Leonhard Horster · Norbert Tholen Bilder vom Menschen Philosophische Anthropologie Leonhard Horster / Norbert Tholen BUder Menschen YOm Philosophische Anthropologie J.B. Metzler Leonhard Horster NorbertTholen BUdervomMenschen - PhilosophischeAnthropologie- Ein ArbeitsbuchfUr dieGymnasialeOberstufe ISBN978-3-476-20451-6 ISBN 978-3-476-99451-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-99451-6 DiesesWerkeinschlieBlich allerseinerTeileisturheberrechtlichgeschiitzt. ]edeVerwertungaufserhalbderengenGrenzen desUrheberrechtsgesetzes istohneZustimmungdesVerlages unzulassigundstrafbar. Das giltinsbe sonderefiirVervlelfaltlgungen,Ubersetzungen,Mikroverfilmungen unddie EinspeicherungundVerarbeitunginelektronischenSystemen. © 1968 Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprünglich erschienen bei J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung undC. E.PoeschelVerlag GmbH inStuttgart 1991 Inhalt Vorwort 0.1 ZumThema 1 0.2 ZurArbeitmitdiesemBuch 3 1.Kapitel Was weiB dieReligion vom Menschen? Einleitung 5 1.1 EinMythosvonAdamundEva 6 1.2 EinMythosvonPrometheus 11 1.3 MartinBuber: 15 BUdervonGutundBose 16 1.4 GeorgSimmei: 25 DiePersdnllchkeltGottes 25 2.Kapitel Wie erscheintderMensch demwissenschaftlichen Denken? Elnleitung 35 2.1 ImmanuelKant: 35 AnthropologieinpragmatischerHinsicht 36 2.2 Richard E.Leakey: 47 DieFragenachden»letztenDingen« 47 2.3 ArnoldGehlen: 55 GrundziigeeinerGesamttheorievomMenschen:Mangelwesen und Prometheus 55 2.4 SigmundFreud: 62 DerpsychlscheApparat 63 3. Kapitel Worln bestehtdasWesen desMenschen? Einleitung 71 3.1 WilhelmvonHumboldt: 72 NaturundBeschaffenheltderSpracheiiberhaupt 72 3.2 FriedrichEngels: 79 AntellderArbeitanderMenschwerdungdesAffen 80 3.3 FriedrichNietzsche: 89 VomNutzen und NachtellderHistorie 90 4.Kapitel Hatdiemenschliche Existenz einenSinn? Einleitung 99 4.1 ArthurSchopenhauer: 100 VomPrimatdesWIllensimSelbstbewuBtsein 100 4.2 AlbertCamus: 110 DasAbsurdeund derSelbstmord 111 4.3 ErnstBloch: 120 DasPrinzipHoffnung 120 5.Kapitel 1stdieAnthropologie amEnde? Einleitung 127 5.1 PeterL.Berger: 127 GesellschaftImMenschen 127 5.2 WolfgangBtlchel: 135 PliidoyerfOr »Mechanismus« 135 6.Kapitel 1stdieZeitdesMenschenvorbei? Einleitung 145 6.1 Gunther Anders: 145 DieAntlqulertheit desIndlvlduums 146 6.2 HansJonas: 154 LaBtuns elnen Menschenklonleren 155 Anmerkungen 163 Literaturhlnweise 169 Quellenverzeichnis 175 Abbildungsverzelchnis 177 Vorwort 0.1 Zum Thema Was 1stderMensch? Auch wennKant dleseFrage nichtalsdiedasFeld der Philosophle letztlich umschlieBende Frage bezelchnethatte', galteIhrunser Interesse: denn dlese Frage taucht unabwelsbar auf,wenn man - melst erschrocken - lnnehaltund iiberlegt: >'Was machtmanelgentlich mituns? Was darf man Iiberhaupt mit Menschen alles machen?« Diese praktlsche FundlerungphllosophischerAnthropologiestehtamEndeunseresBuches,1m 6.Kapltel. Dahln1stslegestellt,welldlesesArbeltsbuchgewissermaBendenWegder Anthropologieverfolgt:Ursprung(1.Kapltel),Stationen(2.und3.Kapitel,mit dem4.Kapitel alsExkurs,deraufdas5.vorgrelft)undKrisederAnthropolo gie(5.Kapitel).AmEndedessogedachtenWeges!