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Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn PDF

253 Pages·1955·7.366 MB·German
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Dr. Reinhold Sellien Briefe eines Bankdirektors an seineH Sohn Dr. REIN HOLD SELLIEN Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH ISBN 978-3-663-03026-3 ISBN 978-3-663-04214-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-04214-3 Copyright by Springer Facbmedien Wiesbaden 1955 - Illustration: Walter Martsch Ubersetzungsrechte vorbehalten Softcover reprint ofthe hardcover 1st edition 1955 UrsprOnglich erschienen bei Betriebswirtschaftllcher verlag Dr. Th. Gabler, wiesbaden 1955. Briefe an meine Freunde Zahlreiche Leser der Zeitschrift DER BANK KAUFMANN haben mich gebeten, die nBriefe eines Bankdirektors", die dort allmonatlich erscheinen, in einem Sammelbiindchen zu ver einigen und auf diese Weise einem weiteren Kreis, insbesondere dem Nachwuchs, zugiinglich zu machen. 1m zweiten Teil dieses Buches habe ich mir er laubt, philosophische Kurzbetrachtungen in apho ristischer l<'orm iiber Bernf und Leben anzuhan gen. Wozu? Einfach aus dem Grunde, wei! man in unserer Zeit die jungen Kopfe nicht nur mit Fachwissen vollpfropfen, sondern ihnen dariiber hinaus noch die Moglichkeit geben so Ute, sich selbst zu erkennen und ihre Einstellung zur Umwelt zu iiberpriifen. Wenn Sie so wo'llenj mochte ich mit diesen Aphorismen ein biJ3chen Seelenpflege treiben, die Menschen aufrichten, ihren Standpunkt klarstellen, sie zum Nach- denken anregen. Eine solche Verinnerlichung vermittelt uns ein neues Berufs- und Lebensbild. Wir kommen dabei zu Erkenntnissen, die uns zu groj3eren Leistungen anspornen. Daruber hinaus soll uns aber diese kleine Philosophie di:? innere Ruhe geben, die wir Menschen in unserem nervosen Zeit alter nun einmal so drin gend brauchen. Ich hoffe und wunsche sehr, daj3 sich alle - nicht nur die jungen Kollegen - angesprochen fuhlen und daj3 sie in dies em Buchlein, wenn es gar nicht mehr gehen wilt, ein wenig Trost und seelische Aufrichtung find en. De,. Verfasser Der Weg nam oben Man muB sich "in Form halten" - Giinstigere Berufsaussichten - Was sagt Burnham? - Selbsterhaltung des Kapitals - Der Manager Lieber Wolfgang! Vor etwa 30 Jahren erschienen die "Plutus Briefe", die von dem Chefredakteur Bernhard herausgegeben wurden. Ich erinnere mich noch, welchen Erfolg diese Briefe, die sich mit Aus bildungsfragen filr den jungen Bankmann be faf3ten, in Kollegenkreisen hatten. J eder studierte fleif3ig darin und versuchte sein Wissen zu ver mehren, denn es war vorauszusehen, daf3 die da maligen spekulativen Zeit en kurz nach der In flation einer normalen Wirtschaft weichen wilr den. Ich erinnere mich noch an den Leiter unserer EffektenabteiZung, der als "Mann mit guter Nase" bekannt war, der aber auch diese Plutus-Briefe bezog. Er wollte, wie er mir sagte, einmal die Grundkenntnisse des Effektenrechnens erlernen,denn er war wohlBorsenspezialist,aber von Buchhaltung und Rechnen wUf3te er herzlich wenig. Jedenfalls boten die Plutus-Briefe stets ein sehr anregendes Studium, und die jilngeren Kollegen Zasen in dieser Zeitschrift Zieber als in dem damaZigen "Bank-Archiv" oder in der von 7 Lansbourgh herausgegebenen "Bank". Mehrere Direktoren haben mir in Unterhaltungen immer wieder bestiitigt, dap ein iihnliches Organ heute fUr die Ausbildungszwecke der Bank- und Spar kassenangestellten fehlt. Nun, "Der