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Bundestheologie bei Hosea?: Eine Spurensuche PDF

452 Pages·2022·2.775 MB·German
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BundestheologiebeiHosea? Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft Herausgegeben von John Barton, Reinhard G. Kratz, Nathan MacDonald, Sara Milstein und Markus Witte Band 522 Bundestheologie bei Hosea? Eine Spurensuche Herausgegeben von Franz Sedlmeier und Hans Ulrich Steymans ISBN978-3-11-066688-5 e-ISBN(PDF)978-3-11-079270-6 e-ISBN(EPUB)978-3-11-079275-1 ISSN0934-2575 LibraryofCongressControlNumber:2022935670 BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschen Nationalbibliografie;detailliertebibliografischeDatensindimInternetüber http://dnb.dnb.deabrufbar. ©2022WalterdeGruyterGmbH,Berlin/Boston Satz:MetaSystemsPublishing&PrintservicesGmbH,Wustermark DruckundBindung:CPIbooksGmbH,Leck www.degruyter.com Vorwort DerTiteldervorliegendenPublikation„BundestheologiebeiHosea?–EineSpu- rensuche“gehtaufeinegleichnamigeTagunginFreiburg/Schweizvom16.bis 18.Juli2018zurück,dievondenbeidenHerausgebernzusammenmitdenMit- arbeiterinnenundMitarbeiternihrerLehrstühleinAugsburgundFreiburgvor- bereitet und durchgeführt wurde. Ausgangspunkt des Projektes war die Frage nachdenAnfängenderbiblischenBundestheologie,dieseiteinigenJahrzehn- teninalttestamentlichenPublikationenundintheologischenDiskursenwieder vermehrtBeachtungfindet,nachdemdasWort„Bund“übereineganzeExege- tengenerationhinalsvermeintlicheFehlübersetzungweitgehendgemiedenund durcheinalternativesVokabularersetztwordenwar.WoaberdieAnfängeeiner biblischen Bundestheologie liegen, ist nach wie vor umstritten. Um die Datie- rung der einschlägigen Texte im Pentateuch wird gerungen. Viele setzen die ErzählungenvomBundesschlussamSinaifrühestenskurzvordemExilan.Die Bundestheologie der Priesterschrift, und sogar das Privilegrecht mit der Bun- desschlussnotizinEx34,27geltenmeistalsProduktederPerserzeit.AuchAus- sagen in Prophetenbüchern, deren Überschriften die Propheten im 8. und 7.Jahrhundert v.Chr. einordnen, werden, insofern sie von einem Bund spre- chen,häufigspäterdatiertundinAbhängigkeitvonderdeuteronomisch-deute- ronomistischen Literatur gesehen. Wo die biblische Bundestheologie jedoch ihreWurzelnhat,liegtnichtoffenzutageundbedarfweitererKlärung. Die Schriftpropheten des 8. vorchristlichen Jahrhunderts erwähnen das Wortתירבkaum.DasBuchHoseamitseinenimmerhinfünfBelegenbildeteine Ausnahme.DochöffnensichdabeizweigroßeProblemfelder,diezumeinendie Bundestheologie und ihre Entstehung betreffen, zum anderen die kontrovers geführte Debatte um die Genese des Hoseabuches. Beide Problemfelder über- schneiden sich und verkomplizieren die hier zu verhandelnde Fragestellung: GibteseineBundestheologiebeiHosea? ZwarfälltdieHoseaschriftdurchdieerwähntenfünfתירב-Belegeauf,doch sind Datierung und Bedeutung der hoseanischen Belegstellen umstritten. Ge- hen sie auf einen Propheten des 8.Jahrhunderts zurück oder entstammen sie derFederspätererRedaktoren?Und–sindsieAusdruckeinerihnenzugrunde- liegenden theologischen Konzeption oder benennen sie lediglich Vereinbarun- genunterPersonen,PersonengruppenoderganzenNationen,ohneeineigenes theologischesGewichtzubeanspruchen?IsteinetheologischeBundeskonzepti- oneinJahrhundertvordersystematischentfaltetendeuteronomisch-deuterono- mistischen