Chemische Grenzwerte Herausgegeben von P. Janich P. C. Thieme N. Psarros @ WILEY-VCH Chemische Grenzwerte Eine Standortbestimmung von Chemikern , Juristen, Soziologen und Philosophen Herausgegeben von F? Janich, P. C. Thieme und N. Psarros Workshop im Programm ,,Chemie und Geisteswissenschaften" des Stifterverbandes fur die Deutsche Wissenschaft , Bonn-Bad Godesberg, 28.-29. November 1997 gefordert vom Fonds der Chemischen Industrie und vom Verband der Chemischen Industrie e.V @ W ILEY-VCH Weinheim . New York . Chichester Brisbane . Singapore Toronto * 1 Herausgeher: Professor Dr. Peter Janich Professor Dr. Peter C. Thiemc PD Dr. Kikolaos Psarros Philipps-Univcrsitlt Marhurg BASF Aktiengcsellschaft Hcssenstrak I0 lnatitut fur Philosophie 67056 Ludwigshafen 35394 GicSen Blitzweg 16 35032 Marhurg Diis vorliegcndc Wcrk wurdc sorgfdltig crarhcitet. gcbcr und Vcrlag fur die Kichtigkeit von Angahen. Hinwciscn und Ratschlagcn sowic fur cvcntuelle Druckfchlcr kcinc Haftung. I>ic Dcutsche Bibliothek - ('IP-Einheitsaufnnhme Grenzwerte : cine Standorthc\timmung von ('hcmikcrn. Juristen. Soziologen und Philosophcn : Workshop im I'rogranm .,C'hemie und (;cistcswisscnschaftcn" dcs Stiftcrverhandcs fur dic Deutsche Wisscnschaft. Bonn-Bad Godesherg. 28.-2Y. November lOY7 I hrsg. von Peter Janich .__- I. Aufl. - Weinhcim : New York : C'hichester ; Hrisbane : Singapore : Toronto : Wilcy-VCH. 1YOY ISBN 3-527-70X 15-0 C WILEY-VC'H Verlag GmhH, D-hY4h9 Weinhcim (Federal Kcpuhlic of Germany). I900 Gcdruckt auf siiurefreiem und chlorfrei gehleichtem Pnpicr AIlc Rcchte, inshesonderc dic dcr Uhersetzung in andcrc Sprachcn, vorhehaltcn. Kein Tcil dicses Ruches darf ohne schriftlichc Genchmigunp dcs Vcrlagec in irgcndcincr Form - (lurch Photokopic. Mikrovcrfilmung odcr irgcndcin andercs Vcrfahrcn - reproduziert odcr in cine von Maschinen. inshesondere von I>atcnvcrarheitungsmaschinen, verwcndharc Sprachc uhertragen odcr iihKrSelZt wcrdcn. Die Wiedergahe von Warcnhczcichnungcn. Handclsnamcn odcr sonstigen KcnnLeichcn in diesem Buch hcrechtigt nicht LU dcr Annahme, daR diesc von jcdcrmann lrci henutzt wcrtlcn durfcn. Viclmehr knnn cs sich auch &inn um eingctragcnc Warenzeichen odcr \onstigc gcsct7lich gcschutzte Kcnnzcichcn handeln. wenn sic nicht eigens als aolche markicrt sind. All rights reserved (including those of translation into other languages). No part of this hook may he reproduced in any form - hy photoprintinp. microfilm, or any other means - nor transmitted or translated into ii machine language without written permission from the puhlishcr\. Kcgistcrctl n;imcs. tradcmiirks. ctc. used in thih hook. even when not specifically marked 21s such. arc not to he considered unprotected hy law. Druck: hctz-druck GmhH. 1~421Y D armhtadt Bindung: GroRhuchhindcrci J. Schlffcr. I>-h72hY Grunstadt I'rintcd in the Federal Kcpiiblic of Germany Inhaltsveneichnis Einfiihrung Peter Jnnich Grenzwerte im Spannungsfeld zwischen intuitiver Toxikologie und - “Risk Stories” Wie lassen sich Konflikte um Grenzwerte heilen? Peter M. Wiedmann Umweltstandards: Grundlegungs- und Umsetzungsprobleme 25 Carl Friedrich Gethrnann - Der wahre Menwert Erkenntnistheoretische Probleme einer technischen Praxis 37 Peter Janich Giitekriterien von Analysenverfahren und ihre Bedeutung bei der Festlegung von chemischen Grenzwerten 51 Giinther Tolg Grundprinzipien fur die Ableitung von Grenzwerten 67 H.