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Carcinoma in situ: Vorstadium des Gebärmutterhalskrebses Grundlagen und Praxis PDF

222 Pages·1964·8.14 MB·German
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Carcinoma in situ Vorstadium des Gebärmutterhalskrebses Grundlagen und Praxis Von Günther Kern Privatdozent Dr. med., Oberarzt an der Universitäts-Frauenklinik Köln Unter Mitarbeit von Dr. Erika Kern-Bontke Mit 118 Abbildungen Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1964 ISBN 978-3-662-24422-7 ISBN 978-3-662-26562-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-26562-8 Alle Rechte, insbesondere das der Ubersetzung in fremde Sprachen, vorbC'halten. Ohne ausdriickliche Genehmi gung des Ver1ages ist es auch nicht gestattet, diescs Buch oder 'l'eile daraus auf photomechanischem Wege (Photo kopie, Mikrokopie) zu vervielfaltigen. © by Springer-VerlagBerlin Heidelberg 1964 Urspriing1ich erschienen bei Springer-Verlag 1964 Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1964 Library of Congress Catalog Card Number M-23676 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handclsnamen, Warenbezeichnnngen usw. in dicscm Werk berechtigt auch ohne besondere Kcnnzcichnung nicht zu der Annahme, Ua.l3 solche Namen im Sinn der 'Varenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgcbung als frei zu betrachten wăren und daher van jedermann benutzt werden diirften. 'l'itel Nr. 1227 Geleitwort Es ist eine bekannte Tatsache, daß die Erfolge der Krebstherapie um so besser werden, je früher man die Erkrankung erlaßt und einer Behandlung zuführt. Aus der Forderung nach einer möglichst frühzeitigen Behandlung ergab sich die Notwendigkeit, Methoden zu entwickeln, um früheste Formen des Krebses diagnostizieren zu können. Man war also ausgezogen, um den kleinsten Krebs zu finden. Dabei machte man Bekanntschaft mit Epithelveränderungen, die zweifellos als krankhaft anzusehen waren, deren krebsige Natur aber nicht sicher war. Die lange Laufzeit bis zur Entwicklung eines echten bösartigen Tumors, welche in verschiedenen Arbeitskreisen der ganzen Welt beobachtet wurde, sprach gegen das Vorliegen einer krebsigen Natur der primär festgestellten Epithelver änderung. Bei der Suche nach dem kleinsten Krebs fand man dessen Vorläufer. Damit war die Möglichkeit eröffnet, die Kette der zum Krebs führenden Ver änderungen durch kleinere Eingriffe zu unterbrechen, bevor es zur Entwicklung seiner zerstörenden typischen Form gekommen war. Nirgends ist dieser Ablauf der Ereignisse besser zu verfolgen als bei einem Cervixkrebs. Die leicht zugängliche Lokalisation dieser Tumoren machte die Anwendung der konsequent entwickelten ingeniösen Suchmethoden besonders erfolgreich. Die Grundlage für die richtige Bewertung dieser Methoden kann aber nur die klassische histologische Untersuchung sein. In den vergangenen Jahren wurde in Köln durch die sinnvolle Anwendung der Frühdiagnostik eine große Zahl von Frühveränderungen des Cervixkrebses entdeckt. Diese Fälle bildeten die Basis für die Arbeiten des Köln-Bonner Arbeits kreises zur Morphologie und Einteilung des Carcinoma in situ. Im vorliegenden Buch hat Herr KERN seine Erfahrungen zur Erkennung der Frühstadien mit den Erkenntnissen der Histologie des Carcinoma in situ zusammengefaßt und inter pretiert. Wir haben uns besonders an der Kölner Universitäts-Frauenklinik bemüht, eine wirkliche Zusammenarbeit zwischen Histopathologie, Klinik und frühdiagnostischen Untersuchungsmethoden herbeizuführen, auf der allein eine synoptische Darstellung wie die vorliegende beruhen kann. Wir wünschen dem Buch und seinen Lesern den besten Erfolg, der dann erreicht ist, wenn das Verständnis für diese Problematik vertieft wird und damit viele Patientinnen vor dem Schicksal des Cervixkrebses bewahrt werden. Juli 1964 H. HAMPERL, Bonn C. KAUFMANN, Köln III Vorwort Die Frühdiagnostik des Collumcarcinoms