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Bis zum Äußersten-Der Mount Everest und andere Herausforderungen PDF

316 Pages·2016·2.24 MB·German
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Tensing Norgay auf dem Gipfel des Mount Everest, bei seinem ersten Aufstieg mit Edmund Hillary, 29. Mai 1953. DAVID BREASHEARS Bis zum Äußersten Der Mount Everest und andere Herausforderungen Mit einem Vorwort von Jon Krakauer Aus dem Amerikanischen von Bernhard Schmid Scanned by Chicken and Cow Diese digitale Version ist FREEWARE Und nicht für den Verkauf bestimmt. WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN HEYNE SACHBUCH 19/740 Titel der amerikanischen Originalausgabe: HIGH EXPOSURE Erschienen bei Simon & Schuster, New York IMAX® ist ein eingetragenes Warenzeichen der Imax Corporation. Umwelthinweis: Dieses Buch wurde auf chlor- und säurefreiem Papier gedruckt. 2. Auflage Taschenbucherstausgabe 01/2001 Copyright © 1999 by David Breashears Copyright © 1999 der deutschsprachigen Ausgabe by Diana Verlag AG, München und Zürich http://www.heyne.de Printed in Germany 2001 Umschlagillustrationen: Vorderseite: Stone/Brett Baunton, München Rückseite: v.l.n.r.: David Breashears, Sammlung Breashears, S. Peter Lewis Umschlaggestaltung: Hauptmann und Kampa Werbeagentur; CH-Zug Lithographie: RMO, München Satz: Filmsatz Schröter, München Druck und Verarbeitung: Ebner Ulm ISBN 3-453-18092-5 Für meine Mutter und meine Gefährten am Everest 1996 Robert, Ed, Araceli, Sumiyo, Wongchu, Jangbu, Paula, Liz, Audrey und Brad einzigartig und nicht unterzukriegen, wie sie sind Ein wenig Gelehrsamkeit ist eine gefährliche Sache. Schöpfet tief oder kostet die pierische Quelle gar nicht. Züge oben ab, berauschen das Gehirn; Ein tiefer Zug macht wieder nüchtern. Alexander Pope, 1711 VORWORT FÜR DIE ÖFFENTLICHKEIT ist David Breashears in erster Linie ein außergewöhnlich couragierter Filmemacher: der Mann, der die spektakulären IMAX®-Aufnahmen vom Gipfel des Mount Everest mitgebracht hat. Andere verbinden seinen Namen hauptsächlich mit Red Flag Over Tibet, dem beunruhigenden Dokumentarfilm über die Heimat des Buddhismus unter chinesischer Besatzung, den er für die PBS-Serie Frontline gedreht und der ihm einen »Emmy« eingebracht hat. Eine Hand voll von Hollywood-Insidern rühmt ihn überdies als den Kamera- Guerillero, der mit einer heimlich nach Tibet geschmuggelten 35-mm- Arriflex die Szenen gefilmt hat, die dem großen Hollywoodepos Sieben Jahre in Tibet das entscheidende Maß an Authentizität verliehen. Der Ruf, den Breashears sich mit seiner Arbeit beim Film geschaffen hat, ist gewiss verdient. Aber für eine kleine und maßlos idealistische Gemeinschaft von Kletterern, die in den 70er Jahren in Colorado zu Hause war (einer Gemeinschaft, der er ebenso wie ich angehörte), hat seine bemerkenswerteste Leistung nichts mit Filmemachen zu tun. Einige von uns waren und sind bis heute der Ansicht, dass der Augenblick, der Breashears definierte, die Eröffnung einer kaum bekannten Kletterroute namens Perilous Journey an einem Felsen in den Ausläufern der Rocky Mountains bei Boulder in Colorado gewesen ist. Der großformatige Everest-Film, der »Emmy«, seine vier Expeditionen auf den 8848 Meter hohen Gipfel des Everest – das alles verblasst im Vergleich mit seiner Erstbesteigung jenes unbekannten Felsblocks, der bis zum Gipfel gerade mal dreißig Meter misst. Will man David Breashears verstehen, will man wirklich dahinter kommen, was ihn antreibt, dann muss man mehr über Perilous Journey erfahren. Die bewaldeten Hügel im Süden und Westen von Boulder, Colorado, strotzen nur so vor schroffen Felszacken, die seit langem schon Kletterer aus der ganzen Welt anziehen. Im Juli 1975 verrannte sich Breashears – damals ein besessener Kletterer von neunzehn Jahren auf der Suche nach einer angemessenen