Bundestheologie überhaupt wahrscheinlich? Diese offenen Fragen sindAnlassgenug,sichaufeineSpurensuchezubegeben,ummöglicheVorstu- https://doi.org/10.1515/9783110792706-201 VI Vorwort fen zu einer im deuteronomistischen Schrifttum verankerten, voll entfalteten Bundestheologiezuerkunden. DochdamittutsichzugleichdaszweiteProblemfeldauf.Bestandbisindas letzte Drittel des vergangenen Jahrhunderts ein weitgehender Konsens unter denExegetinnenundExegeten,dassdasHoseabuchüberwiegendaufdenPro- phetenHoseaundseineSchülerzurückging,alsorelativzeitnahnachzumWir- ken des Propheten Hosea in der zweiten Hälfte des 8.Jahrhunderts entstand, so ist dieser Konsens im Grunde zerbrochen. Manche legen die Genese der HoseaschriftoderdesgrößtenTeilsdavonindiePerserzeit.Dieeinstbreitver- tretene Auffassung, Bezüge zwischen Hosea und den Propheten Jeremia und Ezechiel wie zur deuteronomisch-deuteronomistischen Literatur würden sich ausderWirkungsgeschichtederHoseaschrifterklären,wirdgrundsätzlichhin- terfragt.Esscheintnichtklarzusein,obdieHoseatextejeweilsalsGeber-oder alsEmpfängertextezuverstehensind. DieFragenacheiner„BundestheologiebeiHosea“hatbeidesoebenskiz- zierte Problemfelder im Blick zu behalten, was der Aufgabe einerseits eine besondereKomplexität,gleichzeitigaberauchihreneigenenReizverleiht.Im Wissen um diese Problemkonstellation wählten die Herausgeber beider Kon- zipierungdesSymposionsvonAnfangeineninterdisziplinärenAnsatz,zumal diebinnentheologischeDiskussionzusehrmittheologischenVorentscheidun- gen befrachtet ist. Zur „Spurensuche“ war es somit unerlässlich, über den fachwissenschaftlichenDiskurshinauszugreifenundhumanwissenschaftliche Beobachtungen in die Untersuchungen mit einzubeziehen. Unter der Voraus- setzung, dasszumindestder Bundesschluss amSinaiModelle internationaler Verträge aufgreift, dietraditionsgeschichtlichauf zweiseitige Vereinbarungen des2.Jahrtausendszurückgehen,istdamitzurechnen,dassderindertheolo- gischen Reflexion mit „Bund“ umschriebene Sachverhalt in anderen Wissen- schaftskulturenaufgrundverschiedenerSprachkonventionenandersbenannt wird,etwamit„Kontrakt“oder„Vereinbarung“.ZurBegriffsklärungbedarfes deshalb der Rückfrage nach anthropologischen Grundgegebenheiten und ih- rer unterschiedlichen sprachlichen Einkleidung. Vereinbarungen zu treffen und Kontrakte zu schließen, gehört offenbar zu den Grundgegebenheiten der menschlichen Persönlichkeit und des gesellschaftlichen Zusammenlebens unddaswirktsichauchaufreligiöseVorstellungenaus. In seinem einführenden Beitrag „Bundestheologie bei Hosea? – Eine alte undwiederneueFrage“greiftFranzSedlmeierdieobenerwähntenProblemfel- der auf – die Diskussion über die Entstehung einer Bundestheologie und den Streit um die Entstehung der Hoseaschrift – und versucht, ausgehend von der gegenwärtigen exegetischen Diskussion, mögliche Perspektiven einer Rückfra- genachdenWurzelneinerBundestheologieaufzuzeigen.Diesverlangtdanach, Vorwort VII indieAuseinandersetzungüberdasVerhältnisvonGerichts-undHeilsprophe- tieinIsraelundinderneuassyrischenUmwelteinzutretenunddemZusammen- hangvonradikalerGerichtsbotschaft,Verschriftlichungundvaticiniumexeven- tunachzugehen.DabeikommtdemZusammenspielvon„Bund“,„Vertrag“und „Ehe“, die jeweils auf reziproken