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Bucolica, Georgica / Hirtengedichte, Landwirtschaft : Lateinisch - Deutsch PDF

334 Pages·2016·1.079 MB·German
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Preview Bucolica, Georgica / Hirtengedichte, Landwirtschaft : Lateinisch - Deutsch

SAMMLUNG TUSCULUM Herausgeber: Niklas Holzberg Bernhard Zimmermann Wissenschaftlicher Beirat: Günter Figal Peter Kuhlmann Irmgard Männlein-Robert Rainer Nickel Christiane Reitz Antonios Rengakos Markus Schauer Christian Zgoll PUBLIUS VeRGILIUS MARo HirtengedicHte Bucolica landwirtscHaft georgica Lateinisch-deutsch Herausgegeben und übersetzt von Niklas Holzberg De GRUYTeR ISBN 978-3-11-044312-7 e-ISBN (PDF) 978-3-11-043595-5 e-ISBN (ePUB) 978-3-11-043577-1 library of congress cataloging-in-Publication data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische information der deutschen nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Für einbandgestaltung verwendete Abbildungen: Cologny (Genève), Fondation Martin Bodmer, Cod. Bodmer 52: 6v/7r (www.e-codices.unifr.ch) Satz im Verlag Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com INHALT eINFüHRUNG 7 Die beiden Gattungen 8 Das Musterbuch 13 eklogenland – eine arkadische Idylle? 18 Werke und Tage 23 Weinbau im Land der Mitte 27 Groß- und Kleinvieh in »kleiner« Poesie 30 Bienenstaat und Bienenmythos 33 eine kurze Bemerkung zur übersetzung 37 BUCoLICA / HIRTeNGeDICHTe ekloge 1 42 ekloge 2 50 ekloge 3 56 ekloge 4 66 ekloge 5 72 ekloge 6 80 ekloge 7 86 ekloge 8 92 ekloge 9 100 ekloge 10 106 GeoRGICA / LANDWIRTSCHAFT Buch 1 114 Buch 2 148 Buch 3 182 Buch 4 218 ZUM LATeINISCHeN TexT DIeSeR AUSGABe 255 6 Inhalt eRLäUTeRUNGeN 257 Pascua UND rura VoN DeR ANTIKe BIS IN DIe GeGeNWART: ZUM FoRTWIRKeN DeR Bucolica UND GeorGica VeRGILS 299 BIBLIoGRAPHIe 328 eINFüHRUNG Bucolica und Georgica in einem Band, aeneis separat – das kann den eindruck erwecken, die ersten beiden der drei von Vergil geschriebenen poetischen Werke stünden ein- ander näher als jeweils dem dritten. Dies trifft zumindest insofern zu, als das Buch der Hirtengedichte und die vier Bücher des Lehrgedichts über die Landwirtschaft gemein- sam das Leben auf dem Lande thematisieren, während das Geschehen des Aeneas-epos in der Welt der »Könige und Schlachten« (ecl. 6,3) spielt. Außerdem weist Vergil indi- rekt, aber unverkennbar auf die enge Verbundenheit von Bucolica und Georgica hin: er zitiert fast wörtlich den ersten Vers des ersten Hirtengedichts im letzten Vers des Lehrge- dichts, und in der fiktiven Rolle des Hirtendichters fordert er sich selbst am ende des letzten Hirtengedichts dazu auf, sich aus dem Schatten, der unter anderem den Feldfrüchten schade, zu erheben (ecl. 10,75: surgamus); damit meint er offensichtlich auf einer metapoetischen Sinnebene, er wolle zu dem opus, das zu Beginn vom Anbau der Feldfrüchte handelt, als einem »höheren« aufsteigen. Tatsächlich hielt man in der Antike die Gattung des Lehrgedichts für lite- rarisch anspruchsvoller als die des Hirtengedichts. Nun bedeutete aber damals das Verfassen eines Heldenepos, zu dem Vergil nach Beendigung der Georgica überging, den Aufstieg zu höchstem dichterischen Niveau, und das wie- derum lässt uns die Werktrias als das ergebnis einer in drei Schritten erfolgenden »Steigerung« begreifen. So gesehen bilden Bucolica, Georgica und aeneis durchaus eine einheit, und sie sind ja auch im selben Versmaß, dem daktylischen Hexameter, geschrieben. In diesem Metrum präsentiert 8 Einführung Vergil uns drei verschiedene literarische Genres, von denen dasjenige der Hirtenpoesie und das der Lehrdichtung heute weniger bekannt sein dürften als das des epos. Betrachten wir also, indem wir die zwei auf das Landleben bezogenen Werke wieder zusammennehmen, beide zunächst gat- tungstypologisch. Die beiden Gattungen Wann Vergil, der am 15. oktober 70 v. Chr. geboren wurde und zu dessen Vita es nur wenige glaubwürdige Zeugnisse gibt, sein aus zehn eklogen (»kleinen Gedichten«) bestehen- des Buch der Bucolica publizierte, ist umstritten. Ich stim- me den Forschern zu, die den zu Anfang von ekloge 8 nicht namentlich angeredeten Adressaten mit oktavian, dem späteren Kaiser Augustus, identifizieren und daraus eine Datierung auf 35/34 v. Chr. ableiten; denn in