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Bildungsferne. Essays und Gespräche. PDF

328 Pages·2020·1.204 MB·German
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.d e v re se r sth g ir llA .se n a h p a iD .0 2 0 2 © th g iryp o C Reichenbach, R. (2020). Bildungsferne : Essays und gespräche zur kritik der pädagogik. Retrieved from http://ebookcentral.proquest.com Created from huberlin-ebooks on 2020-07-20 02:09:56. .d e vre se r sth g ir llA .se n a h p a iD .0 2 0 2 © th g iryp o C Reichenbach, R. (2020). Bildungsferne : Essays und gespräche zur kritik der pädagogik. Retrieved from http://ebookcentral.proquest.com Created from huberlin-ebooks on 2020-07-20 02:09:56. Roland Reichenbach Bildungsferne Essays und Gespräche zur Kritik der Pädagogik Herausgegeben von Rolf Bossart .d e v re se r sth g ir llA .se n a h p a iD .0 2 0 2 © th g iryp o C DIAPHANES Reichenbach, R. (2020). Bildungsferne : Essays und gespräche zur kritik der pädagogik. Retrieved from http://ebookcentral.proquest.com Created from huberlin-ebooks on 2020-07-20 02:09:56. .d e vre se r sth g ir llA 1. Auflage .se © DIAPHANES, Zürich 2020 na ISBN 978-3-0358-0277-1 h p a iD .0 Alle Rechte vorbehalten 2 0 2 © thg Satz und Layout: 2edit, Zürich iryp Druck: Steinmeier, Deiningen o C www.diaphanes.net Reichenbach, R. (2020). Bildungsferne : Essays und gespräche zur kritik der pädagogik. Retrieved from http://ebookcentral.proquest.com Created from huberlin-ebooks on 2020-07-20 02:09:56. Inhalt 7 Rolf Bossart Einleitung: Bildungsferne als Enge und Horizont 17 Über Bildungsferne 33 »Nichts aus sich machen«: Postpolitik und passiver Nihilismus 43 Bildung, Reformation, Kitsch 65 Über Kitsch, Konvention und Nihilismus Gespräch mit Rolf Bossart 71 Strategie und Authentizität in der pädagogischen Interaktion 89 Moralerziehung als Erziehung der Gefühle .d (gemeinsam mit Bruce Maxwell) e vre se r sth 111 Über Lesen und Sprache gir llA Gespräch mit Rolf Bossart .se na 125 In der »Concorde-Falle« h pa Erfolgreiches Scheitern von Bildungsreformen iD .0 2 0 2 © 137 Über Neomanie und die posttheoretische Phase th in der Erziehungswissenschaft g iryp o C 153 Über die Lehrtätigkeit als Inszenierungspraxis Gespräch mit Rolf Bossart Reichenbach, R. (2020). Bildungsferne : Essays und gespräche zur kritik der pädagogik. Retrieved from http://ebookcentral.proquest.com Created from huberlin-ebooks on 2020-07-20 02:09:56. 165 Tabuisierung und Desinteresse Die zwei Seiten der antiessentialistischen Medaille 177 Über Antiessentialismus in der Wissenschaft Gespräch mit Rolf Bossart 191 Der Staat und die Bildung Von Platons antiliberalen Vorstellungen bis zur »pädagogischen Panik« in der aktuellen Bildungspolitik 203 Demokratische Apathie? 215 Das sogenannte träge Wissen und die Kultur der Bildung 235 Der Mensch – ein dilettantisches Subjekt Ein inkompetenztheoretischer Blick auf das vermeintlich eigene Leben 263 Das Verschwinden der Lebensfehler Zur Kritik alltagspsychologischer Kultur .d e vre 281 Erscheinen und Verschwinden des Lehrkörpers se r sth gir llA .se 293 GÜebsepr rMäcehn smcihte Rnoblifl dBuonsgsa urtnd Selbstsorge n a h pa 301 Über den »Herz-Geist« iD .0 Politische Bildung als Herzensbildung 2 0 2 © th g iryp 323 Nachbemerkungen o C 327 Textnachweise Reichenbach, R. (2020). Bildungsferne : Essays und gespräche zur kritik der pädagogik. Retrieved from http://ebookcentral.proquest.com Created from huberlin-ebooks on 2020-07-20 02:09:56. Rolf Bossart Bildungsferne als Enge und Horizont Einleitung »Das Leben des Eros entzündet sich an der Ferne« (Walter Benjamin, Nähe und Ferne, GS Bd. 6, 83) I Es gibt kaum ein gesellschaftliches Problem, bei dem heute keine Korrelation zu mangelnder Bildung hergestellt wird. Bil- dung als wichtigste Ressource und die Forderung nach mehr Bildung gehören zu jenen Allgemeinplätzen öffentlicher Diskurse, die keiner näheren Begründung mehr bedürfen. Aber die Ein- setzung von Bildung und Ausbildung als Allheilmittel gegen gesellschaftlichen Ausschluss individualisiert und