<anndannvertieftbedacht werden, daB phiiosophlscheAnthropologietrotzallIhrerProblematikbetrie benwerdenmuB, wellderMensch selbstInelnerKrise steckt, ausderman ohneeln»Blld«vomMenschen nlchtherauskommt. MankonntedlesenAufbau mitgewlssem Recht »hlstorisch« Interpretie ren', man!<annIhnauchalsErkenntniswegelnzelnerMenschenversteherr'; vermutilch drangen solche Interpretationen slchauf,wellsleverschledene sachlich-methodlsch mdgliche Zugange zumVerstandnts desMenschen In elne(chronologische)Ordnungbringen. MitderFrage,wasderMensch1st,1stelneandereFrageverbunden,welche geradevonjungenMenschengestelltwird:»Werbinich?«DieseFragesucht zubestimmen,werIchseiberseln!<annundselnwill.Man!<annslemitguten Freundenbesprechen.PhllosophlschkarindleseFragenlchtbeantwortetwer den.Was derMensch 1st, dasgibtallenfalls denRahmen daftir ab,wasIch selnwillundselnkann, Was tun wlr,wenn wlrfragen: Was 1st derMensch?WIr fassen dievielen verschledenen Menschen, frohe undungliickllche, relche undarme,lebende undtoteunterdemallgemelnenBegriff»derMensch«zusammen:wlrsuchen zu bestimmen, was jenselts allerUnterschlede die Menschen von Nlcht Menschenunterscheldet,slevorNlcht-Menschenauszelchnet.WIrversuchen unselnBlldvomMenschenzumachen", BeldiesemVersuchsteiitmanfest: EsgibtvieleBUdervomMenschen,Menschenblldermehralsgenug.Gabees nurelnes, brauchtemannlchtzufragen: Was1stderMensch? Well esvieleBllder gibt, 1st manzunachstratios - manschelntdiefrele Auswahl zu haben;willmanslchabernlchtbloB elnBUd aussuchen, das elnem gefallt,sondemsuchtmanelnes,dasr1chtig1st- willmanalso nlcht Ideologisch, sondem phUosophlsch vorgehen, dann 1st zu priijen, welches BilddenVorzugvoranderenverdient", W1e kannmandlesePriifungderBUdervomehmen?ManmuBvonelnem Bild zumanderengehen, dieDarstellungenverglelchen, ebensoundImmer mehraberauchbeachten,wledieBilderhergestelltwordensind:auswelcher Perspektlve, vorwelchem Hintergrund, mitwelchen Mltteln, zu welchem Zweck? Wenn wirfragend vonBUd zuBild gehen, wennunserDenken InBewe gunggerat,wennwirgaranfangen, dlesenGangundseineLoglkseiberzu bedenken, also Methode (>M'egekunde«) zuentwlckeln", dannhabenwirzu phllosophlerenbegonnen.DannbrauchenwirauchbelmVerglelchderBllder nlchtan demkrItischen Elnwand zuverzwelfeln, mankonne»Immer doch nurbeurtellen:obmelneErkenntnisvomObjektmitmeinerErkenntnlsvom ObjektIiberetnstimmes",mankommealsoausdemZirkeldesErklarensnlcht hlnaus.WennunsnamlichauchderMenschanslch,derMenschjenseitsder Bilder, nlcht »gegeben« 1st, so 1st es uns dochmogllch, Zusamrnenhange zwischen denBUdem zusehen,viellelchtsogar»das BUd« IndenBUdem wennesdenniiberhaupt»dasBlld«g1btstattderEntwlcklungdesBildes,an dessen Herstellung wir seibermltarbelten konnen: W1r sehen, wie BUder gemachtwerden. DasDenkenkanndabelln heftlgeBewegunggeraten. Von BUdzuBUdgehenunddlesenWegmethodlschreflektleren,dazuwill