das Thema Digitalisierung ment. Hier besteht noch Raum für Verbesserungen. Erst wenn von Einkaufsprozessen ein erheblicher Veränderungsdruck die Controller in der strategischen Steuerung auch inhaltliche ins Haus. Auf der anderen Seite müssen die Controller aber Beiträge für die Festlegung der Funktionalstrategien leisten auch die Entwicklung der Beschaffung nachvollziehen. Dies können, also materiell helfen, zu besseren Strategien zu kom- führt zu neuen Fragestellungen, insbesondere auf dem strate- men, werden sie ihrem Anspruch als Business Partner gerecht. gischen Spielfeld. Ausgangspunkt ist die Frage, ob und wie weitgehend die Wertschöpfungstiefe des Unternehmens re- Viel Vergnügen bei der Lektüre wünschen Ihnen duziert werden soll. Aspekte der Finanzierbarkeit von eige- nen Fähigkeiten, die dem State of the Art entsprechen, sind in Ausgleich mit möglichen Abhängigkeiten von Dritten zu bringen. Es schließt sich die Auswahl derjenigen Kompeten- zen an, die strategisch auch weiterhin „inhouse“ vorhanden sein sollen (Kernkompetenzen). Im dritten Schritt sind die Utz Schäffer Jürgen Weber Controlling & Management Review Sonderheft 2 | 2016 3 Inhaltsverzeichnis Sonderheft 08 Den Wertbeitrag des Einkaufs strategisch steuern Um der Bedeutung der Beschaffung für den Unternehmenserfolg gerecht 2 | 2016 zu werden, braucht es einen ganzheitlichen Controlling-Ansatz. Gerhard Heß 16 Einkaufs-Controlling bei Miele: Werthebel im Fokus Nur mit Werthebeln, die die Konzernstrategie umsetzen, lassen sich dezen- tral organisierte Einkaufsorganisationen richtig steuern. Melanie Bühlmeyer, Christian Kluge, Hans Krug 24 Beschaffungs-Controlling erfolgreich einführen Die Österreichische Post AG hat ein Controlling für ihren Einkaufsbereich eingeführt und berichtet über das erfolgreiche Projekt. Paul Janacek, Wolfgang Pfarl 30 Risikofaktor Lieferant Die Auswahl der Lieferanten kann entscheidend für den Ruf eines Unter- nehmens sein. Wer hier nachhaltig vorgehen möchte, sollte die historischen Lieferantendaten berücksichtigen. Christian Busse, Britta Margraf 36 Was kostet die Steuerung Ihrer Lieferanten? Der Ansatz des Total Supplier Managements macht es möglich, Ressour- cen im Beschaffungsprozess gezielter einzusetzen. Robert Dust, Anja Wilde 42 Neue Impulse für das Controlling der Supply Chain Das Controlling von Supply Chains verdient mehr Aufmerksamkeit. Es kann das Management der Vorlieferanten entscheidend unterstützen. Elisabeth Altmayer, Wolfgang Stölzle www.springerprofessional.de/cmr 4 Controlling & Management Review Sonderheft 2 | 2016 Inhaltsverzeichnis Service 50 Wie Sie Währungseffekte im Einkauf managen Will man für die Einkaufsmannschaft die richtigen Anreize setzen, müs- 3 Editorial sen auch Währungseffekte in der Beschaffungsstrategie berücksichtigt 6 Beirat und Impressum werden. Harez Nursai 7 Tagcloud 56 Einkaufskosten reduzieren mittels Wertstromanalyse Das Einkaufs-Controlling hat Möglichkeiten, administrative Beschaf- fungsprozesse effizienter zu gestalten und die Wertschöpfung dauerhaft zu sichern. Axel Gauss 64 Lebenszyklus-Ansatz in der öffentlichen Beschaffung Nicht nur der Preis zählt, sondern zunehmend auch die Wirtschaft- lichkeit über den gesamten Lebenszyklus – mit Konsequenzen für das Controlling. Michael Eßig, Markus Amann, Andreas