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Bevölkerung · Umwelt · Entwicklung: Eine humanökologische Perspektive PDF

188 Pages·1994·7.678 MB·German
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Josef Schmid (Hrsg.) Bevölkerung' Umwelt· Entwicklung J osef Schmid (Hrsg.) Bevölkerung· Ußlwelt· Entwicklung Eine humanäkologische Perspektive Westdeutscher Verlag Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Bevölkerung - Umwelt - Entwicklung: eine humanökologische Perspektive / Josef Schmid (Hrsg.). - Opladen: Westdt. Verl., 1994 NE: Schmid, Josef [Hrsg.] Alle Rechte vorbehalten © 1994 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Verlags gruppe Bertelsmann International. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbe sondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Bürkle, Darmstadt Umschlagbild: Anse1m Desing, O.S.B., Auxilia Historica - Stadt am Hof, nächst Regensburg 1741 Anse1m Desing war Planer und Gestalter des "Mathematischen Turms" (Sternwarte des Benedektinerstifts Kreuzmünster in Oberösterreich), der als das erste Hochhaus Europas gilt. Gedruckt auf säurefreiem Papier ISBN 978-3-531-12659-3 ISBN 978-3-322-93524-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-93524-3 Inhaltsverzeichnis Vorwort der Deutschen Gesellschaft für Humanökologie........................................ 7 lose! Schmid Einführung des Herausgebers.................................................................................. 9 I. Grundlagen lose! Schmid Bevölkerung -Umwelt -Entwicklung: Forschungsrichtungen und aktuelle Argumentation ................................................. 17 lürg A. Hauser Bevölkerung, Ökologie und die 'Neue Ökonomie' - Rahmenbedingungen für eine Gesellschaft im F1ießgleichgewicht............................. 43 Ernst Mohr Umweltnormen in der Gesellschaft und den Wirtschaftswissenschaften.................... 73 11. Fallbeispiele A. Siedlungsstruktur und Bevölkerungssoziologie Afrikas Bernhard Glaeser Nachhaltigkeit in Landwirtschaft und Hausbau........................................................ 89 Ndalahwa Faustine Madulu Hohe Fertilität in Zeiten ökologischer Krisen: Das Beispiel der Hado -Projekt -Gebiete im Kondoa Distrikt, Tansania................. 109 6 Inhaltsverzeichnis B. Aktuelle Fragen der Epidemiologie in den Tropen Klaus Fleischer, August Stich Seuchenbekämpfung in Afrika................................................................................. 121 Hermann Bujard Malaria: Strategien zur Entwicklung eines Impfstoffes ............................................ 135 ill. Handlungsstrategien Dietrich Dörner Entscheidungsfallen in komplexen Situationen - die Logik des Mißlingens in der Entwicklungspolitik............................................... 149 Karl Bruckmeier Umweltinstitutionen und Entwicklungspolitik - Institutionenentwicklung als Paradigma ökologischer Entwicklungsarbeit? .............. 167 Parto Teherani-Krönner Frauen in der Emährungssicherung und Bevölkerungsentwicklung . ..... ...... ..... ...... ... 179 Autorenverzeichnis ...... ..... ..... .... ........... ....... .... ....... .... .... ....... ............. ....... ............. 195 Vorwort der Deutschen Gesellschaft für Humanökologie Humanökologie hat die Aufgabe, sich wissenschaftlich und menschenbezogen mit der Situation auseinanderzusetzen, in der wir uns schon seit einiger Zeit befmden, die wir aber jetzt erst an fangen, in ihrer vollen Tragweite zu begreifen: Wir sind für den Zustand der Erde selbst und allein verantwortlich. Der Ernst der Situation ergibt sich daraus, daß das Gleichgewicht in einer Reihe globaler Subsyteme ernsthaft gestört ist -die tropischen Regenwälder, die Ozonschicht, die atmosphärische C02-Bilanz -, ohne daß wir die supranationalen Steuerungsmechanismen hätten, um diesen Störungen entgegenzuwirken. Räumliche und zeitliche Dimensionen des Umweltproblerns und seine