Bildungsinvestitionen und bildungspoliti- sche Maßnahmen im Spannungsfeld von Gerechtigkeit und Effi zienz Anna Makles Bildungsinvestitionen und bildungspolitische Maßnahmen im Span- nungsfeld von Gerech- tigkeit und Effi zienz Eine empirische Analyse der Chancengerechtigkeit unter Verwendung amtlicher Statistiken und Sekundärdaten Anna Makles Wuppertal, Deutschland Dissertation Bergische Universität Wuppertal, 2013 ISBN 978-3-658-04848-8 ISBN 978-3-658-04849-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-04849-5 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio- nalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar. Springer Gabler © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu- stimmung des Verlags. 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Geleitwort Fru¨heBildungsinvestitionenundChancengerechtigkeitsindSchwerpunktederinternatio- nalen Bildungsforschung und markieren ganz besondere Herausforderungen fu¨r die Bil- dungspolitik.AuchinDeutschland,wofru¨hkindlicheBildungalsStufedesBildungspro- zessesbislangeherwenigAufmerksamkeitgenoss,findeteinUmdenkenstatt.DerKinder- gartenwirdimmerwenigeralsreineBetreuungseinrichtunggesehen-obgleichdieBetreu- ungsfunktion in der politischen Diskussion immer noch ein großes Gewicht hat. Kinder- g¨artenundKindertagesst¨attenwerdenjedochzunehmendauchalsBildungseinrichtungen wahrgenommen.NebendervorschulischenPhaseistdieGrundschule,anderenEndedie KinderineinemmehrgliedrigenSchulsystemaufweiterfu¨hrendeSchulenempfohlenwer- den,inderDiskussionumgerechteBildungschancenzentral.HierwerdendieWeichenfu¨r den sp¨ateren Bildungs- und Erwerbsweg gestellt. Daher ist die st¨arkere Fokussierung in der bildungs¨okonomischen Forschung auf die fru¨hen Phasen des Bildungserwerbs gerade unterdemAspektderChancengerechtigkeitgeboten. Der starken Abh¨angigkeit von Bildungserfolg und sozialer Herkunft in Deutschland kannnurentgegengewirktwerden,wennauchKindernausbenachteiligtenSchichtenschon fru¨heineF¨orderungzukommt.DabeisindvieleAspektezuberu¨cksichtigenundesistzu bedenken,dassknappefinanzielleRessourcenm¨oglichstproduktiveingesetztwerdensoll- ten.DieVerbindungderThemendeseffizientenEinsatzesknapperfinanziellerMittelund derChancengerechtigkeitvonKindernausallensozialenSchichtendarfkeinTabuthema sein,sondernistwissenschaftlichzuanalysieren. Anna Makles n¨ahert sich den angesprochenen Fragen in ihrer Dissertationsschrift in dreiempirischenStudien.DieFokussierungderArbeitliegtmitdemKindergartenundder Grundschule auf den fru¨hen Stufen des Bildungserwerbs. Anna Makles spricht wichtige FelderdesBildungssystemsan:dievorschulischeBildung-alseinederwichtigstenPha- sen des Bildungserwerbs - und im Bereich der Primarstufe die Themen Segregation und Schulwahl sowie Fragen einer bedarfsgerechten Bildungsfinanzierung. Allen Themen ist gemeinsam,dassgroßerForschungsbedarfbestehtunddasssienichtnurfu¨rdiebildungs- ¨okonomischeForschung,sondernauchfu¨rdieNachbardisziplinensowiefu¨rdieBildungs- undSozialpolitikvongroßerRelevanzsind. Neben den inhaltlichen Fragestellungen zur Wirkung des Kindergartens auf die Ent- wicklung von Kompetenzen, zur Wirkung der freien Schulwahl auf die Segregation in Grundschulen und zur bedarfsgerechten Bildungsfinanzierung ist ein weiterer wichtiger Beitrag der Dissertation die Verwendung administrativer Daten. Die Verwendung dieser Datenquellen geh¨ort in Deutschland in der bildungs¨okonomischen Forschung noch nicht zumStandard.Diesliegtunteranderemdaran,dassdieQualit¨atadministrativerDaten