H. Glas Beilagenhinweis Dieser Ausgabe liegen je ein Pro- spekt des BVBC Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Con- troller, Bonn, und der Haufe Aka- demie, Freiburg, bei. Wir bitten unsere Leserinnen und Leser um Beachtung. Controlling & Management Review Sonderheft 2 | 2016 5 Beirat und Impressum Herausgeber Prof. Dr. Utz Schäffer und Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Weber leiten das Institut für Management und Controlling (IMC) der WHU – Otto Beisheim School of Management. Als Herausgeber bieten sie mit der Controlling & Management Review eine Plattform für den regen Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Praxis und Forschung. Beirat Praxisbeirat Funktion Mark Frese Finanzvorstand Metro AG Bernhard Günther Finanzvorstand RWE AG Guido Kerkhoff Finanzvorstand ThyssenKrupp AG Carsten Knobel Finanzvorstand Henkel AG & Co. KGaA Dr. Christian Bungenstock Partner CTcon GmbH Wissenschaftlicher Beirat Universität Prof. Dr. Andrea Dossi Bocconi University, Mailand Prof. Dr. Martin Glaum WHU – Otto Beisheim School of Management, Vallendar Prof. Dr. Dirk Hachmeister Universität Hohenheim, Stuttgart-Hohenheim Prof. Dr. Frank Hartmann RSM Erasmus University, Rotterdam Prof. Dr. Thomas Hess Ludwig-Maximilians-Universität, München Prof. Dr. Bernhard Hirsch Universität der Bundeswehr, München Prof. Dr. Martin Jacob WHU – Otto Beisheim School of Management, Vallendar Prof. Dr. Teemu Malmi Aalto University – School of Economics, Helsinki Prof. Dr. Markus Rudolf WHU – Otto Beisheim School of Management, Vallendar Prof. Dr. Thorsten Sellhorn Ludwig-Maximilians-Universität, München Prof. Dr. Xianzhi Zhang Dongbei University of Finance and Economics (DUFE), Dalian Impressum Controlling & Management Review Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Weber Anzeigendisposition: Druck Alle Rechte vorbehalten. www.springerprofessional.de/cmr WHU – Otto Beisheim School of Nicole Brzank Kliemo Printing AG, Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Sonderheft 2 | 2016 | 60. Jahrgang Management, Institut für Management Tel.: +49 (0)611 7878-616 Hütte 53, 4700 Eupen, Belgien Beiträge einschließlich sämtlicher Abbil- ISBN 978-3-658-14740-2 und Controlling (IMC), Burgplatz 2, Fax: +49 (0)611 7878-443 dungen, Grafiken und Fotos sind urheber- ISSN-Print 2195-8262 56179 Vallendar [email protected] rechtlich geschützt. Sofern eine Verwer- ISSN-Internet 2195-8270 www.whu.edu Titelbild tung nicht ausnahmsweise ausdrücklich Bis 2002: krp-Kostenrechnungspraxis Anzeigenpreise: Es gelten die Mediadaten © Jörg Block vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, Bis 2012: ZfCM – Zeitschrift für Controlling vom 1. Oktober 2015. &VSpe Mrrilnaagngearg Gemabelnert / Springer Vieweg RMTee.lA.d: .a+ Bk4rtii9go i(nt0t We)2 B6Hr1Ua u6:n509-486 PDTeriplo.:ld. +-uKk4fmt9m (. 0aP)nh6ia1lig1pe p7m 8H7eo8nls-t2e:n 93 BDseeieczh uZsgemistmasclö hjägrhilfirtcl heickrhse.ci theenin t im Abonnement bsZsoeuernsd tZdaiemerifrt emjse cfudhünwrri gVfet edd dreeve sVir eV evlerfoäwrrllhateigergtreuuisgnn.e gDgne ie ensisc,n hgNerisailf tcTt heilniidclsshrb uede-ni-e - SApbrrianhgaemr F-aLcinhcmolend-iSetnr. W46ie, s6b5a1d8e9n W GimesbbHaden DTeipl.:l. +-K4fm9 (. 