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Bewusstsein und optimierter Wille PDF

295 Pages·2014·2.791 MB·German
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Helmut Pfützner Bewusstsein und optimierter Wille Bewusstsein undoptimierter Wille Helmut Pfützner Bewusstsein und optimierter Wille Univ.Prof.Dr.HelmutPfützner InstitutEMCE–Biosensorik TechnischeUniversitätWien Wien,Österreich ISBN978-3-642-54055-4 ISBN978-3-642-54056-1(eBook) DOI10.1007/978-3-642-54056-1 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deut- schen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.d-nb.deabrufbar. SpringerSpektrum ©Springer-VerlagBerlinHeidelberg2014 DasWerkeinschließlichallerseinerTeileisturheberrechtlichgeschützt.JedeVer- wertung,dienichtausdrücklichvomUrheberrechtsgesetzzugelassenist,bedarf der vorherigenZustimmung des Verlags.Das gilt insbesondere für Vervielfäl- tigungen,Bearbeitungen,Übersetzungen,MikroverfilmungenunddieEinspei- cherungundVerarbeitunginelektronischenSystemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw.indiesemWerkberechtigtauchohnebesondereKennzeichnungnichtzuder Annahme,dasssolcheNamenimSinnederWarenzeichen-undMarkenschutz- Gesetzgebung als frei zubetrachten wärenund daher vonjedermannbenutzt werdendürften. GedrucktaufsäurefreiemundchlorfreigebleichtemPapier. SpringerSpektrumisteineMarkevonSpringerDE. SpringerDEistTeilder FachverlagsgruppeSpringerScience+BusinessMedia www.springer-spektrum.de Zum Buch DasFehlendesfreienWillens–sodieSorgederDualisten– entwürdigt den Menschen. Der Text belegt das Gegenteil: Das Fehlen macht den Menschen robust und verlässlich. DazuentwirftdasBucheinaufschrittweise optimierenden VorgängenbasierendesbiophysikalischesIterations-Modell, dasdieelementarenFunktionendesGehirnsinkonsequen- terWeiseinterpretiert. AusnüchternerSichtderBiophysikistesdiehoheKon- zentration von spezifischen Neuronen, die das höchst phy- sische Phänomen des Bewusstseins entstehen lässt. Voraus- setzungdafürist,dass„Vehemenz“desDenkensaufkommt. Bewusstsein ist kein Produkt der Evolution, sondern ein denNaturgesetzenapriorizugegebenerFaktor.Deristzwar beschreibbar,dochnichterklärbar–ebensowenigwieMa- gnetismusoderGravitation. An die Stelle von „freiem“ Willen rückt „optimierter“ Wille: Das von Ererbtem und Erworbenem geprägte Ich bestimmt das Handeln und Denken in optimierter Weise, gemeinsammitEinflüssenderUmwelt. Vorwort Der Mensch – so scheint es – ist zum Dualisten geboren. Seit Menschengedenken empfindet er sich als Symbio- se zweier einander wesensfremder Komponenten. Da ist zunächst der materielle Organismus. Ihn glauben wir er- klären zu können – wohl zu Unrecht. Doch zum wahren Menschen bedarf es auch dessen, was wir über Jahrtau- sende hinweg als mentale Seele oder Psyche bezeichnen. In der Antike hatte man der Seele viele Funktionen zuge- ordnet, einschließlich jener der Atmung. Erkenntnisse der Hirnforschungaberführenzueinerkontinuierlichen„Aus- lagerung“von Zuständigkeiten. Eine kompakte Definition der Aufgabenzuteilung findet sich in der 259. Auflage von Pschyrembel’s berühmtem „Klinischen Wörterbuch“. Die Seele(Psyche)wirddortfürdreiFunktionenverantwortlich gemacht: fürFühlen,DenkenundWollen.1 Doch der Begriff der Seele verliert an Bedeutung. Be- zeichnend ist, dass er in neueren Auflagen nicht mehr auf- scheint.NurwenigeJahresindvergangen,unddieSeeleist insOutgeraten. 