Orbis Biblicus et Orientalis 205 Ludwig D. Morenz Bild-Buchstaben und symbolische Zeichen Die Herausbildung der Schrift in der hohen Kultur Altägyptens Academic Press Fribourg Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Die Inhalt-Seiten wurden vom Autor als PDF-Daten zur Verfügung gestellt. © 2004 by Academic Press Fribourg / Paulusverlag Freiburg Schweiz Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen Herstellung: Paulusdruckerei Freiburg Schweiz ISBN 3-7278-1486-1 (Academic Press Fribourg) ISBN 3-525-53062-5 (Vandenhoeck & Ruprecht) ISSN 1015-1850 (Orb. biblicus orient.) Digitalisat erstellt durch Florian Lippke, Departement für Biblische Studien, Universität Freiburg Schweiz Elke Blumenthal in herzlicher Dankbarkeit Als erste stellten die Ägypter die Begriffe durch Figuren von Tieren dar; diese ältesten Denkmäler menschlicher Erinnerung sind noch in Steine eingeschnitten zu sehen; sie geben sich als Erfinder der Schrift aus. Tacitus, Anna/es Auch bezeugt solchs, das aus malens grund die erst egiptisch schrift entstund. J. Fischart, Die Kunst Hieroglyphen sind die ersten rohen Kindsversuche des menschlichen Verstandes, der Zeichen sucht, um seine Gedanken zu erklären. J.G. Herder, Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit ... während die Ägypter gründen und melden, können in der ganzen übrigen Welt nur erst Naturerleben oder erste Anfänge zu einer Kultur geherrscht haben. J. Burckhardt, Historische Fragmente, l Altertum, 5. Die weltgeschichtliche Bedeutung Ägyptens Wenn man aber sagt: ,, Wie soll ich wissen, was er meint, ich sehe ja nur seine Zeichen", so sage ich: ,, Wie soll er wissen, was er meint, er hat ja auch nur seine Zeichen". Ludwig Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen Nr. 504 INHALT VORWORT XV CHRONOLOGISCHES GERÜST XIX EINLEITUNG MIT SKIZZE DER FORSCHUNGSGESCHICHTE I. SCHRIFT ALS SPEZIFISCHE NOTATIONSTECHNIK 10 1.1 BILD, LAUTUNG, SINN 10 I.1.1 Funktionale und formale Beschreibung von Schrift im Verhältnis zur Sprache 10 I.1.2 Das Verhältnis von Bild und Schrift 14 I.1.3 Phonetische und semantische Kodierungen in der ägyptischen Schrift 17 1.1.4 Zum Zeichenrepertoire der ägyptischen Schrift 22 1.2 PRÄ-SCHRIFT: AUSSCHLIEßLICH BILDHAFTE NOTATION 25 1.2. t Altorientalische präschriftliche Notationstechniken in Verwaltung und Kult 25 I.2.1.1 Die Tokens als Notationssystem im Dienst der Verwaltung 25 1.2. 1.2 Sakrale Zeichen aus Anatolien 28 I.2.2 Zur Schrift alternative graphische Kodes im prä- dynastischen Ägypten und ihr Fortwirken in die Schriftlichkeit 29 I.2.3 Ägyptische Ortsnamen in bildsymbolischer Darstellung 34 Exkurs 1: Das Thronkissen als Herrschaftszeichen in der protodynastischen Zeit 36 I.3 FRÜHSCHRIFT: DIE PHONETISIERUNG DES BILDES 39 I.3.1 Zur Unterscheidbarkeit von Bild-Zeichen und Schrift-Zeichen sowie der Problematik ältester Belege von phonetischer Notation in Ägypten 39 1.3.2 Die Bedeutung des Rebusprinzips für die Phonetisierung der Zeichen und die Schaffung des ägyptischen Zeicheninventars 42 1.3.3 Eigennamen als