Roland Behrens Biomechanische Grenzwerte für die sichere Mensch-Roboter- Kollaboration Biomechanische Grenzwerte für die sichere Mensch-Roboter-Kollaboration Roland Behrens Biomechanische Grenzwerte für die sichere Mensch-Roboter- Kollaboration Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. techn. Robert Elkmann Roland Behrens Fraunhofer IFF Geschäftsfeld Robotersysteme Magdeburg, Deutschland Dissertation TU Ilmenau, 2018 ISBN 978-3-658-26995-1 ISBN 978-3-658-26996-8 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-26996-8 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Vieweg © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. 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Springer Vieweg ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Geleitwort Die Leitung einer Abteilung an einem Fraunhofer-Institut ist mit vielfältigen und sehr interessanten Aufgaben verbunden. Neben der strategischen Aufstellung und der Setzung von Forschungsschwerpunk- ten steht auch die Personalführung und -entwicklung im Vordergrund der Aufgaben. Es ist sehr spannend zu beobachten, wie sich Personen mit ihren Aufgaben entwickeln und Herausforderungen diese Personen prägen. Im Falle von Roland Behrens hat es mir besondere Freu- de bereitet, seine persönliche und fachliche Entwicklung über Jahre hinweg begleiten zu können. Nach der Entscheidung im Jahr 2012, umfangreiche Probandenversuche zu initiieren und durchzuführen, um biomechanische Belastungswerte für eine sichere Mensch-Roboter- Kollaboration in einem weltweit einmaligen Umfang zu ermitteln, hat er sich dieser Aufgabe angenommen und mit beispiellosem Engage- ment, Kreativität und Sachwissen umgesetzt. Die Dissertation von Herrn Behrens behandelt ein sehr grundlagen- orientiertes Forschungsthema mit großem Praxisbezug und Nutzen für alle, die sich mit Robotik und Mensch-Roboter-Kollaboration be- schäftigenbzw.RoboterapplikationenplanenoderfürdieRisikobewer- tung solcher verantwortlich sind. Die Mensch-Roboter-Kollaboration betrachtet den Fall, dass beim Einsatz eines Roboters auch Men- schen berührt werden können. Dabei muss sichergestellt sein, dass der Mensch nicht zu Schaden kommt. Das Ziel der Dissertation von Herrn Behrens ist ein wissenschaftlich neuartiger und vom Studienum- fang einzigartiger Vorstoß, um die Belastungsgrenzen in der Mensch- Roboter-Kollaboration für die internationale Normung zu ermitteln, den Kenntnisstand in Wissenschaft und Technik fortzuschreiben und dabei zukünftige Handlungs- und Forschungsbedarfe aufzuzeigen. VI Geleitwort Die Dissertation von Herrn Behrens zeichnet sich einerseits dadurch aus, dass sie eine Vielzahl sehr anspruchsvoller Forschungsthemen umfassend behandelt, und anderseits durch die Vollständigkeit und dem effizienten Zusammenführen der Forschungsthemen. Im Ergebnis liegen wissenschaftlich fundierte biomechanische Belastungsgrenzen vor, die im weltweiten Maßstab eine Alleinstellung und Einzigartigkeit aufweisen. Sie ermöglichen es allen Robotikern erstmalig, sichere Ro- boterapplikationen ohne trennende Schutzeinrichtungen umzusetzen. Magdeburg, im April 2019 Norbert Elkmann Vorwort Die vorliegende Arbeit entstand in den Jahren 2012 bis 2017. Ihr ging ein intensiver Diskurs über Grenzwerte für sichere Mensch-Roboter- Interaktionen voraus. Er mündete in der Einsicht, dass der damalige wissenschaftliche Kenntnisstand nicht ausreicht, um zweckmäßige Grenzwerte für die internationale Normung festzulegen. Diese Situati- on veranlasste am 27. April 2012 meinen Chef Prof. Elkmann dazu, am Fraunhofer IFF eine Probandenstudie zu initiieren, aus der die gesuchten Grenzwerte hervorgehen sollten. Aus früheren Projekten verfügte das Fraunhofer IFF bereits über eine geeignete Versuchsein- richtung. Nach einer intensiven Vorbereitungsphase konnten wir mit denerstenProbandenversuchenbeginnen.UnsereAktivitätenweckten schnelldasInteressederFirmenDaimlerundKUKA,diesichdankens- werterweise bereiterklärten, uns zu unterstützen. Hierdurch konnten wir die Versuchsinhalte und unsere Methodik weiterentwickeln. Es folgten weitere Studien im Auftrag der Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM) sowie der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Diese Entwicklung bot uns einen idealen Rahmen, um den wissenschaftlichen Kenntnisstand fortzuschreiben. Ich war von Beginn an mit der Planung und Ausführung der Stu- dien beauftragt. Als graduierter Ingenieur musste ich mir das dazu notwendige medizinische Fachwissen selbst aneignen. Eine intensive Literaturrecherche und Konsultationen mit Ärzten halfen mir dabei und weckten mein Interesse an der