diese Zeit fiel eine von dem Imperator auf dem nördlichen Balkan durch- geführte militärische Aktion, die Vergil in V. 7f. als gerade stattfindend bezeichnet. Hier und in anderen Abschnitten der eklogen integriert der Dichter in die fiktive Welt der Hirten durch Anspielungen wie die soeben genannte ein- zelne politische ereignisse seiner Gegenwart. Damit variiert er auf seine Weise – wie genau, sage ich später –, was schon sein Vorbild, der griechische Dichter Theokrit von Syrakus, tat: Dieser schrieb in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. Hexametergedichte diversen Inhalts, die eidyllia (»Kleine Gedichte«), in denen er uns u.a. »Kleine Leute«, darunter mehrfach Hirten, im Gespräch vor Augen stellt und ebenfalls gelegentlich das Geschehen der eigenen Zeit im Hintergrund erkennen lässt, ja sogar konkret einbe- zieht. er hatte Nachfolger, die weitere Hirtengedichte pro- Einführung 9 duzierten und zusammen mit ihm von ihren Rezipienten als Vertreter der Gattung »Bukolik« (von griech. boukólos »Rinderhirte«) klassifiziert wurden. Wie in ihren Gedichten geht es bei Vergil in den Szenen, in denen die Hirten zu Wort kommen, sehr häufig um deren erotische erfahrun- gen, und neben die Gespräche treten Wettgesänge. Für den römischen Dichter gilt in noch höherem Maße als für seine griechischen Vorgänger, was ernst August Schmidt einmal treffend formuliert hat: Bukolik handle »nicht schlechthin von Hirten, sondern von Hirten, insofern diese Sänger sind.«1 Vergil lenkt unsere Aufmerksamkeit also viel weni- ger auf die Tätigkeit, welche die Hüter der Herden bei ihm ausüben, als auf das, was sie mit ihm gemeinsam haben: das Dichten. ein spezieller Reiz der Präsentation von Hirten als Poe- ten liegt in den eklogen Vergils darin, dass der Dichter den Leser implizit dazu einlädt, über die Machart von Poesie zu reflektieren. Wenn dieser dazu bereit ist, wird er unter anderem die in den bukolischen Versen steckenden Anspie- lungen zu entdecken und zu verstehen versuchen. Denn er hat es mit Texten zu tun, die schon existierende Texte in ihre Aussage integrieren und so die Möglichkeit schaffen, dass man die »Zitate« wahrnimmt und aus dem Umgang des Dichters mit ihnen auf die mit dem intertextuellen Be- zug verbundene Wirkungsabsicht schließt. ein einfaches exempel bietet ecl. 2,69 kurz vor dem ende eines Gedich- tes, in dem der unglücklich in einen Knaben verliebte Hirte Korydon seinem Kummer Ausdruck verleiht und wir nun entweder aus seinem Munde oder dem des Dichters – das ist nicht zweifelsfrei zu entscheiden, weil wörtliche Rede in 1 Poetische Reflexion. Vergils Bukolik. München 1972, 17. 10 Einführung antiken Textausgaben nicht markiert war – folgende Worte vernehmen: a, corydon, corydon, quae te dementia cepit? Korydon, Korydon, welch ein Wahnsinn hat, ach, dich ergriffen? Mit diesem Vers »zitiert« Vergil V. 72 des elften Theokrit- Gedichtes: ὦ Κύκλωψ Κύκλωψ, πᾷ τὰς φρένας ἐκπεπότασαι; o Kyklop, Kyklop, wo flog dir nur der Verstand hin? Hier klagt der Kyklop Polyphem, ursprünglich eine Figur in Homers odyssee und auch bei Theokrit mit nur einem Auge und dazu einer platten Nase ein sehr hässlicher Hir- te, über die Vergeblichkeit seines Werbens um die schöne Meernymphe Galatea. Das wirkte auf den zeitgenössischen griechischen Leser, der seinen Homer und somit Polyphem als Menschenfresser kannte, höchst lächerlich, und dem- entsprechend erscheint bei Vergil auch Korydon, der durch seinen Monolog bisher durchaus das Mitleid des Lesers er- wecken kann, nun zugleich als komische Figur. Während Vergil in den eklogen auf Schritt und Tritt Theokritverse evoziert, ja immer wieder nahezu wörtlich ins Lateinische überträgt – »Zitate« aus anderen Autoren wie Kallimachos oder Catull treten zahlenmäßig dahinter sehr zurück –, macht er in den Georgica den Text, dem er am stärksten verpflichtet ist, nicht so deutlich transparent. Denn in diesem Falle lag ihm kein poetisches Werk des von ihm gewählten Genres »Lehrgedicht« vor, sondern ein Fachbuch in Prosa mit dem Titel res rusticae (»Die Land- wirtschaft«), verfasst von Marcus Terentius Varro (116–27 v. Chr.) und 37 v. Chr. publiziert. Diese Schrift benutzte Vergil als »wissenschaftliche« Quelle für sein opus, wohin-

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