Chemische Technologie der Emailrohmaterialien Fiir den Fabrikanten, Emailchemiker Emailtechniker usw. Von Dr.-Ing. Julins Griinwald gew. Fabrikdirektor, berat. lngenieur fur die E•senemailindustrie Zweite verbesserte und erweiterte Auflage Mit 25 Textabbildungen Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1922 ISBN 978-3-7091-5849-4 ISBN 978-3-7091-5899-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-7091-5899-9 Alle Rechte, insbesondere das der Ubersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten Copyright 1922 by Springer-Verlag Berlin Heide1berg Urspriinglich erschienen bei Julius Springer in Berlin 1922 Softcover reprint ofthe hardcover 2nd edition 1922 Vorwort zur ersten Auflage. Zu den jüngsten Zweigen der keramischen Industrie zählt die Emailfabrikation, bzw. die fabriksmäßige Erzeugung von emaillierten Gußeisen- und Blechgeräten. Die Emailindustrie stellt daher ein interessantes Mittelglied zwischen keramischer und reiner Eisenindustrie dar. Wenn auch der Ursprung des Emails ins graue Altertum 1) zurückreicht und auch später zur Erzeugung kostbarer Kunst geräte gedient hat, ist die Technik des überziehens von Eisen geräten mit Email relativ jungen Datums. Insbesondere in den letzten 15 Jahren hat diese Industrie eine außerordentliche volkswirtschaftliche Bedeutung erlangt. Heute arbeiten in dieser Industrie über 25000 Personen in Deutschland und gegen 17 -19 000 in den österreichisch-ungari sehen Werken. Der Jahresumsatz wird für Deutschland allein auf 90 Millionen Kilogramm geschätzt. Die fast beispiellose Entwicklung dieser Industrie hängt innig mit dem Zeitpunkte zusammen, als man sich die Mit arbeit wissenschaftlich gebildeter Männer gesichert hatte und den früheren rein empirischen Weg aufgab. Die Fachliteratur ist noch ziemlich dünn gesät und harren noch manche Aufgaben der Emailfabrikation ihrer Lösung. Immerhin ist auch darin in den letzten Jahren ein erfreu licher Fortschritt zu konstatieren. Von der Ansicht aRSgehend, daß es zur genauen Kenntnis der Fabrikationsvorgänge unerläßlich ist, über die chemisch technologische, mineralogische und praktische Seite der täglich in großen Mengen zur Verarbeitung gelangenden Email rohmaterialien unterrichtet zu sein, hat sich der Verfasser be- 1) Grünwald, Beiträge zur Geschichte der Emailindustrie. Arch. f. d. Gesch. d. Naturwiss. u. Technik. Leipzig 1909. a* IV Vorwort. müht, dieses Gebiet in gedrängter, möglichst volkstümlicher Weit,le und an der Hand der neuesten Forschungen zu be arbeiten. Das sehr zerstreut vorhandene interessante Material wurde gesammelt und durch eigene Erfahrungen ergänzt. Jeder Praktiker kennt den Wissenshunger, den Drang nach Belehrung und Aufklärung, welcher in den Kreisen unserer zahl reichen, nicht chemisch gebildeten Emailfachleute herrscht. Der Verfasser würde glücklich sein, mit dieser Arbeit der Industrie einen Dienst geleistet zu haben und hofft, daß vorliegendes Werk dieselbe Verbreitung und Zustimmung in Fachkreisen finden wird, Wie sein in den wichtigsten Kultursprachen er schienenes Handbuch "Theorie und Praxis der Blech- und Guß emailfabrikation" 1). Da fast alle Emailrohmaterialien auch in der rein kerami schen Industrie oft analoge Verwendung finden, so dürfte auch für den Keramiker das Buch als Nachschlagewerk von einigem Interesse sein. Ich übergebe demnach das Buch der nachsichtigen Beur teilung meiner Fachgenossen mit dem Wunsche, daß es ihnen von einigem Werte werden sollte. Lafeschotte (Doubs), im Juli 1911. Dr. Julius Grünwald. Vorwort zur zweiten Auflage. Seit zwei Jahren ist die erste Auflage vollständig erschöpft, so daß kein einziges Exemplar im Buchhandel erhältlich war. Diesen Umstand glaube ich als besten Beweis für die Zweck mäßigkeit des Buches und für dessen V~ rbreitung annehmen zu dürfen. Zahlreiche Zuschriften aus Fachkreisen bestärkten mich darin, um so mehr als auch die im Verlage von Chas; Gdffin in London W.C. erschienene englische Ausgabe (Chemical Tech nology of Enamel Raw-Materials) in kurzer Zeit in zweiter Auflage herausgegeben wurde. 