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Compliance im Sport PDF

126 Pages·2018·0.991 MB·German
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Schriften der accadis Hochschule Yvonne Thorhauer Christoph A. Kexel Hrsg. Compliance im Sport Theorie und Praxis Schriften der accadis Hochschule Reihe herausgegeben von Y. Thorhauer, Bad Homburg, Deutschland C. A. Kexel, Bad Homburg, Deutschland Die Schriftenreihe präsentiert aktuelle Forschungsergebnisse der accadis Hoch- schule Bad Homburg. Praxisrelevante Studien, wissenschaftliche Arbeiten der Professoren und Dozenten sowie Beiträge von Tagungen an der accadis Hoch- schule sollen dem akademischen Diskurs zugänglich gemacht und vertieft wer- den. Forschungsschwerpunkte der Schriftenreihe sind Social Media Marketing, Sportmanagement und Wirtschaftsethik. Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/15654 Yvonne Thorhauer · Christoph A. Kexel (Hrsg.) Compliance im Sport Theorie und Praxis Herausgeber Yvonne Thorhauer Christoph A. Kexel Accadis Hochschule Bad Homburg Accadis Hochschule Bad Homburg Bad Homburg, Deutschland Bad Homburg, Deutschland Schriften der accadis Hochschule ISBN 978-3-658-22510-0 ISBN 978-3-658-22511-7 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-22511-7 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Gabler © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Gabler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Inhaltsverzeichnis Vorwort ................................................................................................................. 7 Yvonne Thorhauer Compliance und Fairness – Ein Vorschlag zur Begriffsbestimmung ................. 13 Anne Jakob Aktuelle und zukünftige Herausforderungen im (Spitzen-)Sport und vom schwierigen Umgang mit ihnen .......................................................................... 33 Irina Kummert Bewegungskultur, Wettkampf und Kommerz: Über die Relevanz von Moral im Sport .................................................................................................... 61 Ralf Wandmacher & Nadine Leonhartsberger Das „zweite“ Gehalt – Wie die DAX-30-Unternehmen durch die Vorstands-Versorgung den Deutschen Corporate Governance Kodex aushebeln ................................... 77 Markus A. Kürten Gelebte Compliance – Die Praxis der adidas AG ............................................... 97 Yvonne Thorhauer, Anne Jakob & Maria Ratz E-Sport – Skizze eines neuen Forschungsfeldes ............................................... 105 Autorenverzeichnis ........................................................................................... 127 Vorwort „Der Spitzensport schafft Idole und Vorbilder. Er trägt dazu bei, die für das Zusam- menleben in einer Gesellschaft essentiellen Werte wie Fairplay, soziale Kompetenz, Einhaltung von Regeln und nicht zuletzt Leistungsorientierung zu verankern. Der Sport ist der beste Motor für Integration. Mit ihm erfahren Kinder und Jugendliche, dass es nicht auf Herkunft, Rasse, soziale Stellung oder Religion ankommt. Auf dem Sportplatz sind alle gleich. Sie lernen mit Niederlagen umzugehen und einen Sieg nicht auf Kosten des Unterlegenen auszuleben.