wird mit großer Intensität in vielen Teilen der Welt betrieben. Spezialmethoden wurden mit wachsendem Erfolg ent wickelt, so daß der Gebärmutterhalskrebs als "verhütbare Erkrankung" bezeich net werden konnte. Die Erfolge der Frühdiagnostik sind um so bedeutsamer, als mit einer Erkrankungsrate um 2% zu rechnen ist. Neben der seit Jahrzehnten anwachsenden Literatur gibt es in vielen Sprachen Monographien zu diesem Thema; oft stellen sie nur ein Teilgebiet aus der Proble matik dar. So gibt es großartige Atlanten zur cytologischen Krebsfährtensuche, die häufig den Rahmen der Gynäkologie überschreiten. Gut illustrierte Lehr bücher der Kolposkopie vermitteln alle Grundbegriffe dieser Methode. Auch die histopathologischen Eigenschaften von Frühformen des Collumcarcinoms wurden wiederholt dargestellt. Das vorliegende Buch ist ein Versuch, einen Überblick über den gesamten Problemenkreis der Frühdiagnostik des Collumcarcinoms zu geben. Der Leser wird informiert, um was es sich beim sog. Gareinoma in situ handelt, welche Symptomatik besteht und welche diagnostischen und therapeutischen Möglich keiten zur Verfügung stehen. Neben der Information werden eingehende metho dische Hinweise für Klinik und Laboratorium angegeben, da sie die Erfolge der Krebsfährtensuche verbessern helfen. Der Inhalt der folgenden Seiten wurde durch die Erfahrungen geprägt, die auf diesem Gebiete in der Universitäts-Frauenklinik Köln bestehen. Methoden und Probleme, zu denen eigene Erfahrungen fehlen, werden nur kurz erwähnt. Die Frühdiagnostik des Collumcarcinoms wurde durch die Zusammenarbeit mit Professor H. K. ZINSER sehr gE'fördert. Er leitete von 1955-1956 unser cytologisches Laboratorium. Die Erkenntnisse über die physiologischen Epithelverschiebungen an der Cervix uteri sowie die im histologischen Laboratorium unserer Klinik entwickelte Tech nik zur Aufarbeitung ganzer Cervices und Uteri kamen dieser Arbeit sehr zunutze. Frühdiagnostik und Histopathologie in einer Klinik, aber in verschiedenen Hän den, ergänzten sich in der glücklichsten Weise. Die mikroskopische Anatomie wurde von der Arbeitsgemeinschaft der Professoren H. HAMPERL, C. KAUFMANN und K. G. ÜBER betreut. Das Literaturstudium zeigt das große Interesse an der Frühdiagnostik des Collumcarcinoms. Die Fülle der einschlägigen Veröffentlichungen zwang zu dem Versuch, nur die aktuelle und historisch wichtige Literatur zu erwähnen, wobei es schwierig ist, das richtige Maß zu finden. Im folgenden werden die Ansichten und Ergebnisse der Universitäts-Frauen klinik Köln über die Morphologie, Symptomatologie, Diagnostik und Therapie IV Vorwort des Carcinoma in situ dargelegt. Jedes Kapitel ist unvollständig ohne das andere, ähnlich wie eine erfolgreiche Frühdiagnostik des Collumcarcinoms nur möglich ist auf Grund einer engen Zusammenarbeit mit der Klinik und der Histopatho logie. Die Bewältigung eines umfangreichen Materials ist nicht Sache eines Einzelnen. An dieser Stelle sei den Kollegen H. P. BöTZELEN, E. HINDERFELD, E. RISSMANN und G. STADLER sowie den technischen Assistentinnen H. GRÄFIN zu EuLEN· BURG, U. KowNATZKI, I. LANGE, M. PLETTEN, R. SAYFFAERTH und K. WAHL HÄUSER für ihre Mitarbeit und Hilfe gedankt. Dem Kultusministerium des Landes Nordrhein-Westfalen danke ich für die großzügige finanzielle Unterstützung bei der Bearbeitung von Problemen der Krc bsfrühdiagnostik. Köln, Juli 1964 GüNTHER KERN V Inhaltsverzeichnis Frühstadien des Collumcarcinoms Seite (von E. KERN-BONTKE). Historische Einleitung . 1 Histologische Bilder von Frühstadien des Collumcarcinoms 2 Ist das Carcinoma in situ als Vorläufer des Collumcarcinoms an- zusehen ~ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Normale Epithelverhältnisse an der Cervix uteri . . 15 ~Wechsel der Epithelgrenzen im Leben einer Frau . . 18 Lokalisation des Carcinoma in situ 23 Symptomatologie und klinischer Befund . 