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Brigitte Reimann. Einfach wirklich leben. Eine Biographie PDF

324 Pages·2001·12.16 MB·German
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Brigitte Reimann Einfach wirklich leben Eine Biographie von Dorothea von Törne Digitized by the Internet Archive in 2019 with funding from Kahle/Austin Foundation https://archive.org/details/brigittereimanneOOOOtorn A*V Brigitte Reimann wurde 1933 in Burg bei Magdeburg geboren. Nach dem Abitur war sie Lehrerin und seit ihrer ersten Buchveröffentlichung 1955 freie Autorin. 1960 zog sie nach Hoyerswerda, 1968 nach Neubrandenburg. Nach langer Krankheit starb sie 1973 in Berlin. Sie schrieb die Erzählungen »Die Frau am Pranger« (1956), »Ankunft im Alltag« (1961) und »Die Geschwi¬ ster« (1963) und »Das grüne Licht der Steppen. Tagebuch einer Sibirienreise« (1965) sowie den unvollendeten Ro¬ man »Franziska Linkerhand« (1974, vollständige Neuaus¬ gabe 1998). Außerdem erschienen die Briefwechsel mit Christa Wolf, »Sei gegrüßt und lebe. Eine Freundschaft in Briefen 1964-1973« (1993), mit Hermann Hensel- mann (1994) und »Aber wir schaffen es, verlaß Dich drauf. Briefe an eine Freundin im Westen« (1995) und »Ich be- daure nichts. Tagebücher 1955-1963« (1997) und »Alles schmeckt nach Abschied. Tagebücher 1964-1970« (1998). Dorothea von Törne wurde 1948 in Berlin geboren. Ger¬ manistik- und Anglistikstudium. Literaturkritikerin für den »Sonntag« und die »Neue Deutsche Literatur«, Außenlektorin und Herausgeberin für den Union Ver¬ lag und den Verlag der Nation; nach 1989 Literatur- redakteurin bei der »Märkischen Allgemeinen« und der »Neuen Zeit«, danach freie Mitarbeiterin bei verschie¬ denen Zeitungen und Zeitschriften, u. a. »Der Tages¬ spiegel«, »Die Welt«, »ndl«. Dorothea vonT örne Brigitte Reimann Einfach wirklich leben Eine Biographie Thomas J. Bata Libra, y TRENT UNlVERäl ll PETERBOROUGH, ONlARiO Aufbau Taschenbuch Verlag Mit 23 Abbildungen T -2SJ1S ‘ b .3 M ^.D ISBN 3-7466-1652-2 2. Auflage 2001 © Aufbau Taschenbuch Verlag GmbH, Berlin 2001 Umschlaggestaltung Torsten Lemme unter Verwendung eines Fotos von Gerhard Kiesling, 1963, Bildarchiv Satz LVD GmbH, Berlin Druck Clausen & Bosse, Leck Printed in Germany www.aufbau-taschenbuch.de Inhalt 1 Kindheit in Burg. 7 2 Jugendträume . 20 3 Kleines Piratenglück . 35 4 Abenteuer Phantasie . 47 5 Verwirrspiele. 56 6 Deckname Catherine. 62 7 Endlich die Liebe. gQ 8 Mit Daniel auf dem Bitterfelder Weg. 89 9 Qualvolle Lust .HO 10 »Um zwölf war die ganze Literatur besoffen« Schriftsteller und Macht .126 11 Eine deutsche Geschwisterliebe .145 12 Entwürfe .151 13 Moskauer Nächte .161 14 »Mit Zärtlichkeit gekommen, mit Zärtlichkeit gegangen«.168 15 Tauziehen um Ereiräume .185 16 Das weite Land.191 17 Die Ehe mit Jon.203 18 »Kommando: Fertigmachen den Mann« Das 11. Plenum und seine Folgen .216 19 Arbeitswut und Depression .229 20 Abschied und Willkommen Mutprobe Neubrandenburg .239 21 Endszenen einer Ehe .251 22 Schmerzen und Fluchtwege.263 23 Verläßliche Arme.272 24 Das Fragment .279 Zitatnachweis.295 Bildnachweis .297 Lebensdaten .298 Danksagung .300 1 Kindheit in Burg Wenn man Ort und Zeit seiner Geburt wählen könnte - hätte sich Brigitte Reimann die Kleinstadt Burg bei Magde¬ burg ausgesucht und den 21. Juli des Jahres 1933? Lite¬ rarisch ist das einst an