Stefan Sackmann Bilaterale Preisverhandlungen von Software-Agenten GABLER EDITION WISSENSCHAFT Markt- und Unternehmensentwicklung Herausgegeben von Professor Dr. Ores. h.c. Arnold Picot, Professor Dr. Dr. h.c. Ralf Reichwald und Professor Dr. Egon Franck Der Wandel von Institutionen, Technologie und Wettbewerb pragt in vielfaltiger Weise Entwicklungen im Spannungsfeld von Markt und Unternehmung. Die Schriftenreihe greift diese Fragen auf und stellt neue Erkenntnisse aus Theorie und Praxis sowie anwendungsorien tierte Konzepte und Modelle zur Diskussion. Stefan Sackmann Bilaterale Preisverhandlungen von Software-Agenten Ein Modell und System zur Analyse des marktplatzspezifischen Verhandlungsspielraumes Mit Geleitworten von Prof. Dr. Ores. h.c. Arnold Picot und Prof. Dr. GOnter MOiler Deutscher Universitats-Verlag Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet iiber <http://dnb.ddb.de> abrufbar. Dissertation Universitiit Freiburg, 2002 1. Auflage Juli 2003 Aile Rechte vorbehalten © Deutscher Universitiits-Verlag/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2003 Lektorat: Brigitte Siegel/Sabine Scholler Der Deutsche Universitiits-Verlag ist ein Unternehmen der Fachverlagsgruppe BertelsmannSpringer. www.duv.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verla.9s unzuliissig und strafbar. Das gilt insbe sondere fUr Vervielfiiltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wiiren und daher von jedermann benutzt werden diirften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf siiurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier ISBN-13:978-3-8244-7853-8 e-ISBN-13:978-3-322-81533-0 001: 10.1007/978-3-322-81533-0 v Geleitwort des Herausgebers Zwei wichtige informationstechnologische Trends sind u. a. gegenwiirtig zu beobachten: die Ausbreitung mobiler, ortsunabhlingiger Dienste sowie die Integration der Informationstechno Iogie in Alltagsgegenstlinde, die auch unter den Begriffen "Ubiquitous Computing" bzw. "Pervasive Computing" diskutiert wird. Die entstehenden mobilen Dienste werden sich mit anderen stationaren bzw. mobilen Komponenten vemetzen und zu neuen Konfigurationen der angebotenen und nachgefragten Diensten fiihren; die Software der einzelnen Rechner wird dabei fiber eine immer groBere Autonomie verfiigen. In diesem Zusammenhang ist die Technologie der Software-Agenten von Interesse. Software Agenten konnen im Auftrag ihrer Besitzer autonome Handiungen vomehmen und verfiigen dabei fiber einen definierten, autonom wahrzunehmenden Entscheidungsraum. Ein sich fUr diese Software-Agenten anbietendes Einsatzfeid stellt z. B. die Unterstiitzung elektronischer Transaktionen oder die Durchfiihrung von Verhandiungen in bilateralen Transaktionsbezie hungen auf elektronischen Miirkten dar. Dieses Thema ist an sich nicht neu - in Literatur und Praxis wurden schon haufig die Mogiichkeiten der Unterstiitzung des Transaktionsprozesses durch intelligente Agenten oder Software-Agenten untersucht. Bisher weniger im Mittelpunkt stand allerdings die Frage, ob und inwieweit Software-Agenten das Transaktionsumfeid automatisiert erkennen und ihre Verhandiungsstrategie automatisch an das Transaktionsum feid anpassen konnen. Diese LUcke versucht die vorliegende Arbeit zu schlieBen. Fiir biiaterale Preisverhandiungen wird ein Verfahren zur Messung der marktpIatzspezifi schen Verhandiungsposition entwickelt, anschlieBend in den Software-Agenten implementiert und dann in konkrete Verhandiungssituationen integriert. Das in der Arbeit vorgestellte Messverfahren ermoglicht dem Software-Agenten, das typische Verhandiungsverhalten auf einem Marktplatz automatisch zu erkennen und einzuschlitzen sowie die eigene Verhand Iungsstrategie daran anzupassen. Damit gelingt es dem Verfasser zu zeigen, dass in einem offenen System Preisverhandiungen autonom handeinder Agenten anhand bilateraler Ver handiungen aufeinander abgestimmt werden konnen. VI Dies ist ein wichtiger Schritt sowohl fUr die Praxis, da sich hieraus Anregungen fUr den zukiinftigen Einsatz von Software-Agenten ergeben, als auch fUr die Wissenschaft, weil hier mit ein Beitrag zur anhaltenden Diskussion der Automatisierungsmoglichkeiten elektroni scher Transaktionsbeziehungen und elektronischer Miirkte geleistet wird. Zukiinftige Arbeiten in diesen Bereichen werden sich mit dieser Dissertation auseinander setzen mussen. Daher ist der vorliegenden Arbeit zu wiinschen, dass sie die notwendige Aufinerksamkeit in Praxis und Wissenschaft erfahrt und zu weiteren Forschungsarbeiten uber dieses interessante Zukunftsthema fiihrt. Prof. Dr. Dres. h.c. Arnold Picot VII Geleitwort Die Kommunikationstechnik steht nicht still. Sie ist gekennzeichnet durch eine zunehmende Erhohung der Bandbreite auch im drahtlosen Bereich, wodurch spontane Vernetzung und Overlay-Strukturen entstehen konnen. Die Informationstechnik erzielt ebenfalls Fortschritte. Die zunehmende Miniaturisierung gestattet dabei kostengUnstig die Informatisierung selbst von Alltagsobjekten, die dann ohne