dleses Buch anlelten. Es 1st alsArbeltsbuch fiirjungeMenschen konziplert, filr Schiller, die Innerhalb oder auBerhalb des Philosophleunterrlchts der Frage nachgehen, was der Mensch 1st. Wenn man bedenkt, was Schiller lelstenkonnen,wasslealso InbegrenzterZeiterarbeltenkdnnen,1stmanzu elner Auswahl und Begrenzung des Arbeltsmaterlals gezwungen, welche Anzahl, Abgrenzung und Anordnung der »Bllder« betrlfft. W1r habenver suchtdieklasslscheeuropalscheAnthropologieundIhreProblematislerungIn derGegenwartsystematischIn(begrenzt)reprasentatlverWeisedarzustellen. DieVerhliltnlssezwischen demMenschenundselnemBlld,zwischenuns Menschen unddenvielenBildemsindalsosehrverwickelt.AndieserStelle, 1mVorwort, kannesnurdarumgehen, dieVerwicklungzuskizzleren,deren Entwlcklung Aufgabe desKurses, wennnlchteineslebenslangen Nachden kens selnmuB:BUderundVorbUderbestimmen uns;BilderInIhrerVlelzahl lassenslchrelatlvieren;1m Nachdenken und1m Gesprach konnenwlralte Bilderverstehen undvlellelcht elnneuesBild entwerfen - 1m Blickdarauf, wasdieBUdermitdenMenschenunddieMenschenmitelnanderundmitder Welt machen. Denndies1st dasletzteKrlterlum derphUosophlschen Wahr heitdesBUdes:obdasBUdunslebenlliBt, undobwlrmltelnanderundmit derWeltlebenkonnen". 2 0.2 ZurArbeitmitdiesem Buch Was oben»ZumThema« gesagtworden1st,soilInhaltllch IndenLeltfragen dersechsKapltelentwlckeltwerden.ZujedemKapitelg1bteselneElnleltung, diedessenAufbau und seineFunktlon1mZusammenhangmitden anderen Kaplteln kurzbeschrelbt DieseUberslchtsollteIhnendieEntscheldung, wo Slezulesenbeginnen,erlelchtem. DieelnzelnenTextausziigestellen»Bllder«vomMenschenvoroderstellen solcheInFrage.ElneElnfiihrungmachtkurzmitdemAutorunddemKontext des jeweillgen Textes bekannt, Erlauterungen am Rand und Arbeusvor schtageamEndesollendieArbeitamTextunterstiltzen.AligemeingeltenfUr dieTexterschlieBungfolgende Regeln: 1. Versuchen Slezuverstehen,wasderAutormelnt,und erstdanachfiber denGedankenzuurtellen. 2. Klaren Sle,welchesProblem, welcheFrage, welchenAspekt der Autor untersucht 3. Bestlmmen Sle,vonwelchen(auch ungenannten)Voraussetzungen erIn selnemGedankengangausgeht. 4. BeschrelbenSie,wieervondortzueinemErgebnis kommt. 5. AchtenSiedarauf, mitwelchenBlnwanden ersichauseinandersetzt. 6. Fassen Sie seinen Gedankengang in einer These oder einer Foige von Thesenzusammen. Beachten Siebel derAuseinandersetzung mitdemTextauBerdem, daB Sie einenTextauszug vorsich haben, fflr dessen Abgrenzung nlcht der Autor verantwortiichist.Idealwarees,wennjemanddasganzeWerklase,ausdem hier nur einAuszuggebotenwird. Damlt1st auchschonder erste unserer Llteraturhlnwelsegegeben. ElnzweiterHinweis:SchauenSleinIhrerSchul-undStadtbibllotheknach, unterwelchenRubriken SiedortLiteratur zumThema»Anthropologie« fin den (phllosophische, naturwissenschaftliche, theologische, psychologische, kulturgeschichtllche, soziologische Anthropologie). WirgebenIhnen auBer demamEndedesBucheselnigeTItelan,vondenenwlrmeinen,mankonnte siemitGewinnlesen.