ebook img

Conan am Dämonentor PDF

227 Pages·1998·1.69 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Conan am Dämonentor

H Roland Green 49. Roman des Conan-Zyklus A ROLAND GREEN AM DÄMONENTOR 49. Band der Conan-Saga R h WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Band 06/5899 Titel der amerikanischen Originalausgabe CONAN AT THE DEMON‘S GATE Deutsche Übersetzung von Edda Petri Das Umschlagbild schuf Thomas Thiemeyer Redaktion: Diethild Deschner Copyright © 1994 by Conan Properties, Inc. Copyright © 1998 der deutschen Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München Printed in Germany 1998 Umschlaggestaltung: Atelier Ingrid Schütz, München Satz: Schaber Satz- und Datentechnik, Wels Druck und Bindung: Presse-Druck, Augsburg ISBN 3-453-12690-4 A -Saga Band 49: Conan am Dämonentor 6 PROLOG Die piktische Wildnis im Reich Conans des Zweiten, genannt Conn: Ich heiße Nidaros und bin der Sohn eines Mannes, der mich nicht aner­ kennen wollte. Wahrscheinlich war er ein Adliger mit gefüllter Börse und Einfluß bei Hof – beides setzte er zu meiner Förderung ein. Ansonsten wäre ich jetzt vielleicht ein einfacher Soldat der Zehnten Schwarzfluß- Wachen anstelle eines Kompaniekommandeurs. Am Rand der piktischen Wildnis warten die Patrouillen hinter der Vor­ postenlinie auf den Frühling. Die Pikten sind in ihren heimischen Wäldern keine leichte Beute, selbst wenn man nicht zusätzlich gegen Kälte und Schnee kämpfen muß. Der Lenz kam sehr früh, im sechsten Regierungsjahr Conns, des Sohns Conans, des Königs von Aquilonien, Herzog von Poitain, Protektor Bosso­ niens und Träger zahlreicher anderer Titel, mit deren Aufzählung ich euch verschonen will. Es wurde beschlossen (von wem weiß ich nicht – es spielt auch keine Rolle), daß wir sofort mit unseren Patrouillen beginnen sollten. Ich blickte zum Himmel empor, dann ins Gesicht des Melders (eines Offiziers des Eliteregiments Schwarze Drachen, der königlichen Leibgarde) und wieder hinauf zum Himmel. »Sofort?« »Sofort.« »Der Boden ist noch nicht trocken genug, um einen Fuß vor den anderen zu setzen.« »Das scheint die Pikten nicht aufzuhalten. Sie haben bereits Bauernhöfe entlang des Silver Creeks überfallen.« Insgeheim wünschte ich mir, die Dämonen wären mit Silver Creek und sämtlichen poitainischen Siedlern davongefl ogen. Ich kann es nicht fassen, daß Poitain so dicht bevölkert ist, daß Menschen, die noch ein Fünkchen Verstand haben, in ein Land fliehen, wo ein Pikte ihnen jeden Abend in den Suppenkessel spucken kann. Der Bote schien meine Gedanken zu lesen. Er tippte auf das Siegel des Pergaments. Ich argwöhnte keine Fälschung, machte mir nur Gedanken über den Verstand desjenigen, der diesen Befehl ausgestellt hatte. »Der Befehl wird ausgeführt, wie es hier steht«, sagte ich. »Aber der nasse Boden ist eine Tatsache, die sämtliche Generäle in zehn Königreichen A -Saga Band 49: Conan am Dämonentor 7 nicht ändern können. Ein barfüßiger Pikte kann dahinhuschen, wo ein Soldat mit Stiefeln und in voller Kampfrüstung tief einsinkt.« »Der Befehl sagt nicht, wie die Patrouillen ausgerüstet sein sollen«, meinte der Mann. »Auch nicht, wie weit sie marschieren sollen.« Mein Unterkiefer klappte herab. Ein Schwarzer Drache, der eigenständig dachte, das war ein Wundertier – wie ein Kalb mit zwei Köpfen oder ein Säugling, der anstelle eines Arms einen Flügel hatte. Der junge Mann grin­ ste nur und zuckte mit den Achseln. »Ein Verwandter von mir hat gegen die Pikten gekämpft, als Conan der Große an der Grenze den Oberbefehl führte«, sagte er. »Dieser Verwandte hat damals am Lagerfeuer viele Geschichten erzählt, und ich habe nicht alles von dem vergessen, was ich damals gehört habe.« »Und ich habe auch nicht vergessen, was aus Freunden wurde, die beim Versuch, trockenes Land zu erreichen, in einen piktischen Hinterhalt gerie­ ten«, sagte ich. Dann schmückte ich das Ganze mit einigen Einzelheiten aus und erwartete eigentlich, daß der junge Mann blaß werden und sich verdrücken würde. Seit den Kriegen in den Anfängen von Conans Regie­ rungszeit waren die Schwarzen Drachen meist dicht beim Palast geblieben. Dieser junge Mann (gewiß zehn Jahre jünger als ich mit meinen vierzig) war mit Sicherheit nicht schlachtenerprobt. Aber er nickte. »Ich habe nie geglaubt, mein Verwandter würde lügen, aber hören und sehen, das ist nicht dasselbe.