Köhl Claim-Management im internationalen Anlagengeschöft GABLER EDITION WISSENSCHAFT Busi ness-to-Busi ness-Marketi ng Herausgegeben von Universitätsprofessor Dr. Rolf Weiber, Universität Trier (schriftführend) Universitätsprofessor Dr. Klaus Backhaus, Universität Münster, Universitätsprofessor Dr. Joachim Büschken, Katholische Universität Eichstätt/lngolstadt, Universitätsprofessor Dr. Dr. h.c. Werner Hans Engelhardt, Universität Bochum, Universitätsprofessor Dr. Bernd Günter, Universität Düsseldorf, Universitätsprofessor Dr. Michael Kleinaltenkamp, Freie Universität Berlin, Universitätsprofessorin Dr. Margit Meyer, Universität Würzburg und Universitätsprofessor Dr. Wulff Plinke, Humboldt-Universität zu Berlin Das Business-to-Business-Marketing ist ein noch relativ junger Forschungszweig, der in Wissenschaft und Praxis ständig an Bedeutung gewinnt. Die Schriftenreihe möchte dieser Entwicklung Rechnung tragen und ein Forum für wissenschaftliche Beiträge aus dem Business-to-Business-Bereich schaffen. In der Reihe sollen aktuelle Forschungsergebnisse präsentiert und zur Diskussion gestellt werden. Thomas Köhl Claim-Management im internationalen An lagengeschöft Nachforderungspotentiale und deren Realisierung in unterschiedlichen Vertragsverhä Itn i ssen Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Klaus Backhaus Deutscher Un iv ersitäts-Verlag Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Köhl, Thomas: Claim-Management im internationalen Anlagengeschäft : Nachforderungspotentiale und deren Realisierung in unterschiedlichen Vertragsverhältnissen / Thomas Köhl. Mit einem Geleitw. von Klaus Backhaus. -Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl. ; Wiesbaden: Gabler, 2000 (Gabler Edition Wissenschaft: Business-to-Business-Marketing) Zugl.: Münster, Univ., Diss., 1999 ISBN 978-3-8244-7100-3 ISBN 978-3-322-97806-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-97806-6 D 6 (1999) Alle Rechte vorbehalten © Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden, und Deutscher Universitäts-Verlag GmbH, Wiesbaden, 2000 lektorat: Ute Wrasmann / Michael Gließner Der Gabler Verlag und der Deutsche Universitäts-Verlag sind Unternehmen der Bertelsmann Fachinformation GmbH. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlag~~ unzulässig und strafbar. Das gilt insbeson dere für VervielFältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. http://www.gabler.de http://www.duv.de Höchste inhaltliche und technische Qualität unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Produktion und Verbreitung unserer Bücher wollen wir die Umwelt schonen. Dieses Buch ist deshalb auf säure freiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die Einschweißfolie besteht aus Polyäthylen und damit aus organischen Grundstoffen, die weder bei der Herstellung noch bei der Verbren nung Schadstoffe Freisetzen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Na men im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. ISBN 978-3-8244-7100-3 Geleitwort Aufgrund der Komplexität von Leistungen im Anlagengeschäft sind während des Ablaufs eines meist mehrjährigen Projektes Änderungen des Leistungsgegenstandes und Störungen bzw. Behinderungen des Projektablaufs die Regel. Dieses fuhrt zu Abweichungen von der im Rahmen eines Vertrages vereinbarten Referenz konfiguration, deren Folgewirkungen auf die Vorgaben von Leistungen und Terminen erheblich sein können. Vor dem Hintergrund des intensiven Wettbewerbs im inter nationalen Anlagengeschäft und der damit verbundenen besonderen Betonung der Preiskomponente können die aus den Abweichungen resultierenden Mehrkosten immer seltener stillschweigend hingenommen werden. Vielmehr betrachten es einige Unternehmen als notwendig, angesichts der geringen Gewinnmargen im Anlagen geschäft, im differenzierten Nachforderungsmanagement (Claim-Management) einen Ausgleich der entstandenen Mehrkosten zu entwickeln. Aufgrund der gesteigerten Wettbewerbsintensität gewinnen derartige Nachforderungen auch deshalb an Bedeu tung, da sie als Möglichkeit zur Generierung zusätzlicher, die Ursprungskalkulation übersteigender Ergebnisbeiträge angesehen werden. Fragen des Claim-Management werden in der Literatur entweder unter sehr prag matischer oder überwiegend juristischer Perspektive diskutiert. Der Verfasser legt eine Arbeit vor, die im interdisziplinären Bereich zwischen juristischer und ökonomischer Forschung angesiedelt ist. Dabei verwendet er die ökonomischen Theorien der neuen Institutionenökonomik, um die juristische Vertragsgestaltung zu analysieren. Beson deres Kennzeichen der Arbeit ist also, daß der Verfasser aus einem theoretischen Gesamtkonzept heraus Claimverhalten zu erklären versucht. Damit sind seine Ergeb nisse sowohl theoretisch wie praktisch relevant und vor allem weiterfUhrend. Es wird deutlich herausgearbeitet, daß das neuerdings in der Praxis so stark favorisierte offen sive Claim-Management nicht immer situationsadäquat ist. Die Analyse des Verfassers bezieht sich sowohl auf das Claimverhalten in vertikalen (Anlagen-) Vertragsverhältnissen wie auch in horizontalen (Kooperationsverträge ). Auf beiden Ebenen wird herausgearbeitet, daß eine theoretisch mögliche, extrem offensive Claimausrichtung des Auftragnehmers durch außervertragliche Mecha nismen eingeschränkt wird. Darüber hinaus wird deutlich, daß nicht generell von einer V gleich großen Claimanfalligkeit in den Vertrags beziehungen in einem Anlagenprojekt ausgegangen werden kann. Vielmehr ist es die Summe der vielfaltigen Einflüsse, die die Entstehung von Claims im internationalen Anlagengeschäft determiniert. Die dar gestellten Einflußfaktoren geben Hinweise darauf, welche Vertragsbeziehungen unter Claimaspekten sowohl ex ante bei der Vertragsgestaltung als auch ex post während der Projektlaufzeit besondere Beachtung finden müssen. Unter Berücksichtigung der verschiedenen Abhängigkeitsverhältnisse in den untersuchten Vertragstypen läßt sich erkennen, daß aus den jeweiligen Claimereignissen auch jeweils unterschiedliche Chancen und Risiken rur die Vertragsbeteiligten resultieren. Dem Verfasser ist es gelungen, mit der vorliegenden Arbeit einen wichtigen und weiterruhrenden Beitrag zur theoriegestützten Forschung auf dem Grenzgebiet zwischen Betriebswirtschaftslehre und Internationalem Wirtschaftsrecht zu liefern. Ich wünsche der Arbeit eine große, ihr zustehende Verbreitung. Prof. Dr. Klaus Backhaus VI Vorwort Während eines meist mehrjährigen Anlagenprojektes kommt es regelmäßig zu Änderungen des Leistungsgegenstandes und zu Störungen des Projektablaufs. Diese Abweichungen vom vertraglich vereinbarten Leistungsinhalt können zu erheblichen Mehrkosten und Terminverzögerungen fuhren. Der intensive Wettbewerb im inter nationalen Anlagengeschäft und die damit verbundenen gesunkenen Gewinnmargen machen es zunehmend erforderlich, eigene Ansprüche in Form von Nachforderungen als Ausgleich fur entstandene Mehrkosten gegenüber dem Projektpartner durchzusetzen. Darüber hinaus bieten diese Nachforderungen die Möglichkeit, zusätz liche Ergebnisbeiträge zu generieren. In der Praxis sowie vor allem in anglo-amerikanischen Veröffentlichungen hat sich filr diese nachvertraglichen Forderungen der Begriff Claim durchgesetzt. Da vertragliche Grundlagen beim Entstehen eines Claimanspruches fehlen, ergeben sich fiir die Beteiligten Verhaltensspielräume bei der Formulierung einer Claimforderung. Angesichts der Vielfalt an Claimmöglichkeiten im Rahmen eines Anlagenprojektes sowie der vertraglichen Unbestimmtheit des Ausmaßes einer Claimforderung kommt der Diskussion der Claimproblematik eine immer größere Bedeutung zu. Vor diesem Hintergrund wird in der vorliegenden Arbeit eine Analyse denkbarer Ein flußfaktoren fur die Entstehung von Claims in den unterschiedlichen Transaktions beziehungen des internationalen Anlagengeschäfts durchgefuhrt. Durch die Diskussion dieser Einflußfaktoren können Hinweise auf potentielle Claimchancen und -risiken fur die verschiedenen Vertragsbeteiligten gegeben werden. Aus den Handlungs- und Verhaltensweisen, die die Transaktionsteilnehmer bei Eintritt eines claimverdächtigen Ereignisses zeigen, ergeben sich unterschiedliche Ausprägungen des Claimverhaltens. Es wird daher untersucht, welche Ausrichtung das Claimverhalten der Beteiligten in den Vertragsbeziehungen des Anlagengeschäfts aus theoretischer Sicht aufweisen sollte. Dabei werden die Vertragsbeziehung zwischen Auftraggeber und Auftrag nehmer sowie Sub lieferanten-und Konsortialvertragsverhältnisse analysiert. Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 1999/2000 von der Wirtschafts wissenschaftlichen Fakultät der Westflilischen Wilhelms-Universität Münster als Dissertation angenommen. Der Impuls zur Bearbeitung dieses Themas ging von VII meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Klaus Backhaus, aus. Ihm gilt mein herzlicher Dank für die konstruktive Unterstützung meiner Arbeit und für den großzügigen Freiraum, den er mir für meine wissenschaftliche Tätigkeit eingeräumt hat. Gleichzeitig danke ich ihm für die überaus wertvollen persönlichen und fachlichen Erfahrungen, die ich als Mitarbeiter seines Instituts gesammelt habe. Dank gebührt ferner Herrn Prof. Dr. Bernhard Großfe1d, der das Zweitgutachten meiner Arbeit übernommen hat. Darüber hinaus danke ich meinen Kollegen und Kolleginnen am Betriebswirtschaft lichen Institut für Anlagen und Systemtechnologien für ihre Diskussionsbereitschaft und dafür, daß sie mich während meiner Dissertationsphase umfassend entlastet haben. Herrn Dr. Markus Voeth, Herrn Dipl.-Kfm. Christian Kleikamp und Herrn Dipl.-Kfm Frank Possmeier danke ich dabei besonders für ihre konstruktiven Anregungen. Besonders herzlich bedanke ich mich bei meiner Kollegin Frau Dipl.-Kffr. Corde1ia Baumeister. Ihre stete Diskussionsbereitschaft sowie ihre konstruktive Kritik haben wesentlich zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen. Mein Dank gilt auch Herrn Dipl.