spezifische Herausforderung für die Phonetisierung der bildhaften Notation in Ägypten 45 VIII Inhaltsverzeichnis 1.3.4 Bildliche und lautliche Elemente in ägyptischen Zahlzeichen 5 1.4 ÄLTESTE SCHRIFrZEUGNISSE, REGIONEN DER HERAUSBILDUNG VON SCHRIFr UND DAS PROBLEM DES ÜBERLIEFERUNGSZUFALLS 54 II. INTERPRETATIONEN DER ÄLTESTEN ÄGYPTISCHEN BELEGE 58 11.1 SIEGELBILDER DER NEGADE-IID-ZEIT- ÄLTESTE BELEGE FÜR SCHRIFrARTIGE NOTATION IN ÄGYPTEN AUS DEM 4. JT. V. CHR. 58 11.1.1 Rollsiegel als Textträger und ihre Schriftfläche 58 11.1.2 Diskussion der proto- und frühschriftlichen Belege aus dem prädynastischen Abydos 60 11.1.2.1 Kodierung eines Toponyms 60 11.1.2.2 Weitere hieroglyphenartige Zeichen und der allmähliche Umschlag zu schriftlicher Notation 63 II.1.2.3 Die Bild-Symbol-Zeichen der Siegelabrollungen aus dem Grab Abydos Uj als Indikatoren herrscherlichen Besitzes 64 Exkurs 2: Zum Namen des Grabinhabers von Abydos Uj 67 11.1.3 Medien der protodynastischen Administration und die Problematik des Überlieferungszufalls 68 Il.2 NAMEN UND SCHON ETWAS MEHR. FRÜHE ADMINISTRATIVE UND REPRÄSENTATIVE FUNKTIONEN VON SCHRIFr AUF DEN ARCHAISCHEN WAREN ETIKETTEN AUS ABYDOS 69 11.2.1 Überblick 69 11.2.2 Interpretationen der einzelnen Etikettenaufschriften und ihr kultureller Kontext 71 II.2.2. l Toponyme 71 II.2.2.1.1 RINGERPAAR = qm3(?) 71 Il.2.2.1.2 Buto = Dba(. t) 72 II.2.2.1.3 Bubastis = b3st 73 Il.2.2.1.4 Elephantine = 3bw 75 II.2.2.1.5 We itere Lokalitäten 76 11.2.2.1.6 Ländernamen 78 II.2.2.2 Namen und Titel von Herrschern 79 II.2.2.2.1 Frühe Herrschertitel und ihre Aussagekraft 80 11.2.2.2.2 Gefährliche Tiere als Herrschernamen 86 Inhaltsverzeichnis IX 11.2.2.3 Lokalitäten und Herrscher 89 11.2.2.3.1 Pflanzung des (Herrschers) NN 89 11.2.2.3.2 Eine Bezeichnung der Residenz? 89 11.2.2.3.3 Weitere Verbindungen mit wr-Potentat 90 11.2.2.3.4 Das Heiligtum des Typs pr-wr und sein tierisches Vor-Bild 90 11.2.2.3.5 Herrscherideologie: Ein schlagender Mann 92 11.2.2.4 Weitere Zeichen und Gruppen 93 11.2.2.5 Schriftimitation 94 11.2.3 Übersicht der Lesungsvorschläge für die beschrifteten Etiketten aus Abydos 94 11.2.4 Inhalte und Funktionen der Etiketteninschriften aus Abydos 98 11.3. FRÜHE SCHRlfTZEUGNISSE AUS ANDEREN ORTEN IN IHREN KULTURELLEN KONTEXTEN 100 11.3.1 Hierakonpolis: Mediale Inszenierungen eines Zentrums der Macht im 4. Jt. v. Chr. 100 11.3.1.1 Hierakonpolis als Ort der Macht in der zweiten Hälfte des 4. Jt. v. Chr. 100 11.3.1.2 Der Stadtname und seine Kodierung durch Semogramme 103 11.3.1.3 Die älteste bekannte Königsliste mit Herrschern von Hierakonpolis? 105 Exkurs 3: Hierakonpolis als herrscherliche Nekropole bis zur Zeit des Nar(-meher)? 107 11.3.1.4 Bild-symbolische und protoschriftliche Repräsentation von Macht und Autorität auf einem Prunk-Messergriff 110 Exkurs 4: Elefant und Giraffe als frühe Rebusschreibungen von Herrschertiteln? 