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Black Monday : Thriller PDF

439 Pages·2008·2.537 MB·German
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Das Buch  Als die ersten Flugzeuge abstürzen – in Europa, den USA und Asien,  fast zeitgleich und aus ungeklärtem Grund –, liegt der Verdacht  eines  Terroranschlags  nahe.  Doch  bald  fallen  auch  andere  Maschinen  aus.  Autos  bleiben  liegen,  Schiffsmotoren  versagen,  Fabriken  stehen  still.  Und  nicht  nur  die  westliche  Welt,  auch  arabische  Länder  und  Asien  sind  betroffen.  Der  Auslöser  der  Fehlfunktionen ist bald gefunden: Eine neuartige Mikrobe hat das  Erdöl  befallen  und  macht  es  unbrauchbar.  Der  amerikanische  Seuchenexperte Gregory Gerard soll helfen, den Erreger unschädlich  zu machen. Doch seine Ergebnisse passen dem Pentagon nicht ins  Bild; Gerard wird von den Ermittlungen abgezogen. Hilflos muss er  zusehen,  wie  um  ihn  herum  die  Zivilisation  im  Chaos  versinkt:  Marodierende Banden machen die Straßen unsicher, seine eigene  Familie muss sich gegen Plünderer verteidigen, der Notstand wird  ausgerufen. Gerard macht sich eigenmächtig auf die Suche nach  dem Ursprung der Seuche. Er ahnt nicht, dass er sich längst im  Fadenkreuz eines skrupellosen Killers befindet.                Der Autor  R. Scott Reiss ist erfolgreicher Bestsellerautor und lebt in New York.  Der ehemalige Journalist hat bereits mehrere Thriller veröffentlicht;  außerdem  schreibt  er  regelmäßig  Sachbücher  und  arbeitet  als  Drehbuchautor.  Die  Filmrechte  für  Black  Monday  wurden  von  Paramount gekauft. R. Scott Reiss  BLACK MONDAY  Thriller        Aus dem Englischen von  Charlotte Breuer und Norbert Möllemann                                              Ullstein Besuchen Sie uns im Internet:  www.ullstein‐taschenbuch.de                        Umwelthinweis:  Dieses Buch wurde auf chlor‐ und säurefreiem Papier gedruckt.            Deutsche Erstausgabe im Ullstein Taschenbuch  1. Auflage Januar 2008  2. Auflage 2008  Ebook 2008/05 für http://gerebooks.yuku.com/  Scan, Layout & Korrekturen: hw  © für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2008  © 2007 by R. Scott Reiss  Titel der amerikanischen Originalausgabe: Black Monday (Simon & Schuster, New  York)  Umschlaggestaltung: HildenDesign, München  Titelabbildung: Artwork HildenDesign, München  Satz: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin  Gesetzt aus der Bembo  Druck und Bindearbeiten: Ebner & Spiegel, Ulm  Printed in Germany  ISBN 978‐3‐548‐26851‐4 1. KAPITEL 27. Oktober. Sechs Stunden vor dem Ausbruch.  Eine Seuche, die für Millionen Menschen den Tod bedeutet. Die  ganze  Länder  vernichtet.  Und  die  Welt  in  ein  finsteres  Zeitalter  stürzt.  Eine Seuche; die niemanden krank macht.  Lewis Stokes – zumindest lautet so der falsche Name in seinem in  Nevada ausgestellten Führerschein – wirft einen weiteren Dollar in  den  Glücksrad‐Spielautomaten  in  der  Lobby  des  Hotels  New  York‐New  York  in  Las  Vegas  und  spürt,  wie  sein  Herz  plötzlich  schneller  schlägt,  was  allerdings  nicht  an  dem  Spiel  liegt.  Der  ehemalige  Bettlerjunge  –  dessen  Mutter  öffentlich  enthauptet  wurde  –  hat  soeben  den  zwanzigjährigen  Anglistikstudenten  der  University  of  Nevada  entdeckt,  den  zu  töten  er  zehntausend  Kilometer weit geflogen ist.  Der junge Mann – dunkelhaarig mit ungepflegtem Äußeren –  kommt auf seinem Weg zur Rezeption an Blackjacktischen vorbei  auf ihn zu. Aus einem hohen Glas schlürft er eine leuchtend rote  Flüssigkeit, wahrscheinlich einen Singapore Sling oder einen Mix aus  Rum und Fruchtsäften. Er wirkt angetrunken, arglos, allein.  