-Peter Gelbke Grenzwertfindung bei limitierter Datenlage: Arbeitsplatz-Richtwerte (ARW)-Konzept des Ausschusses fur Gefabrstoffe (AGS) und des VCI 73 Gerhnrd Schluter et al. Anforderungen an arbeitsmedizinisch-toxikologischeA nalysen (Biomonitoring) - Stand der Technik 81 Jurgen Angerer und Gerhard Lehnert Gegenwartige Praxis der Feststellung von Grenzwerten fur chemische Stoffe am Arbeitsplatz in der Bundesrepuhlik und der EU 97 Herninnn hf. Bolt Grenzwerte in der Praxis von Vemaltung und Gerichten 101 lieinhard llendler Grenzwerte im europiiischen Umiveltrecht 121 A feinhard Schriider Vom Sein zum Sollen? Die Prohlematik der Festlepmg chcmischer Grenzwerte vor dem Hintergrund toaikologisch-chemischer Wi rkungserkenntnisse 135 Yikos Psarros Programm Chemie und Gcistcswissenschaften 157 Register 161 Zu den Autoren Jiirgen Angerer ist Professor am Institut fir Arbeits- und Sozialmedizin der Univer- sitat Erlangen-Nurnberg. Hernrann M. Bolt ist Professor am Institut fiir Arbeitsphysiologie der Universitat Dortmund. Carl-Friedrich Gethniann ist Prasident der Europaischen Akademie zur Erforschung von Folgen wissenscliaftlich-technischer Entwicklungen GmbH, Bad Neuenahr- Ahrweiler und Professor fiir Philosophie an der Universitat-Gesamthochschule Essen. H.-Peter Gelbke ist Professor und Leiter der Toxikologie der BASF AG, Ludwigsha- fen. Heiner Z-lendler ist Professor am Lehrstuhl fur offentliches Recht der Juristischen Fakultat der Universit2t Regensburg. Peter Janich ist Professor fir Philosophie an der Universitat Marburg. Gerhard Lehnert ist Professor und Leiter des Instituts fiir Arbeits- und Sozialmedizin der Universitat Erlangen-Nurnberg NIkos Psarros ist Privatdozent am Institut fiir Philosophie der Universitat Marburg. Gerhavd Schliiter ist Professor und Leiter der Toxikologie am Pharmaforschungs- zentrum Wuppertal der Bayer AG. Meinhard Schroder ist Professor am Institut fir Umwelt- und Technikrecht der Uni- versitat Trier. Gunther Tolg ist Professor am Institut fur Spektrochemie und angewandte Spektro- skopie, Dortmund. Peter M. Wiedeniann ist Leiter der Programmgruppe MUT am Forschungszentrum Julich GmbH. Chemische Grenzwerte Herausgegeben von P. Janich, P. C. Thieme und N. Psarros Copyright 01999 WILEY-VCH Verlag GmhH 1 Einfuhrung Peter Janich, Marburg Der vorliegende Band ist das Ergebnis einer Tagung mit dem Thema “Chemische Grenzwertc”, die im Ralimen des Programms “Chemie und Geisteswissenschaften” des Stifterverbandes fir die Deutsche Wissenschaft stattgefunden hat. Er prasentiert nach der Eifihrung, die die Vorgeschichte und die prograinmatischen Vorgaben f%r die Teilnchmer erlautert, die Referate aus natur- und technikwissenschaftlicher. rechts- und sozialwissenschaftlicher sowie philosophischer (wissenschaftstheoreti- scher und ethischer) Perspektive, um im dritten Teil eine Plenardiskussion wiederzu- geben, die zwischen der Gruppe der Referenten und einer Gruppe weiterer Teilneh- mer stattgcfunden hat. 1. Programmatische Vorgaben Das Programm “Chemie und Geisteswissenschaften”. das im Anhang durch den Text des ofiiziellen Merkblatts dargestellt ist, wird von einem Programmbeirat geleitet, dem im April 1996 von P. Janich der Vorschlag eines Workshops uber “Chemische Grenzwerte” vorgelegt wurde. Das Thema sei, so der damalige Vorschlag, besonders geeignet fur cine facheriibergreifende Bearbeitung, da in der Problematik chemischer Grenzwerte eine Kooperation beteiligter Natur- und Technikwissenschatlen, vor al- lem der Analytischen Chemie, der Toxikologie, der Pharmakologie, der Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin einerseits mit rechtswissenschaftlichen und mit sozial- wissenschaftlichen Fragen der Umsetzung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse in rechtliche und gesellschaftliche Praxis andererseits zu behandeln