Verletzungs-Biomechanik. Der Vorbereitung folgten viele Stunden im Labor, unzählige Versuche und eine anspruchsvolle Datenauswertung. All das wäre nicht ohne die Hilfe meiner Unterstützer möglich gewesen. Ich möchte mich daher bei den Studienträgern für ihr Engagement bedanken, bei meinen Kol- legen am Fraunhofer IFF und unseren Partnern an der Magdeburger VIII Vorwort Universitätsklinik, die mir bei der Organisation und Durchführung der Probandenversuche halfen, bei Prof. Elkmann, der den Anstoß zu allem gab, sich in höchstem Maße für gute Rahmenbedingungen einsetzte und mir stets hilfreich zur Seite stand, und bei meinem Betreuer Prof. Witte, der mich mit väterlicher Fürsorge und guten Ratschlägen besonnen durch die Promotion geleitete. Einen besonde- renDankrichteichanmeineFamilieundFreunde,diemichdurchihre Zuversicht stets aufs Neue motivierten, und an meine Liebe Katja, die immer an mich glaubte, mich unterstützte und mit liebevoller Geduld auf unzählige gemeinsame Stunden verzichtete. Magdeburg, im Mai 2019 Roland Behrens Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 1.1 Einführung in die Mensch-Roboter-Kollaboration . . . 2 1.1.1 Interaktionsformen . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.1.2 Gefahren und Sicherheitsprinzipien . . . . . . . 4 1.2 Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2 Kenntnisstand zu biomechanischen Grenzwerten 11 2.1 Begriffe und Definitionen . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.2 Beanspruchungsgrenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 2.2.1 Schwereskalen und -kodierungen . . . . . . . . 16 2.2.2 Studien zu Beanspruchungsformen . . . . . . . 19 2.2.3 Beanspruchungsgrenzen in der technischen Re- gelsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 2.3 Belastungswerte und -grenzen . . . . . . . . . . . . . . 23 2.3.1 Physikalische Größen einer Stoßbelastung . . . 24 2.3.2 Erarbeitungsmethoden . . . . . . . . . . . . . . 28 2.3.3 Biomechanische Belastungswerte aus der wis- senschaftlichen Forschung . . . . . . . . . . . . 36 2.3.4 Belastungsgrenzen aus der technischen Regel- setzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 2.4 Beanspruchungskriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 2.4.1 Grenzwertkriterium . . . . . . . . . . . . . . . 49 2.4.2 Kinematische Kriterien . . . . . . . . . . . . . 49 2.4.3 Kinetische Kriterien . . . . . . . . . . . . . . . 51 2.5 Verwendung von Belastungsgrenzen in der Robotik . . 53 2.5.1 Sicherheitsgerechte Konstruktion und Steuerung 54 2.5.2 Modellbasierte Sicherheitsprüfung . . . . . . . 54 2.5.3 Messtechnische Sicherheitsprüfung . . . . . . . 55 X Inhaltsverzeichnis 3 Präzisierung der Zielstellung 57 3.1 Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 3.1.1 Gesellschaftliche Anforderungen. . . . . . . . . 57 3.1.2 Wissenschaftliche Anforderungen . . . . . . . . 58 3.1.3 Zweckbezogene Anforderungen . . . . . . . . . 59 3.2 Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 4 Hergang und Wirkung von Stoßbelastungen 63 4.1 Aufbau und Eigenschaften von Körpergewebe . . . . . 64 4.1.1 Anatomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 4.1.2 Biomechanische Eigenschaften . . . . . . . . . 71 4.2 Leichte Beanspruchungen . . . . . . . . . . . . . . . . 76 4.2.1 Schmerz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 4.2.2 Leichte Verletzung . . . . . . . . . . . . . . . . 80 4.3 Mechanische Betrachtung des Stoßes . . . . . . . . . . 85 4.3.1 Ideal-elastischer Stoß . . . . . . . . . . . . . . . 85 4.3.2 Besonderheiten bei einem Mehrkörpersystem . 90 4.3.3 Visko-elastischer Stoß . . . . . . . . . . . . . . 94 5 Protokoll zur Durchführung einer Probandenstudie 105 5.1 Rahmenbedingungen und Inhalte . . . . . . . . . . . . 106 5.1.1 Einbeziehung medizinischer Expertise . . . . . 106 5.1.2 Festlegung der Beanspruchungsziele . . . . . . 107 5.1.3 Probanden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 5.1.4 Festlegung der Körperstellen . . . . . . . . . . 110 5.1.5 Lastparameter und Basisgrößen . . . . . . . . . 112 5.2 Apparatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 5.2.1 Wahl der Erarbeitungsmethode . . . . . . . . . 115 5.2.2 Stoßpendel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 5.2.3 Messmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 5.2.4 Dokumentationsmittel . . . . . . . . . . . . . . 129 5.2.5 Weitere Hilfsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . 130 5.3 Abläufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 5.3.1 Kenngrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 5.3.2 Versuchsplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . 134