1) Verlag Fr. Stoll, Leipzig 1908. Vorwort. V Aus der Praxis für die Praxis geschrieben, glaube ich über die den Emailfachmann interessierenden Rohmaterialien das Wichtigste gesagt zu haben. Minder wichtige, selten oder überhaupt nicht verwendete Rohmaterialien (wie Pegmatit, Dolomit, Glimmer usw.) wurden mit Absicht übergangen. Seit dem Erscheinen der ersten Auflage ist in der em schlägigen Literatur wenig Neues hinzugekommen. Eine Ausnahme bilden zwei amerikanische Arbeiten von J. B. Shaw und Homer F. Staley, erschienen in den "Tech nologie Papers of the Bureau of Standard" No. 142 (20. Dez. 1919) und No. 165 (22. Juli 1920). Beide Autoren, welche nach einiger Praxis in der Emailindustrie hervorragende Stellungen im Patentamte der Vereinigten Staaten einnehmen, geben in den zitierten Arbeiten einen Auszug aus der Emailrohmaterialien kunde und der Emailfabrikation. Insoweit in diesen Arbeiten Ansichten und Fortschritte zum Ausdruck kamen, die mir nütz lich und wissenswert erschienen, habe ich mich verpflichtet ge fühlt, dieselben der erweiterten zweiten Auflage einzuverleiben. So übergebe ich nunmehr die erweiterte zweite Auflage meines Buches den Fachkreisen und hoffe, daß sie ihnen in dieser teilweise umgearbeiteten Form von Nutzen sein werde, damit die Eisenemailindustrie jene weitere große Entwicklung nehmen möge, die ihr gebührt, und welche nur durch die Kriegs ereignisse unterbrochen worden ist. Wien, im November 1921. Briefadresse: Dr.-Ing. Julius Grünwald. Wien 34, Fach 33. Inhaltsverzeichnis. Seite I. Der· Feldspat. 1 Mikroklin . 2 Plagioklase. . 3 Allgemeines . 5 Der Feldspat in der Emailfabrikation 11 II. Der Quarz. . . . . . . . . . . 20 Die Rolle des Quarzes im Email. 26 III. Der Flußspat oder Fluorit . . 26 Über ·die Stellung des Flußspats in der Emailfabrikation . 28 IV. Der Ton (kieselsaure Tonerde) . . . . . . . . 30 Die Einteilung der feuerfesten Tone nach Bis c hof 41 Die Rolle des Tons im Email. 52 V. Der Borax und die Borsäure 62 Die Boraxfabrikation . . . . . 76 über die Rolle des Borax in der Emailfabrikation 81 Allgemeine Winke für die Verwendung von Borax in der Emailfabrikation . . . . . . .. ......... 83 Die Borsäure. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 VI. Chemische Technologie des Kryoliths und der Kryo, lithersatzmittel. . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Über die Gewinnung des natürlichen Kryoliths . . . . . 87 Unterscheidung von natürlichem und künstlichem Kryolith 104 Der künstliche Kryolith. . UD Schmelzpunkte im Kryolith . . . U3 Das Kieselfluornatrium . . . . . 113 über die Rolle des Kryoliths und der Fluorverbindungen überhaupt im Email. . . . . . 116 VII. Der Braunstein ................... 127 über die Rolle des Braunsteins in der Emailfabrikation . 132 Inhaltsverzeichnis. VII Seite VIII. Chemische Technologie des Zinnoxyds 135 Die Rolle des Zinnoxyds in der Emailfabrikation . 135 Allgemeines über Zinn . . . . . . . 141 Die Sauerstoffverbindungen des Zinns 145 Die Zinnoxydfabrikation . . . . . . 147 IX. Sonstige Weißfärbemittel. . . . . 