0B)a2b6a1k 6 M50ir9h-e4l6i6 [email protected] Bestellmöglichkeiten und Details zu den crokvee, rBfeilamrbuenigtuenng, öefnf,e Üntbleicrhseet Zzuugnägnegnl,i cMhi-k- Abonnementbedingungen finden Sie unter Geschäftsführer Satz, Layout und Produktion: machung sowie die Einspeicherung und M. Sc. Fabian Mohr www.mein-fachwissen.de/cmr. Joachim Krieger, Iris Conradi Verarbeitung von Teilen dieser Zeitschrift in Tel.: +49 (0)261 6509-706 Dr. Niels Peter Thomas Datenbanken und anderen elektronischen Mag. phil. Bernadette Wagener Alle angegebenen Personen sind, sofern Jährlich können ein bis vier Sonderhefte Systemen und die Verbreitung oder Ver- Redaktion nicht ausdrücklich angegeben, postalisch hinzukommen. Der Preis pro Sonderheft Tel.: +49 (0)261 6509-488 wertung über elektronische Systeme. Gesamtleitung Magazine: unter der Adresse des Verlags erreichbar. beträgt regulär 49,95 Euro, der Vorzugs- Stefanie Burgmaier Kontakt: [email protected] preis für Abonnenten der Controlling & Sonderdrucke Management Review 29,00 Euro. Die Verantwortliche Redakteurin Martin Leopold Sonderhefte werden Abonnenten gegen Für unverlangt eingeschickte Manuskripte, Springer Gabler Anzeigen, Marketing und Produktion Tel.: +49 (0)2642 9075-96 gesonderte Rechnung geliefert. Fotos und Illustrationen wird keine Gewähr Cornelia Morick Leiter Media Sales: Volker Hesedenz Fax: +49 (0)2642 9075-97 übernommen. (freie Mitarbeiterin) Leiter Vertrieb + Marketing: Jens Fischer [email protected] Bei Nichtgefallen können sie innerhalb ei- Tel.: +49 (0)170-5576956 Gesamtleitung Produktion: ner Frist von drei Wochen an die Vertriebs- [email protected] Dr. Olga Chiarcos Leserservice firma zurückgesandt werden. Zusätzliche Die Artikel der Controlling & Management Springer Customer Service Center GmbH Liefer- und Versandkosten fallen nicht an. Review sind mit größtmöglicher Sorgfalt Herausgeber: Prof. Dr. Utz Schäffer Verkaufsleitung Springer Gabler Service erstellt. Die Redaktion übernimmt jedoch WHU – Otto Beisheim School of (verantwortlich für den Anzeigenteil): Tiergartenstr. 15, 69121 Heidelberg Jedes Jahresabonnement beinhaltet eine keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollstän- Management, Institut für Management Eva Hanenberg Tel.: +49 (0)6221 345-4303 Freischaltung für das Online-Archiv auf digkeit und Aktualität der abgedruckten und Controlling (IMC), Burgplatz 2, Tel.: +49 (0)611 7878-226 Fax.: +49 (0)6221 345-4229 Springer für Professionals. Der Zugang gilt Inhalte. Für den Inhalt der Werbeanzeigen 56179 Vallendar Fax: +49 (0)611 7878-430 Montag bis Freitag 08.00 bis 18.00 Uhr ausschließlich für den einzelnen Empfän- ist das jeweilige Unternehmen bzw. die www.whu.edu [email protected] [email protected] ger des Abonnements. jeweilige Gesellschaft verantwortlich. 6 Controlling & Management Review Sonderheft 2 | 2016 Tagcloud Beschaffung – Neues Controlling für neue Schwerpunkte Die Größe eines Wortes stellt die relative Häufigkeit in allen Beiträgen dar. Controlling & Management Review Sonderheft 2 | 2016 7 Beschaffungs-Controlling | Strategie Den Wertbeitrag des Einkaufs strategisch steuern Ob die Qualität der Produkte stimmt, ob die Kunden pünktlich beliefert werden und ob die Preise marktkonform sind, liegt zu einem großen Teil an der Leistung des Einkaufs. Sein Wertbeitrag ist für den Geschäftserfolg bedeutsam. Mit einem ganzheitlichen