BRIEFE UND ACTEN ZUR BESCHICHTE DES DREISSIGJÄHRIGEN KRIEGES IN DEN ZEITEN DES VORWALTENDEN EINFLÜSSES DER WITTELSBACHER. ZWEITER BAND. AUF VERANLASSUNG HERAUSGEGEBEN UND MIT DURCH DIE UNTERSTÜTZUNG HISTOR. COMMISSION SEINER MAJESTÄT BEI DER DES KÖNIGL. ACADEMIE KÖNIGS VON BAYERN DER MAXIMILIAN II. WISSENSCHAFTEN. MÜNCHEN M. RIEGER'SCHE UNIVERSITÄTS-BUCHHANDLUNG (OU8TAV IIIMMER.) 1874. DigitizedbyGoogle DIE » UNION UND HEINRICH IV. 1607-1609. BEABE1TET VON MORIZ BITTE R. AUF VERANLASSUNG HERAUSGEGEBEN UND MIT DURCH DIE UNTERSTÜTZUNG HISTOR. COMMISSION SEINER MAJESTÄT BEI DER DES KÖNIGL. ACADEMIE KÖNIGS VON BAYERN DER MAXIMILIAN II. WISSENSCHAFTEN. MÜNCHEN M. RIEGER'SCHE UNIVERSITÄTS-BUCHHANDLUNG (OU8TAV HIMMER.) 1874. DigitizedbyGoQgic VORWORT. Indem ich den zweiten Band der „Briefe und Acten" der Oenentlichkeit übergebe, betrachte ich es als meinePflicht, aus- drücklich den Antheil zu bezeichnen, welchen der Leiter des Unternehmens, Herr Professor Cornelius, an diesem Theil des Werkes genommen hat. In der Zeit, als mich nach meinem Eintritt in die historische Commission die Vorarbeiten für den ersten Band, der bis 1608 reichen sollte, ausschliesslich beschäftigten, hat er, um das Unternehmen rascher zu fördern, in einer Reihe von Reisen nachWien, demHaag, Brüssel, Paris und andern Orten, theils allein, theils mit Hülfe des Herrn Dr. Stieve, eine bedeutende Menge archivalischer Acten für die Jahre nach 1608 gesammelt Später, sobaldmir beiallmählicher Erfüllung meiner nächsten Aufgabe die Hände freier wurden, trat er dann selber zurück und übergab mir den Ertrag seiner Bemühungen zur selbständigen Verwerthung bei Ausarbeitung des zweiten und dritten Bandes. Der grössere Theil der aus ausserdeutschen Fundorten stammenden Acten, welche in vor- liegendemBande gedruckt sind, ist daher nichtvon mir, sondern von Herrn Professor Cornelius an's Licht gezogen. Neben dieser Bemerkung über die Autorschaft seien mir noch einige Angaben über die Orthographie und das Register gestattet BeimAbdrucke französischer, italienischer und spani- scher Actenstücke ist im allgemeinen die Orthographie derVor- lage widergegeben; einige Willkürlichkeiten jedoch, die das Lesen erschweren, sind nach der neuern Schreibweise geändert; die betonten letzten Silben mehrsilbiger Wörter sind da, wo dasInteresse leichtererVerständlichkeit es erforderte, mit einem Accente1 versehen. Da ferner bei dem ersten Band derMangel einesNamenregisters mitRechtgetadeltwerden kann, so habeich 1 Ich habe (vielleicht sn pedantisch) den accent grave vermieden und i. B. „apräe" (nach der Analogie „voub avcs") geschrieben. DigitizecJt>^oogle' VI Vorwort mich entschlossen, indemzweitenein solchesmitdemSachregister zu verbinden. Hierbei ergaben sich aber Schwierigkeiten hin- sichtlich derAuswahl derNamen. Wenn ich z.B. zu demStich- worte „Pfalz" alle Acten angab, in deren Text oderUeberschrift der Churfürst Friedrich vorkommt, so hätte ich in einem Meer von Citaten alles zusammen werfen müssen, was unter den Rubriken „Union", „Versammlungen", „Jülich", und so vielen andern sorgfältig getrennt ist. Darum habe ich am Ende doch wieder darauf verzichtet, über die auswärtigen Mächte und die deutschen Fürsten und Reichsstädte ein eigentliches Namen- register zu fertigen; nur Landstände (in ihrer Gesammtheit und einzeln), desgleichen Räthe, Beamte und andere hervorragende Personen sind in