Der Junge muss um 0 Uhr 14 getötet werden.  »Keine Minute später«, hatte Lewis' Mentor gesagt, während er  ihm die ganze Palette perfekt gefälschter Papiere übergeben hatte.  Doch als Lewis sich anschickt, aufzustehen und dem jungen Mann  zu folgen, fällt ihm auf, dass dieser zu hochaufgeschossen ist, um  Robert Grady zu sein.  Er sieht Grady nur ähnlich.  Lewis flucht vor sich hin und schiebt noch einen Dollar in den  Automatenschlitz.  Normalerweise ein gut aussehender Blondschopf, hat sich Lewis  heute  in  einen  dunkelhaarigen  Typen  mit  beginnender  Glatze verwandelt. Von Natur aus schlank, wirkt er jetzt schwerfällig und  unbeholfen, ein Ballon unter dem Hemd täuscht einen Bauch vor,  und er trägt eine Brille mit einem dicken, schwarzen Rahmen. Er hält  sich krumm und zieht beim Gehen einen Fuß nach. Die wenigen  Leute,  die  ihn  bemerken,  sehen  nur  einen  armen  Kerl  in  einer  schlecht sitzenden Sportjacke, einem billigen Teil von der Stange.  Seine Position am Spielautomaten ermöglicht ihm den Blick auf  die Rezeption, ohne selbst von den Pagen, den Angestellten an der  Rezeption und den Sicherheitsleuten wahrgenommen zu werden.  Einer  unter  Hunderten  von  Spielern.  Aber  dieser  eine  Spieler  verbirgt eine Glock unter der Jacke, und hinten in seinem Gürtel  steckt ein gezacktes Kampfmesser. Lewis hat sein erstes Opfer im  Alter von zwölf Jahren getötet, in Notwehr, in einem Zelt.  »Glücks … rad«, ertönt ein ganzer Chor mechanischer Stimmen  aus dem Automaten, während das Rad sich dreht und bunte Lichter  blinken und die potenziellen Gewinne – $ 800, $ 100 und $ 20 – in  Form von Tortenstücken auf dem Rad erscheinen.  Las  Vegas  geht  ihm  auf  die  Nerven,  die  Aufdringlichkeit,  der  Krach  und  das  Durcheinander,  all  das  erinnert  ihn  an  das  Flüchtlingslager,  in  dem  er  aufgewachsen  ist.  Das  grauenhafte  Erdgeschoss ist das Schlimmste. Als hätte Fellini es sich ausgedacht.  Eine  Kakophonie  aus  Rockmusik,  herumrennenden  Kindern,  plärrenden Spielautomaten, lachenden Betrunkenen. Keine Fenster,  die  den  Blick  auf  die  Außenweit  freigeben.  Ein  riesiges  Glücksspielareal,  wo  es  zugeht  wie  im  Irrenhaus,  ein  Labyrinth,  durch das sich ein endloser menschlicher Jackpot wälzt. Menschen,  die  wie  die  Münzen  aus  den  Fahrstühlen  ausgespuckt  werden,  unterwegs  zu  den  neuen  Mausefallen  in  der  Umgebung:  in  das  Riviera und das Paris, das Monte Carlo, das Gold Coast – sie alle  haben nicht die geringste Ähnlichkeit mit den romantischen Orten,  nach denen sie benannt sind.  Aber wo mag Robert Grady stecken?  »Lass  es  möglichst  nach  Raubmord  aussehen«,  hatte  Lewis' Mentor gesagt. »Aber sollte der Bursche um 0 Uhr 14 gerade mitten  in einer überfüllten Lobby stehen, dann gehst du einfach auf ihn zu  und erschießt ihn. Kann ich mich darauf verlassen, dass du dich  notfalls opferst, mein alter und besonderer Freund?«  »Und was passiert um 0 Uhr 15, falls er dann immer noch lebt?«  »Dann wird die Welt – unglücklicherweise – bleiben, wie sie ist.«  »Was kann daran so wichtig sein, einen College‐Studenten zu  töten?«  »Ich würde dir gern genau erklären, welche Rolle er spielt. Du  hättest  es  verdient.  Aber  wenn  die  Amerikaner  dich  schnappen,  wenn die rauskriegen, wer du bist, dann werden sie versuchen, dich  mit allen Mitteln zum Reden zu bringen.«  Ihm bleiben noch fünf Stunden und dreizehn Minuten.  