114 11.3.1.5 Angleichung der Potentaten an Horus, den Gott von Hierakonpolis 118 11.3.1.6 Macht und Kodes der Kommunikation im späten 4. Jt. v. Chr. 120 Il.3.2 Koptos: Die archaischen Kolosse und Kulturkontakte. Frühe Expeditionsinschriften auf Götterbildern 120 Il.3.2.1 Die Statuen in ihrem regionalen Kontext 120 11.3.2.2 Deutung der Inschriften 123 11.3.2.2.1 Semographisch notierte Toponyme 124 11.3.2.2.1.1 Die Zeichen Gazellenkopf bzw. (Proto-) Min-Standarten = Koptos 124 Exkurs 5: Toponyme auf dem Messergriff von Gebe! el Arak? 125 Il.3.2.2.l.2Die Zeichen Muscheln= Gebiet am Roten Meer 126 11.3.2.2.1.3 Ein nur marginal in die Hieroglyphentradition eingegangenes X Inhaltsverzeichnis Zeichen 127 II.3.2.2.1.4Bedeutung dieser Toponyme 129 11.3.2.2.1.SDie Zeichengruppe Tiere über Berg -ein weiteres Toponym 129 II.3.2.2.1.6Ein phonetischer Aspekt dieser Zeichengruppen 131 II.3.2.2.1. 7 Kleine Zeichen: Namen oder Titel von Personen 132 11.3.2.3 Funktion der Inschriften 134 II.3.2.4 Spuren von Kulturkontakten in Bild und Schrift der Statuen 135 II.3.2.5 Bedeutung der Statuen und ihrer Inschriften 137 II.3.3 Buto in der Herausbildungsphase der ägyptischen Schrift 138 II.3.3.1 Buto. Eine wichtige Stadt in der Formierungsphase der ägyptischen hohen Kultur in der zweiten Hälfte des 4. Jt. V. Chr. 138 Exkurs 6: Das rx. yt -Problem 140 II.3.3.2 Mediale Konstruktionen des Herrscher-Bildes im ausgehenden 4. Jt. v. Chr. 143 11.3.3.3 Die bild-schriftliche Litanei der Buto-Palette - Feier einer Gründung 144 11.3.3.4 Die Prunk-Keule des SKORPION (II.) als schematisierte Landkarte von Buto 151 11.3.3.5 Das lesbare Triumphalbild auf dem Prunk-Salbbecher von SKORPION (II.) und das Zusammenspiel von Keule, Palette und Becher als Botschaftsträger 154 11.3.4 Krokodilopolis: Schrift im Tempelkontext 156 11.3.5 Schrift in verschiedenen stadtartigen Zentren des 4. Jt. v. Chr. im Vergleich mit Abydos 161 11.4. ERSTE SEKUNDÄRE ANWENDUNGEN DER SCHRIFT IM RAHMEN DER MONUMENTAL-PRÄSENTATION IM 4. UND FRÜHEN 3. JT. V. CHR. 162 11.4.1 Überblick über die monumentalen Bedeutungsträger und ihre Entwicklung 162 11.4.2 Bild-textliche Herrscher-Präsentation auf Prunk-Objekten 165 11.4.2.1 Symbolnotation versus frühe Schrift auf der Löwenjagd-Palette 165 Exkurs 7: Spezifisch herrscherliche Großtier-Jagd 169 11.4.2.2 Listen auf frühen Monumenten 172 II.4.2.3 Visuelle Poesie auf einer frühdynastischen Prunk-Keule 174 II.4.2.4 Tier- und Pflanzenbilder als Rebus 178 11.4.2.5 Repräsentation von Gegnern des Nar(-meher) in Bild-Schrift und phonetischer Notation 182 II.4.2.6 Layout als lesbare Ideologie 184 11.4.2. 7 Bild-Symbol-Zeichen versus graphische Notation. Inhaltsverzeichnis XI Prunk-Messergriffe mit dem Namen von Nar(-meher) 187 Il.4.3 Bild-textliche Herrscherpräsentation auf den administrativ- repräsentativen Jahrestäfelchen 189 11.4.3.1 Zu Annalennotizen auf den Etiketten des Aha_ 189 Il.4.3.1.1 Ein „Reisebericht" in Schlagwortnotation 189 Il.4.3.1.2 Der König, die Feinde und die Götter in Wort und Bild 191 Il.4.3.1.3 Die bild-textliche Schaustellung eines Festmahles und andere Aktionen des Herrschers 192 Il.4.3.2 Bildhafte Notation von Buto auf dem Elfenbeintäfelchen des De(we)n aus Abydos 193 Il.4.3.3 Bild, Schrift, Symbolik. Gedenken an Nar(-meher) auf einem Etikett des Djer? 194 II.4.4 Schrift im Horizont der Götter 196 Il.4.4.1 Prunk-Paletten und Gefäße mit Tempelbezug 196 11.4.4.1.1 Neith-Tempel 196 11.4.4.1.2 Min-Tempel 197 Il.4.4.1.3 Eine private Weihegabe an den Seth-Tempel? 