sind. Hinzu kom- men die im Programm “Chemie und Geisteswissenschatlen” seit seiner Griindung stark vertretenen philosophischen Aspekte, die beim Thema “Grenzwerte” von wis- senschafts- und erkenntnistheoretischen Fragen der beteiligten natunvissenschaftli- chen Facher bis zu ethischen Fragen der Beurteilung von hsikomodellen, Legitima- tions- und Zumutbarkeitsproblemen reichen. Dementsprechend schlug der erste Entwurf vor, die vier Themenbereiche (1) fachwis- senschaftliche Aspekte, (2) wissenschaftstheoretiscl~eF ragen zum Grenzwert- und Reinheitsbegriff, (3) juristische und politische Aspekte chemischer Grenzwerte und (4) Ethik und Akzeptanz zu behandeln. Eine Vorbereitungsgruppe, in der die gc- fragten Fachkompetenzcn vertreten waren, hat dann einen strukturellen Vorschlag erarbeitet, der als Informationstext auch den eingeladenen Referenten zugcgangen ist und gleichsam die programmatische Vorgabe fur die Tagung lieferte. Dabei wurdc von Anfang an ins Auge gefdt, die heute so gepriesene und so selten realisierte In- terdisziplinaritat dadurch zu forcieren, da8 der Tagung eine neue, experiinentelle Form im Ablauf gegebcn wurde: Es sollte konsequent auf der Grundlage ausformu- lierter, rechtzeitig vorliegender schriftlicher Referate eine reine Diskussionsveran- staltung stattfinden, und zwar init der zusatzlichen Mdgabe, d d an einem ersten Halbtag getrennt in zwei Gruppen diskutiert wurde: der Gruppe der Referenten und der Gruppe der anderen Teilnehmer. Der Referentengruppe war aufgcgeben, die ver- schiedcnen Beitrage und Sichtweisen zur Grenzwertproblematik zusammenzutragen und nach Moglichkeit aneinander so weit abzugleichen. daR Aufgaben der fachwis- 2 Peter. .Jatiicii scnschaftlichcn Forscliung. dcr rcchtliclicn Rcgulicrung. dcr offentliclicn Implcnicn- ticrung. dcr philosophischcn Begriindung und Rechtfcrtigung und cvtl. andcrcr Auf- gaben forniuliert wcrdcn konncn. Dic Gruppe dcr Nichtreferentcn sollte glciclizcitig auf der Grundlage der verschickten Referate - ein Reader von knapp 100 Seiten - Einwande. Fragen. evtl. von den Rcfcrcntcn nicht behandelte Punkte zusanimcntra- gen. uni sic in cincr Plcnardiskussion am zweiten Halbtag dcr Vcranstaltung der Gruppe der Referenten vorzutragcn und Antworten einzufordcrn. (Der hohc An- sprucli der Tagung inanifcstiert sicli niclit zuletzt in dieser Erwartung, dab alle Teil- nclinicr, ob Referent oder niclit, nach Lekturc der angebotenen Refcrate, d.h. in Kcnntnis der vorgctragcnen Probleine und Losungen zu eincr kritiscli wciterfuhrcn- den Diskussion beitragen sollten.) Als weiterer organisatorischer Aspekt (nebcn der Fiichcrvcrbindung und der Grup- pcnzwcitcilung) ist zu ncnnen, d,dl nicht daran gcdacht war. glcicli ini crstcn Schritt cine Debattc zu fiihrcn, die sich an die Offentliclikeit wendct. Vielniehr wrdc von dcr Vorbcrcirungsgruppc auch liicr cine Zweitcilung empfohlen, wonach dcr gcplante Workshop dcr intcrnen Diskussion von Fachleuten aus den GroRgebieten Naturwis- scnschafi, Sozial- und Reclitswissenscliaft sowie Philosopliie vorbehaltcn scin sollte, uni dadurch niogliclist xu cinem Ergcbnistest zu kommen. dcr dann in eineni zwcitcn Schritt, ec.11. auf einer groReren Veranstaltung. niit Vcrtrctcrn aus Politik. Partcicn. Umweltverb3ndcn und dcr Prcssc zu diskutieren seien. Den Referenten w-urdcn (in thcmatischer Erweiterung des urspriinglichen Plans) folgcnde sechs Thenicnbercichc zur Bcarbcitung vorgeschlagen: Die Methoden dcr analytisclien Chemie und ihrc Grcnzcn: Zu den meisten Stoffen gibt cs keinc verlaRlichen Angaben iibcr Uniwcltkonzcntrationen. Mctliodischc Probleine bereiten - und zwar in