Lewis ist vor zwei Tagen in Las Vegas eingetroffen. Eigentlich viel  Zeit  für  einen  Auftrag.  Bisher  ist  es  ihm  jedoch  nicht  gelungen,  Robert Grady ausfindig zu machen. Er war weder zu Hause noch in  der  Uni.  Sein  Anrufbeantworter  ist  schon  so  voll,  dass  er  keine  neuen Nachrichten mehr speichert. Weiß er, dass Lewis hier ist?  Wer zum Teufel ist er überhaupt? Ein Anruf bei der Freundin, der  gegenüber  sich  Lewis  als  Verwaltungsangestellter  der  Uni  ausgegeben  hatte,  war  ebenfalls  ergebnislos  gewesen.  Sie  hatte  behauptet,  ihn  schon  seit  einer  Woche  nicht  mehr  gesehen  zu  haben.  »Der  Typ  ist  ein  hirnloser  Spieler,  der  kann  mir  gestohlen  bleiben«,  hatte  sie  gefaucht.  »Der  hat  sich  doch  bloß  an  der  verdammten Uni eingeschrieben, um sich in den Kasinos rumtreiben  zu können. Wenn er verschwindet, kann das nur heißen, dass er  Geld gewonnen hat. Und er wird so lange spielen, bis er es wieder  los ist.«  Vor  einer  Stunde  schließlich  hat  Lewis  zum  vierten  Mal  die  Kasinos abgeklappert, die der junge Mann regelmäßig aufsucht, und  erfahren, dass Grady für heute Nacht in diesem Hotel ein Zimmer  gebucht  hat.  Daraufhin  hat  Lewis  sich  ebenfalls  ein  Zimmer genommen. Laut Akte quartiert sich Grady immer im elften Stock  des Century Tower ein, weil er glaubt, dass ihm der Turm Glück  bringt. Also hat Lewis ebenfalls ein Turmzimmer geordert, um an die  Schlüsselkarte für die nach oben führenden Aufzüge zu gelangen.  Lewis sieht auf die Uhr, unterbricht das Spiel am Automaten und  ruft vom Haustelefon aus die Hotelzentrale an.  »Mr Grady hat soeben telefonisch Bescheid gegeben, dass er  heute später kommt«, erklärt ihm eine Frau.  »Wie viel später?«  »Das hat er nicht gesagt.«  »Haben Sie mit ihm gesprochen?«  »Ich kann Ihnen nur das sagen, was ich auf dem Bildschirm sehe«,  erwidert die Frau gekränkt.  Lewis schluckt seinen Unmut herunter, lässt die Schultern wieder  hängen, um keinen Verdacht zu erregen, und schlendert zurück zu  seinem Spiel. Am Automaten neben ihm sitzt jetzt eine weißhaarige  alte Dame in einem Rollstuhl. Sie balanciert einen Plastikbecher mit  Vierteldollarstücken auf ihrem knochigen Schoß.  Sie lächelt ihn an. »Wie aufregend es hier ist!«  Er gibt ihr keine Antwort. So kann sie sich später weniger deutlich  an  ihn  erinnern.  Er  muss  an  seinen  letzten  Besuch  bei  seinem  Mentor denken, im August, und fühlt sich zurückversetzt an jenen  ruhigen, schönen Ort. Sie hatten Orangensaft in einem angenehm  kühlen grünen Garten getrunken. Der riesige Rasen war umgeben  von in Nebel gehüllten Eichen. Das Rauschen des nahe gelegenen  Meeres vermischte sich mit den Schreien kreisender Seeschwalben,  während der Mentor und sein Adlatus auf neunhundert Jahre alten  Steinbänken saßen. Alles um sie herum, der private Wald, die grün  bewachsenen  Berge  und  das  weitläufige  Haus  jenseits  des  Skulpturengartens, war solide, freundlich und alt.  »Robert  Grady  ist  einer  von  mehreren  Leuten,  denen  du  hoffentlich in Amerika einen Besuch abstatten wirst«, hatte Lewis'  Mentor gesagt und den Auftrag wie üblich als Bitte formuliert. Lewis' Gedanken kehren zurück zu seinem letzten Mord, drei  Wochen nach dem Gespräch. Er war nach Washington geflogen,  hatte ein Auto gekauft und war über die Interstate 95 und den  Taconic Parkway durch die Hügel von Berkshire nach Massachusetts  in das Städtchen Becket gefahren. Dort hatte er das einzeln an einer  unbefestigten Straße gelegene Haus eines neunundfünfzigjährigen  Kajakbauers ausfindig gemacht und durch eine nicht verschlossene  Tür betreten. Dort rechnete offenbar niemand mit Einbrechern. Als  der Mann an einem Freitagabend von dem Jacob's Pillow Dance  Festival nach Hause kam, wo er sich eine Steptanzshow von Savion  Glover angesehen hatte, lauerte Lewis ihm auf und erstach ihn. Bei  dem Auftrag trug er Latexhandschuhe und führte seine Tat mit der  linken Hand aus, um die forensischen Experten in Bezug auf den  Einstichwinkel in die Irre zu führen.  