dasselbe aufgenommen. Auch für diese aber schien es mir unnöthig, jedesmal darauf hinzuweisen, wenn ein Rath oder Gesandter im regelmässigen Gang der Geschäfte ein Schreiben fertigt oder eine Unterredung hält. Unbedingt waren nur solche Stellen zu citiren, in welchen uns eine Person zum ersten Mal entgegentritt, und solche, aus welchen wir über ihre Erlebnisse (z. B. Uebernahme und Beeudigung von Gesandt- schaften, Reisen u. dgl.), oder über ihre Ansichten Aufschluss erhalten. Die sonstigeEinrichtung des Sach- und Namenregisters wird man bei einem genaueren Einblicke von selbst verstehen, wie ich denn überhaupt darauf rechne, dass, wer dasselbe be- nutzt, sich die Mühe nicht spart, erst die Stichworte sämmtlich durchzusehen. Eine kurze und rasche Belehrung über die ver- schiedensten Puncto wird der sachlicheTheil 1ei der verhältniss- mässig kleinen Zahl der Rubriken nicht gewähren; allein der Forscher, der ohne das ganze Buch zu lesen, einen einzelnen wichtigen Gegenstand mit Ruhe verfolgen will, wird hoffentlich einen ausreichenden Anhalt in dem Sachregister fiuden. Schliesslich seien noch drei Abhandlungen, die mit dieser Quellensanimlung in engem Zusammenhange stehen, ein für alle Mal angeführt: der Aufsatz von Cornelius über den grossen Plan Heinrichs IV. (Münchener histor. Jahrbuch 1866), sodann meine Abhandlungen „die Memoiren Sullys" und „Sachsen und derJülicher Erbfolgestreit" (Abhandlungen der Münchener Aca- demie. Histor. Classe 1871, 1873). Moriz Ritter, DigitizedbyGoogle Inhalt MM Die Union und Heinrich IV 1—635 Nachträge 536—540 Heinrich IV. nnd Italien 1607-1609 543—698 Acten-, Namen- und Sachregister 599—627 Digitize<M>yGoogle 1608 1. Christian Fürst von Anhalt an Churpfalz. Mai DTVi-e Frage „des directorii undgeneralatshalber, wanausserhalb 17 dero (desChurfArsten) landen etwas furzunemen," hat derFürst mit vielMüheundGeschick zu einer demChurfürsten sehr vortheilhaften Entscheidung gebracht. Nun ist die Aufgabe „des ersten directoris und aller andern general, so folgen werden/4 sehr gross, der Geld- vorrath sehr gering. Der Churfürst wird bei solchen Verhältnissen seinLand an der Spitze einesHeeres nicht sicher verlassen können, noch kann er die Geschäfte des f^eldherrn, die den ganzen Mann inAnspruch nehmen, mit seinenvielen undschwerenReichsgeschäften vereinigen. Auch Anhalt würde aus den genannten und andern Gründen, wenn der Churfürst ihm das Generalat auftragen wollte, sich „als ein gebrant kint . . entschuldigen." Er räth also dem Cbarfürsten, „solche aufgetragene direction, und das sie (e. 1.) dar- neben bei folgender abwechselungeinengeneralleutenambtverordnen mögen, zu aeceptiren;" zugleich aber möge er dann einen General als seinen Stellvertreter ernennen: so wird seine Hoheit gewahrt und in der wichtigstenSache nichts verabsäumt; er kann dann von seinenBefugnissen sovielausüben, alsihm gelegenist,und bleibtfrei vongrosserMühe, Verantwortung und Kosten. DerFürst empfiehlt zum Stellvertreter des Churfürsten den Markgrafen von Auspach, der die meisteKriegserfahrung unter denUnirten hat, undübrigens die genanntenSchwierigkeiten so gutwieAnhalt erwo—gen hat. Der- selbe dürfte die Stelle nur dann —annehmen, wenn was auf die rechteArt leicht zu erreichen ist derChurfürstdieUnirten dahin bringt, dass er in den drei ersten Jahren so gut, wie in den sieben letzten einen Generallieuteuant ernennen darf. Durch Befolgung des Vorschlags des Fürsten behält der Churfürst die Leitung der Union, so lange sie besteht, worauf man vorher—nicht die geringste Hoffnung hatte. Man darf aber nicht zaudern. Datum Günzen- hausen den 7. Maii 1608. MünchenStaatsarchiv pf. 117/5 f.3*. Eigenh. 