stcigendein Urnfang niit abnclirncndcr Stomon- zentration - die Rcproduzierbarkeit von MeRwcrten und ilire Absicherung durcli verschiedcnc. voncinander unabhangige McRmcthoden. Diesc Scliwicrigkcitcn werdcn zusatzlich vcrscharft durcli Wcchselwirkungen und Uberlagcningcn bei Vorliandcnsein verscliiedcncr Stoffe - und dies lieifit so vie1 wie: iin Nornialfall. Ein offcntlicher Umgang niit “Grcnzwerten” hat sich an dcr Vcrl&l3lichkeit und Zweckm‘illigkeit ihrcr Kontrollc zu orientieren; dafur nid3 rnit cinem erheblichen tcchnischcn und finanziellen Afiand gcrechnct wcrden. Die anal~llischcC licrnic kann nur in enger Verbindung rnit Venvaltung. Lcgisla- live und init Riicknieldungen aus dcr Offentlichkeit in eincn LeniprozcR cintrctcn bzw. zu dieseni beitragen. in dcin praktikablc Losungen fur cine offcntliche und einc rcclitliclie Handhabung von Grcnzwerten crarbeitct wcrdcn. Die Grcnzwcrtediskussion hat sich an Aspekten tosikologischcr und mcdizini- schcr Art zu orienticrcn. Erfahrungen der MAK-Komniission dcr Dcutschcn For- scliungsgeineinscli~t( DFG) sind aufzunelinien und wcitcrzuentwickeln. Das Pro- blem dcr Uberlagerung von Effektcn vcrschicdcncr, in verscldedcncn Konzcntra- tionen vorliandcner Stoffe ist zu operationalisiercn und anzugehcn. Eintragc von Stoffen in die Urnwclt lialtcn sicli niclit an Landcsgrcnzcn. Die Grenzwcrtdcbatte ist iiber Landcsgrenzen liinwcg zu fulircn: auf Konipatibilitiit gcsctzlich vcrordnctcr Grenzwertc ist zu achten. Eine Verglcichbarkcit yon Vcr- EltfiiilnlPJg 3 fahren und Resultaten aus Laboratorien verschiedener Lander sind aufeinander abzustimmen bzw. zumindest vergleichbar zu machen. 4. Juristische, politische und administrative Aspekte: Wie wird faktisch umgegangen und wie sol1 umgegangen werden mit den Erfordernissen auf der Ebene von Re- gelungen, mit Gesetzen, Verordnungen oder Verwaltungsvorschrifen, die letzt- lich nur fir den Verwaltungsbeamten bindend sind? Wieviel kann an Fcstsetzung und Ubenvachung von Grenzwerten der Venvaltung uberlassen werden? Wie werden Grenzwerte festgelegt und festgelegte eventuell korrigiert? Wie werden Grenzwerte, die in Gesetzen oder Rechtsverordnungen genannt sind. administra- tiv umgesetzt, sanktioniert und esekutiert? Welche Gestaltungsspielrauine gibt es dabei? Wie wird eine Akzeptanz von Verfahren erreicht (Transparenz, Partizipa- tion)? Wie verlauft am aktuellen Beispiel des Bodenschutzgesetzes das Gesetzge- bungsverfahren? 5. Philosophische Aspekte (Wissenschaftstheorie, Ethik, Technikfolgenabschat- zung), begriffliche und methodisclie Problerne der analytischen Chemie; Begriff der Reinheit und der Verunreinigung, naturliclie versus kunstlich veranderte Ver- haltnisse, normative Fragen uber Zumutbarkeit und Rechtfertigung von Grenz- werten in der technischen und gesellschaftlichen Praxis; erkenntnistheoretische Probleme einer Langzeit- und einer Globalisierungsperspektive;E ntscheidungs- freiheit des Individuums versus unvermeidbares Ausgesetztsein gegeniiber Um- weltbelastungen. Definiton des Risikobegriffs und Risikovergleichs; Prinzipien der Teclinikfolgenbeurteilung als nicht-deskriptiver Bemuhung. 