25 Cytologie 30 Historische Einleitung 30 Welcher Personenkreis soll frühdiagnostisch erlaßt werden~ 35 Dokumentation von Daten der Frühdiagnostik . 36 Aufwand und Kosten der Frühdiagnostik 45 Methodik der Cytologie 48 Das normale Zellbild 57 Durch Entzündungen bedingte Kern- und Zellveränderungen 66 Das pathologische Zellbild . . . . . . . . . . 68 Acridinorange Fluorochromierung in der gynäkologischen Cyto- diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Modifizierte Gruppeneinteilung nach PAPANICOLAOU. . . . 80 Was führt zu Fehldiagnosen in der Cytologie ~ . . . . . . 82 Vorhersage der histologischen Veränderung aus dem cytologischen Abstrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 Überblick über das cytologisch untersuchte Material 94 Treffsicherheit der Cytodiagnostik an unserem Material 96 Kolposkopie . . . . . . . . . . . . 104 Historische Einleitung . . 104 Methodik der Kolposkopie 105 Normale kolposkopische Befunde 112 Pathologische kolposkopische Befunde . 120 Leistungsfähigkeit der Kolposkopie bei der Frühdiagnostik des Collumcarcinoms. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 Vergleichende Lokalisation von kolposkopischen und histologischen Befunden . · 137 Schillersehe Jodprobe . 142 Historische Einleitung 142 Methodik der Jodprobe. 143 Befunde der Schillersehen Jodprobe. 144 Eigene Untersuchungen zur Schillersehen Jodprobe . 145 VI Inhaltsverzeichnis Probeentnahmen und deren Aussagemöglichkeit Seite (unter Mitarbeit von E. KERN-BONTKE) 152 Bröckelentnahme 153 Cervixcurettage 153 Probeexcision . . 155 Knipsbiopsie . . 156 Schillersehe Abschabung 157 Ringbiopsie . 158 Konisation . . 159 Behandlung der Frühstadien 161 Historische Einleitung 161 Die Konisation oder Uterusexstirpation als Therapie der Frühstadien des Collumcarcinoms .................... 163 Operationstechnik zur Konisation . . . . . . . . . . . . . . . 164 Andere therapeutische Eingriffe an der Portio, die zur Entfernung einer Epithelatypie führen . . . . . . . . . . . . 170 Histologische Aufarbeitung des entfernten Gewebes (von E. KERN-BONTKE). . . . . . . . . . 172 Behandlungserfolge, Rezidive, Nachkontrolle . . . . 17 5 Vorschläge für den praktizierenden Arzt zur gynäkologischen Krebsfährtensuche 178 Literatur. . .. 182 Sachverzeichnis. 211 VII Frühstadien des Collumcarcinoms Historische Einleitung Die erste Beschreibung und Illustration eines Krebses, der nur an der Ober fläche der Cervixuteri wuchs, stammt von Sir J. WILLIAMS (1886). Er betonte, daß die Veränderung zufällig gefunden wurde und keine Symptome machte. Auch fiel ihm auf, daß die Veränderung für lange Zeit auf der Oberfläche bestehen blieb. Das gezeichnete histologische Bild zeigte ein Gareinoma in situ mit Ein wachsen in Cervixdrüsen. Ähnliche Beschreibungen von frühesten an der Ober fläche wachsenden Stadien des Collumcarcinoms folgten von CuLLEN (1900, 1921), ScHOTTLÄNDER (1907), ScHAUENSTEIN (1908), PRONAI (1909) und RuBIN (1910). Die Nomenklatur Oberflächencarcinom oder Frühcarcinom wurde in einer Mono graphie von ScHOTTLÄNDER und KERMAUNER (1912) festgelegt. Danach scheint zunächst das Interesse am Oberflächenkrebs der Cervix erlahmt zu sein. Die Zahl der gefundenen "oberflächlichen Krebse" stieg mit Einführung der Kolposkopie durch HINSELMANN (1925) in den deutschsprachigen Ländern be trächtlich. Damit gewannen die Probleme des "kleinsten Krebses" erneut an Aktualität. ScHILLER bemühte sich 1927 ebenfalls um Untersuchungsmethoden zur Früherkennung dieser Veränderung, da bis dahin die Entdeckung meist zufällig am Operationspräparat erfolgte. ScHILLER bezeichnete das Oberflächen carcinom als "präinvasiv" und v. FRANQUE als "präcancerös" (1927). In den zwanziger Jahren wurde zunächst die Bezeichnung Krebs abgelehnt, da das von VmcHow geforderte infiltrierende Wachstum fehlte. RoBERT lVIEYER hielt jedoch an dieser Bedingung nicht fest und beurteilte das maligne Epithel nach Struktur und Reifegrad (1923). 