2. Christian Fürst von Anhalt an Churpfalz. Mai 17 Neben den geschäftlichenSitzungenhabendieFürstensichmehr- mals ohneZuziehung der Räthe besprochen, inwiefern die politische Lage Europas den EvangelischenGefahr drohe, und wie die Gefahr abzuwendensei. Manbefand, dasszunächstbezüglichderböhmischen Unruhen man sich vorzusehen habe, dass nicht unversehens beide Parteien sich gegen dieKetzer vereinigen. Demgemäss seidieVer- mittlung zu betreiben und von denVermittelnden an Ort undStelle gute Erkundigung anzustellen. Bei der Vermittlung möge die Ab- stellung derjenigen Beschwerden, die in des Kaisers Hand liegen, Actesde*30jftar.KriegesIL 1 Digitizec 2 1608 dieVerbesserung „des bösen consilii," die Entfernung aller Anlässe zumMisstrauen (hierbei dachte man u.a. anDonauwörth) gefordert werden. Helfe dieInterposition nichts, und zeige sich dieerwähnte Gefahr, so solle man lieber die eigenen Pferde an fremde Zäune zu binden trachten, als die fremden Pferde in die eignen Zäune einlassen. Seien aber nur Streifzüge des übel diseiplinirten Gesin- delsderUngarn undHaiducken zu fürchten, so mögen ohne weitere Bescheidserholuug 300 Pferde auf gemeine Kosten geworben, und davon 100 in die Oberpfalz, 100 in das Gebiet des Herzogs von Neuburg, 100 in das Land des Markgrafen von Culmbach gelegt werden,—die sich dann nach Bedürfniss gegenseitig unterstützen sollen. Von denNiederlanden her fand man sich bedroht inder Angelegenheit von Jülich uiid der Kinder des Markgrafen Eduard Fortunat, sodann für den Fall dass Spanien und die Staaten ihr Kriegsvolk abdanken, und dass Spiiiola demKaiser zugesandt wer- den sollte. Dagegen, meinte man, müsse man sich auf die Union stützen, „auch das soldatenwesen in schwangbringen, und das eine landsrettung, darein auchetzlichegeistliche zu ziehen, nicht undien- lichenseinsolte." Daneben sei mit Frankreich anzukn—üpfen, indem Churpfalz demKaiser baldigst durch einenGesandten etwa durch Buwinkhauscn, der ohnehin nach Frankreic—h reisen und den Auf- trag besonders geschickt vollführen werde den Abschluss der Union imallgemeinen, mitblosserAnzeigederPersonen, desZweckes und der sichern Aussicht ihres Wachsthums, melde und ihm den Bund empfehle. Jenachdem der König daun sein früheresErbieten wiederhole oder Gegenversicherungen für sich begehre, könne man dieGelegenheit fernerwahrnehmen. DasConcepteinerdemgemässen Instruction solle Churpfalz den Unirten vorlegen. Dem Spinola sei, wenn er mit Truppen z—nm Kaiser ziehen wolle, der Durchzug wo möglich zu verwehren. Man sprach weiter von „internis pontifi- ciis malis" und den Streitigkeiten unter den Evangelischen. Hier- über wird Anhalt demChurfürsten mündlich berichten; nur das be- merkt er noch, ,;das Neuburgs 1. wie auch pfalzgraf Wolf Wilhelm sich e. 1. der Julischen lande halber ganz freundlichen recommen- diren und sich gerne zu gutlicher vergleichung bequemen wollen: do man aber sich in keine gutte einlassen und dargegen man auch seines rechtens cariren solte, das thete ser wehe—; hoffen aber, e 1. wurdenvielguts beidiesensachenthunkönnen." DatumGünzen- hausen den 7. Maii 1(508. München Staatsarchiv pf. 117,3f. 37. Eigenh. Mai. 3. Christian Fürst von Anhalt an Churpfalz. 