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Bildungsaufstiege mit Migrationshintergrund: Eine biografische Studie mit Eltern und Söhnen türkischer Herkunft PDF

328 Pages·2017·2.071 MB·German
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Adoleszenzforschung Javier A. Carnicer Bildungsaufstiege mit Migrationshintergrund Eine biografische Studie mit Eltern und Söhnen türkischer Herkunft Adoleszenzforschung Zur Theorie und Empirie der Jugend aus transdisziplinärer Perspektive Band 5 Herausgegeben von Vera King (Frankfurt/M.) Hans-Christoph Koller (Hamburg) Der Fokus dieser Reihe liegt auf der Erforschung der Lebensphase zwischen Kind- heit und Erwachsensein. Leitend sind dabei der Anspruch einer Verknüpfung ins- besondere von gesellschaftlich-kulturellen und individuellen Ebenen sowie eine damit verbundene transdisziplinäre Ausrichtung. Besondere Schwerpunkte liegen weiterhin in einer fundierten Weiterentwicklung der Theorie und einer Forschung, die zugleich den erheblichen zeitgenössischen Wandlungen dieser Lebenspha- s e empirisch differenziert Rechnung tragen kann. Welche Bedeutung kommt in gegenwärtigen Gesellschaften der Adoleszenz als Lebensphase zwischen Kindheit und Erwachsensein zu – in Bezug auf sozialen und kulturellen Wandel, auf biogra- phische Entwicklungen und individuelle Bildungsprozesse? Wie verändern sich ge - sellschaftliche Konstruktionen von Jugend und Adoleszenz als historisch variieren- d e Formen, in denen Generationsverhältnisse und Generationsabfolgen reguliert werden? Unter welchen Bedingungen können kreative Potenziale der Adoleszenz wirksam werden? Diesen Fragen werden die Beiträge dieser Reihe nachgehen – verbunden mit dem Interesse an theoretischen Differenzierungen und aktuellen empirischen Fundierungen, disziplinübergreifenden Vermittlungen und in Rekurs auf den internationalen Stand der Jugend- und Adoleszenzforschung. Die Reihe richtet sich an Forschende, Studierende und Lehrende der Erziehungswissenschaft, Soziologie, Psychologie und anderer Disziplinen, die an Adoleszenz- bzw. Jugend- forschung interessiert sind. Herausgegeben von Vera King (Goethe-Universität & Sigmund-Freud-Institut Frankfurt/M.) Hans-Christoph Koller (Universität Hamburg) Javier A. Carnicer Bildungsaufstiege mit Migrationshintergrund Eine biografische Studie mit Eltern und Söhnen türkischer Herkunft Javier A. Carnicer Münster, Deutschland Dissertation Universität Hamburg, 2015 Adoleszenzforschung ISBN 978-3-658-15831-6 ISBN 978-3-658-15832-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-15832-3 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Inhaltsverzeichnis Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1 MigrationundBildungsaspirationen 7 1.1 Bildungsentscheidungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1.2 Bildungsaspirationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 1.3 BildungsaufstiegundBiografie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2 PierreBourdieusTheoriedersozialenPraxis 27 2.1 Kapitaltheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 2.2 SozialerRaum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 2.3 HabitusundFeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 2.4 RationaleEntscheidungenundsozialeMobilität . . . . . . . . . 36 3 HabitusundBildung 43 3.1 BildungstheoretischorientierteBiografieforschung . . . . . . . . 44 3.2 HabitusundBildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 3.2.1 Kapital,HabitusundBildungsprozesse . . . . . . . . . . 56 3.3 LeitendeFragenderArbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 3.4 Methodologie:Habitus,Bildung,Biografie . . . . . . . . . . . . 61 3.4.1 DiebiografischeIllusion . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 3.4.2 WissenschaftlicheReflexivität . . . . . . . . . . . . . . . 65 3.4.3 BiografieundLaufbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 3.4.4 DieRekonstruktiondesHabitus . . . . . . . . . . . . . . 72 4 SozialeLagevonMenschenmittürkischemMigrationshintergrund 87 4.1 Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 4.2 GeschichtedertürkischenMigrationnachDeutschland . . . . . . 90 4.3 SozialstrukturelleLage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 4.4 SozialesundkulturellesKapital . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 vi Inhaltsverzeichnis 4.5 BiografischeRessourcen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 5 MethodederUntersuchung 113 5.1 HerkunftderDaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 5.2 MethodederEinzelfallanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 5.3 AnalysederEingangsfrage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 5.4 LeitkategorienderAnalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 6 FallI:FamilieAkyol 135 6.1 AnalysedesInterviewsmitHerrnAkyol . . . . . . . . . . . . . . 136 6.1.1 BetrachtungderEingangserzählung . . . . . . . . . . . . 136 6.1.2 SprachlicheGestaltundStrukturderErzählung. . . . . . 138 6.1.3 BiografischeReflexivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 6.1.4 Wertorientierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 6.1.5 Aufstiegs-undBildungsaspirationen . . . . . . . . . . . . 147 6.1.6 Bildungs-undVerarbeitungsstrategien. . . . . . . . . . . 150 6.2 AnalysedesInterviewsmitSelimAkyol . . . . . . . . . . . . . . 153 6.2.1 BetrachtungderEingangserzählung . . . . . . . . . . . . 153 6.2.2 SprachlicheGestaltundStrukturderErzählung. . . . . . 154 6.2.3 BiografischeReflexivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 6.2.4 Bildungs-undVerarbeitungsstrategien. . . . . . . . . . . 166 6.3 Ökonomisches,sozialesundkulturellesKapitalderFamilieAkyol 168 6.4 Entstehung,TransmissionundUmsetzungvonBildungsaspirationen170 6.5 HabitusundHabitustransformationen . . . . . . . . . . . . . . . 172 7 FallII:FamilieBal 179 7.1 AnalysedesInterviewsmitHerrnBal . . . . . . . . . . . . . . . 179 7.1.1 BetrachtungderEingangserzählung . . . . . . . . . . . . 180 7.1.2 SprachlicheGestaltundStrukturderErzählung. . . . . . 187 7.1.3 BiografischeReflexivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 7.1.4 Wertorientierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 7.1.5 Aufstiegs-undBildungsaspirationen . . . . . . . . . . . . 194 7.1.6 Bildungs-undVerarbeitungsstrategien. . . . . . . . . . . 196 7.2 AnalysedesInterviewsmitBirolBal . . . . . . . . . . . . . . . . 199 7.2.1 BetrachtungderEingangserzählung . . . . . . . . . . . . 199 Inhaltsverzeichnis vii 7.2.2 SprachlicheGestaltundStrukturderErzählung. . . . . . 200 7.2.3 BiografischeReflexivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 7.2.4 Wertorientierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 7.2.5 Bildungs-undVerarbeitungsstrategien. . . . . . . . . . . 210 7.3 Ökonomisches,sozialesundkulturellesKapitalderFamilieBal . . 215 7.4 Entstehung,TransmissionundUmsetzungvonBildungsaspirationen217 7.5 HabitusundHabitustransformationen . . . . . . . . . . . . . . . 219 8 FallIII:FamilieÖzdemir 227 8.1 AnalysedesInterviewsmitHerrnÖzdemir . . . . . . . . . . . . 229 8.1.1 BetrachtungderEingangserzählung . . . . . . . . . . . . 229 8.1.2 SprachlicheGestaltundStrukturderErzählung. . . . . . 230 8.1.3 BiografischeReflexivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235 8.1.4 Wertorientierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242 8.1.5 Aufstiegs-undBildungsaspirationen . . . . . . . . . . . . 243 8.1.6 Bildungs-undVerarbeitungsstrategien. . . . . . . . . . . 248 8.2 AnalysedesInterviewsmitAytaçÖzdemir . . . . . . . . . . . . 256 8.2.1 BetrachtungderEingangserzählung . . . . . . . . . . . . 257 8.2.2 SprachlicheGestaltundStrukturderErzählung. . . . . . 258 8.2.3 BiografischeReflexivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260 8.2.4 Aufstiegs-undBildungsaspirationen . . . . . . . . . . . . 267 8.2.5 Bildungs-undVerarbeitungsstrategien. . . . . . . . . . . 270 8.3 Ökonomisches,sozialesundkulturellesKapitalderFamilieÖzdemir275 8.4 Entstehung,TransmissionundUmsetzungvonBildungsaspirationen276 8.5 HabitusundHabitustransformationen . . . . . . . . . . . . . . . 279 9 Fallvergleich 283 9.1 DieFormderErzählungunddiebiografischeReflexivität . . . . . 285 9.2 DieBedeutungderFamilie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293 9.3 BedingungendesBildungserfolgs . . . . . . . . . . . . . . . . . 295 9.4 HabitustransformationenundBildungsprozesse . . . . . . . . . . 