menschliche Interaktion miteinander kommunizieren. Neben der Technikentwicklung istjedoch vor allem die Frage zu stellen, ob diese Fiihigkeiten im wirtschaftlichen Sinne genutzt werden konnen. Die derzeit aussichtsreichste Technologie zur automatisierten Durchfiihrung wirtschaftlicher Transaktionen stellen die aus dem Forschungsbereich "Verteilte Kiinstliche Intelligenz" entstandenen Software-Agenten dar, die im Kontext der vorliegenden Arbeit als elektronische Reprasentanten menschlicher Akteure in okonomischen Domanen verstanden werden. Eigen standig handelnde Agenten konnen neue Formen fiir das Zusammenspiel der Wirtschaftssub jekte fiir noch zu erprobende Aufgabenkomplexitaten in einem Markt erreichen, wenn es gelingt geeignete Koordinationsparameter und -formen zu finden. Verfahren aus den Wirt schaftswissenschaften bieten die besten Ansatze und konzentrieren sich schwerpunktrnaBig auf die optimalen Allokationsmechanismen, wie z.B. Auktionen. Dezentrale Koordination durch bilaterale Verhandlungen wird hingegen kaum erforscht und vor allem wegen der bisherigen Komplexitat nicht erprobt. Die Informationstechnik gestattet nun das SchlieBen dieser Lucke. Das vom Autor entwickelte Verfahren zur Messung des marktplatzspezifischen Verhand lungsspielraums und dessen Integration in das Verhandlungsverhalten von Agenten in Form eines von der konkreten Verhandlungsstrategie unabhangigen Moduls stellt einen wahrhaft interdisziplinaren Ansatz dar. Durch die automatisierte Einschatzung des auf einem Markt platz vorherrschenden "typischen" Verhandlungsverhaltens hat der Autor im Bereich der Wirtschaftswissenschaften einen beachtenswerten Forstschritt erzielt und kann dariiber hinaus noch zeigen, dass die Verfahren zur technischen Koordination von Agenten verwendbar sind, urn eine automatisierte Bestimmung des konkreten Verhandlungsverhaltens und einer adaqua ten Verhandlungsstrategie zu erreichen. Der Autor hat sich damit auf informatisches und wirtschaftswissenschaftliches Neuland eingelassen, indem er Verfahren realisierte, die die Verhandlungseroffnung, die Determinierung von Initialangeboten und die Einschatzung des Verhandlungspartners ermoglicht. Dies war bisher in dieser Form automatisiert nicht moglich. Giinter Muller IX Vorwort Die vorliegende Arbeit mit dem Titel "Bilaterale Preisverhandlungen von Software-Agenten - Ein Modell und System zur Analyse des marktplatzspezifischen Verhandlungsspielraums" wurde von der Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaftlichen FakuItat der Albert-Ludwigs Universitat Freiburg als Dissertation angenommen. Sie ist das Ergebnis meiner Untersuchun gen zur automatisierten Durchfiihrung bilateraler Preisverhandlungen und findet ein wesent liches Fundament in der Verknupfung wirtschaftswissenschaftlicher und informationstech nischer Fragestellungen. Mein besonderers herzlicher Dank gilt an erster Stelle meinem geschatzten Doktorvater Prof. Dr. Gunter Muller. Er hat mir groBzugig akademische Freiheiten gewahrt, die Moglichkeit zur eigenstandigen Arbeit geboten sowie durch viele offene, kritische und konstruktive Diskus sionen interessante und wertvolle Anregungen fiir meine Arbeit gegeben. Herrn Prof. Dr. Franz Schober mochte ich flir die Ubemahme und die unkomplizierte sowie zuverlassige Abwicklung des Korreferats danken. Sehr erfreut hat mich die Aufnahme der Arbeit in die Schriftenreihe "Markt- und Untemehmensbewertung" des Deutschen Universitatsverlag! Gabler Edition Wissenschaft, unter der Herausgeberschaft von Herrn Prof. Dr. Dres. h.c. Arnold Picot, Dr. Dr. h.c. RalfReichwald und Prof. Dr. Egon Franck. Dank gebUhrt selbstverstandlich auch den Kollegen der Abteilung Telematik des Instituts fiir Informatik und Gesellschaft, insbesondere Dr. Torsten Eymann und Dr. Boris Padovan, die mein Interesse an Software-Agenten geweckt haben und mir seit dem Studium wertvolle Diskussionspartner und Freunde sind. Ingo Pippow, Jens Striiker und Dr. Alf Zugenmaier danke ich fiir die kritische Durchsicht des Manuskripts und Sven Seuken flir die unermudliche Unterstiitzung bei der Implementation der Software-Agenten. FUr die materielle Forderung des Dissertationsprojektes bedanke ich mich bei dem Land Baden-Wiirttemberg und Albert Ludwigs-Universitat Freiburg. Ein letztes herzliches Dankeschon geht an meine Familie. Meinem Vater Hansjorg Sackmann danke ich flir die materielle Untersttlztung wahrend der gesamten Ausbildungszeit. Meiner Frau Annette Spiegelhalter und meinen Kindem Marijan, Tarek und Julius danke ich fiir ihre Geduld und vor allem dafiir, dass sie immer dafiir sorgten, dass ich wahrend meiner Promo tionszeit ausreichend Selbstdiziplin ubte, den SpaB an der Arbeit und vor allem die ,,Boden haftung" nicht verlor. Stefan Sackmann XI Inhaltsiibersicht Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................................................ XIII Abbildungsverzeichnis .................................................................................................................................... XVII Tabellenverzeichnis ......................................................................................................................................... XIX Abkiirzungsverzeichnis ................................................................................................................................... XXI 1 Mobile Commerce, eingebettete Dienste und Software-Agenten ................................................................... 1 1.1 W irtschaftliche Relevanz eingebetteter Dienste ........................................................................................ 3 1.2 Erfordemisse fur den Einsatz von Software-Agenten ............................................................................... 5 1.3 Methodik und Aufbau der Arbeit .............................................................................................................. 6 2 Software-Agenten - Technologie fiir automatisierte Transaktionen ............................................................. 9 2.1 Mehragenten-Systeme ............................................................................................................................. J J 2.2 Software-Agenten in MAS .................................................................................................................... J 4 2.3 Okonomische Koordination fUr Multi-Agenten-Systeme ....................................................................... 22 2.4 MAS in okonomischen Anwendungen ................................................................................................... 23 2.5 Okonomische Potentiale von MAS ........................................................................................................ 26 3 MarktIiche Koordination von Software-Agenten .......................................................................................... 29 3.1 Automatisierung wirtschaftlicher Transaktionen. .................................................................................... 3 J 3.2 Entwicklungsstadien der Automatisierung .............................................................................................. 34 3.3 Der Markt als Koordinationsform fur Software-Agenten ........................................................................ 37 3.4 Preismechanismen auf elektronischen Miirkten ...................................................................................... 47 3.5 Wirtschaftstransaktionen -Phasenmodell und Automatisierung ............................................................. 54 4 Bilaterale Verhandlungen von Software-Agenten ......................................................................................... 69 4.1 Bilaterale Verhandlungen ........................................................................................................................ 70 4.2 Kooperative versus kompetitive Verhandlungen ..................................................................................... 7J 4.3 Verhandlungsprotokoll fur kompetitive, bilaterale Software-Agenten .................................................... 74 4.4 Verhandlungsziel und -strategie .............................................................................................................. 77 4.5 Verhandlungseroffnung ........................................................................................................................... 79 4.6 Verhandlungsfiihrung ............................................................ '" ............................................................... 94 5 Messung des Verhandlungsspielraums ........................................................................................................ 101 5.1 Das Messverfahren "sMESS" ................................................................................................................ J0 3 5.2 Das mikrookonomisches Modell sMOD ............................................................................................... J2 J 6 Implementation und Evaluation des Messverfahrens ................................................................................. 133 6.1 Das Multi-Agenten-System B2B-OS .................................................................................................... J3 3 6.2 Strategie der Software-Agenten ............................................................................................................. J3 4 6.3 Das System zur Bewertung der Messmethode (sSYS) .......................................................................... J 39 7 Ergebnisse und Ausblick ............................................................................................................................... 161 Literaturverzeichnis .......................................................................................................................................... 165 Stichwortverzeichnis. ......................................................................................................................................... 