1Pschyrembel(2002)KlinischesWörterbuch.DeGruyter,Berlin,S.1521. VIII BewusstseinundoptimierterWille Der vorliegende Text beleuchtet die Problematik erst- mals aus der Sicht der Biophysik. Aus ihrer Perspektive – so werden wir sehen – istdie Zuständigkeit der Seele noch viel mehr begrenzt. Und so trug eine frühere Version die- ses Buches die Bezeichnung „Die faule Seele“. Durch den nach physikalischen Gesetzen funktionierenden Körper – einschließlich seines Nervensystems – ist sie in zunehmen- derWeisevonjenenFunktionenentlastet,dieihrinfrühe- renZeitenzugeschriebenwurden. Ein beträchtlicher Teil moderner Wissenschaftler neigt dazu, das Mitwirken einer Seele2 völlig zu verneinen. Ma- terialistengehendavonaus,dassdasBewusstsein–alsVer- mittler des Fühlens – aus der Komplexität des neuronalen Systems resultiert. SelbstComputernwirddie Möglichkeit derBewusstwerdungzugeschrieben.SomitistauchdieFra- ge nach freiem Willen obsolet. Der Mensch wird zur ma- teriellen Maschine, die voll und ganz nach physikalischen Gesetzenfunktioniert. Die Leugnung freien Willens gilt als weitgehender Konsens moderner Hirnforschung. Kritik kommt von Dualisten, die eine Herabminderung der menschlichen Würde erkennen wollen. Dies mag der Grund dafür sein, dass prominente Forscher die konsequente Aufarbeitung fehlender Willensfreiheit meiden. Wie im Folgenden an vielen Beispielen gezeigt wird, entfliehen sie in verschie- denste Varianten des sogenannten Kompatibilismus: Der AnspruchaufKausalitätwirdsoweitreduziert,dass(schein- 2HierwirdderBegriffderSeeleverwendet,daerwissenschaftlichgesehenweit- gehend unbelegt ist. Hingegen ist der Begriff der Psyche etwa im Sinne der PsychologiewesentlicherBestandteilder Nomenklatur.Psychelässtsich nicht verneinen. Vorwort IX bare) Kompatibilität zum subjektiven Empfinden freien Willensentsteht.Deutungenerschwerend,sprichtdieLite- raturfastausschließlichvon„bewussterHandlung“.Damit fehlt die im vorliegenden Text konsequent getroffene, sehr wesentliche Unterscheidung zwischen „vom Bewusstsein gesteuerter Handlung“ im Sinne des freien Willens und „Handlung mit – nachfolgendem – Aufkommen von Be- wusstsein“. Der vorliegende Text beleuchtet die Thematik aus der Sicht der Biophysik. Es handelt sich um eine Disziplin, die sich höhere Leistungen des Gehirns a priori nicht zum Schwerpunkt setzt. Demgegenüber aber kann sie na- turwissenschaftlich exaktes Denken für sich in Anspruch nehmen.FürdieAufarbeitungdesphilosophischausufernd behandelten Themas seelischer Funktionen mag damit ein entscheidenderVorteilgegebensein.EinAnliegendesTex- tes ist eine systematische Vorgangsweise bei Verzicht auf jegliche Form der Abschweifung. Die Diskussion erfolgt im Rahmen von etwa vierzig Unterkapiteln, die in sich weitgehend geschlossen sind. Jedem Unterkapitel ist eine Zusammenfassung seiner wichtigsten Aussagen vorange- stellt. Die wesentlichsten Thesen des Textes werden im speziellen Kontext einzelner Abschnitte wiederholt. Das sollihreSchlüsselrolleverdeutlichen; auchsollesihrekriti- scheBeurteilungherausfordern. Der Text gliedert sich in vier Kapitel. Zunächst be- handelt das Kap. 1 grundlegende Phänomene, die be- züglich einer physikalischen Deutbarkeit außer Zweifel stehen. Der Schwerpunkt liegt auf elektromechanischen, molekularen Funktionen, die