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Carmina Priapea: Griechisch – lateinisch – deutsch PDF

234 Pages·2021·0.967 MB·German
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SAMMLUNG TUSCULUM Herausgeber: Niklas Holzberg Bernhard Zimmermann Wissenschaftlicher Beirat: Kai Brodersen Günter Figal Peter Kuhlmann Irmgard Männlein-Robert Rainer Nickel Christiane Reitz Antonios Rengakos Markus Schauer Christian Zgoll CARMINA PRIAPEA Griechisch-lateinisch-deutsch Herausgegeben und übersetzt von Niklas Holzberg DE GRUYTER ISBN 978-3-11-075136-9 e-ISBN (PDF) 978-3-11-075137-6 Library of Congress Control Number: 2021944596 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Für Einbandgestaltung verwendete Abbildungen: Cologny (Genève), Fondation Martin Bodmer, Cod. Bodmer 52: 6v/7r (www.e-codices.unifr.ch) Satz im Verlag Druck und Bindung: Beltz Bad Langensalza GmbH ♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com Für Fabian Zogg Inhalt EINFÜHRUNG 9 Kallimacheische Poesie an der Tempelwand 10 Die Impotenz des potenten Gottes 16 Priapismus von Tarent bis Byzanz 21 Der kleine Gott und die großen Dichter 25 Epigramme, Epigraphe und ein Roman 31 Muss Priap uns »ein ander Wort« geben? 38 CORPVS PRIAPEORVM BUCH DER PRIAPUS-GEDICHTE 43 PRIAPVS IN ALIIS ALIORVM AVCTORVM CARMINIBVS PRIAP IN DICHTUNGEN ANDERER AUTOREN Aus: Griechische Anthologie, Bücher 5, 6, 9, 10, 11, 16 100/101 Griechische Inschriften 124/125 Aus: Catull, Gedichte 124/125 Aus: Furius Bibaculus, Epigramme 128/129 Aus: Vergil, Hirtengedichte 128/129 Aus: Horaz, Satiren, Buch 1 130/131 Aus: Tibull, Elegien, Buch 1 134/135 Aus: Ovid, Festkalender, Bücher 1 und 6 140/141 Aus: Ps.-Vergil, Kleinigkeiten 144/145 Aus: Martial, Epigramme, Bücher 6, 7, 8, 14 148/149 Aus: Petron, Satyrische Geschichten 154/155 Ps.-Vergil oder Ps.-Tibull, Priapeum 156/157 Aus: Prudentius, Gegen Symmachus, Buch 1 160/161 Aus: Lateinische Anthologie, Ausgabe von A. Riese 160/161 Lateinische Inschriften 162/163 8 Inhalt ANHANG Zu den griechischen und lateinischen Texten dieser Ausgabe 171 Versmaße 175 Erläuterungen 177 Priap von der Spätantike bis in die Gegenwart. Zur Rezeption des Gottes in Text und Bild 205 Bibliographie 225 Namenverzeichnis 231 EinFührung Priap (griech. Príapos, lat. Priápus), das ist der kleine Gott mit dem großen, rot bemalten, erigierten Phallus. Seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. in Lampsakos am Hellespont in verschiedenen Funktionen verehrt und in das Rom der späten Republik ›eingewandert‹, wo er vor allem als Gartengott Menschen und Tiere von Diebstahl in seinem Revier abhalten sollte, reizte er schon früh die Poeten zur Be- schäftigung mit seiner Person. Er war überwiegend ›Held‹ verein- zelter Epigramme, im griechischen Sprachraum vom Hellenismus (323–31 v. Chr.) bis weit ins 6. Jahrhundert n. Chr., im römischen Imperium seit etwa der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. ebenso bis in die Spätantike; zudem wurde er je einmal in die Gattungen Verssatire und elegische Erzählung, ja sogar in eine Romanhandlung integriert. Darüber hinaus gelang es ihm, Hauptperson in einer gan- zen Papyrusrolle zu sein, einem 80 Epigramme aneinanderreihen- den Buch, das, weil man es bis in jüngere Zeit für eine Anthologie von ›Priapeen‹ aus der Feder mehrerer Dichter hielt, nach wie vor allgemein Corpus Priapeorum genannt wird. Es würde aber treffen- der als Libellus Priapeorum bezeichnet. Denn insgesamt 567 Verse enthaltend, hat die Epigrammserie immerhin den Umfang eines ›Büchleins‹ – libellus ist Diminutiv zu liber, einer Buchrolle, auf der über doppelt so viele Verse Platz hatten –, und man darf darin das Werk eines einzigen Autors sehen, der es als eine kunstvoll konzi- pierte Einheit schuf. Das konnten gründliche Textanalysen seit dem Jahr 1962, in dem die bahnbrechende Monographie Vinzenz Buch- heits (s. S. 226) erschien, überzeugend zeigen. Den Namen dieses Autors kennen wir nicht, weil er ihn vielleicht mit Absicht nicht außen auf der Papyrusrolle verriet. Der Grund da- für könnte sein, dass seine Epigramme, die er einer schon durch den riesigen steifen Penis obszön wirkenden Gestalt gewidmet hat, noch 10 EinFührung obszöner sind als fast alles, was uns außerdem an Priap-Poesie aus dem Altertum überliefert ist. Gleichwohl bewegt sich der Anony- mus bei seinem Umgang mit einer Thematik, die man als denkbar unanständig und entsprechend vulgär empfinden kann, auf hohem literarischem Niveau. Deshalb betrachten wir zunächst diesen sin- gulären Fall von auch poetischer ›Größe‹, die sich im Rahmen eines libellus entfaltet, und wenden uns anschließend erst den älteren und dann den nach dem ›Büchlein‹ entstandenen Dichtungen über den Gott zu. Kallimacheische Poesie an der Tempelwand Beim Corpus Priapeorum, im Folgenden CP abgekürzt, handelt es sich wie bei Stratons Moûsa paidikē (Knabenmuse) – so oder ähnlich der Titel eines verlorenen liber, der allein päderastische Epigramme enthielt und dessen Reste in Buch 12 der Griechischen Anthologie bewahrt sind – und wie bei Martials Liber spectaculorum (Buch der Spiele) sowie seinen Büchern Xenia (Gastgeschenke) und Apophoreta (Tafelgeschenke) um ein monothematisches Epigrammbuch. Es hat aber im Gegensatz zu den vier gerade genannten libri mit Catulls erstmals wahrscheinlich als libellus publizierten Gedichten 1–60, Ps.-Vergils Büchlein Catalepton (Kleinigkeiten) und Martials zwölf Büchern Epigrammata, die alle drei thematisch variieren, eines ge- meinsam: Der Autor verwendet mehr als ein Versmaß, also nicht ein einheitliches für einen einheitlichen Stoff, und zwar das elegische Distichon, den Hendekasyllabus und den Hinkjambus (s. die Über- sicht S. 175f.). Da der Anonymus mit seinen intertextuellen Bezügen zu Epigrammatikern außer Catull (ca. 87–54 v. Chr.) und Ps.-Ver- gil (1. Jh. n. Chr.) auch Straton (Ende 1./Anfang 2. Jh. n. Chr.) und Martial (ca. 40–102 n. Chr.) evoziert, dürfte sein libellus im 2. Jahr- hundert n. Chr. geschrieben sein, vermutlich in der ersten Hälfte. Eine direkte Verbindung zu Catull, Straton und Martial stellt der

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