- ZudemerschelntjahrUcheinVerzeichnlsderlIeferba ren (deutschen) Bucher, das sowohl nach Autorenwle nach Stlchworten geordnetIst.InIhrerStadtbibUothekoderbeimBuchhandlerkonnenSiees elnsehen.EbensogibtesjahrlicheinVerzelchnisderdeutschenZeltschriften aufsatze (bzw. eineAuswahl aus 200 deutschsprachigen Zeitschriften), das gieichfallsnachAutorenwienachStichwortendieAufsatzeordnet. DieBlIderin diesemBuch sollennicht(nur) derIllustration dlenen,auch wennslejewellszueinemTextgutpassen,sondemstellenMenschen-Bilder vor. MansolltesichmitIhnenwiemitdenTexten auselnandersetzen. Damitist auchdasStichwortgenannt,dasdiephilosophische Arbeitmit 3 Texten kennzeichnet. FurdieseIsteswesentlich, daB mansicheinenText wederbloB aneignetnochihn einfach ablehnt,sondemdaB manlm Autor einen Gespradispartner, vielleicht gareinenWeggerahrten f1ndet. Was das heiBt,istoben»ZumThema«angedeutet, 4 1.Kapitel Was weiB dieReligion vom Menschen? Einleitung Bevor esphilosophisches Verstehen und wissenschaftliche Erkllirungen des menschlichen Lebens gab, gabes- nebendengelliufigen alltligllchen Erfah rungen - Religion. Was auchimmer Religion gewesen seinmagoderseln w1rd,sleenthaltaucheinWissen,einBildvomMenschen.AndiesemWissen kannmannichtvorbelgehen, wennman»Anthropologie«betreibenoderdie Verlinderungen des menschlichen Selbstverstlindnisses untersuchen will. Wenn manaberdieses Wissen verstehen und nutzenwill,muB manseine Eigenartbedenken. Das Menschenbild dereinzelnen Religionen w1rd - ganzunsystematisch, oft wlderspriichlich - von verschiedenen Faktoren bestimmt Wesentllche Faktoren sindetwadasBild des(manchmalvergottllchten) Stlfters', dieritu elleDeutung elementarer Lebensvollziige (wie Geburt, Miindigkeit, Helrat, Todfoderdasinreligioser EthikundErziehungimplizlerte Menschenblld'. Daneben gibtes aberauchmythische Erzlihlungen vom Anfang desMen schengeschlechts; in diesem Anfang ereignet slchoderzelgtslch, wasder Mensch wesenhaftIst.' Wir haben zwei Mythen ausgewahlt, die das europliische Denken tief bestimmt haben,einenisraelitischen Mythos vonADAM undEVA undelnen griechischenvonPROMETHEUS. 1m zweltenTell des1.Kapitels stehenzweiphllosophischeTexte: Martin BUBERdeutetdenIsraelitischenMythos,indemdiejedemMenschenzugang Iiche Erfahrungvom Bdsen ausgedriicktist.GeorgSIMMELreflektiertschlieB lich dieBedeutung desGottesbegriffs, undzwardesGottes alsPerson oder Personllchkelt,fUr menschlichesSelbstverstlindnis. Mitdiesen vierTexten istnatiirlichlangstnichtalles umschrieben, wasin den Religionen an Wissen vom Menschen »enthalten« ist.Wir verzichten darauf, dieses,wlebereitsangedeutet, oftwiderspriichlicheWissenzusyste matisleren; auch brauchen wir den Unterschled zwischen demreligiosen IdealundseinerVerwirklichungwederzuerkllirennochzurechtfertigen.Uns geniigtdieTatsache,daB»dieReligionen«[ahrtausendediefUhrendenInstltu tionenwaren, dieeinWissen vom Menschen vermittelten, unddaB manan dlesemWissenauchdanntellhabenkann,wennmanseiberaufandereWeise odernichtrellglds lst, 5