nichtimmersogutistwieinanderenL¨andern.FrauMakleszeigtinihrerDissertationje- VIII doch,welcheDatenquellenexistierenundwiesieinderbildungs¨okonomischenForschung gezielteingesetztwerdenk¨onnen. GerechtigkeitundEffizienzsinddieZiele,andenensichBildungspolitikmessenlassen muss.InunserermodernenGesellschaftgibtesnachwievorBev¨olkerungsgruppen,denen eine angemessene Teilhabe an Bildung nicht zuteilwird. Diese Problematik ist nicht nur aufindividuellerEbenerelevant,sondernauchvonhohergesellschaftlicherBedeutung.Als MinimalforderungandieBildungspolitiksolltedahereinBildungssystemstehen,dasden gesellschaftlichenAnspru¨chenandieBildungsgerechtigkeitgerechtwirdunddiegesetzten Ziele beieffizienter Verwendung der Mittel erreicht. Die vorliegende Arbeit ist ein wich- tigerundinnovativerBeitragzurwissenschaftlichenAuseinandersetzungmitdr¨angenden FragenvonGerechtigkeitundEffizienzimBildungswesen. Wuppertal,imNovember2013 Prof.Dr.KerstinSchneider Prof.Dr.GerhardArminger Vorwort Die vorliegende Arbeit ist im Sommersemester 2013 am Fachbereich Wirtschaftswissen- schaft-SchumpeterSchoolofBusinessandEconomicsderBergischenUniversit¨atWup- pertal als Dissertation angenommen worden und entstand im Rahmen meiner T¨atigkeit alswissenschaftlicheMitarbeiterinamLehrstuhlfu¨rSteuerlehreundFinanzwissenschaft, amLehrstuhlfu¨rWirtschaftsstatistiksowiemeinerProjektt¨atigkeitamZentrumfu¨rBil- dungsforschungundLehrerbildung(jetzt:Institutfu¨rBildungsforschunginderSchoolof Education)derBergischenUniversit¨at. In dieser Arbeit werden drei Forschungsfragen untersucht, die auch unabh¨angig vonein- ander gelesen werden k¨onnen. Einzelne Kapitel oder Abschnitte aus Kapiteln wurden auf nationalen und internationalen Konferenzen vorgestellt und konnten bereits vorab als Arbeitspapiere, Forschungsberichte oder Publikationen, zum Teil in verku¨rzter Form oder mit anderen Schwerpunkten, ver¨offentlicht werden. So entstand Kapitel 3 maßgeb- lich aus dem Forschungsprojekt Evaluation der Junior Uni Wuppertal und dort konnte imRahmenderVer¨offentlichungdesgleichnamigenForschungsberichtesvonKapitel2der vorliegendenArbeitprofitiertwerden.Kapitel4konntebereitsinunterschiedlicherForm vorabpubliziertwerden,unteranderemalsSchumpeterDiscussionPaperunterdemTitel Segregation in primary schools - Do school districts really matter? Evidence from policy reforms. Die Idee fu¨r Kapitel 5 entstand aus einem fru¨heren regional angelegten Pilot- projekt zur gewichteten Schulfinanzierung, an dem verschiedene Institutionen aus dem BereichderBildungsforschungundStatistikbeteiligtwaren. DieBearbeitungallerForschungsfragenw¨arejedochohnedieUnterstu¨tzungvielerPer- sonennichtm¨oglichgewesen.Zun¨achstm¨ochteichmichdaherbeimeinenDoktoreltern, Frau Prof. Dr. Kerstin Schneider und Herrn Prof. Dr. Gerhard Arminger, von ganzem Herzenbedanken.Siebeidehabenfu¨rdasrichtigeMaßanForschungsfreiheit,F¨orderung und Forderung gesorgt, welches die zentrale Voraussetzung fu¨r die Entwicklung und er- folgreiche Bearbeitung dieser Forschungsfragenwar. Beidendanke ich fu¨r die hilfreichen AnmerkungenundAnregungensowiedieunbedingteUnterstu¨tzung.Danebenm¨ochteich mich bei Herrn Prof. em. Dr. Horst Weishaupt bedanken. Er hat mich in mein erstes praktischesForschungsprojektimBereichBildung gebrachtundsomitmeinInteressean diesemThemengebietgest¨arkt.DemDekandesFachbereichs,Prof.Dr.MichaelFallgatter sowiedenHerrenProf.Dr.HendrikJu¨rgesundProf.Dr.J¨org-PeterSchr¨aplerdankeich fu¨rdiekritischeundangeregteDiskussionimRahmenmeinerDisputation. Fu¨r die finanzielle Unterstu¨tzung bei der Bearbeitung der Fragestellung im fu¨nften