198 II.4.4.1.4 Ein Gefäß für Hathor 198 Il.4.4.2 Die Zeichen des protodynastischen Kultständers aus Abydos 199 Il.4.4.3 Rundplastische Hieroglyphen-Metaphorik mit Sakralbezug 200 11.4.4.4 Namensaufschriften auf frühen Götterbildern aus Abydos 201 11.4.5 Bild-textliche Darstellungen von hohen Amtsträgern 202 11.4.5.1 Die bild-schriftliche Präsentation eines „Leiters" (xrp) aus der 1. Dynastie 202 Il.4.5.2 Namen, Titel und ein Wortspiel. Die Inschriften der Statue Kairo, CG 1 203 11.4.6 Rezeption früher Königsnamen aus dem Alten Reich versus invention of tradition. Die bjtj-Kömge des Palermo-Steins 205 II.4.7 Funktion von Bild und Schrift auf den Monumenten 212 III. ERSCHEINUNGSWEISE UND HISTORISCHER KONTEXT DER FRÜHEN ÄGYPTISCHEN SCHRIFT 214 IIl.1 FORM(EN) UND FUNKTIONEN DER FRÜHEN ÄGYPTISCHEN SCHRITT 214 IIl.1.1 Form, Gestalt und Charakter der Schriftzeichen 214 IIl.1.2 Menschendarstellungen in frühen Schriftzeichen 218 IIl.1.3 Zeichen nur aus der Zeit der Schrifterfindung und frühe Änderungen der Zeichenformen 219 III.1.4 Aus Rebus-Verwendungen für die Zeit der frühen XII Inhaltsverzeichnis Schrift zu erschließende Wörter 222 111.1.5 Spielende Schreibungen 223 III.1.6 Zum frühen ägyptischen Zeichenrepertoire im Prozess der allmählichen Phonetisierung des Bildes 224 III. l. 7 Ausbau des Schriftsystems -Schreiben von Text in der ausgehenden frühdynastischen Zeit und dem frühen Alten Reich 226 111.2 KULTURHISTORISCHE KONTEXTE DER SCHRIFfENTSTEHUNG IN ÄGYPTEN 228 111.2.1 Kulturkontakte als Motor der Schriftentstehung 228 IIl.2.2 Orte der Schriftentstehung und der frühen Schriftverwendung 234 111.2.3 Akteure und Agency. Der soziale Rahmen der Schriftentwicklung und frühen -nutzung in Ägypten 236 IIl.2.4 Verwaltung und Kult. Felder der Schriftentstehung 242 IIl.2.5 Form, Verwendung und Status von Schrift. Die zweigleisige ägyptische Schriftkultur 246 IV. HERAUSBILDUNG DER SCHRIFT IN ANDEREN KULTUREN 250 IV. l EINE KONTEMPORÄRE HOCHKULTUR. ANFÄNGE DER SCHRITT IN SUMER 250 IV.1.1 Schrift versus Kode in der Spätphase der Uruk-IV-Zeit 250 IV .1.2 Diskussion einzelner Fälle 254 IV.1.2.1 Monumentale Bilder-Schrift in der Spätphase der Uruk-IV-Zeit (= Uruk IVa) 254 IV.1.2.1.1 Schriftartige Elemente auf der Kultvase aus Uruk 256 IV.1.2.1.2 Bilder-Schrift auf einem sakralen Futtertrog 260 IV.1.2.2 Das Zusammenspiel von Bild-, Symbol- und Schriftzeichen auf einem archaischen Rollsiegel aus Uruk 262 IV.1.2.3 Titel und Namen auf archaischen Etiketten 263 IV.1.2.4 Supplementär sinnträchtige Logogramme in Schreibungen von Ortsnamen 267 IV.1.3 Interkulturelle Einflüsse auf die sumerische Kultur, Sprache und Schrift 271 IV.2 EIN FERNVERGLEICH UND EINE SPÄTE INNERÄGYPTISCHE PARALLELE FÜR DIE PHONETISIERUNG DER ZEICHEN