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Charakter und Neurose: Eine integrative Sichtweise PDF

309 Pages·2017·4.038 MB·German
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Elicitiva – Friedensforschung und Humanistische Psychologie Claudio Naranjo Charakter und Neurose Eine integrative Sichtweise Elicitiva – Friedensforschung und Humanistische Psychologie Herausgegeben von Wolfgang Dietrich, Innsbruck, Österreich „Elicitive Konflikttransformation“ ist ein Kunstwort, das von John Paul Lederach in die Friedens- und Konfliktforschung eingeführt wurde, um einen Zugang zu umschreiben, der Konflikte jenseits von Gut und Böse, Richtig und Falsch versteht. Er deutet Gewalt als Ausdruck missglückter Kommunikation zwischen den Streit- parteien. Konflikt wird beziehungshaft betrachtet. Konfliktarbeit zielt folglich auf das Schaffen eines Begegnungsrahmens, in dem die Parteien gemeinsam neue Ver- haltensmuster erkunden und schaffen können. Dieser Ansatz ist ein Leitprinzip des Innsbrucker UNESCO Chairs for Peace Studies und seines Masterprogramms. Er beruht epistemologisch auf den Einsichten und Errungenschaften der Humanisti- schen Psychologie. Die Reihe Elicitiva wurde gegründet, um die fachliche Begegnung zwischen der Friedens- und Konfliktforschung und der Psychologie zu vertiefen und zu erwei- tern. Aus dieser Absicht ergeben sich ihr thematischer Schwerpunkt und die Offen- heit für Beiträge aus inhaltlich relevanten Nachbardisziplinen. Elicitiva berichtet aus der jüngsten Forschung, eignet sich für die Lehre und unterstützt angewandte Konfliktarbeit in all ihren Dimensionen – von der Begleitung persönlichen und zwischenmenschlichen Ringens bis zur Dimension der großen gesellschaftlichen und politischen Themen und der internationalen Politik. Herausgegeben von: UNESCO Chair for Wolfgang Dietrich Peace Studies Universität Innsbruck, UNESCO Chair for Peace Studies Austria United Nations Twinning Universität Innsbruck/Österreich EducaCtuioltnuaral, l SOcrigeanntiizca atinodn aNnedtw Uonrkivsersity Herausgeberkomitee: David Diamond (Kanada) Claudio Naranjo (Chile) Swami Veda Bharati (Indien) Winfried Wagner (Deutschland) Sylvester Walch (Deutschland) Claudio Naranjo Charakter und Neurose Eine integrative Sichtweise Claudio Naranjo Berkeley, CA, USA ISSN 2364-1053 ISSN 2364-1061 (electronic) Elicitiva – Friedensforschung und Humanistische Psychologie ISBN 978-3-658-15610-7 ISBN 978-3-658-15611-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-15611-4 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer Fachmedien Wiesbaden 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Übersetzung und Lektorat: Susanne Stetter Redaktion: Katrin Reuter, Matthias Gossner Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Im Gedenken an Karen Horney, jener liebenswerten Rebellin der Psychoanalyse, die als erste ahnte, was viele heute entdecken, und die durch ihr Gespür für die Charakterformen des Men- schen und ihren Glauben an die Kraft der Eigenanalyse in diesem Buch weiter- lebt. Dem Einfluss ihrer Arbeit verdanke ich den Beginn meiner Entwicklung zu einem erfolgreichen Dasein als Psychotherapeut, und ihr gilt auch all meine Dankbarkeit dafür, dass sie uns Fritz Perls nach Amerika brachte. Zu dieser neuen Ausgabe in deutscher Sprache Es freut mich, dass mit Charakter und Neurose – eine integrative Sichtweise nun eine vollständige Übersetzung meines Buches vorliegt, welche auch dessen ur- sprünglichen