ebook img

Commander Tom / Commander Tom - Apocalypse Cow - Zwei Abenteuer in einem Buch PDF

113 Pages·2014·0.59 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Commander Tom / Commander Tom - Apocalypse Cow - Zwei Abenteuer in einem Buch

Andreas Peter Commander Tom Commander Tom packte die nötigsten Sachen in seine ultraleichte Reisetasche aus Titaniumnylon. Seine sorgfältig zusammengelegten T- Shirts, seine sauber gebügelten Hosen, und seine wenigen Hemden, deren einwandfreie Faltung man mit dem Lineal nachmessen konnte. Das schlichte, aber gemütliche Hotelzimmer, war zu seiner zweiten Heimat geworden, oder sogar zu seiner ersten, dachte Commander Tom. Wenn er nicht gerade im Weltraum war. Seinen Wohnsitz in Deutschland besuchte er kaum noch. Aber bald sollte die Raketenbasis Düsseldorf fertig werden, und vielleicht würde er dann auch in seine alte Heimat Bochum zurückziehen. Man sollte meinen, ein Hotelzimmer als festen Wohnsitz wäre unökonomisch, wenn man jedes Jahr über 200 Tage im Weltraum verbrachte, aber finanzielle Probleme hatte Tom durch die „Fliegerei“ nicht zu beklagen. Er zog mit einem entschiedenen Ratsch den Reißverschluss des Koffers zu und stellte ihn neben das Bett. Dann blickte er sich im Zimmer um. Morgen würde es losgehen. Commander Tom verließ das Zimmer und ging zum naheliegenden Grenzareal. Die Zeiten, in denen man Raketenbasen weit von der Zivilbevölkerung entfernt errichtete, waren vorbei. Die Raketentechnik war heute so sicher wie ein Flugzeugstart, andersrum war die Angst der Weltraumbehörden vor Spionage in den letzten Jahren gesunken. Die Weltöffentlichkeit hatte Missionen zu anderen Planeten längst als Routineeinsätze verbucht, und echte Geheimnisse wurden mittlerweile im All gehütet, fernab von Presse und neugierigen Menschen. Zwar hätte er auch die Möglichkeit gehabt, ein kostenloses Zimmer innerhalb des Areals zu beziehen, aber er wollte Privates und Arbeit nicht mehr miteinander vermischen, als nötig, auch wenn er den Job den er machte nicht wirklich als Arbeit betrachtete. Als er den Kontrollposten passiert hatte, lief er in Richtung Raketenhalle 2, wo das Shuttle geschützt vor Wind und Wetter in einer gemütlichen 200 Meter hohen Halle untergebracht war. Als er die Halle durch das große Gate betrat, sah er schon Gehringer, seinen ersten Adjutanten, und Himmelstedt, ihren jungen Kollegen, im Gespräch mit einem der Techniker. Er ging geradewegs auf sie zu. Gehringer sah ihn als Erster. „Moin Commander, wird Zeit, dass wir in die Schwerelosigkeit kommen. Deine Tränensäcke hängen von Tag zu Tag tiefer.“ Gehringer hatte immer einen frechen Spruch auf den Lippen, und da sie schon so lange zusammen arbeiteten, und mittlerweile Freunde geworden waren, ließ er ihm das durchgehen. Eigentlich mochte er ihn dafür. „Wie sieht’s aus?“, fragte er die drei Herren. „Alles in Ordnung, Commander Tom“, sagte der Techniker ehrfürchtig, und Tom wurde sich einmal mehr bewusst, wie angesehen er war. Angefangen als einfacher Astronaut, hatte er sich zum Commander hochgearbeitet. Aufopferungsvoll und selbstlos. Beispielsweise hatte er herausgefunden, dass die Nullpunktenergie im Verhältnis C2 einen koaxialen Überschub zu der inkonfekten Feldschwingung im Quadranten 5.3 markierte. In der Bevölkerung fand er aber vor allem dafür Anerkennung, dass er eine Invasion der Riesenmarshmallows von Enox 7 abgewandt hatte. „Sie können morgen planmäßig starten.“ „Fantastisch“, sagte Commander Tom, und schenkte dem Techniker damit einen glücklichen Moment. „Komm mal mit“, forderte Gehringer ihn auf. „Ich will dir was zeigen.“ Sie stiegen die Treppe zum Eingang des Shuttles nach oben. Morgen würden sie den Aufzug nehmen, in den Raumanzügen war der Aufstieg beschwerlich, auch wenn sich in den Jahren in Sachen Kleidungsstoffe einiges getan hatte. Sie stiegen durch die Enge Luke ins Innere des Raumschiffes. „Hier, guck mal.“ Gehringer deutete in die eine Ecke des Shuttles wo sich, wie überall im Schiff zahlreiche Hebel und Schalter befanden. Tom erkannte sofort was er meinte. „Fantastisch! Ein größerer Kaffeebecherhalter.