Komplexität einer seits und die Handlungshorizonte und Differenzierungen politischer Organisationen anderer seits klaffen aber nicht nur im Weltmaßstab weit auseinander, sondern auch im nationalstaatli chen Bereich bis hinunter zur kommunalen Ebene. Die Inadäquanz von Problem- und Hand lungsstruktur ist vielleicht sogar das gemeinsame Thema der Humanökologie, deren Thema das Gefüge der Beziehungen zwischen Mensch und Natur, zwischen Gesellschaft und Umwelt ist. Betont man den Aspekt der Umweltzerstörung, ist sie vorwiegend politische Ökologie und als solche in ihrer Vorgehensweise sozialwissenschaftlich orientiert, wobei naturwissenschaftli che Elemente ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Knüpft man jedoch den Bezug zur Öko logie als biologischer Disziplin enger, stehen die naturwissenschaftlichen Aspekte im Vorder grund. In keinem der beiden Fälle ist Humanökologie als etablierte Fachwissenschaft im Rahmen der herkömmlichen, die Aufgaben zerschneidenden universitären Wissenschaftseinteilung zu sehen. Vielmehr stellt sie ein die Disziplinen vereinigendes Erkenntnisinteresse vor und ver sucht somit, Natur-, Geistes-, Sozial-und Planungswissenschaften zu integrieren. Dies ist auch der Focus der Deutschen Gesellschaft für Humanökologie (DGH), die 1975 unter vorwiegend sozialrnedizinischen Vorzeichen gegründet wurde. Zweck der Gesellschaft ist die Förderung der Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Humanökologie und die Verbreitung ihrer Erkenntnisse. In diesem Sinne bemüht sie sich, die humanökologische Betrachtungsweise zu verbreiten, in deren Mittelpunkt die Vermehrung und Anwendung des Wissens um die Wechselbeziehungen des Menschen mit seiner Umwelt steht. Die wissenschaftlichen Beiträge aus dem Kreis der Mitglieder sind die Leistung einzelner oder von Studiengruppen der Gesell schaft. Sie sind aber auch ein Produkt der intensiven Kommunikation auf den Jahrestagungen. Die Mitteilungen der DGH erscheinen sechsmal jährlich im Rahmen der Zeitschrift GAlA. Ecological Perspectives in Science, Humanities and Economics. Meinungs- und Methodenvielfalt in der DGH sind schon durch die multidisziplinäre Zu sammensetzung ihrer Mitglieder begründet. Entsprechend ist auch das hier vorgelegte Buch Bevölkerung -Umwelt -Entwicklung. Die humanäkologische Perspektive keine repräsentative Äußerung der DGH. Es einigt jedoch der gemeinsame Wille, das Austragen von Gegensätzen an den Maßstäben zu orientieren, die für wissenschaftliche Auseinandersetzungen gelten. Das Thema "Angst und Umwelt" reflektiert die Erfahrung, daß das Bewußtsein, Umwelt chemikalien oder ionisierender Strahlung ausgesetzt zu sein, psychologisch oder ärztlich er kennbare Störungen auslösen kann, obwohl die Exposition im toxikologischen Sinne unter schwellig bleibt. Dabei handelt es sich bei den Betroffenen weder um Simulanten, noch um besonders ängstliche Patienten. Verläßliche, umfassende und vollständige Informationen sowie Aufklärung über individuell mögliche Gegenmaßnahmen ermöglichen es den Betroffenen, besser mit solchen Belastungssituationen fertig zu werden. Mit dieser Perspektive knüpft die DGH an ihre langjährige sozialwissenschaftliche und medizinische Tradition an und legt nach 8 Vorwort den Sammelbänden Humanökologie: Grundlagen Präventiver Umweltpolitik (herausgegeben von B. Glaeser, Westdeutscher Verlag, 1989), Humanökologie und Kulturökologie: Grund lagen, Ansätze, Praxis (herausgegeben von B. Glaeser, Westdeutscher Verlag, 1992) sowie Umweltbelastungen und Ängste: Erkennen, Bewerten, Vermeiden (herausgegeben von A. Aurand, B. P. Hazard und F. Tretter, Westdeutscher Verlag 1993) ihren vierten Band vor. Deutsche Gesellschaft für Humanökologie Bemhard Glaeser Berlin, im Januar 1994 Präsident Einführung des Herausgebers Dem vorliegenden Werk liegen die Verhandlungen der Jahrestagung der Deutschen Gesell schaft für Humanökologie (DGH), die alljährlich