181 Anhang ................................................................................................................................................................ 185 XIII Inhaltsverzeichnis Geleitwort des Herausgebers ............................................................................................................................... V Geleitwort ........................................................................................................................................................... VII Vorwort ................................................................................................................................................................ IX Inhaltsiibersicht .................................................................................................................................................. XI InhaItsverzeichnis ............................................................................................................................................ XIII Abbildungsverzeichnis .................................................................................................................................... XVII Tabellenverzeichnis ......................................................................................................................................... XIX Abkiirzungsverzeichnis ................................................................................................................................... XXI 1 Mobile Commerce, eingebettete Dienste und Software-Agenten .............................................. l 1.1 Wirtschaftliche Relevanz eingebetteter Dienste. ............................................................................... 3 1.2 Erfordernisse fliT den Einsatz von Software-Agenten ............ .. ........................................ 5 1.3 Methodik und Aufbau der Arbeit.... ........ ...... ................................ ....... .. ..................................... 6 2 Software-Agenten - Technologie fiir automatisierte Transaktionen ...................................... 9 2.1 Mehragenten-Systeme .............................................................................................................. 11 2.1.1 Distributed Problem Solving (DPS) ................................................................................................. 11 2.1.2 Multi-Agenten Systeme (MAS) ....................................................................................................... 12 2.2 Software-Agenten in MAS ....................................................................................................... 14 2.2.1 Architektur von Software-Agenten .................................................................................................. 14 2.2.1.1 Reaktive Software-Agenten ...................................................................................................... 15 2.2.1.2 Deliberative Software-Agenten ................................................................................................. 16 2.2.2 .,Kerneigenschaften" von Software-Agenten ................................................................................... 17 2.2.2.1 Autonomie von Software-Agenten ............................................................................................ 17 2.2.2.2 Intelligenz von Software-Agenten ............................................................................................. 18 2.2.2.2.1 Menschliche Intelligenz -Ansatz der "symbolischen KI" ................................................... 19 2.2.2.2.2 Internes Modell und Intelligenz nach dern "K-Level"-Konzept ........................................... 20 2.2.2.2.3 "Optimale Intelligenz" flir eingebettete Dienste ................................................................. 21 2.3 Okonomische Koordination fUr Multi-Agenten-Systeme ......................................................... 22 2.3.1 Agoric Open Systems ....................................................................................................................... 22 2.3.2 Market Oriented Programming ......................................................................................................... 22 2.3.3 Beispielanwendung ,,Popcorn" ......................................................................................................... 23 2.4 MAS in iikonomischen Anwendungen ..................................................................................... 23 2.4.1.1 Market Maker ............................................................................................................................ 24 2.4.1.2 Avalanche .................................................................................................................................. 25 2.5 Okonomische Potentiale von MAS .......................................................................................... 26