Herausforderung – in die Idee, als Erster eine neue Route auf einen dieser Felsen zu gehen. Die Route, die er sah, beschreibt eine Linie über eine strukturlose Sandsteinplatte, die dem beiläufigen Betrachter viel zu steil und glatt zum Durchsteigen scheint. Nach sorgfältigem Studium der geologischen Eigenheiten der Wand kam Breashears jedoch zu der Überzeugung, dass die vertikale Fläche über genügend Makel verfügte, um eine Begehung zumindest theoretisch zu ermöglichen: Feldspatkristalle, münzgroße Knubbel und winzige Warzen aus Konglomerat. Die Route war offensichtlich, falls überhaupt zu begehen, über die Maßen, ja bis an die Grenzen des damals physisch Machbaren schwierig. Es war außerdem klar, dass das Fehlen jeglicher tieferer Risse selbst das Legen kleinster Klemmkeile ausschloss, mit denen sich der Weg über den schwierigsten Teil hätte sichern lassen. Verlor er an den winzigen Angriffspunkten für Finger oder Zehen den Halt, würde er in die Reihe schartiger Blöcke am Fuß der Wand stürzen. Ganz zufällig ist die breite Leiste, die den Gipfel der Perilous Journey markiert, auch über einen Routineaufstieg durch eine rissige Wand gleich nebenan zu erreichen. Es wäre also für Breashears ein Leichtes gewesen, sich vor dem Begehungsversuch vom Gipfel her über die Wand abzuseilen, die Griffe durch ein Seil gesichert einzustudieren und mit dem Bohrer eine Reihe von Spreizkeilhaken zu setzen, die die Besteigung völlig ungefährlich gemacht hätten. Aber den ungeschriebe- nen ethischen Grundsätzen der Klettersubkultur zufolge war die Praxis des Vorbohrens am Seil ein ebenso schändlicher Betrug wie die Entschlüsselung der Geheimnisse einer solchen Route vom Fixseil aus. Der Sinn einer Route wie Perilous Journey bestand ja gerade darin, zu sehen, aus welchem Holz man geschnitzt war, nicht nur in Hinsicht auf die physische Herausforderung, sondern auch auf Urteilsvermögen und Mut. Dass es keinen Spielraum für Fehler gab, erhöhte den Ruhm, bereitete aber keine Kopfschmerzen. Gern stellten wir uns in unserem egozentrischen jugendlichen Eifer vor, dass gerade die wirklich ernsten Risiken das Klettern von den niederen Beschäftigungen (Breitensportarten oder Arbeit) unterschied. Kein Kletterer in Boulder glaubte leidenschaftlicher an dieses gnadenlose Stammesethos als David Breashears. Am Tag der Entscheidung bahnte er sich (wie er hier auf Seite 83-85 erzählt) im Morgengrauen einen Weg durchs Unterholz an den Fuß der Wand. Mit von der Partie war Steve Mammen, ein Freund, der sich bereit erklärt hatte, als Sicherungsmann mitzugehen. Der Morgen roch nach Pinien und Wacholder. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Breashears schnürte die schmerzhaft engen Kletterschuhe, seilte sich über den Hüftgurt an und stippte die Finger in den Magnesiabeutel. Dann trat er an die Wand und legte die Hände an den ziegelroten Sandstein. Fast sofort nach dem Start wurde der Aufstieg höllisch schwer. Die Fingerspitzen an linsengroße Griffe gekrallt, balancierte Breashears sich kraftvoll nach oben. Langsam, mit Sorgfalt und Vorsicht den Schwerpunkt von einem winzigen Halt zum nächsten verlagernd, dechiffrierte er Zentimeter für Zentimeter die Vertei- digungsmechanismen dieser Wand. Obwohl die physische Belastung von Fingern und Unterarmen schier überwältigend war, bewahrte er sowohl Haltung als auch die geradezu meditative Konzentration; nichts verriet die gewaltige Anstrengung, die nötig war, um sich am Fels überhaupt festzuhalten, ganz zu schweigen davon, nach oben zu kommen. Sieben Meter über dem Boden, in der Mitte eines bauchigen Überhangs, erreichte Breashears den ersten richtigen Halt: einen nicht sehr tiefen Winkelriss, der weit genug war, um ihn mit beiden Händen zu greifen. Dieser Halt bot ihm außerdem die erste Möglichkeit, eine Sicherung zu platzieren. Es gelang ihm, einen Klemmkeil im