-Kfm. Klaus Peter Maier, dessen freundschaftlicher Zuspruch mir immer sehr wichtig war. Besonders herzlich danke ich meiner Freundin Irmela. Sie hat mich während meiner Dissertation nicht nur bei fachlichen und sprachlichen Fragen unterstützt, sondern mir mit großer Geduld auch menschlich über die Höhen und Tiefen dieser Zeit hinweg geholfen. Ganz besonderer Dank gebührt abschließend meinen Eltern. Sie haben mich in allen Phasen meiner Ausbildung umfassend gefördert, ermutigt und mich in jeder erdenk lichen Form unterstützt. Ihnen widme ich diese Arbeit. Thomas Köhl VIII Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis ............................................................................................. XIII Tabellenverzeichnis ................................................................................................. XIV Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................. XV 1. Einführung .........................................................•..................................................... 1 1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Untersuchung .................................... 1 1.2 Untersuchungsaufbau ...................................................................................... 6 2. Das Auftreten von Claims im internationalen Anlagengeschäft ...................... 11 2.1 Vertragliche Regelungen im internationalen Anlagengeschäft .................. ll 2.1.1 Der Anlagenvertrag als zentrales Vertragswerk im internationalen Anlagengeschäft ..................................................................................... 11 2.1.2 Ergänzende Vertragsbeziehungen .......................................................... 16 2.2 Claims im internationalen Anlagengeschäft ................................................ 20 2.2.1 Begriffsanalyse und Charakterisierung von Claims .............................. 20 2.2.1.1 Unbestimmtheit des Claimbegriffes ........................................ 20 2.2.1.2 Konkretisierung des Claimbegriffes ......................................... 25 2.2.2 Arten von Claims ................................................................................... 29 2.2.2.1 Sachliche Claims ...................................................................... 30 2.2.2.2 Terminliche Claims .................................................................. 31 2.2.2.3 Finanzielle Claims .................................................................... 35 3. Claim potential in unvollständigen Verträgen im internationalen Anlagengeschäft. .................................................................................................... 45 3.1 Vertragstypen ................................................................................................. 45 3.1.1 Vertragstheoretische Vorbemerkungen ................................................ .45 IX 3.1.2 Vollständige Verträge ............................................................................ 48 3.1.3 Unvollständige Verträge ........................................................................ 50 3.2 Unvollständige Verträge als Auslöser von Claimansprüchen .................... 55 3.3 Komplexitätstreiber als Determinanten der unvollständigen vertraglichen Regelungen im internationalen Anlagengeschäft ................ 61 3.3.1 Art des kontrahierten Leistungsgegenstandes ........................................ 61 3.3.2 Langfristigkeit der Vertragsbeziehung .................................................. 67 3.3.3 Schnittstellen zwischen den Vertragsparteien ....................................... 71 3.3.3.1 Leistungskooperationen zwischen Auftragnehmer und Auftraggeber ............................................................................. 72 3.3.3.1.1 Vergabeformen .......................................................... 72 3.3.3.1.2 Mitwirkungspflichten des Bestellers ......................... 76 3.3.3.2 Kooperationsbeziehungen bei der Leistungserstellung auf Auftragnehmerseite .................................................................. 77 3.3.3.2.1 Art der Kooperationsbeziehungen ............................ 78 3.3.3.2.1.1 Generaluntemehmerschaft ..................... 78 3.3.3 .2.1.2 Konsortialbeziehung .............................. 83 3.3.3.2.2 Art der Aufgabenteilung ........................................... 88 3.3.3 .2.3 Kooperationserfahrung .............................................. 91 3.3.4 Länderspezifische Einflüsse ................................................................... 93 3.3.5 Natürliche und infrastrukturelle Gegebenheiten .................................... 98 3.3.6 Know-how-Defizite ............................................................................... 99 4. Die opportunistische Durchsetzung von Claimansprüchen in Vertragsbeziehungen des internationalen Anlagengeschäfts .......................... 103 4.1 Die opportunistische Ausnutzung von Vertragslücken durch Claims ................................................................................................. 103 4.1.1 Der Opportunismusbegriff.. ................................................................. l 03 x