Verhältnissen aufbauen und auf deren Festi- gungabzielen,besondereBedeutungzu. Zur Spurensuche gehört im Rahmen der hier verhandelten Fragestellung die Auseinandersetzung mit der Begrifflichkeit sowohl der alten biblischen Urkunden (hebräisch, aramäisch) samt ihrer vorderasiatischen Umwelt (akka- disch, aramäisch, phönizisch, ugaritisch) und ihrer antiken Übersetzungen (griechisch,lateinisch),alsauchderfachexegetischenKommentierunginden modernenSprachen,indenendergegenwärtigeDiskursüberBundestheologi- engeführtwird.InwelchemVerhältnisstehenBegriffewie„Vereinbarung,Ver- trag,Kontrakt,Bund,Testament“zueinander?Sindsiedeckungsgleichmitder entsprechenden Nomenklatur in den verschiedenen modernen Sprachen und Sprachfamilien,etwademEnglischen(agreement,treaty,contract,covenant), indenenFachdiskussionengeführtwerden?DerBeitragvonChristophBecker erschließtvordemHintergrundrömischerRechtsprechungdielateinischeBe- grifflichkeit der Vetus Latina und der Vulgata aus der Sicht der Rechtsge- schichte.DervonLeoMontadaundHansUlrichSteymansbeigesteuerteArtikel führt in den Bereich der Humanwissenschaften und zeigt die grundlegende Bedeutung auf, die Entwicklungs- und Sozialpsychologie dem „personal con- tract“ nicht nur für menschliche Reifung und Selbstorganisation zuerkennen, sondern auch für gesellschaftliche Orientierung, für Engagement und die Be- reitschaft, Verantwortung für eine Lebenswelt zu übernehmen, die man als gerecht bewerten möchte. Der sozialpsychologisch relevante „Gerechte-Welt- Glaube“buchstabiertsichreligiösindenGlaubenaneinengerechtenGottaus. Die Gerechtigkeit Gottes steht angesichts des aversiven Schicksals, das Israel erleiden muss, implizit in Frage. Die Familienmetaphern, die Gott als Vater oderEhemanndenken,führenebenfallszupsychologischenForschungs-und Arbeitsfeldern. Die literaturwissenschaftlichen Überlegungen von Taehwan Kimüberden„KontraktalsnarratologischesProblem“,aufgezeigtanhandder narrativen Theorie von Algirdas Julien Greimas, verdeutlichen, wie sehr die in der Literatur inszenierte Dramaturgie menschlichen Lebens auf reziproke Beziehungen –oftinForm einesTausches–angewiesenist, deren Belastbar- keitindenKrisenerfahrungendesLebenserprobtundinderGestaltdes„Hel- den“ exemplarisch dargestellt wird. Daher lässt das kanonische narrative SchemaimSinnevonGreimas,dasdenKontraktzumherrschendenStruktur- prinzip der Narrativität erhebt, den narrativen Diskurs als kommunikatives Medium erscheinen, das die kontraktuelle Ordnung der Gesellschaft konsoli- diertunddensozialenZusammenhaltstärkt. VIII Vorwort Die Rückfrage nach den Anfängen einer biblischen Bundestheologie erfor- dert eine erneute Auseinandersetzung mit den altorientalischen Textzeugnis- sen,vorallemausderneuassyrischenEpochedes8.und7.Jahrhundertsv.Chr., in der die neuassyrische Macht nachhaltigen Einfluss auf das Nordreich Israel wie auf das Südreich Juda ausübte und mit einer expandierenden Politik die eigene Vorherrschaft durch ein ausgefeiltes System von Verträgen mit den von ihnenabhängigenVasallenstaatenfestigteundausbaute.DerBeitragvonRegine PruzsinszkyuntersuchtdieBündezwischenGötternundMenschenimAltenOri- entundfragtnachderpolitischenundsozialenMotivation,diedenBündnissen zugrundeliegt.HansUlrichSteymansgehtderInstitutionderEheimAltenOri- ent und der Ehe-Metaphorik