Kapitel m¨ochte ich mich beim Bundesministerium fu¨r Bildung und Forschung (F¨order- kennung 01JG0927) bedanken. Dank der finanziellen Unterstu¨tzung durch die Stiftung X Mercator (F¨orderkennung 10-143) konnte die Fragestellung des dritten Kapitels unter- sucht werden. Nicht unerw¨ahnt bleiben du¨rfen in diesem Zusammenhang auch die zahl- reichenUnterstu¨tzerindenL¨andernundKommunen,beidenenichmichebenfallsherz- lichbedankenm¨ochte.Namentlichm¨ochteichHerrnDr.GerdJungblutundHerrnJens Fischer-Kottenstede(ehemalsHessischesKultusministerium(HKM))fu¨rdasInteressean meinen Untersuchungen, ihre Unterstu¨tzung und die Datenbereitstellung danken. Herrn Klaus P¨oppelbaum (IT.NRW) m¨ochte ich ebenfalls fu¨r die Zusammenstellung der Da- ten und sein offenes Ohr fu¨r meine Fragen zur Schulstatistik danken. Von der Stadt Wuppertal m¨ochte ich besonders Herrn Oliver Pfumfel (Ressort Statistik und Wahlen) sowie Herrn Dr. J¨org Rieger und Frau Dr. Michaela Sch¨onh¨arl-M¨onks (Gesundheitsamt undKinder-undJungend¨arztlicherDienst)danken.Bedankenm¨ochteichmichauchbei Herrn Pachl (HKM), Herrn Bu¨dinger (Hessisches Statistisches Landesamt) sowie allen hiernichtgenanntenMitarbeiternderhessischenKommunensowiederStadtWuppertal fu¨rdieBereitstellungderDatenundKartensowieihreUnterstu¨tzung. Zu guter Letzt gilt mein Dank auch den Hilfskr¨aften, die mich in den zahlreichen ProjektenderletztenJahreunterstu¨tzthaben.InsbesonderedankeichFrauBirteDiepers, Frau Christiane Frank und Herrn Marcel Katzmann. Frau Simone Heyen danke ich fu¨r die wertvolle Unterstu¨tzung bei den Lehrveranstaltungen. Meinen Kolleginnen Frau PD Dr. Claudia Neugebauer und Frau Dr. Alexandra Schwarz danke ich fu¨r die manchmal gnadenlosen,aberimmerkonstruktivenAnmerkungenundKorrekturvorschl¨age. Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis XV Tabellenverzeichnis XVII 1 Einleitung 1 2 O¨konomische Perspektive des Bildungserwerbs 7 2.1 EffizienzvonBildungsinvestitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.2 GerechtigkeitvonBildungsinvestitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.3 EmpirischeEvidenzzurEffizienzundGerechtigkeitvonBildungsinvestitio- nenundbildungspolitischenMaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.3.1 EffizienzundChancengleichheitindervorschulischenBildung . . . 14 2.3.2 EffizienzundChancengleichheitinderschulischenBildung . . . . . 16 2.4 BeitragzurEffizienz-undGerechtigkeitsforschungvonBildungsinvestitio- nenundbildungspolitischenMaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 3 Schulf¨ahigkeit in Abh¨angigkeit der Kindergartenbesuchsdauer 23 3.1 Begriffderfru¨hkindlichenBildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 3.2 Bedeutungfru¨hkindlicherBildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 3.3 BeschreibungderDatengrundlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 3.3.1 Schuleingangsuntersuchung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 3.3.2 SoziodemografischeInformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 3.4 DauerdesKindergartenbesuchsundweitereEinflussfaktorenschulrelevan- terKompetenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 3.4.1 DeskriptiveAnalysederKompetenzenbildungsbenachteiligterGrup- pen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 3.4.2 ModellezurErkl¨arungschulrelevanterKompetenzen . . . . . . . . 41 3.5 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 4 Ethnische Segregation in Grundschulen 71 4.1 BegriffderSegregationundderSchulwahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72