in Sommerhausen bei Wünburg abgehalten wird, zugrunde. Die Bestimmung, daß Humanökologie weniger eine Disziplin per se als vielmehr eine Sichtweise ist, die es zu verbreiten gilt, hat anfänglich die Arbeit der Gesellschaft durchzogen. Dabei wurden eine ganze Anzahl von Anwendungen vorgestellt. Humanökologie erscheint als eine Disziplinierung bestehender Humanwissenschaften unter eine umfassendere Fragestellung, die an einen Paradigmenwechsel heranreicht. Dazu gehört die Neuinterpretation und Einfügung von Ergebnissen der Einzelwissenschaften in die humanökologische Perspektive. In ihr werden die Phänomene zu ihren natürlichen und sozialen Umweltfaktoren in Beziehung gesetzt, mit denen sie ein System bilden und das es in seiner Wirkungsweise zu erkennen gilt. In einem weiteren Arbeitsschritt befaßte sich die DGH mit dem fließenden Übergang zur Kulturökologie. Die Innenseite des Bewegungskomplexes, der von Bevölkerung, Umwelt, Technik und Sozialstruktur angetrieben wird, ist zum Gegenstand geworden. Die Übernahme der ursprünglich als ethnologische Methode entworfenen Kulturökologie dürfte sich als dauerhafter Erwerb für die humanökologische Herangehensweise herausstellen. Sie studiert das Reagieren der Kultursysteme auf inneren und äußeren Druck und entwickelt daraus ihre Sicht kultureller Evolution, die nicht zum Stillstand gekommen ist. Sie zeigt am Ende des 20. Jahrhunderts beängstigende "Ungleichgewichte" und Vielfdrrnigkeiten, die alle einfachen Vorstellungen von Gesellschaftsaufbau, die noch aus der Aufklärung und dem 19. Jahrhundert stammen, beseitigen. Seinerzeit entdeckte Vorgänge präsentieren sich in neuer Komplexität. Evolution, Anpassung und Systemtransformation lassen sich schon lange nicht mehr auf Einzelkulturen begrenzen, denn sie empfangen ihre Änderungsirnpulse nicht mehr allein aus dem Inneren, endogen und kulturkonform, sondern immer stärker exogen. Sie gehen von Fremdbildern und Fremdkontakten aus wie in weiten Teilen der Dritten Welt, zersetzen Tradi tionalkulturen und bringen sie auf ihnen unbekannte Fährten. In spätindustriellen, "modemen" Kulturen geht der Druck von inneren Flexibilitätserfordernissen aus und von Plazierungs zwängen in der äußeren Weltzivilisation. Entwicklungskulturen dagegen spüren inneren Be völkerungsdruck und sind noch schmerzlicher mit dem Weltmarkt konfrontiert, weil sie sich dort ihre Investitionsmittel erwirtschaften müssen. Die humanökologische Sichtweise spart den Weltzustand nicht mehr aus. Sie nimmt die Globalisierung einst lokaler Phänomene ernst. Von hier aus drängte sich das Thema "Bevöl kerung-Umwelt-Entwicklung" nun auf. Man begibt sich damit inhaltlich in den zur Zeit latenten Nord-Süd-Konflikt, der in Welthandelsfragen aber immer mehr aufbricht und sich wieder wie in den 70er Jahren verdichten dürfte. Das Neuartige an der Nord-Süd-Spannung sind Ent wicklungen, die sich seit der Weltbevölkerungskonferenz 1974 in Bukarest und den Pariser Nord-Süd-Verhandlungen ergeben haben. Ostasien ist bestrebt, es der europäischen Ent wicklung demographisch und produktiv gleich zu tun, und hat damit Erfolg. Auch China taugt als "Sprecher der Armen" nicht mehr so recht, den es auf der Bukarester Konferenz 10 Josef Schmid noch machte. Daß Schwarzafrika seitdem in einen Negativtrend verfällt, war in der Weise nicht vorherzusehen. Der Inhalt sei nun folgendennaßen erläutert: Im ersten Abschnitt Grundlagen stellt der Herausgeber eine Zuständigkeit der Human-und Kulturökologie für den Komplex Bevölkerung, Umwelt und Entwicklung heraus. Das bedeutet für die Disziplin sicher eine Herausforderung, weil sie ihre Erklärungserfolge doch weitgehend im Kleinräumigen erzielen konnte. Die Brücke zum Globalen, eigentlich Biosphärischen schlägt der Malthusianismus, der schon vor zweihundert Jahren, wenn auch nur recht krude das Ver hältnis von Bevölkerung und Ressourcen thematisiert hatte. Er gehört seitdem zum Hausrat jedweder Ökologie und muß für Gegenwart und Zukunft neu überdacht werden. Es sind zwei Fragenkomplexe, an denen eine ins Makrosoziale und Globale gehobene Humanökologie zu arbeiten hat: 1. Welches Wissen muß aus der simplen malthusianischen Arithmetik herausführen? Die ominöse PAT-fonnel (P für Population, A für Lebensstandard/Affluence, T für Techno logie) suggeriert, daß ein "Drehen" an diesen Faktoren beliebig möglich wäre und die Umweltnutzung oder Ressourcenvergeudung sich dadurch mindern ließe. 