“ (DOSB 2012, S. 5) Sport ist keine bloße Freizeitbeschäftigung. Wie schon voranstehendes Zitat zeigt, stellt er ein gesellschaftlich erwünschtes, weil nützliches, Gut dar und ist von vorn- herein mit Werten verbunden, allem voran dem der Fairness. Für Pierre Baron de Coubertin, den Begründer der modernen Olympischen Spiele, sollte der olympi- sche Athlet Ehrenmann sowie Vorbild für gutes Benehmen sein, den Respekt vor den Spielen nach außen transportieren und sich unmissverständlich zum Fair Play bekennen (vgl. Ritchie 2014, S. 824f.). Die Compliance, welche heute in der Wirt- schaftspraxis in aller Munde ist, war im Sport bereits institutionalisiert, bevor es den Begriff überhaupt gab – nämlich in Form von Schiedsrichtern. Denn, anders als in Unternehmen, sind die sporttypischen Compliance-Systeme notwendig, da- mit der sportliche Wettkampf überhaupt stattfinden kann. Wer gegen die Regeln einer Sportart verstößt, Gebote der Fairness und Transparenz nicht einhält, unter- miniert den ureigenen Gedanken des Wettkampfes, riskiert dessen Zusammen- bruch. Während des Wettkampfes ahndet der Schiedsrichter den Verstoß; aber auch auf organisatorischer Ebene greifen Sanktionen, wie etwa langfristige Sperren des Sportlers. Auch der Staat schreitet ein, etwa mit dem Gesetz zur Bekämpfung von Doping im Sport, das nicht nur die Sportler, sondern auch deren Hintermänner zur Rechenschaft zieht. Gleichwohl führen die Medien der Öffentlichkeit immer wieder Skandale rund um den Sport vor Augen: gewiefte Dopingsünder, bestechliche Schiedsrich- ter, vermögende Steuerhinterzieher, korrupte Funktionäre, schmiergeldzahlende Sportartikelhersteller, gewalttätige Fans und dergleichen. Dabei ist, laut Sylvia Schenk, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport von Transparency International, die Sportbranche nicht korrupter als Wirtschaft und Politik. Es sei vielmehr ein „menschliches Phänomen, dass wir korrupt sind und schummeln“. Dennoch könnten wir einen „rasanten Wertewechsel“ verzeichnen, etwa in Bezug auf Bestechungsgelder, welche früher noch steuerlich absetzbar waren und heute für 8 Yvonne Thorhauer den geschäftlichen Verkehr im In- und Ausland strafbar sind. Dieser hat auch im Sport Einzug gehalten. So hat etwa das Internationale Olympische Komitee (IOC) in seiner Agenda 2020 Werte wie Nachhaltigkeit, Geschlechtergleichstel- lung, verantwortungsvolle Führung, Transparenz sowie die Sauberkeit von Ath- leten verankert (vgl. IOC o. J.). Der Sport müsse sich der geänderten Bewusst- seins- und Gesetzeslage stellen. Es reiche nicht, Werte aufzuschreiben oder sie etwa mit Fair geht vor-Kampagnen zu plakatieren. Was bei all den allzu menschlichen Vergehen, mit denen wir konfrontiert werden, leicht in Vergessenheit gerät, so die ehemalige Fußballschiedsrichterin Inka Müller-Schmäh anlässlich der accadis Sportmanagement-Tage 2017: Viele Menschen teilten jene Werte, die den Sport ausmachen, engagierten sich in ei- nem Großteil ihrer Freizeit ehrenamtlich in Sportvereinen und unterstützten diesen auch durch Spenden. Im Jahr 2016 zählte der DOSB rund 27,5 Millionen Mitgliedschaften. Rund 90.000 Vereine gehören den deutschen Landessportbün- den an – Tendenz steigend. Um das deutsche Vereinssystem zu bewahren, so schätzt Müller-Schmäh, sei Sponsorengeld in Höhe von 3 Milliarden Euro nötig. Vor allem die ehrenamt- liche Arbeit sei für das Überleben des Sportsystems in Deutschland zentral. Der DOSB etwa zähle rund 740.000 ehrenamtliche Vorstände, die sich für den Sport engagieren. Bei knappen finanziellen Ressourcen jedoch, müssten Ressourcen unter ökonomischen Gesichtspunkten verteilt werden, müsse beispielsweise der Posten des Kassenwarts dem des Jugendtrainers vorgezogen werden. Und so plädiert Müller-Schmäh dafür, den pejorativ verwendeten Begriff des „Vereins- meiers“ von seiner negativen Konnotation zu befreien und seinen altruistischen Charakter in den Vordergrund zu rücken. Fehlen personelle Stellen für Compli- ance im organisierten Sport, sei es schwer, Verantwortliche zu finden, die einer- seits getreu der Weisungsbefugnis des Arbeitgebers handeln und andererseits den erhöhten Kommunikationsanforderungen gerecht werden. Jene Aspekte sind