in der Hoseaschrift nach und behandelt das Ver- hältnis von Ehe, Vertrag und Bund im Alten Orient und bei Hosea. In seinem Artikel führt er mehrere Themen zusammen, für die ursprünglich zwei eigen- ständige Beiträge vorgesehen waren. Der erbetene Vortrag und der geplante BuchbeitragüberdieBundesmotiveindenProphetenbüchern,diesichausAn- spielungen auf altorientalische Vertragsflüche erschließen lassen, konnten nicht geliefert werden. Steymans Vortrag auf der Tagung behandelte nur die Ehe im Alten Orient und spürte im Blick auf das Buch Hosea mythologischen EhebeziehungeninUgaritnach.InseinemArtikelverbindeterdieSuchenach Spuren des altorientalischen Vertragswesens mit Vorstellungen der Heiligen Hochzeit in der Hoseaschrift. Diese doppelte Blickrichtung erklärt den großen UmfangseinesArtikelsimVergleichzudenübrigenBeiträgen. DieletztenvierArtikelkonzentrierensichaufMotiveundPerikopen,denen inderDiskussionumdieBundestheologieinderHoseaschriftbesondereBedeu- tung zukommt. Katrin Zehetgruber untersucht das Motiv des Umkehrens (בוש) unddiedamitverbundeneBewegungvonZu-undAbwendung,dieeinrezipro- kes Verhältnis zwischen Israel und seinem Gott voraussetzt. Nach Zehetgruber ist diese vorgegebene Reziprozität als unabdingbare Voraussetzung einer sich entwickelndenBundestheologiezuverstehen.Ausgehendvoneinerälterentheo- logischenKonzeption,nachderdieBeziehungvonGottundIsraelals„verwandt- schaftliches“ Verhältnis gezeichnet sei, verfolgt Wolfgang Schütte die spätere EinbindungderBegriffe„Tora“und„Bund“indaszugrundeliegendeGottesver- hältnis Israels. Roman VielhaueruntersuchtdasbundesbrüchigeVerhaltenIsra- elsinHos8,1–14undfragtnachderLeistungdesBundesmotivsinderEndgestalt desTextes,bevorerdieתירב-Aussagediachronanalysiertundsieeinerspäteren BearbeitungeinesGrundtexteszuweist.Heinz-DieterNeefwidmetsichdemHeils- wortHos2,16–25mitderungewöhnlichenAussage,GottwürdezuGunstenIsra- elseinenBundmitderTierweltschließen.Neeferkennthier,entgegenderMehr- heitsmeinung,dieHandschriftHoseas.Aufdieöko-theologischenImplikationen dieses Tierbundes einzugehen, wäre ein weiteres, über diese Studie hinausge- hendesUnterfangen. Vorwort IX An der Erstellung dieses Bandes haben viele mitgewirkt. Wir danken zu- nächstallenAutorinnenundAutoren,diesichandiesemProjektbeteiligtha- ben und ihre Beiträge für die Publikation zur Verfügung stellen. Den wissen- schaftlichenMitarbeiterinnenundMitarbeiternandenLehrstühleninFreiburg (FlorianLippke)undAugsburg(DominikHelms,LuziaMaier)wiederSekretärin Ulrike Willmann (Augsburg) sei für ihr engagiertes Mitwirken gedankt. Die DurchführungdesSymposionswurdedankenswerterWeisevonderSchweize- rischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW), von Theo- logischer Fakultät und Biblischem Departement in Freiburg sowie von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Augsburg finanziell unter- stützt. Den Herausgebern der BZAW, John Barton, Reinhard G. Kratz, Nathan MacDonald,SaraMilsteinundMarkusWitte,dankenwirfürdieAufnahmedes BandesindieReihe,FrauDr.SophieWagenhoferundHerrnDr.AlbrechtDöh- nert,fernerSabinaDabrowski,DorotheaKöhlerundAliceMerozausdemHaus WalterdeGruyterfürdieverlegerischeBetreuung. AugsburgundFreiburg/SchweizimJuli2022 FranzSedlmeier HansUlrichSteymans

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