2. Welchen Weg wird der "Demographische Übergang" in der Dritten Welt nehmen? Den europäischen Weg, sich über Raubbau-Industrialisierung-Modernisierung vom hohen Ge burten- und Sterblichkeitsniveau auf ein niedriges zu bringen, wird nicht möglich sein; weder die Entwicklungskontinente, noch der Globus werden für 5 bis 8 Milliarden Men schen ein derartiges Energie- und Ressourcenvergeudungsprogramm durchziehen können, wie sich das der Westen mit nur 300 Millionen Menschen in seiner Industriali sierungsphase geleistet hat Beide Fragenkomplexe werden von Trugschlüssen beherrscht, die im äußerlich technizistischen Eingriff gipfeln. Sie scheitern an den jeweiligen kulturökologischen Komplexen, in die Populationen eingebunden sind, und zwingen die Humanökologie Gesetze und Erfahrungen des Systemwandels auf die globale Weltlage anzuwenden: die bevölkerungspolitische, um weltpolitische und entwicklungspolitische Fragen bündeln sich in der Aufgabe, den demogra phischen Übergang in der Dritten Welt mit niedrigem Energieverbrauch vonstatten gehen zu lassen. Dies bedingt gleichzeitig ein Mindestmaß an politischer und ökonomischer Stabilität und eine Humankapitalbildung, um Schritte zur Sterblichkeitssenkung und intelligenten Pro duktion (zuerst in der Landwirtschaft) zu sichern, um eigenständig zu werden und sich von Transfers der reichen Welt abzukoppeln. Nur wenn dies auf absehbare Zeit gelingt, darf von "sustainable development" gesprochen werden. In seinem grundlegenden Beitrag über die Zusammenhänge von Bevölkerung, Umwelt und Ökonomie erweitert ]ürg A. Hauser, Professor für Bevölkerungslehre und Entwicklungspolitik an den Universitäten Zürich und Basel, die klassische Theorie des demographischen Übergangs um den Komplex "Natur". Voraussetzung für eine spannungsarme und demo-ökologische Transfonnation in Entwicklungsländern ist die Harmonisierung der ökologischen, sozio ökonomischen und demographischen Rahrnenbedingungen in einer "Neueren Ökonomie" in Gesellschaften im Fließgleichgewicht Hausers ökonomische Theorie ist zum einen ganzheitlich ausgerichtet und anerkennt somit ökologische und existentielle Grenzen und zum anderen akzeptiert sie eine absolute Knappheit, die einer Umverteilung in absolute und realtive Bedürfnisse impliziert. Der Schwerpunkt des ökonomischen Systems muß daher von Wachs tum auf ein Fließgleichgewicht verlagert werden. Ernst P. Mohr, Ph. D., Leiter der Forschungsabteilung "Ressourcenökonomik" am Institut für Weltwirtschaft in Kiel, behandelt in seinem Beitrag die Rolle von Umweltnonnen in der Gesellschaft und in den Wirtschaftswissenschaften. Bezugnehmend auf den berühmten Aufsatz von Garret Hardin1 über die Tragik der Allmende" versucht Mohr die Frage zu beantworten. ob das neoklassische Modell menschlichen Verhaltens, der Homo oeconomicus. ein geeignetes G. Hardin. 1968. The Tragedy ofthe Commons. Science. 