“ Commander Tom atmete zufrieden durch. Eines der größten Probleme ihrer vergangenen Weltraumausflüge, war der zu kleine Cuphalter gewesen, wo sie ihre Pappbecher unterbrachten. Für einfachen Filterkaffee oder Mokka war der Getränkehalter geeignet, aber sobald man ein Kaffeemilchmischgetränk darin unterbringen wollte, hatte man ein echtes Problem. Commander Tom hatte damals den wohlbekannten Funkspruch: „Houston, wir haben ein Problem“, an die Erde gefunkt und war nahe daran, die laufende Mission abzubrechen. Sie verließen das Shuttle wieder durch die Einstiegsluke. Von unten hörten sie einen Mann mit dem Techniker zetern. Die Stimme war ihnen wohlbekannt. Wofram, der Steuermann. Ein hochgewachsener, schlaksiger Typ, mit schwarzer Hornbrille. Wofram war hochkorrekt, streng und emotional unbeholfen. Im Grunde genommen ein netter Typ, wenn man wusste, wie man mit ihm umzugehen hatte. Der Techniker deutete jetzt nach oben. Offensichtlich hatte sich Wofram nach dem Verbleib der Crew erkundigt. Mit vollem Namen hieß er Stefan Wofram, aber allein seinen Vornamen in den Mund zu nehmen, war so befremdlich, dass es nicht einmal Tom tat. Gemächlich traten sie den Rückweg an. Steuermann Wofram wippte indessen ungeduldig mit dem Körper vor und zurück. Kaum hatten sie den Fuß der Treppe erreicht, brach ein Schwall von Vorhaltungen auf den jungen Kollegen ein, der Gehringer und Tom in das Shuttle bekleidet hatte. Es war Ingo Himmelstedt. Seit zwei Jahren Mitglied der Besatzung, und in seiner Funktion als Steuerassistent ambitioniert und talentiert. Wofram behandelte ihn aber immer noch wie einen Praktikanten. „Himmelstedt! Erklären sie mir ihren Verbleib! Wir haben ausgemacht, dass wir uns um 10 Uhr vormittags vor dem Shuttle treffen würden.“ Commander Tom blickte auf die Uhr. Es war 10.01 Uhr. „Aber ich bin doch hier“, rechtfertigte sich der junge Kollege. „Ja jetzt“, antwortete Wofram. „Eine Minute Verspätung! Wissen sie was eine Minute Verspätung ausmacht?“ Himmelstedt wusste es. Aber Wofram wusste es besser. „In einer Minute können Galaxien untergehen. Zivilisationen verlöschen, ganze Welträume zerstört werden.“ „Nun“, mischte sich jetzt Gehringer ein. „Dieselben Welträume wären wohl auch zerstört worden, wenn Himmelstedt vor einer Minute hier gewesen wäre, außerdem war Himmelstedt ja rechtzeitig am vereinbarten Treffpunkt.“ Wofram zog die Augenbrauen nach oben. „Ja“, fuhr Gehringer fort. „Sie hatten ausgemacht ‚vor dem Shuttle‘.“ Jetzt deutete Gehringer nach oben, zu der Einstiegsluke des Himmelgefährts. „Himmelstedt war vor dem Shuttle. Sogar mehr als sie.“ Wofram verzog wutentbrannt das Gesicht. „Das ist doch Haarspalterei“, knirschte er durch die Zähne. „Nicht mehr gespalten als sie“, antwortete Gehringer. Commander Tom konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Für gewöhnlich mischte er sich in solcherlei Streitereien nicht ein. Zwar waren sowohl Himmelstedt, als auch Wofram ihm unterstellt, aber er wollte sich in die fachbezogenen Kompetenzen der beiden Herren nicht einmischen. Nur falls es jemals dazu kommen sollte, dass Wofram seinen Lehrling Strafarbeit verrichten ließ, oder ihn sogar entlassen würde, dann würde Tom eingreifen und den jungen Kollegen unter seine eigenen Fittiche nehmen. Talent wuchs nicht auf Bäumen. Zumindest nicht auf denen, die sie bisher zu Gesicht bekommen hatten. Sie gingen von der Raketenhalle zur Kontrollstation, wo der Start und die Transaktionen ihrer kommenden Mission geplant und überwacht wurden. Heute war dort nicht viel los. Im hinteren Bereich stand ein kleines Grüppchen und schien sich zu beraten, vorne saß Edward Langlin. Er war der Chef des Überwachungsdistrikts. Ein kleiner, untersetzter Mann, mit einem fleischigen Gesicht, und einer - wie Wofram - dicken Hornbrille. Aber in ihrem Wesen waren sie völlig verschieden. Langlin war gutmütig und schwerfällig. Ein bisschen wie ein Teddybär, dachte Tom immer. Seine Ruhe war ansteckend. Genau das, was diese Abteilung brauchte. Als sie sich ihm am heutigen Morgen näherten, schien der Mann aber fahrig und angestrengt und als sie näher kamen, sahen sie, dass ihm der Schweiß von der Stirn rann. „Edward. Was ist los?