ersetzt poli- tische Debatten um Ausgleich und Umverteilung. Die sozio- .d politische Fixierung auf Bildung verstärkt nebst den Bemü- e vre hungen um mehr Chancengerechtigkeit für alle auch die Angst se r sth des Mittelstandes vor sozialem Abstieg und daher den Druck gir llA .se aBuilfd udineg sKkinondejur nukntudr dseirnedn dLaehherrk rzäuftme.i nDdiees Ft oalmgebni vdaelre natk. tuWeellnenn na Bildung zum Gut wird, von dem man sich gar nicht mehr vor- h pa stellen kann, dass man es, selbst wo es mit Nachdruck und iD .0 Nachhilfe angeboten wird, nicht haben will oder kann, dann ist 2 0 2 © das Exklusionsrisiko von sogenannten bildungsfernen Schich- th ten und von Bildungsverweigerern nicht kleiner als früher. g iryp Der pathetisch aufgeladene Bildungsbegriff droht vielmehr als o C zusätzliche Exklusionskeule auf die Bildungsfernen nieder zu sausen. 7 Reichenbach, R. (2020). Bildungsferne : Essays und gespräche zur kritik der pädagogik. Retrieved from http://ebookcentral.proquest.com Created from huberlin-ebooks on 2020-07-20 02:09:56. ROLF BOSSART Das Adjektiv bildungsfern ist, wie Roland Reichenbach im titelgebenden Essay schreibt, eine »rhetorische Diskursvokabel«, die das als diskriminierend empfundene Wort »ungebildet« er - setzen soll. Als Raummetapher suggeriert es eine neutrale Abstufung von Nähe und Ferne zur Bildung, kann sich aber damit ihrer impliziten Moral doch nicht ganz entledigen. Denn »die Frage, wo wir uns im Raum der Werte und Wertungen befinden, ist«, so Reichenbach, »im Unterschied zur Frage nach der räumlichen Orientierung, nicht neutral. Wir können uns ihr gegenüber nicht gleichgültig verhalten […]. Vielmehr ist das, was wir wollen, eine Nähe zu dem, was wir als gut, richtig und wichtig empfinden.« (Das sogenannte träge Wissen und die Kultur der Bildung) Die Absicht, Diskriminierung mit einem neutralisierenden Begriff zu entschärfen, misslingt daher nicht, weil die Veränderung der Sprache prinzipiell nichts bewirken könnte – wie es die Grundsatzkritik an der Political Correctness gerne hätte –, sondern weil gleichzeitig der Bildungsbegriff als »Das Gute« schlechthin eine absolute Wertsteigerung erfährt und dadurch ungewollt gesellschaftliche Schließungsprozesse einleitet – über teure Zertifizierungsverfahren, über erweiterte Weiterbildungs- und Kontrollstandards, über private Zusatz- .d anbieter, deren Abschlüsse einen immer höheren Stellenwert e vre bekommen, usw. se r sth In diesem Zusammenhang erweist sich die enge Bindung gir llA .se detews aG ienr edcehnt iBgkilediutsnbgesg- ruifnfsd aGne nddener Bdiesgkruifrfs edne rü Cbhera ndciee nC,h waniec esnie- na gleichheit geknüpft wurde, als problematisch. Wenn Gerech- h pa tigkeit sich nicht mehr an realen Gütern misst, sondern nur iD .0 an Chancen und Potenzialen, bleibt für die, die ihre Chance 2 0 2 © nicht nutzen konnten, nichts übrig. Sind sie doch nicht ein- th mal mehr Opfer einer ungerechten Welt, sondern einfach nur g iryp Verlierer. Besonders schlimm ist es für jene, denen nachgewie- o C sen oder unterstellt werden kann, dass sie eine Chance durch Eigenverschulden nicht genutzt haben. Sie tragen die ganze Schuld einer sich frei von aller Moral wähnenden Leistungsge- 8 Reichenbach, R. (2020). Bildungsferne : Essays und gespräche zur kritik der pädagogik. Retrieved from http://ebookcentral.proquest.com Created from huberlin-ebooks on 2020-07-20 02:09:56. BILDUNGSFERNE ALS ENGE UND HORIZONT sellschaft. Ganz abgesehen davon, dass die Möglichkeiten der Schule, gesellschaftliche Ungleichheiten zu beseitigen, doch eher gering sind. Aber die Menschen sind auch meist kompliziertere Wesen, als es die Bildungskonzepte und Förderpläne vorsehen. So wie dem Ausschluss durch andere ein Wille zur Selbstinklusion ent- gegenstehen kann, so kann umgekehrt auch der institutiona- lisierte Versuch der Fremdinklusion mit dem Bestreben nach Selbstausschluss kontrastieren. Oder es kann auf Fremdexklu- sion mit Selbstexklusion geantwortet werden. Und wenn es auch richtig ist, einen grundsätzlichen Inklusionswunsch