25 Der Fürst vermag der vorstehenden Zusammenkunft in Horneck1 nicht wol beizuwohnen. Denn die böhmischen Dinge kommen ihm „je lenger je vordechtiger vor,2 indem bei itzigem stil- und anstant alles so in geheimb tractiret gehalten, auch von der Kai. Ml . an e.II. weitters nichts begeretwirt; hiengegen unter- fanget sich der bebstischeundSpanischegesantedieser interposition, und wo sie aufsieht halber nicht darzu gelangen können, so muss der cardinal von Dietrichstein als ire creatur ir furfechter sein: also da jemals gutte ufsicht von notten gewest, es itzo bei diesem DigitizedbyGoogle 3 vordechtigen zustauf sein mochte." Ausserdem erwartet der Fürst den Buwinkhausen, damit dieser sich mit ihm Ober die sehr wich- tige and nicht zuverschiebendefranzösischeVerhandlung unterrede; dieVerhandlung mitNürnberg wird derFürst, sobald ihm vom Chur- fürsten die nöthigenSchriftstücke zukommen, keinenAugenblick ver- schieben, „in ausehung bei itzigen occasionibus die motiven viel stercker, als wan —es zur entlichen paeification in Bohemen albereit gekommen were." Bei derBesprechung zwischen denChurfürsten von der Pfalz und Mainz und dem ErzherzogMaximilian wäre nun aber nach AnhaltsAnsicht folgendes zu beachten: 1. manerkundige sich, und zwar zunächst beim Erzherzog, ob überhaupt dieVermitt- lung noch nöthig oder ob nicht schon ein Vergleich getroffen sei. Halten dann beide Churfürsten die Abfertigung ihrerGesandten zur Vermittlung fürunnöthig, somögensieauch denErzherzogermahnen, nicht nach Prag zu gehen. 2. Die Vermiülungsvorscbläge sind zu entnehmen aus Anhalts früherem Bedenken und aus den Berichten über seine Besprechungen mit Maximilian und Mainz. Zugleich könnten Churpfalz und Churmainz sich bereden, was für den Fall, dass Matthias die Nachfolge imReich mitGewalt zu erlangen suche oder darüber vom Kaiser eine Zusage erhalte, gegen dieErzwingung und die Erblichkeit derNachfolge von denChurfürsten zu thun sei, ob nicht über dieseSache vor allem der vorstehende Churfürstentag zu handeln habe. 3. In einer zu Ahausen gehaltenen Privatunter- redung haben die Fürsten es sämmtlich für gut gehalten, dass der Churfürst dem Erzbischof und dem Erzherzog mittheile, es sei zwi- schen ihm und etlichen benachbarten Ständen eine Union getroffen, lediglich zu ihrer und des Vaterlandes Erhaltung, also auch zum Besten des Erzbischofs und Erzherzogs. 4. Der Churfürst könnte den Erzherzog erinnern, dass er den Pass nach Italien wahre und hierüber sich mit dem Churfürsten stetsimEinvernehmenhalte, dass er auch, wenu Baiern Unruhe err—egen sollte, das gemeine und das eigne Interesse imAuge behalte. Endlich scheint es demFürsten sicherer und für den Churfürsten ehrenvoller, auch Zeit sparend, wenn die Besprechung nicht nach Horneck,—sondern nach dem Auf- enthaltsort des Churfürsten verlegt würde. In der jüngstenCon- fereuz Leuchtenbergs mit dem Fürsten erklärte ersterer: nach seiner und anderer kaiserlichen AssistenzrätheMeinung bedürfe der Kaiser zur Berufung eines Reichstags keiner besondern Zustimmung der Churfürsten, da der letzte Reichstag nur vertagt sei. Ferner: nach Beendigung des FuldaerChr.rfürstentags wolle derKaiser einen per- sönlichen in Eger zu haltenden Churfürstentag begehren. Ueber ersteres könnte der Churfürst mit Mainz sich besprechen. — Dass man das Gerücht von der Einnahme