Lewis ist eigentlich Rechtshänder, außer wenn er einen Auftrag  erledigt.  Nach  dem  Mord  durchforstete  er  den  Medizinschrank  nach  Tabletten, entwendete das Bargeld aus der Brieftasche des Mannes  und ließ einen Teil des alten Silberbestecks mitgehen. Anschließend  versenkte er seine Beute in einem tiefen, grünen Baggersee.  »MORDMOTIV RAUB«, titelte die örtliche Tageszeitung Berkshire  Eagle.  Wie  sein  Mentor  sagte:  »Täuschung  bedeutet  Erfolg.  Desinformation ist Täuschung. Du musst immer dafür sorgen, dass  die Amerikaner jemand anderem die Schuld für deine Taten geben.«  »Spätestens um 0 Uhr 14 wird Robert Grady die Reise auf die  andere Seite antreten«, versprach Lewis in Erinnerung an die Worte,  die  sein  Ururgroßvater  nach  dem  Ersten  Weltkrieg  geschrieben  hatte. Worte, die er in einem zerfledderten Buch von 1927 stets im  Reisegepäck  hatte.  »Blut  war  immer  an  unseren  Händen,  dazu  waren wir ja ermächtigt.«  Und in diesem Moment erblickt er endlich Robert Grady.  Der junge Mann kommt auf dem Weg zur Rezeption ganz nahe an ihm vorbei. Auf den ersten Blick wirkt Grady wie ein typischer  unbekümmerter Student. Weißes Hemd mit offenem Kragen, ein  bisschen  zerknittert.  Ausgewaschene  Jeans.  Abgetragene  Sportschuhe und ein Rucksack über der rechten Schulter. Ein junges  Gesicht  mit  einem  ungepflegten  braunen  Bart  und  babyblauen  Augen.  Aber Lewis erspäht auch etwas Rohes unter der jungenhaften  Oberfläche.  Die  Augen  sind  nicht  wirklich  klar  und  unschuldig,  sondern scheinen auf etwas Unsichtbares gerichtet zu sein. Lewis,  der in einer Umgebung voller Verzweiflung aufgewachsen ist, kennt  ihre  Erscheinungsformen:  Bedürftigkeit,  Schrecken,  Besessenheit,  Gier. Diesen Burschen quälen Vorahnungen, Zwanghaftigkeit und  Abhängigkeit vom Zufall.  Lewis  beobachtet,  wie  Bobby  Grady  sich  von  der  Rezeption  abwendet. Aber anstatt nach oben zu gehen, reicht er einem Pagen  seinen Rucksack, zeigt auf den Aufzug und steckt ihm ein Trinkgeld  zu.  Robert Grady hat offenbar noch vor zu spielen.  Lewis  seufzt,  steckt  einen  letzten  Dollar  in  den  Glücksradautomaten und wartet, bis Grady auf dem Weg ins Kasino  an  ihm  vorbeikommt.  Er  drückt  ein  letztes  Mal  auf  den  Knopf,  startet ein neues Spiel und steht dann ruhig auf, um seinem Opfer  zu folgen.  Doch plötzlich spielt der Automat verrückt, veranstaltet einen  Höllenlärm, und die Räder drehen sich wie wild. Alle im Umkreis von  dreißig Metern werden auf Lewis aufmerksam. Pagen, Gäste, Kinder,  eine Prostituierte. Die Sicherheitskameras an der Decke werden die  Szenerie aufzeichnen. Hotelgäste und Neuankömmlinge, die gerade  einchecken,  recken  die  Hälse,  um  etwas  sehen  zu  können.  Der  Glücksradautomat  ist  darauf  programmiert,  bei  den  äußerst  seltenen Gelegenheiten, wo er eine Menge Geld ausspuckt, einen  Radau  zu  machen  wie  die  Luftalarm‐Sirenen  auf  einem  amerikanischen Militärstützpunkt. Der Krach übertönt beinahe die

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