als „biologisch“ vom „tech- nischen“ abgerückt erscheinen mögen, tatsächlich aber X BewusstseinundoptimierterWille physikalisch/chemischen Theorien voll entsprechen. Im Besonderen werden jene Mechanismen neuronaler Erre- gung aufgezeigt, in welche die von Dualisten postulierte freie Willensbildung einzugreifen hätte. So entsteht eine fundierte Basis für die nachfolgenden Diskussionen von Bewusstsein,DenkenundWillensbildung. Am Beginn des Kap. 2 steht der Einlauf sensorischer SignaleindasGehirn.NeuronaleVerarbeitungenimSinne von Assoziation, Speicherung, Steuerung und Reaktion werden mit dem (hier verallgemeinerten) Konzept so- genannter Engramme gedeutet. Es handelt sich um die Einschreibung von Pfaden bevorzugter Erregbarkeit in das Milliarden von Neuronen umfassende Netzwerk des Gehirns. Bewusstwerdung wird als biophysikalischer, phy- sischer Faktor interpretiert, der nicht weniger unerklärlich istalsetwadiephysikalischenPhänomene desMagnetismus undderGravitation. DieimKap.3intensivierteModellierunginkludiertite- rativgedeutete–zeitintensive–VorgängedesDenkensund der Willensbildung. Im Brennpunkt steht ein biophysika- lisches Iterations-Modell zur Deutung dieser sehr wesent- lichen höheren Funktionen des Gehirns. Es berücksichtigt aber auch die mannigfaltige Verarbeitung sensorischer In- formationen und ihre Überführung in motorische Reflexe, ReaktionenundHandlungen.DieAnwendbarkeitdesMo- dells wird an zahlreichen Beispielen illustriert, unter ande- remderDeutungdesSchlafgeschehens.Letztlichbeschreibt dasModellauchiterativeRückwirkungenvonseitenunserer Umwelt, und auch evolutionäre Formungen unserer Per- sönlichkeitim Sinne von langfristigenAdaptionendes Ge- hirns. Vorwort XI Das Kap. 4 konzentriert sich auf die zeitliche Entwick- lungvonalswillentlichempfundenenHandlungenundGe- danken. Vom Bewusstsein gesteuerter freier Wille erweist sichalsphysikalischinkompatibelund obendreinalskaum erstrebenswert. An seine Stelle wird optimierter Wille ge- setzt, als Ausdruck der Gesamtheit ererbter und erworbe- ner Engramme – und damit des individuellen Ichs, in op- timierterWechselwirkungmitderUmwelt. Alsvomphysi- kalischenGeschehenausgeklammerterFaktorverbleibtdas Bewusstsein–alsRestfunktiondessen,wasmanalsSeelebe- zeichnen mag, das tatsächlich aber Bestandteil der Physis ist. ErklärtesZieldesTextesistes,einkonkretesModellzur Diskussion zu stellen. Es möge zur Durchleuchtung seiner Schwächenanregen–vorallemaberzumStudiumderKon- sequenzen des Modells. Beim Verfassen des Buches war es einprimäresAnliegen,LesbarkeitfürallebeteiligtenDiszi- plinen zu schaffen. Beiträge zur vorliegenden Problematik kommen von der medizinisch orientierten Hirnforschung und der Philosophie, aber auch von anderen Fachgebieten wie Psychologie und Physiologie. Freiheit der Willensbil- dung hat letztlich auch Relevanz für grundlegende Aspek- te der Rechtssprechung. Die fachübergreifende Diskussion impliziertdas Problem, generelle Verständlichkeit zu erzie- len.Zu ihrer Unterstützung bedientsich derText einerge- strafften Nomenklatur. Fachliche Begriffe werden definiert und in der Folge in konsistenter Weise weiter verwendet. Fachlich wenig versierte Leser mögen die Lektüre mit zu- sammenfassenden Abschnitten beginnen, um das Endziel derÜberlegungenvorAugenzuhaben.

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