Raabs durch die Türken aus- gesprengt hat, ist vielleicht geschehen, um zu einer unerwarteten Vereinigung der Trupp—en des Kaisers und des Matthias einen Vor- wand zu bekommen. Datum Amberg den 15. Maii . . a. 1608. MünchenStaatsarchiv547/4f.343. Eigenh. i Auf die Einladung des Erzh.Maximilian(I.n.5G7) ersuchten den- selben die Chf. Pfalz und Mainz, er möge zu der gewünschten Unter- redung am 29.Mai nach Horneck kommen (MainzanChurpfalz. MaiIB. I. 846). Diese Versammlung kam aber nicht zu Staude, weil Churpfalz 4 1608 sicheinigeTagespäter(am22.Mai)mitunvorhergesehenenVerhinderungen entschuldigte und zugleich den Erzherzog ersuchte, er möge Gesandte nach Heidelberg schicken. (Vgl.Kr/h.Maximilian anChurpfalz. Mai20. Die auf dem Schreiben notirte Bemerkung f. 399.) 2 Am 19.Mai schreibtAnhaltanChurpfalz: NachbegründetenNach- richten suchen der spanische und päpstliche Gesandte bei ihrem Ver- halten gegen Matthlas Zeit zu gewinnen, um ihn sodann entweder zu nöthigen, auf ihre Seite zu treten, oder ihn an Geld und Zufuhr so zu entblössen, dass er seine Truppen nicht mehr beisammen halten kann. Dieses ist das rechte Mittel, „dardurch den evangelischen gar leichtlich die spitz an die gurgel gesatztwerden kan.u Auch haben jeneGesand- ten bereits denErzherzog mit schönenZusagen also eingeschläfert, dass er Zeit und grosse Gelegenheiten versäumt hat. Um so eher wäre die Verhandlung der Union mit Frankreich, wie sie vorgeschlagen ist, zu eröffnen, und wäre der H. von Würtemberg zu ersuchen, dass er den Huwinkhausen einige Zeit lang inFrankreich lassen möchte, damit man ihn „leichtlicher de occurrentiis informiren und im weittere Sachen an- befehlen könte." Auch wäre mit den angesehensten Städten baldigst wegen derUnion zu unterhandeln, damit sie nicht irre gemacht werden. Sobald dem Fürsten die Commission für Nürnberg zugesandt wird, will er das nöthige thun. (M. 379/5 f. 86. Mai 4. Christian Fürst von Anhalt an Barvitius. 25 Churpfalz undChurmainz werden nächsterTage eineZusammen- kunft „in bewussten Sachen" halten. Vom Erzherzog Matthias ist an beide einSchreiben am 20. in Amberg angekommen, Und berich- tete der Courier, das erwartete Schreiben des Kaisers werde bald nachfolgen. Anhalt möchte wissen, ob diesAntwortschreiben schon abgegangen ist, „oder ob ir (Kai. Ml .) sonsten etwas nachrichtung und erinnerung vonnötten, so zu solcher Zusammenkunftvortraglich und zusteudig und hochstged. i. Kai. M'... erspriesslichen sein möchte. Wollen wir solches entweder in der person selbsten ver- richten, 1 oder aber, d—a wir . . nicht abkommen könten, es durch schreiben insinuiren" Datum Amberg den 15. Maii anno 1608. Bernburg. IF 1;228f. 178 GpL i Nämlich bei der Zusammenkunft. Mai 5. Christian Fürst von Anhalt an Ducker. 27 Hat dasSchreiben Duckers vom24. Mai1 empfangen. Da Pfalz die Zusammenkunft abschreibt, so scheint es dem Fürsten, „es werde der konig von Cypern wieder eine legationin vorrathhaben." Da an jener aber „summa rerum gelegen" ist, so räth der Fürst, dass der Erzherzog im äussersten Fall die Churfürsten selber auf- suche. Die Ahauser Zusammenkunft ist über die Erwartung gut abgegangen. Churpfalz wird dem Erzherzog darüber eingehend be- richten. „J. d. ist daselbst dergestalt etiam me nen mouente ge- dachtworden, als ich selbst begeren möge." Dabei versicherte der Fürst, dass derErzherzog „mitgutten consiliis gefast und also gegen das