bei den meisten Menschen zu unterstellen, wäre es doch verfehlt, in den Praktiken der Selbstexklusion nur Zwang und Leid zu vermuten. Vor allem wenn man die gängigen, viele überfor- dernden Inklusionsangebote oder die manchmal eher drohen- den denn ermutigenden Aufrufe zum »Lebenslangen Lernen« kritisch dagegenhält. Der »Spass am Widerstand« – um einen soziologischen Klas- siker von Paul Willis aus den 70er-Jahren zu zitieren – scheint unter diesen Bedingungen einen schweren Stand zu haben. Die Bildungsverweigerer der Working Class von Birmingham .d zeichnete in Willis berühmter Studie noch ein starkes positi- e vre ves Klassenbewusstsein aus. In den vielen autobiographischen se r sth Emanzipationserzählungen der letzten Jahrzehnte, in denen gir llA .se dbiees cBherfierebieunn gw airuds, duennt ebrleieengtg tdenie sVees rhKälaltsnsiesnsebne wduusrscths eBinil daubnegr na einem fundamentalen Wandel. Die bildungsferne Herkunft h pa wird darin nur retrospektiv aus der Distanz einer erfolgreich iD .0 durchlaufenen Bildungslaufbahn positiv besetzt, gleichsam als 2 0 2 © Kainsmal, das die alte Scham nur unter dem Vorzeichen der th empfangenen Gnade zeigen will. g iryp Und das bedeutet einerseits, dass Bildung etwas Großartiges o C ist. Beispielsweise berichtet James Baldwin im Buch »Von dieser Welt« von einer furchterregenden Schulleiterin, die ihn als ganz kleinen Knirps wegen ein paar korrekt an die Tafel g emalter 9 Reichenbach, R. (2020). Bildungsferne : Essays und gespräche zur kritik der pädagogik. Retrieved from http://ebookcentral.proquest.com Created from huberlin-ebooks on 2020-07-20 02:09:56. ROLF BOSSART Buchstaben als klugen Jungen bezeichnet hatte, worauf er eine große innere Kraft verspürt habe und die Gewissheit, in der Schule am richtigen Platz zu sein. – Aber andererseits heißt das auch, dass diejenigen, die von ihren Erfahrungen aus der bildungsfernen Vergangenheit erzählen, jetzt eben bildungs- nah sind. Nur wer die Bildungsferne überwunden hat, schreibt, erzählt, veröffentlicht und wird überhaupt je nach seinem Leben gefragt. Und die anderen, bei denen es umgekehrt war, die durch die Schule gedemütigt wurden oder denen die Schule weder positiv noch negativ etwas gebracht hat, und zwar nicht nur wegen klassischer, rassischer oder geschlechtlicher Diskri- minierung, sondern einfach weil sie es trotz Bemühung nicht besser konnten oder nicht wollten, kommen im Diskurs viel weniger vor oder, wenn man ihn auf die Erfolge der Chancen- gleichheitsbemühungen einschränkt, eigentlich gar nicht. An dieser Schnittstelle zwischen Idee und Ideologie, Fabel und Empirie, Metapher und Arbeit am Begriff ist das Titel- wort dieser Essaysammlung situiert. Ist doch Bildungsferne im üblichen Sinn ein Begriff, der die Widersprüche, von denen er handelt, nicht vermitteln kann, sie vielmehr unterschlägt: »Aber welches Bildungsverständnis muss im Bildungsforscher- .d kopf vorherrschen, damit er davon ausgehen kann, ganze e vre Bevölkerungsgruppen könnten der Bildung fernstehen? Und se r sth wie bildungsnah ist sich dieser Kopf eigentlich selber?« (Über gir llA .se Bzeilidt udnegrs fBerilndeu)n Ogsdfeerr:n e»Dn ies inKdin dvheregitl euicnhds wvoeris ael lkemur zd. ie[ …Ju]g eWnder- na also früh im Leben und ungefragt Verantwortung für sich und h pa andere übernehmen muss, gilt in der Taxonomie der empiri- iD .0 schen Bildungsforschung höchstwahrscheinlich als bildungs- 2 0 2 © fern. Wer hingegen mit 25 oder 30 Jahren noch nicht so recht th weiß, was er mit seinem Leben anfangen will, ist wahrschein- g iryp lich bildungsnah«. (Über Bildungsferne) o C Nur dort, wo das institutionalisierte Bemühen um umfassende Bildungsnähe bewusst Lücken für Eigensinn und Sonderwege offenhält und Heterogenität pflegt, kann es dem eigenen Wider- 10 Reichenbach, R. (2020). Bildungsferne : Essays und gespräche zur kritik der pädagogik. Retrieved from http://ebookcentral.proquest.com Created from huberlin-ebooks on 2020-07-20 02:09:56.

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