6. Psychologische und soziologische Aspekte: Psychologische und soziologische Be- urteilung der Konsequenzen einer offentlichen Grenzwertdebatte in fachchemi- schen und juristischen (und eventuell philosophischen) Begriffen; faktisch vor- handencs Risikoverstandnis und Risikowahrnehmung im Konilikt von Laie und Experte, Mechanismen der offentlichen Meinungsbildung und EinfluBmoglich- keiten; Konsensverfahren. Ziel des Workshops sollte sein, die von vielerlei Zufalligkeiten bestiininte tatsachliche Grenzwertdebatte zu vcrsachlichen dadurch, da8 die erheblichen fachchemischen und medizinisch-toxikologisclien Probleme gegeniiber einer juristisch und venvaltungs- technischen Handhabbarkeit unter Zuhilfenahme wissenschaftstlieoretischer und etlii- scher Aspekte geklart werden. Regelungsmoglichkeiten und Regelungsbedarf haben sowolil natunvissenschaftlich-technische als auch rechtliche und moralische Aspekte, deren Abgleicli ein hinreichendes wecliselseitiges Verstandnis voraussetzen. Das Er- gebnis einer solchen Diskussion kann nicht vorweggenommen werden. Es darf aller- dings erwartet werden, dal3 bei geeigneter Auswalil von Referenten und ciner geeig- neten Form der Veranstaltung - z.B. vorherige Versendung zumindest von Papieren init den Kernthesen der einzelnen Referenten - insgesamt ein geklarteres und von unbegriindeten Vorentsclieidungen freieres Verstandnis der Grenzwertprobleinatik erreicht werden kann. 2. Tagungsverlauf Die Diskussion arn ersten Halbtag in1 Kreis der Referenfen folgtc dein tlieinatisclien Aufbau des Programms und damit den folgenden drei Themenblocken: Natur- und Technikwissenschaften: G. Schliiter: “Grenzwertfindung bei limitierter Datenlage: Arbeitsplatz- Richtwerte (ARW)-Konzept des Ausschusses fiir Gefahrstoffc (AGS) und des VCI” G. Tolg: “Giitekriterien von Analysevcrfahren rind ihre Bedeutung bei der Festle- gung von chemischen Grenzwerten” H.-P. Gelbke: “Grundprinzipien fur die Ableitung von Grenzwerten” J. Angerer, G. Lehnert: “Anforderungen an arbcitsmediziniscli-tosikologische Analyscri (Biomonitoring) - Stand der Technik” H. M. Bolt: “Gegenwartige Praxis der Feststcllung von Grenzwcrtcn fiir chemi- sche Stoffe am Arbeitsplatz in der Bundesrepublik und dcr EU’ Rechtliche Probleme: M. Scliroder: “Grenzwerte irn europaisclien Uinweltrecht” R. Hcndlcr: “Grenzwerte in dcr Praxis von Vewaltung und Gcrichtcn” Philosopliische und sozialwissenscliaftliclic Problcme: C. F. Gethmann: “Uniweltstandards: Grundlegungs- und Uinsetzungsprobleiiic” P. Janich: “Dcr wahre MeBwert Erkcnntnistlieoretisclie Probleme einer teclini- - sclien Praxis” P. M. Wiedemann: “Grenzwerte im Spannungsfeld zwischen intuitiver Toxikolo- gie und ‘hsk Stories’ - Wie lassen sich Konflikte um Grenzwerte heilen?’ Jeweils eingcleitet durcli eine Kurzdarstellung des Anliegens durch die einzelncn Referenten kam die Diskussion schnell auf die Problcmbcreiche ( 1 .) dcs naturwissen- schaftlichen Kenntnisstandes und seiner entschcidcnden Bezogenhcit auf bestimmte Raliinciibediiigungen (wie Bezug auf Risikogruppen. auf Szenarios. auf Beobacli- lungs- und MeRproblenic). (2.) auf Probleme der rechtlichcn Umsetzung in nationaler und internationaler Gesctzgebung, liier vor allem der Formulierung gcgenseitiger Erwartungen und Erfordernisse der juristischen an die natunvisscnscliaftliclie und umgekelirt der naturwissenscliaftliclieri an die juristische Seitc, (3 .) auf ethisclie Fra- gen, nacli Unterscheidung von Schwellen- und Grenzwerten die Rechtfertigung von Zuniulbarkcitcn und Risiken begrimich zu fassen. (4.) auf erkenntnistlieoretisclie Probleme, die Grenzwendcbatte niit falsclien Vorstcllurigen von Natiirlichkcit, Rein- lieit und McRbarkeit zu belasten. und (S .) auf sozial\~issenscliaftliclic Aspekte. die Folgclastcn natunvissenscliaftlicli-teclinisclien Fortscliritts in einer hoclizivilisierfen. demokratisclien Gescllscliaft zu kommuniziercn und Konfliktc ZU bewaltigen. Die Ergebnisse dieser Diskussion, die erkennbare Effekte aus dem Zusammentreffen dcr verschiedenen Disziplincn zeitigte. sind durch dic Referenten jeweils zur Eroffnung