einer Handelsstraße gelegene Städt¬ chen kaum vorbelastet. Brigitte Reimann hatte also alle Chancen, die schreibende Berühmtheit zu werden, die aus Burg hervorgegangen ist. Lediglich Theodor Fontane, den es nach Burg verschlagen hatte, betrat dort im Jahre 1840 die Bretter des Provinztheaters, um »als keuscher Joseph die Susannen zu erspähn«. Das hätte Brigitte Rei¬ mann mit ihrem frühen Hang zum Theater und mit ihrem späteren Zug zur Ironie wohl gefallen. Daß der Schrift¬ stellerkollege aus dem vorangegangenen Jahrhundert es in der Kleinstadt nur zwei Monate ausgehalten hat, wäre ihr sicherlich plausibel gewesen. Doch auch die Großstädte hat sie nie sonderlich ge¬ mocht. Im November 1964, im Alter von einunddreißig Jahren noch, wird sie nach drei Tagen Aufenthalt in Ost- Berlin ganz zerrüttet sein von dem Verkehr und den Men¬ schenmassen, und in Westberlin erst wird der Kurfürsten¬ damm für sie einfach ein Wahnsinn bleiben: Wie kann man da bloß leben, sich überden Damm wagen, als Mensch existieren zwischen Lichtschreien und flachschnäuzigen gefräßigen Stahltieren ? Eine karge Landschaft und Abgeschiedenheit aber wa¬ ren ihr auch nicht recht: Sand Sand Sand. Der langweilige Himmel. Die langweiligen Kiefern. Ich wünsche mir einen blauen Strauch, oder einen rosa Baum, oder den Himmel grün... irgend etwas außer der Ordnung, eine Kokospalme, 7 Nordlicht, Sonne mitten in der Nacht. Warum passiert hier nichts? wird sie ihre Romanfigur Franziska Linkerhand sagen lassen. Aber damit wird nicht die Kleinstadt, son¬ dern die fiktive öde Neubausiedlung Neustadt gemeint sein, deren Urbild sie in Hoyerswerda erlebt hat. Warum sind wir nicht weitergewandert, bis nach Feuerland oder an den Amazonas? fragt Franziska und träumt sich aus Enge und Kargheit in üppige schwüle Urwälder. Doch fluchtartig verlassen hat Brigitte Reimann weder ihre Heimatstadt noch die folgenden Stationen ihres Le¬ bens, jedenfalls nicht so ad hoc wie der in der Apotheke des Dr. Kannenberg angestellte Apothekergehilfe Fon¬ tane. Der spottete in seinen Burger »Federzeichnungen« kräftig drauflos. Das Städtchen der Schneider, Tuch- und Handschuhmacher habe seinen Roland, das Wahrzei¬ chen der Stadt, in die Schweinekoben und Hühnerställe gestopft und weise überhaupt alle großen Geister von sich. Von kleingeistigem Gezänk um die Walnüsse aus Nachbars Garten wird in Brigitte Reimanns Roman die Rede sein. Auch sie wird sich der Satire bedienen, wenn es um die Atmosphäre der kleinen Stadt geht, doch wird sie feine Stricheleien bevorzugen, kleine, wie nebenbei hingehauchte Szenen zwischen Tragikomödie und Ironie: die Direktorengattin Frau Raffke, die sie lang hinschla¬ gen läßt, der ehrbare Hausarzt, der an eine Schlampe wie aus der Schmierenkömodie gerät. Kleinstadtpersönlichkeiten wie diese hat Brigitte Rei¬ mann in ihrer Kindheit und Jugend zur Genüge beobach¬ ten können, denn das Leben spielte sich auf überschau¬ barem Areal zwischen der Oberkirche »Unserer Lieben Frauen« und der Unterkirche »St. Nikolai« ab. Auch die preußischen Leutnants, die noch Fontane be¬ schrieben hatte, haben im Garnisonsstädtchen ihre Spu¬ ren hinterlassen. Das Andenken des Carl von Clausewitz, des in Burg geborenen preußischen Offiziers und Kriegs¬ theoretikers, wurde in Ehren gehalten. Als Fontane in 8

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