162. S. 1243-1248. Einführung des Herausgebers 11 Modell für die Analyse menschlich verursachter Umweltprobleme sein kann. Da Umweltnor men einerseits oftmals wenig effizient sind und andererseits einem starken Veränderungsdruck im Zivilisationsprozeß ausgesetzt sind, sollte ihre Rolle in der Gesellschaft begrenzt sein und dagegen der Homo oeconomicus in einen ökologischen Kontext gestellt werden. Die Fallbeispiele beziehen sich auf Siedlungsform und Familienform im ökologisch prekä ren Tansania und Indien. Bernhard Glaeser vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozial forschung und zugleich Vorsitzender der DGH behandelt unter dem Titel "Nachhaltigkeit in Landwirtschaft und Hausbau" den Zusammenhang von Nahrungsproduktion und Hausbau in Tansania und Südindien. Er demonstriert in Ergebnissen seiner Feldstudien, wie ökologisch angepaßte und traditionelle Anbaumethoden und Wohnformen als "Armutszeichen" gelten gegenüber "modemen" importierten Behausungsideen. Letztere bedeuten jedoch eine ungleich größere Belastung, sowie klimatisch bedingte Reparaturen (durch Monsun) nötig werden. Der Kosten-Nutzen-Vergleich fällt eindeutig zugunsten der traditionellen Lehmhäuser aus, die jedoch keinen Statuswert besitzen. Ähnliches wird in den Andenregionen berichtet, wo das ungesunde und rostende Wellblechdach Prestigewert von der herkömmlichen Strohdeckung innehat.; - ein Beispiel für Schäden durch "Modernisierung" und ein Plädoyer für "eigenkul turelle" Entwicklung. Herr Faustine Madulu M.A., Doktorand aus Dar-es-Salaam und DAAD-Stipendiat am Bamberger Lehrstuhl für Bevölkerungswissenschaft schreibt über "Fertilität und Ökologie in den Hadogebieten des Kondoa-Distrikts in Zentaltansania". Es handelt sich um erste Ergeb nisse einer umfangreichen Feldstudie während der Jahre 1992/93, die einen nicht unwesentli chen Teil der Problemlage Schwarzafrikas modellhaft abbildet Hohe Geborenenüberschüsse und starkes Bevölkerungswachstum führt zu extensiver Landwirtschaft und Viehhaltung und damit zu beschleunigter Bodenerschöpfung. Herr Madulu kann die Voraussetzungen für "Ökoflucht" in seinem Bereich herausarbeiten: Der Bevölke rungsdruck bedeutet einen höheren Bedarf an Ackerfläche, Feuerholz, Nahrung, Hausbauma terialien, Wasser und Zugriff auf weitere natürliche Ressourcen. Da Kinderreichturn eine öko nomische Notwendigkeit ist, um unter schlechteren Ertragsbedingungen zu überleben, schließt sich hier ein Teufelskreis von Armut und Umweltproblemen, von Malthusianern als "demo graphische Falle" diagnostiziert Zwei Artikel aus dem Bereich der Tropenmedizin. Epidemiologie ist eine wesentliche öko logische Disziplin. Es sind Populationen im weitesten Sinne beteiligt und sie kämpfen offen sichtlich um ihr Überleben. Dieser "Zweikampf' hat auch im Rahmen kultureller Evolution eine gewisse Phänomenologie: Die Feinde des Menschen, seine Nischen-Konkurrenten, werden immer kleiner, der Kampf gegen sie immer schwieriger, zumal sich die gefährlichen Schrna rotzerpopulationen in der Physis des Menschen aufhalten. Der Mensch ist offenbar noch lange nicht der Alleinherrscher des Planeten. Klaus Fleischer und August Stich leisten einen aktuellen Beitrag zur Tropen-Epidemio logie und beschäftigen sich unter dem Titel "Seuchenbekämpfung in Afrika" mit der Durchseu chung Schwarzafrikas mit Malaria, Schlafkrankheit, Gelbfieber und Aids. Über Wanderungs bewegungen in Afrika werden Krankheiten zu Bevölkerungsgruppen gebracht, die nicht oder nur teilresistent dagegen sind. Dies gilt in den letzten Jahren für Malaria, die räumlich ver schleppt wird, schwere Verlaufsformen entwickelt und in bisher malariafreien Gegenden epi demieartig ansteigt. Malaria bewirkt den wirtschaftlichen Niedergang vieler Regionen und zer stört damit auch die Anfänge einer Gesundheitsversorgung. Politik, Gesundheits- und Wirt schaftsprogramme haben nicht verhindern können, daß die heutige Krankheitsbekämpfung in Schwarzafrika mittlerweile auf den Stand von 1920 zurückgefallen ist. In Schwarzafrika ist ein starker Anstieg der Schlafkrankheit zu verzeichnen. Der Tsetsefliege bietet sich immer weniger Wild, und sie greift daher häufiger auf den Menschen über. Auch beim Gelbfieber ist ein starker Anstieg zu beobachten, vor allem in Nigeria. Die Ursache hierfür sind Veränderungen im Pflanzenanbau, die eine neue Moskitoart in den von der Epidemie betroffenen Gebieten

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