“, fragte Tom ernsthaft besorgt. Langlin sah überrascht auf. Er hatte ihr kommen gar nicht bemerkt. „Gibt es Probleme?“, hakte Tom nach. „Oh ja. Große Probleme“, bestätigte Langlin und deutete vor sich auf den Bildschirm. „Der Computer schlägt mich immer im Ping Pong. Das macht mich völlig fertig.“ Langlin hielt sich die Hand vor die Augen und begann zu weinen. Tom legte ihm die Hand auf die Schulter. „Nicht traurig sein, Edward. Es gibt doch Schlimmeres.“ „Da meistert man sein Leben lang jede noch so schwierige Situation, bringt seine Jungs alle sicher aus dem All zurück, und dann muss man sich von einem Computer vorführen lassen, was für ein Nichtsnutz man doch ist. Aber nicht mit mir!“ Die traurige Jammermiene war einem entschlossen Ausdruck kalter Wut gewichen. Langlin beugte sich über den Computer und begann ein neues Spiel. „Komm her du digitale Wildsau!“, brüllte er den Apparat an, und hämmerte auf die Tastatur ein. Erneut bracht ihm der kalte Schweiß aus. „Edward, Edward!“ Commander Tom schüttelte ihn an den Schultern. „Was?“, fahrig kam der Sicherheitschef wieder zu Bewusstsein. „Es ist vorbei, Edward. Es ist vorbei“, wisperte Tom besänftigend. Anschließend fuhr er den betreffenden Computer herunter. „Fahr zur Hölle! Den Weg dahin kennst du ja!“, rief ihm Langlin hinterher, und wandte sich alsbald Commander Tom und seiner Crew zu. „Was gibt’s?“, fragte er ihn schließlich. „Die Crew ist startklar. Von unserer Seite steht der Expedition nichts im Weg.“ Langlin blickte sich um. „Bei uns ist auch alles soweit. Es gibt keine sicherheitsrelevanten Bedenken. Noch etwas!“ Er wandte sich direkt an Gehringer. „Bitte teilen sie uns beim nächsten Mal vorher mit, wenn sie einen gasbetriebenen Milchaufschäumer mit ins All nehmen.“ Gehringer ließ schuldbewusst den Kopf hängen. „Tut mir leid Mister Langlin. Es wird nicht wieder vorkommen.“ Sie verließen die Kontrollstation und machten eine Pause. Am nächsten Morgen war Commander Tom schon früh wach. Er brauchte von Natur aus nicht viel Schlaf. Gedanken über die bevorstehende Expedition machte er sich eigentlich nicht. Sie würden zum Jupiter fliegen, von einem seiner Monde ein paar Bodenproben entnehmen, und dann wieder die Heimreise antreten. Die Distanz war kein Problem, und normalerweise übernahmen solche Missionen unbemannte Raumflüge. Aber die Jupitermonde störten bisweilen den Funkverkehr. In solchen Momenten bedurfte es dem eigenständigen Denken und Handeln einer erfahrenen Crew. Tom stand auf, duschte mit „Commander Toms abgespacter Weltraumseife“, und putze sich die Zähne mit „Commander Toms galaktischer Weltraumpaste“. Nach den ersten interstellaren Erfolgen, war die Lebensmittelindustrie rasch auf ihn aufmerksam geworden. Raumfahrer galten als Idole, und Commander Tom als ihr unverwüstlicher Anführer. Also gab es bald: Commander Toms schwerelose Haferflocken, Commander Toms Supernova Aufbackbrötchen, und Commander Toms knackige Riesenwürstchen. Commander Tom hielt nicht viel von derlei Plakatismus, aber er bekam die Lebensmittel kostenlos zur Verfügung gestellt, also beschwerte er sich nicht. Als er das Raumfahrtzentrum betrat - sein Gepäck hatte er bereits am Vortag an Bord gebracht - war er sehr entspannt. Er zog sich in den Umkleideräumen 2 - 200 den Raumparka an, und stieß dann auf dem „Rollfeld“ vor der Raketenhalle auf die Crew. „Moin moin“, grüßte er sie. „Moin“, grüßte Gehringer zurück. „Dir hängen noch Commander Toms abgespacte Weltraumcornflakes im Bart.“ Tom wischte sich verlegen über den Mund, dann begaben sie sich zum Aufzug, der sie auf bequemen Weg zum Shuttle bringen würde. Es gab nur zwei Wahlmöglichkeiten in dem Kämmerchen: „Oben“ und „Unten“. Tom drückte den Knopf für oben, und der Fahrstuhl fuhr an. Doch nach wenigen Metern blieb er abrupt stehen, und das Licht viel aus. „Scheiße, wir sind stecken geblieben“, rief Gehringer aus. Sie harrten einen Moment schweigend aus.

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.