158 Das A:t1timonoxyd und metaantimonsaures Natron. 158 Die Titansäure und das Rutil. . . . . . . . . . 161 Das Antimonoxyd ..... ". . . . . . . . . . 163 Andere Trübungsmittel bzw. Zinnoxydersatzmittel . 164 Das Zirkonoxyd . ... . . . . . . 166 Die Trübung von Glas und Email. 169 Die Theorie der Weißfärbung . . . 170 X. Das Nickeloxyd . . . . . . 171 Die Verarbeitung oxydischer Nickelerze, besonders des Garnierits . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 XI. Das Kobaltoxyd und Kobaltverbindungen. 176 Der Kobaltglanz . . . . . . . 179 Der Speiskobalt oder Smaltin. . . . . . . 179 Kaledonische Kobalterze . . . . . . . . . 180 Die Erzeugung von Smalte und Kobaltoxyd 181 über die Verwendung des Kobaltoxyds und der Kobalt- verbindungen in der Emailfabrikation . . 192 Das Kobaltoxyd im Blauemail. . . . . . . "197 Das Kobaltoxyd zur Bereitung von keramischen Farbkörpern und Farben . . . . . . . . . . . . 199 XII. Die Soda oder kohlensaures Natron 200 Die Gewinnung der Soda . . . . . . . 201 Das Verfahren von Leblanc . . . . . 202 Die Sodafabrikation nach Solvay (Ammoniaksoda) . 209 Die Soda in der Emailfabrikation 212 XIII. Der Salpeter. . . . . . . . . . 214 Der Kalisalpeter . . . . . . . . 214 Die Fabrikation des Kalisalpeters 215 Die direkte Herstellung des Natursalpeters 216 über den Chilesalpeter oder Natronsalpeter. 216 Die Salpetergewinnung aus dem Stickstoff der Luft . 224 über die Rolle des Salpeters im Email. 228 XIV. Die Pottasche. . . . . . . . 230 Die Pottasche und das Email . 234 VIII Inhaltsverzeichnis. Seite XV. Die Bleiverbindungen ..... . 235 Der Einfluß der Bleiverbindungen im Email 236 XVL Einige wichtige Emailfarbkörper .... 237 Das Eisenoxyd zur Rotfärbung . ". . . . . . 237 Die Färbung des Emails durch Eisenoxydrot . 238 Das Chromoxyd . . . . . . . . . . . 240 Das Chromoxyd in der Em.ailfabrikation 241 Pinkrosa ..." ...... . 242 Die Pinkrosafarbe im Email. . . . . . 248 Gelbfärbende Farbkörper . . . . . . . 248 XVII. Allgemeine Vorschriften über Emails; Technologisch wichtige Betriebstabellen; Physikalische und chemische "Konstanten 250 Fachli tera tur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .". . 275 J. Der Feldspat. Die Feldspate bilden eine eigene umfangreiche Gruppe der Silikate. Die eigentlichen Feldspate werden in mineralogischer Hinsicht eingeteilt in: A. Monokliner Feldspat oder Orthoklas oder eigentlicher Kali feldspat, dessen chemische Formel ist K2AbSis016. B. Trikline Feldspate; sie zerfallen in: 1. Mikroklin, in chemischer Hinsicht identisch mit dem Orthoklas. 2. Plagioklase (Klinoklase) und zwar: a) Albit oder Natronfeldspat, dessen chemische Formel ist N a2A12Si6016. Orthoklas, Mikroklin und Albit sind daher Alkali feldspate (nämlich Kali- oder Natronfeldspat). b) Anorthit, auch Kalkfeldspat genannt = CaAhSi20s. Albit und Anorthit sind isomorph, d. h. sie besitzen bei ungleicher chemischer Zusammensetzung gleiche Kristallformen. Es gibt auch trikline Kalknatron feldspate, die jedoch für uns von untergeordneter Bedeutung sind. Der Orthoklas kristallisiert im monoklinen Systeme (drei ungleiche kristallographische Achsen, von denen sich zwei unter einem schiefen Winkel schneiden, während die dritte auf diesen beiden senkrecht steht). Der Orthoklas zeigt Neigung zur Zwillingsbildung. Die Kristalle sind einzeln oder drüsenförmig ausgebildet, sind nach zwei Richtungen spaltbar, zeigen musche ligen, oft fettig glänzenden Bruch von rein weißer, manchmal gelblicher, rötlicher (von geringen Mengen Eisenoxyd herrührend) Grünwald, Emailrohmaterialien. 2. Aufl. 1