298 Literaturverzeichnis 307 Transkriptionsnotation 327 Einleitung Die vorliegende Arbeit möchte einen Beitrag zu zwei nur auf den ersten Blick disparatenFeldernderErziehungswissenschaftleisten:DieErforschungvonBil- dungsungleichheitunddieBildungstheorie.FürdaserstedieserFelderlassensich dieempirischenDaten–nichtjedochderenmöglicheErklärungen–inwenigen Sätzenzusammenfassen:SozialeSchicht,MigrationshintergrundundGeschlecht stellen die Dimensionen dar, entlang derer Bildung in Deutschland verteilt ist: Männliche Kinder aus Migranten- oder Arbeiterfamilien haben dabei deutlich schlechtereChancen,höhereBildungsabschlüssezuerreichenalsMittel-undOber- schichtkinderohneMigrationshintergrund.Vergleichezwischendenverschiedenen Herkunftsgruppen unter den Kindern und Jugendlichen mit Migrationshinter- grundzeigenzudem,dassjungeMännermittürkischemMigrationshintergrund zujenengehören,dieamschlechtestengestelltsind.ImHinblickaufSchülerund SchülerinnenmitMigrationshintergrundhatsichdieForschunglangeZeitaufdie ErklärungvonMisserfolgenkonzentriert,undfolglichauchaufdieIdentifizierung von„Defiziten“und„Problemen“indenFamilienund(wennauchetwasweniger) imBildungssystem.DieshatdieFrageverhindert,inwieweitFaktoren,diemitdem Migrationshintergrundselbstverbundensind,Bildungserfolgbefördernkönnen. Neuere Ansätze orientieren sich stärker an den Ressourcen der Nachkommen vonMigranten,stattandenDefiziten(Allemann-Ghionda2006;Boos-Nünning undKarakaşoğlu2005;Grieseetal.2007);SeiteinigenJahrenrichtetsichdie Aufmerksamkeit verstärkt auf die Bildungsaufsteiger der zweiten Generation (Badawia2002;Bommesetal.2008;Farrokhzad2008;Niehaus2008;Pott2002; Raiser2007).DabeigehtesnichtlediglichumeineAnalysevonAusnahmenoder statistischunwahrscheinlichenFällen,sondernvielmehrumdieBestimmungder Schwierigkeiten,diedenBildungsaufsteigernbegegnen,sowieumdieempirische RekonstruktiontypischerBewältigungsmuster(King2009c:54).Diesesistauch dieBlickrichtung,ausderindieserArbeitBildungsverläufevonjungenMännern mittürkischemMigrationshintergrunduntersuchtwerden. EininderBildungssoziologiestarkvertretenerAnsatzbetrachtetBildungskar- rierenalseineSequenzvonEntscheidungen,diemeistensnichtvomIndividuum allein,sondernvonderFamilieaninstitutionellfestegelegtenÜbergangspunkten, wieetwademÜbergangvonderGrundschulezurSekundarstufe,getroffenwerden. 2 Einleitung DieseEntscheidungenwürdenrational,alseineAbwägungvonNutzenundKosten getroffen. Nutzen und Kosten werden jedoch je nach ökonomischen, sozialen undkulturellenRessourcenderFamilienunterschiedlicheingeschätzt;Bildungs- ungleichheitergibtsichfolglichausder„aggregiertenFolgevorausgegangener individuellerBildungsentscheidungen“(Kristen1999:16).DieErwartungen,die ElternandieBildungslaufbahnihrerKinderrichten,spielenindiesemAnsatzeine entscheidendeRolle.ImGegensatzzudem,wasdieTheoriederrationalenWahl, fürFamilienohneMigrationshintergrundweitgehendzutreffend,prognostiziert, sinddieseErwartungenbeiElternmitMigrationshintergrundbesondershoch:El- ternmitMigrationshintergrundwünschensichhäufigerhöhereBildungsabschlüsse für ihre Kinder als Eltern ohne Migrationshintergrund aber mit vergleichbarer BildungundvergleichbaremsozioökonomischenStatus(vgl.Becker2010).Umdie EntstehungundWeitergabedieserAspirationenzuuntersuchen,wirdhiereine intergenerationale Perspektive eingenommen, indem die Biografien der Eltern einbezogenwerden. Die hohen Bildungsaspirationen von Eltern mit Migrationshintergrund wur- denhäufigaufunrealistischeEinschätzungenderSchulleistungenihrerKinder zurückgeführtsowieauchaufmangelndeKenntnisseüberdasdeutscheSchulsys- tem.SiewurdenaberauchinZusammenhangmitderMigrationalseinProjekt dersozialenMobilitätgestellt;alsderWunschvonmigriertenEltern,dassihre KinderdasProjektdessozialenAufstiegsfortsetzen,dassieselbstmitihrerMi- grationangetretenhatten.DieUntersuchungdieserAspirationenerfordertdann eine intergenerationale Perspektive, in der die Biografien der Kinder und die MigrationsgeschichteundBiografienderElternaufeinanderbezogenwerden.Die RekonstruktionderBiografienderhieruntersuchtenElternundSöhnesolleinen Einblickdarinvermitteln,obundvorallemwiesichausderMigrationAufstiegs- orientierungenergaben,wiedieseandieKinderweitertradiertwurdenundwiesie dieBildungslaufbahnderKinderbeeinflussten.DieseAufstiegsorientierungenwer- denhierjedochnichtalleinalseineArtAggregatvonrationalenEntscheidungen betrachtet,dieeinebestimmteTendenzaufweisen,sondernvorallemalseinTeil vonDispositionen,dieunterhalbeinerexplizitenRationalitätangesiedeltsindund imsozialenHandelnformiertwurden.MitdieserAuffassungfolgeichBourdieus TheoriedersozialenPraxis,insbesondereseinemBegriffdesHabitus(Bourdieu 1993a).MitderWahldiesesbegrifflichenRahmensisteinePerspektiveverbunden,

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