« Er runzelte die Stirn. »Das nächste Fort ist mein letzter Auftrag. Falls du deine Männer noch nicht hinausgeführt hast, wenn ich zurückkomme, würde ich gern mit euch mar­ schieren. Ist das möglich?« »Wenn du frei über deine Zeit verfügen kannst ...«, begann ich. »Kann ich.« Ich konnte natürlich nicht verlauten lassen, daß ich den Argwohn hegte, er wäre ein Spion für einen Stabsoffizier oder vielleicht sogar für den Hof. Ich hatte auch keine Lust, mir den Mund zu verbrennen. Ich vertraute meinen Männern (die zur Hälfte Bossonier, zur Hälfte hervorragende Gun­ dermann-Söldner waren) und meinen Feldwebeln wie mir selbst. Wenn nichts schiefging, würden zu dem Herrn dieses Burschen keine schlechten Berichte gelangen. Sollten wir aber Pech haben, würden nichts und niemand aus der Wildnis zurückkommen. Doch eigentlich sah der junge Mann wie eine würdige Verstärkung unse­ rer Reihen aus. Er war breitschultrig und sehr groß. Es könnte das Blut A -Saga Band 49: Conan am Dämonentor 8 eines Gundermanns – vielleicht sogar eines Cimmeriers – in seinen Adern fließen. Bei dem schwachen Schein der Öllampe in meinem Zelt vermochte ich weder seine Haare unter der klatschnassen Kapuze noch seine Augen zu sehen. Die Rüstung an seinen Handgelenken war beste Arbeit. Schwert und Dolch am Gürtel waren nicht dazu gemacht, zu prahlen, sondern um im Kampf benutzt zu werden. Der Reitkleidung nach hatte er lange Zeit im Sattel verbracht, vielleicht sogar einige Kämpfe bestanden. Doch das alles würde keine piktischen Pfeile von seinen Innereien abwehren können, wenn er Pech hatte. Aber es war ein Beweis dafür, daß er sich nicht nur auf das Glück verließ. So ein Mann kannte die erste Lektion der Kriegsführung an der Grenze und lebte vielleicht lange genug, um sie anderen beizubringen. »Du bist willkommen. Aber beeil dich. Wenn wir schnell genug mar­ schieren, erwischen wir vielleicht einige Jäger dieser Waldläufer. Kein Pikte ist eine leichte Beute, aber bei einem mit einem leeren Magen hat ein ehrli­ cher Kämpfer eine Chance.« Wir tranken den Rest des Weins und stießen auf eine sichere Mission für ihn und eine erfolgreiche Jagd danach an. Mein zweiter Feldwebel brachte ihn zu seinem Pferd, während der erste und der dritte die Männer für die Patrouille auswählten. Im Westen türmten sich gewaltige Gewitterwolken am Himmel an dem Morgen, als wir endlich die Pikten fanden – oder, besser gesagt, sie uns. Sie fanden uns, als wir im gerade vom Lager getrennt und im Nachteil waren. Wir waren nur zwanzig und tränkten die Pferde. Ich hatte die Führung, und Sarabos von den Schwarzen Drachen war dabei, weil er es so gewollt hatte. Normalerweise hätte ich nie zwei Anführer gleichzeitig vom Lager abgezogen, aber Sarabos war ja kein reguläres Mitglied meiner Truppe. Als die Pikten zuschlugen, gehorchten die Männer ihm jedoch aufs Wort. Das war kurz nachdem wir einen Lagerplatz ausgesucht hatten, eine Wiese am Fuß einer hoch aufragenden Felswand gelegen. Sie heulten so laut, als sie aus dem Wald hervorbrachen, daß sie Tote damit hätten erwecken können. Dabei schossen sie Pfeile und Wurfspeere ab. Da sie wußten, daß die Reichweite unserer Bogen ungefähr gleich war, warteten sie, bis das Gelände es ihnen ermöglichte, sich anzuschleichen. Darin waren sie Meister. Nur Wildkatzen und Pikten auf der Jagd verstan­ den es, sich so lautlos zu bewegen. A -Saga Band 49: Conan am Dämonentor 9 Unsere Armbrustschützen hatten nur für einen Pfeilhagel Zeit, ehe die fünffache Übermacht der Pikten losschoß. Die Pikten verwendeten immer noch Feuersteine für ihre Pfeilspitzen. Unsere leichten Verluste ließen sich eher auf die Festigkeit unserer Rüstungen als auf die Schwäche der pikti­ schen Waffen zurückführen. Die Pikten gehörten zwei verschiedenen Sippen an – wie es oft der Fall ist. Die eine greift ganz kurz vor der anderen an. Daher waren wir gewarnt und konnten es vermeiden, eingekesselt zu werden – allerdings war es so knapp wie das dünnste Haar in der Mähne eines neugeborenen Fohlens. Wir suchten