Titel trägt. Ich danke Katrin Reuter, der Übersetzerin Susanne Stetter und dem Redakteur Matthias Gossner für die wertvollen Überarbeitun- gen. Ebenso freut es mich, dass das Buch auf Initiative von Wolfgang Dietrich in der Reihe Elicitiva erscheint und damit auch symbolisch dem Zusammenhang von Frieden in der Welt und Selbsterkenntnis Ausdruck verleiht. Für diejenigen meiner Leser, die mit dem Englischen vertraut sind, mögen über das vorliegende Buch hinaus meine Ausführungen zum Enneagramm der Medi- tation in The Way of Silence and the Talking Cure von Interesse sein. Meine Gedanken zur Auswirkung der 27 neurotischen Charaktere auf die Gesellschaft, habe ich in dem bisher nicht übersetzten Buch The Enneagram of Society darge- legt. Diese Gedanken setzen sich in einer aktuell in Arbeit befindlichen Publika- tion fort, die die Ergebnisse des im vergangenen Jahr in Italien durchgeführten internationalen Symposiums zu den Wurzeln individueller und kollektiver Patho- logien zusammenfasst. Sie beschreibt, wie der neurotische Charakter einer An- passung an eine kranke Gesellschaft entspringt, dann aber ein Verbündeter des patriarchalen Geistes wird und zu dessen Aufrechterhaltung beiträgt. Möge dieses Buch all jenen helfen, die sich besser kennen lernen möchten, und diejenigen unterstützen, die um die psychospirituelle Entwicklung anderer be- müht sind. Claudio Naranjo, Juni 2016 Protoanálisis ist ein eingetragener Markenname im Eigentum des Arica Institute. Die Wiedergabe von Textpassagen aus den Werken von Karen Horney: Neurosis and Human Growth: The Struggle Towards Self-realization, von Theodore Mil- lon: Disorders of Personality. DSM-III: Axis II und von Catherine R. Coulter: Portraits of Homeopathic Medicines wurde, entsprechend der Erklärung im eng- lischsprachigen Original, ausdrücklich durch die genannten Autoren und die Verleger genehmigt. Erklärung der Übersetzerin Die vorliegende Übersetzung der spanischsprachigen Ausgabe Carácter y neuro- sis: una visión integradora von Claudio Naranjo fußt in Teilen auf dem Text der zuvor in deutscher Sprache unter dem Titel Erkenne dich selbst im Enneagramm: Die 9 Typen der Persönlichkeit (F. Höfer, Übersetzer) bei Kösel veröffentlichten Übersetzung des englischsprachigen Originals. Dieser Text wurde entsprechend des spanischen Originals vollständig durchgesehen und überarbeitet sowie erwei- tert. Alle in der vorliegenden Ausgabe enthaltenen Angaben in eckigen Klam- mern stammen von der Übersetzerin. Textzitate anderer Autoren, die aus der oben genannten, vormals veröffentlichten Fassung übernommen wurden, er- scheinen mit der Ergänzung: [zit. nach Naranjo, 1994]. Bei der Übersetzung wurde zugunsten der Lesbarkeit auf eine gendersprachliche Differenzierung – die auch im spanischen Original nicht verwendet wird – ver- zichtet. Susanne Stetter, Juli 2016 Mangel an Erkenntnisfähigkeit (Avidya), Identifikation mit dem Wandelbaren (Asmita), der Glaube, durch äußere Gegebenheiten Glück (Raga) oder Unglück (Dvesha) zu erfahren und eine tief sitzende Angst (Abinivesha) sind die Bürden auf diesem spirituellen Weg (Klesha). Mangelnde Erkenntnisfähigkeit (Avidya) ist der Acker für die übrigen Bürden (Kleshas). Die Bürden (Klesha) bilden die Grundlagen für Neigungen, aus denen dann Handlungen und Folgen (Karma) entspringen. Diese werden im Sichtbaren oder Unsichtbaren erfahrbar. Yoga Sutra von Patanjali, Kap. 2, Satz 3, 4 und 12 (Yoga Sutra, 2016) So geht es oft mit