Riss zu verkeilen, an den ein Karabiner kam und in diesen das Seil. Für den Fall, dass er stürzte, würde der Klemmkeil fast todsicher aus dem Fels gepflückt wie eine Beere vom Strauch, aber wie Breashears sich erinnert, war es »merkwürdig beruhigend, das Seil durch diese einzelne und sinnlose Sicherung rutschen zu sehen«. Sofort nach dem Riss wurde es wieder schwierig, und das blieb es auch auf weiteren sieben Metern, kaum dass ihm eine Verschnaufpause gegönnt war. Dann stieß er, ganz unerwartet, auf eine kantige Leiste, deren Stärke etwa dem Rücken eines dünnen Buches entsprach. Als er sich an dieser relativ sicheren Stelle hochzog, hatte er Grund zur Annah- me, er hätte die schlimmsten Prüfungen des Aufstiegs geschafft. Die Leiste ragte kaum mehr als drei Finger breit aus der Wand, die sich jedoch über der Leiste etwas zurücklehnte, sodass sie nicht mehr ganz vertikal war. Auf der Leiste stehend, die Brust fest gegen den Fels gedrückt, konnte er sogar beide Hände hängen lassen und gönnte so seinen Armen die nach zwanzig Minuten pausenloser schwerer Belastung so dringend benötigte Rast. Es kam noch besser: Über seinem Kopf hatte der Sandstein eine Reihe von Löchern wie ein Schweizer Käse, die mit bis zu anderthalb Zentimeter Durchmesser groß genug schienen, um sich greifen zu lassen. Perilous Journey schien ein Fait accompli. Als Breashears jedoch nach oben griff und die unterste der Pockennarben ertastete, musste er zu seiner Bestürzung feststellen, dass diese weit glatter und längst nicht so tief war, wie es von unten den Anschein gehabt hatte. Er griff höher und höher, aber nicht eine der Mulden bot seinen Händen genügend Halt, um ihr sein Leben anzuvertrauen. Er befand sich vier Stockwerke hoch über dem Boden. Der Ernst der Lage verdoppelte seine Konzentration. Eine gründlichere Untersuchung der Wand über ihm erbrachte schließlich eine Pustel von der Größe eines Geleebonbons, um die sich zwei Fingerspitzen legen ließen. Mit einem kitzligen Diagonalgriff mit der rechten Hand hoch über die linke Schulter bekam er das Geleebonbon zu fassen, zog den Körper nach oben und streckte sich dann so weit nach links, wie es nur ging. Er schmierte die Sohlen seiner Kletterschuhe in einen so gut wie strukturlosen Flecken Sandstein, verlagerte das Gewicht auf den linken Fuß und bekam so eine kleine Kelle zu fassen, die etwas tiefer als die anderen Narben war und an der Unterkante einen winzigen Grat hatte, in den sich die schwielige Kuppe eines Fingers verkrallen ließ. Einen knappen halben Meter über diesem kläglichen Griff befand sich eine brauchbare Leiste. Sein Leben den Kuppen zweier Finger der linken Hand anvertrauend, spannte er sich mit allem, was er in sich hatte, stieß mit der Rechten nach der Leiste über ihm und legte die Pranke mit sicherem Griff um deren beruhigende Konturen. Ein Blick nach oben zeigte ihm, dass der Rest der Route über Riefen verfügte, die tief genug waren, um Halt zu bieten. Wenige Minuten später hatte er triumphierend den Gipfel der Perilous Journey erreicht. Es war ein visionärer Aufstieg, eine der kühnsten Leistungen in den Annalen der nordamerikanischen Kletterei, und die stilistische Ausführung war tadellos. Es gab noch eine Hand voll anderer Routen von vergleichbarer Schwierigkeit, aber selten, falls überhaupt, hatte ein Kletterer so extreme Schwierigkeiten unter lebensgefährlichen Umstän- den in Kauf genommen. Und dennoch überraschte es niemanden, dass danach nicht ein einziger Journalist Breashears' Interview wollte. Nicht eine Zeitung erwähnte Perilous Journey. Er erhielt weder einen Lohn noch eine formale Anerkennung irgendeiner Art. Aber die Nachricht seiner Leistung verbreitete sich allmählich per Buschtelegraf in der Kletterszene. Von Yosemite über die Tetons bis in die New Yorker

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