Bankkauf mann" wird diese Lucke schliepen und ver suchen, ein universelles Bankwissen dem Leser nahezubringen. Sicherlich wird es Dir nicht so gehen, dap Du uber der Lektiire unserer Zeit schrift einschlafen wirst, wie es Dir nach Deinem letzten Bericht mit einem dickteibigen Fachbuch ergangen ist. Es kommt uberall im Leben auf den Ton an, der ja die Musik machen soU. Mehr noch als beim gesprochenen ist dies manchmal bei dem geschriebenen Wort der Fall. Ein Thema kann ausgesprochen langweilig dar gestellt werden, dap es einem "bis zum Halse" steht, und dasselbe Thema wirkt in aufgelocker ter Form gar nicht so langweilig oder geist tOtend. Insbesondere soU mein Brief immer dazu beitragen, Dich "in Form zu halten". Was ich hier sage, dient als Ansporn und stellt das Er gebnis einer langjiihrigen bankpraktischen Er fahrung dar. Stopen wir also mitten hinein in unser Fach. Die Berufsaussichten im Bank- und Sparkassenwesen sind heutzutage erheblich bes ser als fruher. Zu meiner Zeit spielten noch die "Beziehungen" eine ausschlaggebende Rolle. Jemand, der Bankdirektor werden woHte, mupte immer irgendeinen Schwiegervater oder Ver wandten in der Aktioniirsgruppe der Bank 8 haben, um sein Ziel zu erreichen. Wie Du sicher lich jestgestellt haben wirst, ist es heute vollig anders. Ich mochte sagen, dap die Mehrzahl der Bankdirektoren am Kapital ihrer eigenen Gesell schajten uberhaupt nicht beteiligt ist. Wenn der Amerikaner Burnham, der das sehr beachtete Buch vom "Regime der Manager" schrieb, in irgendeiner Branche recht hat, dann bestimmt im Bankwesen. Dort ist es jetzt wirklich so, dap tilchtige Leute nur durch ihre Leistungen zu Bankmanagern emporsteigen konnen. Sie herr schen dann uber groj1e Kapitalbetriige und ver teilen diese im Kreditwege, ohne selbst "Kapi talist" (Unternehmer) zu sein. Ich will mich nicht weiter mit den Ausfuhrungen von James Burn ham, der sicherlich in vielem unrecht hat, aus einandersetzen. Ich will Dir nur die neue Situa tion im Bankwesen klarmachen und Dir damit die unbedingte Hoffnung geben, daj1 tilchtige Kriifte gesucht sind und zu Leitern bei Banken und Sparkassen aUfsteigen konnen. Diese grope soziale Umschichtung ist gar nichts Besonderes, sondern ist durch die Entwicklung im Bank wesen bedingt. Das unternehmende Kapital will ein Risiko moglichst ausschliepen und versucht im eigenen Interesse (um sich niimlich vor Ver lust en zu schutzen), die Leitung der Bank in ge eignete Hiinde zu leg en. Insojern kann man den ganzen Vorgang vielleicht sogar von dieser Seite mit einer "Selbsterhaltung des Kapitals" abtun. Fur heute mogen diese Bemerkungen daruber genugen. 9 Sehr tref/end gibt ilbrigens John P. Mar qua n d in seinem viel gekauften Buch "Es gibt kein Zurilck" die hier gezeigte soziale Struktur wieder. Er schildert dabei den Kampf zweier Bankangestellter um den Direktorenposten und kennzeichnet die beinahe priesterliche Einstel lung des Bankmannes, der tagsilber Tausende von Mark auf dem Wege des Kredits verteilt und zu Hause selbst hart rechnen mup, um mit seinem Gehalt auszukommen. Das Buch wilrde ich Dir zur Lektiire empfehlen, denn meine Ein stellung in dieser Hinsicht kennst Du ja. Wir wollen neben dem Fachwissen die Allgemein bildung nicht vergessen. Leider ist meine Seite erschopft. Ich habe Dir noch sehr viele interessante Dinge mitzuteilen, die ich mir aber filr spilter vorbehaZten mup. Es grilpt Dich herzlich Dein 10

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