nur ein Ausschnitt der Diskussionen anlässlich der 3. Bad Hom- burger Sportmanagement-Tage 2017, welche die accadis Hochschule unter das Thema Compliance und Governance im Sport stellte. Die Veranstaltung legte den Grundstein für den vorliegenden Band, welcher Ethik und Moral im Sport von verschiedenen Blickwinkeln aus betrachtet: Den Auftakt bildet der Versuch einer Begriffsbestimmung von Fairness und Compliance. Hierbei setzt Yvonne Thorhauer Fairness in Bezug zur Ethik – im Sinne von Charakterbildung – und Compliance in Bezug zur Moral – im Sinne von Normenkonformität. Die Autorin zeigt, dass sich diese Differenzierung deshalb als sinnvoll erweist, weil von der Außenperspektive kaum zu beurteilen ist, ob ein Verhalten bloß regelkonform oder aber fair im ethischen Sinne ist, wir aber dem Einen weniger Wert beimessen als dem Anderen. Zudem zeigt die Wettkampfpraxis, dass es informelle Gebote der Fairness gibt, die offizielle Vorwort 9 Regelwerke erst gar nicht abbilden. Und genau dort, wo Regelwerke lückenhaft sind – ein Regelwerk, welches jede Eventualität abdeckt ist kaum vorstellbar – und Kontroll- sowie Sanktionsmechanismen versagen, sind wir auf die innere Haltung des Sportlers zurückgeworfen. Gleiches gilt für die Compliance auf institutioneller Ebene: defizitäre Richtlinien, unzulängliche Überwachungs- und Bestrafungssysteme machen den ethischen Charakter des Individuums für die Sozialverträglichkeit unverzichtbar. All jene Theorien, welche Fairness auf bloße Regelkonformität reduzieren, höhlen die Bedeutung des ethischen Charakters aus und vermissen somit eine elementare Dimension des menschlichen Zusammen- lebens, welche seit Anbeginn der Moralphilosophie bei Aristoteles angelegt ist. Mit den aktuellen und künftigen Herausforderungen im (Spitzen-)Sport be- schäftigt sich Anne Jakob, die zunächst feststellt, dass der Sport ein besonderes Kulturphänomen sei, welches Werte wie Leistungsbereitschaft, Fairness, Toleranz und Teamgeist fördere. Allerdings würden diese Werte durch die zunehmende Professionalisierung und Kapitalisierung des Spitzensports bedroht. In den vergan- genen Jahren hätten im Sport Skandale aller Art gezeigt, dass die bisherigen Maß- nahmen der Sportverbände nicht ausreichen, um Phänomene wie Doping und Gendoping, Techno-Doping, Wettkampfmanipulation und Korruption effizient zu verhindern. Dies belaste das Image des Sports und nage an seiner idealistischen Sonderstellung. Der sportliche Erfolg, durch Medien und Werbung mehrfach ver- goldet, sei in der modernen Medien- und Konsumwelt derart dominant, dass Werte wie Kameradschaft und Fair Play verblassen würden. Damit stehe der Sport vor einem essentiellen Problem: Denn wer gegen die konstitutiven Sportregeln versto- ße, nehme dem Spiel – dem Wettkampf – seinen Sinn. Die größte Herausforderung bestehe darin, Good Governance als Grundstein für eine gelebte und verinnerlichte Werteorientierung auf allen Ebenen des organisierten Sports zu installieren. Ent- scheidend dafür sei eine regeltreue und ethisch motivierte Vereins- und Verbands- führung. Zwar reklamiere der Sport für sich, in den letzten Jahren mit harten Maß- nahmen gegen unlautere Praktiken zu Felde gezogen zu sein, jedoch klaffe zwi- schen Anspruch und Wirklichkeit noch eine große Lücke. Insofern sich jedoch Fairness von Anfang an als wesentlicher Wert des Sports definiere, solle es leichter als in der Wirtschaft möglich sein, die Sportakteure zu motivieren, am Umdenken mitzuarbeiten. Der Politik komme hierbei eine wichtige unterstützende Funktion zu. Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass Sport und Politik eine Strategie ver- folgen sollten, die potenziellen Missständen präventiv begegnet. Das Bewusstsein von der Eigenverantwortung der Akteure solle wieder in den Fokus der Bemühun- gen rücken – nicht Abschreckung und Bestrafung. Einen ganz anderen Blickwinkel auf das Thema wählt Irina Kummert in ih- rem Beitrag. Da der Sport längst als Wirtschaftsfaktor mit handfesten ökonomi- schen Interessen etabliert sei, empfindet sie die Debatte um die Kommerzialisie- rung des Sports als scheinheilig. Dabei betont sie die Kontextbezogenheit und 10 Yvonne Thorhauer Subjektivität von Moral und plädiert dafür, ehrlicher damit umzugehen, dass der Sport zwischenzeitlich zu einer Industrie geworden sei, was sich auch in einem höheren Professionalisierungsgrad niederschlagen solle. Den Sport durch einen funktionierenden Videobeweis weniger abhängig von menschlichen Fehlurteilen zu machen, stelle insofern eine positive Entwicklung dar. Zusätzlich sei zu überle- gen, ob es nicht an der Zeit sein könnte, im Sport wie in anderen Industrien auch, Risikomanagementsysteme einzuführen, um auf der Basis von entsprechenden Modellen mögliche Risiken im Vorfeld auszuschließen, statt dieses Feld dem inte- ressengesteuerten Urteil von Sportfunktionären zu überlassen. Dem Versuch, die ökonomische Dimension des Sports in einen Widerspruch zum emotionalen Erle- ben von Sport zu stellen und der damit verbundenen Doppelmoral erteilt die Auto- rin eine klare Absage: Sportliche Erfolge seien nicht weniger wert, wenn im Vor- feld viel Geld geflossen oder im Nachgang viel Geld damit verdient worden sei. Sie stellt sich damit gegen die vorherrschende Meinung, dass Geld etwas, das an sich sinnvoll und wertvoll ist, korrumpiert. Der idealistische Sportsgeist vergange- ner Zeiten habe sich im Zuge gesellschaftlicher Veränderungen zum Gewinner- geist gewandelt. Das mag, so die Autorin, nicht jedem gefallen. Gleichwohl hande- le es sich um einen nahezu logischen Reflex der heutigen westlichen Leistungs- gesellschaft, den zu ignorieren fast schon naiv sei. An der Moral der Öffentlichkeit setzen auch Ralf Wandmacher und Nadine Leonhartsberger an: Von dieser vielgescholten sind die Gehälter von Vorstands- vorsitzenden namhafter Unternehmen. Um der Kritik zu entgehen, würden diese Bezüge häufig durch so genannte Versorgungszusagen ergänzt. Diese nämlich ent- gingen der öffentlichen Wahrnehmung, wenngleich sie in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen seien und offengelegt werden müssten. Die Autoren umreißen dieses Phänomen anhand der DAX-30-Unternehmen und schlagen dann die Brü- cke zum professionellen Sport, bei dem die Vergütung – wie bei den Vorstandsge- hältern – ebenfalls im Fokus der öffentlichen Moral liegt. Doch im Gegensatz zum Deutschen Corporate Governance Kodex (DCGK) gäbe es hier keinen Kodex, welcher in Deutschland die Schaffung von Transparenz gebiete. Hier könne die Sportbranche vom DCGK lernen. Denn würde sie sich an dem Kodex orientieren, könne sie Abhängigkeiten verdeutlichen und entsprechend bewerten. Für die DAX-30-Unternehmen gelte es nun, den Umfang der Versorgungszusagen transpa- rent zu machen. Weiterhin werden deren Verwaltungsformen sowie implizite Mo- ral-Hazard-Probleme und Malus-Regelungen für Versorgungszusagen diskutiert. Seine Untersuchung mündet in Empfehlungen für Aufsichtsräte, die Sportbranche und die Regierungskommission des Deutschen Corporate Governance Kodex. Wie sich Compliance auf Unternehmensseite gestaltet, beschreibt der Beitrag von Markus A. Kürten. Während andere Sektoren der Wirtschaft schon länger personelle Ressourcen zum Zweck der Compliance binden würden, habe deren strukturelle Verankerung in der deutschen Sportbranche erst etwa im Jahr 2006

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