gemeine beste affectionirt befunden (sei), das man sich auf die- selben zu verlassen, sie sich von den sanioribus consiliis nicht ab- sondern . . . wurden." Ob derChurfürsten von derPfalzund Mainz VermittlunginPrag nötliig sein wird, istnochfraglich, daderKaiser mit seinerAntwort auf ihrSchreiben zögert, Uebernehmen sie die- DigitizedbyGoogle 1608 5 selbe nicht, so kann der Fürst auch demErzherzog zur Reise nach Prag nicht rathen. Nöthigt Matthias den Kaiser zu einer Zusage hinsichtlich der Nachfolge im Reich, so kann das schwerlich mit demBesten desReichs bestehen. „Unddieweilsolche via facti dem Linzischen vertrag vom 28.April. 1605 zuwider, als last uns des- wegen bei so bequemer occasion auch—destowenigerfeiren, et quo fata trahunt rctrahuntque sequaraur." 0. D. (In demSchreiben wird erwähnt, es sei an demselbenTage verfasst, an demderBrief Dückers angekommen sei. Dieser ist aber präsentirt am 27. Mai.) Bernbnrg. IF1;228f. 183. Eigenh. Cpt * Ducker meldet in demselben, dass Churpfalz die Zusammenkunft in Horneck abgeschrieben habe (Tgl. n. 3 Anm. 1), dass aber der Erzh. Maximilian die beidenChurfürsten eher selber aufsuchenwerde, alsdass er die Zusammenkunft aufgebe. Zugleich bittet er um Aufschluss, was die Charfürsten schliesslich beabsichtigen, und was in Ahausen verhan- delt sei. (f. 181.) 6. Rudolf II. an Ghurmainz und Churpfalz. Hat der Churfürsten Schreiben vom 6. Mai (I n- 570 Anm. 1) empfangen. Es wäre dem Kaiser nichts lieber gewesen, als wenn die für die Vermittlung der Churfürsten nöthige Zeit vonMatthias zu erhalten gewesen wäre. Da aberMatthias trotz allesErsuchens seine Truppen bis vor Prag führte und von seinen und seiner „Zugewanten" Ansprüchen fastnichtsnachgab, somachtederKaiser um des Friedens und der nahen Verwandtschaft willen bezüglich Ungarns und Oestreichs Anerbietungen, die selbst gegen einenSohn mindestens genügend gewesen wären, wie er denn auch zur Her- stellung desFriedens einen böhmischenLandtag hält. Allein seine Anerbietungen sind nicht angenommen, und die Streitkräfte der Gegner werden täglich vermehrt, so dass „unsere cron Böheim" zum Widerstand sich zu rüsten befugt wäre. Für den Fall dass es also zum Kriege kommt, mögen beide Churfürsten sich bereit halten, um dem Kaiser auf seiu Erfordern starke Hülfe zu leisten. Verschiedenen im Reich gegen den Kaiser ausgestreuten, zumTheil gedrucktenSchriften werden dieChurfürs—ten keinenGlauben schen- 2k7e.n.,.sMonadyerannnbeoss1e6r0n8.Bericht abwarten.1 Geben . . zu Prag den MünchenStaatsarchiv5*7/*f. 408. Cop. (Das Originalwar inForm eine« Handschreibens.)Vgl. HurterVI. S. 39. 1 Wie der Kaiser, so lehnte auch Matthias die angeboteneVermitt- lung ab. Er schrieb nämlich am 16. Mai an beide Churfürsten: Die Gründe seines kriegerischen Vorgehens seien aus seinem Schreiben an sämmtliche Churfürsten vom 7. Mai und aus seiner beiliegenden Ant- wort an dieGesandten vonChursachsen und Brandenburg zu entnehmen. Er und die unirten Lande haben sich auf Begehren des Kaisers schon in gütliche Verhandlung mit demselben unter Vermittlung des Card. Dietrichstein eingelassen. Die Antwort des Kaisers auf ihreVorschläge solle, sobald sie erfolgt sei, den beiden Churfürsten mitgetheilt werden. Wihrend der zurUnterhandlung anberaumten Zeit werde von ihm (dem Erzh.) und seinenVerbündeten nichts feindseliges vorgenommen werden, wenn sie nicht dazu genötbigt werden, (f. 371.)