Einkaufs-Controlling lässt sich die Beschaffung an den strategi- schen Vorgaben des Unternehmens ausrichten. Gerhard Heß U. Schäffer, J. Weber (Hrsg.), Controlling & Management Review Sonderheft 2-2016, DOI 10.1007/978-3-658-14741-9_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2017 8 Controlling & Management Review Sonderheft 2 | 2016 Beschaffungs-Controlling | Strategie Die Elektro AG, ein Hersteller von Elektromotoren, hat ein Problem. Zwei Großkunden sind zur Konkurrenz gewechselt. Vorausgegangen waren kri- tische Diskussionen zur Leistungsfähigkeit der Elektro AG. Die Kunden hat- ten immer wieder über eine schlechte Termintreue, zu lange Lieferzeiten und eine zu geringe Flexibilität geklagt. Produktionsverzögerungen und Umsatzeinbußen aufseiten der Großkunden und schließlich die Kündigung der Verträge waren die Folge. In einer Krisensitzung des Managements der Elektro AG ist die Wurzel des Übels schnell identifiziert. Bei der Belieferung mit Gussteilen hatte es gravierende Qualitätsmängel gegeben, und trotz in- Prof. Dr. Gerhard Heß tensiver Reklamationen konnten diese nicht beseitigt werden. In der Kon- sequenz führte das zu Störungen in der Produktion und zu den angespro- ist Professor für Supply Management an chenen Lieferschwierigkeiten gegenüber dem Kunden. der Technischen Hochschule Nürnberg und Leider war es der Elektro AG nicht gelungen, gemeinsam mit den Liefe- leitet das Institut für Beschaffungsstrategie, ranten auf besonders kritische Engpässe flexibel zu reagieren, was den Ef- www.beschaffungsstrategie.de. fekt letztlich noch verstärkte. Dabei war weniger die Bereitschaft der Liefe- ranten zur Zusammenarbeit das zentrale Problem, sondern mangelhafte In- formationsflüsse zwischen der Elektro AG und ihren Zulieferern. Auch griffen die klassischen Lösungsansätze des Einkaufs nicht, die auf schnelle Verhandlungserfolge (Quick Wins) ausgerichtet sind. Dieser fiktive Fall zeigt, dass in der Beschaffung strategische Vorgehens- weisen erforderlich sind wie beispielsweise die Entwicklung von Lieferan- tenpartnerschaften mit gemeinsam optimierten Prozessen für die Zusam- menarbeit. Dabei müssen die Strategien im Einkauf mit den Strategien des Unternehmens im Einklang stehen. Je nach Unternehmensstrategie können beispielsweise Innovationspartnerschaften mit Lieferanten, die Globalisie- rung der Liefernetzwerke oder neuartige Konzepte des Produktionsverbun- des mit Lieferanten (Einkauf 4.0) zu strategischen Herausforderungen im Einkauf werden. „Die Strategien im Einkauf müssen mit den Strate- gien des Unternehmens im Einklang stehen.“ Mit der zunehmenden strategischen Bedeutung des Einkaufs gewinnt sein Wertbeitrag für die strategischen Zielsetzungen des Unternehmens an Ge- wicht und muss deshalb systematisch in das Einkaufs-Controlling integriert werden. Insbesondere muss der Strategiebeitrag des Einkaufs auch mit sei- nen Wertbeitragszielen verknüpft werden. Zur Steuerung sind die Wertbei- tragsziele und der Strategiebeitrag auf strategische Einheiten wie zum Bei- spiel auf Geschäftsfelder oder Materialgruppen herunterzubrechen. Ein ganzheitlicher Ansatz zur Steuerung des strategischen Einkaufs hat sich in der Praxis bewährt und soll hier vorgestellt werden (zum Stand des strate- gieorientierten Einkaufs-Controllings vergleiche Sievers 