1932 benutzte BRODERS erstmals den Ausdruck Gareinoma in situ, der sich seither international eingebürgert hat. Allgemein wurde angenommen, daß die oberflächliche Veränderung unbehan delt in ein invasives Staclium übergehe und eine radikale Entfernung bzw. Zerstörung durch Hysterektomie oder Bestrahlung angezeigt sei. Diese Überzeu gung wurde gestützt durch zahlreiche Publikationen, bei denen nach der Dia gnostik klinischer Carcinome in früher ausgeführten Biopsien carcinomatöse Ober flächenbelege festgestellt wurden. HINSELMANN war 1933 der erste, der einen solchen Fall demonstrierte. Einen neuen Aufschwung nahm clie Diagnostik der frühesten Stadien der Collumcarcinome mit Einführung der cytologischen Suchmethode durch PAPA NICOLAOU. Diese fand Anfang der 40er Jahre eine schnelle Verbreitung m Kern, Carcinoma in situ Frühstadien des Collumcarcinoms Amerika und, durch den zweiten Weltkrieg verzögert, erst einige Jahre später in Europa. Je mehr man Carcinomata in situ entdeckte, um so öfter wurde beobachtet, daß die Veränderung lange Zeit stationär bleiben kann. Langsam setzte sich die Erkenntnis durch, daß das Gareinoma in situ einer weniger radikalen Therapie bedürfe als das klinische Carcinom. An den Problemen des Gareinoma in situ der Cervix uteri waren und sind Gynäkologen und Pathologen in gleicher ~Weise interessiert. Histologische Bilder von Frühstadien des Collumcarcinoms Der Gebärmutterhalskrebs zeigt in seinem klinischen Ablauf alle Zeichen der Bösartigkeit. Die Geschwulst wächst gewebszerstörend ohne Rücksicht auf Nach barorgane, sie setzt Metastasen und tötet den vVirtsorganismus in absehbarer Zeit. Diese Charakteristika stempeln eine Geschwulst zum Krebs. Alle therapeutischen Bemühungen zur Heilung des Collumcarcinoms gehen dahin, das Krebsgewebe total zu entfernen oder zu verniehten. Die Heilungs erfolge sind trotzdem nicht befriedigend, da die Geschwulst ihre verhängnisvolle Neigung zur Metastasierung oft bereits vollzogen hat, wenn die Therapie einsetzt. Will man die Heilungsaussichten bei dem häufigsten Genitalcarcinom der Frau verbessern, so kann das nur durch die Behandlung in einem Frühstadium erfolgen, in dem das maligne Epithel noch nicht alle Potenzen des Krebswachstums, vor nehmlich die der Metastasenbildung, erreicht hat. Durch die Anwendung be stimmter diagnostischer Methoden wurde in den vergangeneu drei bis vier Jahrzehnten eine große Zahl derartiger Frühstadien entdeckt, deren Nomenklatur, Interpretation, Bewertung und Behandlungsmethoden zunächst recht unter schiedlich waren. Nomenklatur der Früh.dadien des Collun1cardnmns Dem historischen Ablauf gemäß wurde die beobachtete Veränderung zu nächst Oberflächencarcinom genannt, weil, wie man glaubte, es sich um einen Krebs handele, der nur auf der Oberfläche der Cervix wachse. Aus Amerika kam die Bezeichnung Gareinoma in situ, unter der Vorstellung, daß ein krebsiges Gewebe in situ, d. h. an Stelle normalen Epithels, wachse. Diese Bezeichnung hat sich international eingebürgert, so daß sie weiterhin verwendet werden soll. Trotzdem ist der Ausdruck nicht ganz glücklich, da das bedeutungsschwere Wort Carcinom darin vorkommt. Treffender ist die Bezeichnung gesteigert atypisches Epithel, da hier in einem kurzen Ausdruck die Morphologie der Veränderung zusammengofaßt wird. Auch im amerikanischen Schrifttum wird der Ausdruck "increased atypical cpithelium" gebraucht. In Frankreich bevorzugt man die Nomenklatur "intraepithcliales Epitheliom" (FuNCK-BRENTAKO 1960). Ein inter nationales Gremium beschloß 1958 (BLATKLEY, KoTTMEIER, MARTIUS und MEIGS), die präinvasiven Stadien des Collumcarcinoms als Stadium 0 zu bezeichnen, ohne dieses Stadium in die klinit;che Einteilung I-IV einzubeziehen, da noch nicht feststehe, ob das Gareinoma in situ immer als prämaligne Läsion zu werten sei. 2

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