uns sofort die beste Verteidigungsposition. Das war die offene Wiese am Fuß der Felswand. Unsere Bogenschützen dämpften die Kampflust der ersten Sippe. Ungefähr vierzig Krieger lagen bereits schwer verwundet oder gar tot zwi­ schen Farn und verrotteten Baumstämmen. Wir überwanden mehrere hun­ dert Schritte durchs Gebüsch und verloren dabei nur einen Mann, den seine Kameraden trugen. Ansonsten wurde niemand verletzt. Dann griff die zweite Sippe an, doch ohne den warnenden Pfeilhagel. Blitzschnell stürmten die Pikten aus der Deckung auf uns los. Sie trugen Federn, Tätowierungen, Lendentuch und Kriegsbemalung – sonst fast nichts. Leider hatten mehr, als mir lieb war, Schwerter und Dolche aus Metall in den Händen. Viele waren aus ihrer eigenen Bronze oder Kupfer gefertigt, einige jedoch waren Beutestücke aus Stahl. Ich weiß nicht genau, wie lang der Kampf dauerte. Ich hatte mein Breit­ schwert, einen Morgenstern mit kurzem Stab und die gute aquilonische Rüstung mit dem Helm nach Art der Zingarer, der mich vor den Pikten schützte. Ich tötete über eine Handvoll und mußte nur zwei Hiebe einstek­ ken. Andere hatten nicht so viel Glück. Sechs meiner Männer fi elen oder wurden im Nahkampf schwer verwundet. Wir siegten, da – wie so oft – die beiden Sippen sich in den Kampf gestürzt hatten, ohne vorher einen gemeinsamen Plan ausgearbeitet zu haben. Die meisten piktischen Häuptlinge würden lieber ihre Söhne im Eintopf servieren als die Befehle eines anderen Häuptlings auszuführen. Niemand hatte der ersten Sippe empfohlen, ihre Pfeile zurückzuhalten, bis die zweite sich von uns gelöst hatte. Die erste Sippe fing wieder an zu schießen, und ihre Pfeile prasselten gleichermaßen auf Feind und Freund nieder. Die Feinde trugen größtenteils Rüstungen. Ein Gundermann starb A -Saga Band 49: Conan am Dämonentor 10 trotzdem, weil ihn ein Pfeil ins Auge traf. Die Feinde waren fast nackt, so daß weitere zwanzig Pikten heulend und stöhnend starben, durchbohrt von piktischen Pfeilen. Sarabos sprang mit dem Schwert in der rechten und dem Dolch in der linken Hand mitten in dieses Brüdermorden hinein. Ich sah, wie er einen Pikten köpfte, einen zweiten kastrierte, einem dritten den Arm abschlug und dem vierten mit einem kräftigen Tritt ein Bein brach – und alles in einer einzigen fl ießenden Bewegung. Endlich steckte er die Waffen in die Scheiden zurück und warf den toten Gundermann über die Schulter – wie ein Müller einen Sack Getreide auflädt – und zeigte auf die Felswand. »Ich glaube gehört zu haben, daß du dorthin den Rückzug befohlen hast«, sagte er zu mir. »Ich sehe in der Wand im Süden mehrere Höhlen.« Er deutete mit dem langen, blutbefleckten Arm dorthin. Seine Augen waren schärfer als meine, und seine Ohren hatten einen derartigen Befehl wohl noch nie gehört; aber ich dankte ihm mit Kopfnik­ ken, weil er meine Autorität vor meinen überlebenden Männern gewahrt hatte. Ich lief zur Nachhut, während Sarabos mit seiner Bürde die Führung übernahm. So marschierten wir den Abhang hinauf. Ich faßte den Plan, auf den Felskamm zu steigen und unsere Rauchfak­ keln zu entzünden. Dann würde das Lager wissen, wo wir waren, und die Männer konnten zu uns stoßen, ehe die restlichen Pikten den Mut aufbrach­ ten, zu uns heraufzuklettern. Conan der Große hatte einen Lieblingsspruch: »Ein Mann kann einen Kampf vorher so lange durchdenken, wie er will, trotzdem wird ihm das Schicksal ins Bier spucken.« (Er hatte natürlich nicht ›spucken‹ gesagt.) Er hatte nie behauptet, daß dieser Spruch von ihm stammte. Und auch ich hegte da so meine Zweifel. Kull von Atlantis beispielsweise hätte ihn während seiner Kriege gegen die Schlangenmänner von Valusia prägen können. An jenem Tag spuckte uns ein Gewitter in den Humpen. Die Wolken rasten über die Felsen, ehe wir die Höhe erreicht hatten. Als Sarabos den toten Gundermann niederlegte, fielen die ersten Regentropfen. Donner krachte über uns. Ich blickte empor. Ein Blitz versengte gerade den Kamm der Felswand. Wenn wir in unserer Rüstung dort hinaufkletter­ ten und das Gewitter weiterhin so tobte, dann würden wir vielleicht auch wie die Fackeln brennen.

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.