2010). Struktur einer Einkaufsstrategie Gerhard Heß Technische Hochschule Nürnberg, Nürnberg, Ausgangspunkt des Controlling-Konzeptes ist der Aufbau der Einkaufsstra- Deutschland tegie. Folgt das Unternehmen in seiner Einkaufsstrategie beispielsweise der E-Mail: [email protected] Controlling & Management Review Sonderheft 2 | 2016 9 Beschaffungs-Controlling | Strategie „15M-Architektur“, einem Konzept zur nachhaltigen Entwick- spiel der Elektro AG: Um die Wettbewerbsfähigkeit des Un- lung von Einkaufsstrategien (Supply-Strategien) anhand von 15 ternehmens zu steigern, müssen die Kunden schneller und Modulen, dann muss auch das Controlling auf den von der verlässlicher beliefert werden. Dazu müssen die Zusammen- 15M-Architekur vorgegebenen Steuerungsebenen erfolgen arbeitsprozesse mit den Lieferanten beschleunigt und flexibi- (vergleiche Abbildung 1, für Details zur 15M-Architektur ver- lisiert werden. gleiche Heß 2010, 2016 sowie www.beschaffungsstrategie.de): Supply-Marktstrategien: Die Versorgung eines Unterneh- mens mit Leistungen erfolgt aus vielfältigen Supply-Märkten, für die es jeweils eine Supply-Marktstrategie geben muss. Im „Die Wertbeitragsziele des Einkaufs Fall der Elektro AG sind zum Beispiel der Markt für Gusstei- müssen über drei strategische le und der Markt für IT-Dienstleistungen Supply-Märkte. Die Steuerungs ebenen hinweg geplant Rahmenstrategie der Elektro AG, verlässliche, schnelle und flexible Versorgungsprozesse mit Lieferanten aufzubauen, und realisiert werden.“ muss in ausgewählten Supply-Märkten konkretisiert werden. Im Gussmarkt werden hierzu Local Sourcing, partnerschaft- Rahmenstrategie des Einkaufs: Die Rahmenstrategie des liche Zusammenarbeit mit Lieferanten und moderne Logis- Einkaufs richtet den Einkauf an der strategischen Entwick- tikkonzepte wie beispielsweise eine Kanban-Versorgung als lung des Unternehmens aus. Sie muss die Voraussetzungen strategische Ansätze verfolgt. Zur Kontrolle der Kostenposi- schaffen, dass das Unternehmen zukünftig Wettbewerbsvor- tion soll darüber hinaus eine offene Kalkulation angestrebt teile aus seiner Beschaffung ziehen kann (zum Strategiebegriff werden. Im Rahmen dieser Marktstrategie muss auch die An- vergleiche Heß 2010, S. 27 ff.). Deutlich wird das auch im Bei- zahl der Gusslieferanten reduziert werden, um das Einkaufs- Abb. 1 15M-Architektur der Supply-Strategie (Einkaufsstrategie) M13 Supply-Management-System entwickeln Rahmenstrategie M12 SB 3: Lieferantenstrategie SB 4: Performance n M9 M10 Management e M11 LieMfPeaerrraSkfnuotstprtemprnalasytnte-rcgaeiteegie Supply-Marktstrategien &Lieferantenstrategien synchronisier saSenugSSapkmBBblLlpya i e1s2eleMsywi:f:sne -e5SiSetMrfruiueiraezatnppinreere ppt&knrnellet yy&nn--MRaafhMormkSramturseMkptunntrpl6zaiseidleittuyereera-elfengert netieLeiigfigeiizeefiebeGrraeaeennnnsattf l&eeayMnllstdiu7eenrregLnsie-fefroMarnfamotreSrkumnutlsisMpeuttprrrl8iaealeyttnree-eggniiee Mpply-Strategie steuern14 MStrategiesystem entwickeln15 Management BasissMtra1tegie SuppMly2-Ziele StrateMgy3 Map SupplyM-M4ärkte Su pply- entwickeln formulieren entwickeln definieren & Su priorisieren M: Modul SB: Strategiebaustein Quelle: Heß 2010, S. 43 10 Controlling & Management Review Sonderheft 2 | 2016
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