einzeln Menschen auch, Daß sie durch ein Naturmal, das sie schändet, Als etwa von Geburt (worin sie schuldlos, Weil die Natur nicht ihren Ursprung wählt) Ein Übermaß in ihres Blutes Mischung, Das Dämm’ und Schanzen der Vernunft oft einbricht, Auch wohl durch Angewöhnung, die zu sehr Den Schein gefäll’ger Sitten überrostet – Daß diese Menschen, sag’ ich, welche so Von einem Fehler das Gepräge tragen (Sei’s Farbe der Natur, sei’s Fleck des Zufalls), Und wären ihre Tugenden so rein Wie Gnade sonst, so zahllos, wie ein Mensch Sie tragen mag: in dem gemeinen Tadel Steckt der besondre Fehl sie doch mit an; Der Gran von Schlechtem löscht des edlen Wertes Gehalt ganz aus zu seiner eignen Schmach. William Shakespeare, Hamlet, Prinz von Dänemark (Shakespeare, 1955) Aber Selbsterforschung ist meist schon der erste Schritt zur Wandlung, und ich erfuhr, dass niemand ganz der bleibt, der er war, indem er sich erkennt. Thomas Mann, On myself (Mann, 1994) © S.Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main Zum Geleit Ich habe Claudio Naranjo immer mit dem Unerwarteten und einem gewissen Hauch Mysterium in Verbindung gebracht. Es gab eine Zeit, in der ich von ihm nur so viel wusste, dass er weit weg lebte, in Chile, und dass er es war, der mir einige Besucher geschickt hatte, die ich am Institute for Personality Assessment and Research (IPAR) in Berkeley empfing. Alle diese Besucher waren Chilenen und alle standen sie der Psychologie fern. Sie riefen jedes Mal am Empfang des Instituts an und baten um einen Termin mit mir, mit der Begründung, dass Dr. Claudio Naranjo ihnen dazu geraten habe. Wie sich dann herausstellte, waren sie ausnahmslos an meinen Konzepten zu Einfachheit und Komplexität und zu Symmetrie und Asymmetrie interessiert. Manche von ihnen waren Künstler, an- dere Architekten, aber kein einziger ein Psychologe oder Psychiater. Sie kamen einer nach dem anderen und mit solcher Regelmäßigkeit, dass die Empfangsan- gestellten mir nur noch per Haustelefon in routiniertem Tonfall mitteilten: »Wie- der mal ein Architekt aus Chile für Sie.« Auf diese Weise also lernte ich Claudio zunächst einfach nur als Ursache ei- niger unterhaltsamer und anregender Kontakte mit Leuten kennen, die neugierig auf die Dinge waren, die auch meinem Interessensgebiet entsprachen. Später dann, während ich in Harvard unterrichtete, erschien Claudio eines Tages höchst- persönlich unangemeldet an der Tür meines Büros im Center for the Study of Personality. Er erschien sehr schüchtern, stellte sich mir etwas unbeholfen vor und wir schlossen schnell Freundschaft. Ich merkte gleich, dass er ein Unikum war und in kein Schema passte. Einige Jahre später, als er selbst schon in Berke- ley weilte, bat ich ihn als Freiwilliger an einem Doppelblindversuch teilzuneh- men, um die Wirkung von Alkohol, Psilocybin und Meskalin auf verschiedene Formen künstlerischer Produktion (unter anderem der Fingermalerei) zu verglei- chen. Claudio nahm daran teil und war schon bald tief in die Malerei – eine für ihn völlig neue Aktivität – versunken. Unter demselben stimulierenden Einfluss komponierte und interpretierte er auch verschiedene Klavierstücke. Als ich zu ei- nem späteren Zeitpunkt dabei war, einen Artikel über dieses und weitere Experi- mente für die Zeitschrift Scientific American vorzubereiten, bat ich ihn um Er- laubnis, seine Bilder als Fallbeispiele zu benutzen und gegebenenfalls die darin

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