FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Herausgegeben durch das Kultusministerium Nr.792 Dr. phil. habil. Paul Hölemann Ing. Rolf Hasselmann Forschungsstelle für Acetylen, Dortmund Bestimmung des Dampfdruckes und der Verdampfungswärme von flüssigem Acetylen Als Manuskript gedruckt WESTDEUTSCHER VERLAG / KOLN UND OPLADEN 1959 ISBN 978-3-663-03555-8 ISBN 978-3-663-04744-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-04744-5 G 1 i e der u n g A. Einleitung s. 5 s. B. Bericht 6 I. Experimentelles s. 6 Ir. Durchführung der Messungen s. 11 IIr. Ergebnisse s. 12 s. a. Dampfdruckmessungen 12 s. b. Messungen der Verdampfungswärme 14 c. s. Zusammenfassung 17 s. D. Literaturverzeichnis 19 Seite 3 A. Ein lei tun g Calciumcarbid und Acetylen wird aus Gründen der Wirtschaftlichkeit prak tisch nur in großtechnischen Anlagen erzeugt. Für die Dissousgasherstel lung besteht jedoch die Notwendigkeit, Acetylen an stark verstreuten Stellen zu verarbeiten. Das Acetylen muß daher in großen Mengen trans portiert bzw. gestapelt werden. Ein solcher Transport über größere Ent fernungen und in größerem Maßstab ist bisher nur in Form von Karbid möglich. Dabei bedingt das ungünstige Gewichtsverhältnis von Karbid zu Acetylen einen relativ hohen Anteil an Transportkosten und einen beträcht lichen Raum für die Stapelung. Es ist noch zu berücksichtigen, daß die Speicherung von Karbid wegen seiner großen Reaktionsfähigkeit mit der Luftfeuchtigkeit einen erheblichen technischen Aufwand mit sich bringt und unter Umständen zu merkbaren Verlusten führt. Im Zusammenhang mit dem Problem einer Verbilligung des Transportes und der Stapelung von Acetylen gewinnt die Frage ein erhöhtes Interesse, wieweit sich eine Verbesserung durch Verwendung von flüssigem Acetylen durchführen läßt. Zur Beurteilung der damit zusammenhängenden Probleme ist eine genaue Erfassung der Eigenschaften des flüssigen und gasför migen Acetylens bei tieferen Temperaturen von großer Wichtigkeit. Dazu gehört vor allem auch die genaue Kenntnis des Dampfdruckes und der Ver dampfungswärmen als Funktion der Temperatur. Die zahlreichen in der Literatur vorl.iegenden Daten über die Dampfdrucke des Acetylens weichen z.T. erheblich voneinander ab. Die in der Litera tur für die Verdampfungswärme angegebenen Werte sind aus den Dampfdruck werten unter Zuhilfenahme der spezifischen Volumina des Gases und der Flüssigkeit im Sättigungszustand berechnet worden. Aus der Unsicherheit der Dampfdruckwerte ergibt sich damit eine beträchtliche Fehlermöglich keit bei der Berechnung der Verdampfungswärme. Zur Gewinnung genauer Werte für diese wichtigen thermodynamischen Eigen schaften des flüssigen Acetylens erschien es daher von großem Interesse, sowohl die Dampfdruckwerte einer Kontrolle zu unterziehen als auch die Verdampfungswärme direkt experimentell zu bestimmen. Die Versuche er streckten sich dabei auf einen Temperaturbereich von -60 bis +200 C und auf ein Druckintervall von 3,6 bis 44,6 ata. Seite 5 B. B e r ich t I. Experimentelles Die Bestimmung der Verdampfungswärme erfolgte nach dem isothermen Ver fahren durch Zuführung von Wärme in Form elektrischer Energie bei kon stantem Druck. Die verwendete Apparatur ist schematisch in der Abbil dung 1 dargestellt. Die Messungen wurden mit Acetylen durchgeführt, welches einer acetonfrei en, nur mit Mikropormasse der Firma Linde gefüllten Flasche entnommen % wurde. Da dieses Gas noch bis zu 0,5 Fremdgas enthalten kann, war eine weitere Reinigung notwendig. Diese erfolgte durch Einfrieren des Acetylens bei _900 C und abpumpen der nicht kondensierten Inertgase, die im wesentlichen aus Stickstoff, Wasserstoff und Methan bestehen. Das Einfrieren wurde im Gefäß E ausgeführt, das in einem Dewargefäß mit Aceton-C0 -Mischung gekühlt wurde. Um eine Temperatur von -900C zu er- 2 ~ o Saugen 8 A b b i 1 dun g Schematische Darstellung der Apparatur zur Messung der Verdampfungswärme von flüssigem Acetylen T: Trockenturm; L: Dewargefäß; E: Kondensationsgefäßj M: Meßzylinder; 0: Standrohr; D: Druckzylinder; A: Null-Marke; B: Kalorimetergefäß; S: Tauchsieder; C: Thermometer-Stutzen; W: Gaszuleitung; Z: Stromzuführungj F: Gasmeßkolben; K: Thermometer; H: Eichkolben; V1, 2, 3: Ventile; n1 , 2: Hg-Manometer; H1, 2: Glashähne Se i te 6 reichen, wurde der Aceton-C0 -Druck über der Mischung auf ca. 500 mm Hg 2 gehalten. Gleichzeitig wurde ein schwacher, im Trockenturm T über Alugel getrockneter Luftstrom zur Homogenisierung und Durchmischung des Kühl mediums durch das Dewargefäß L gesaugt. Von der im Kondensationsgefäß E eingefrorenen Acetylenmenge wurde über Hahn H1 das nicht kondensierte Fremdgasgemisch abgepumpt, bis sich am Manometer n1 ein konstanter, der Temperatur entsprecherider Dampfdruck des festen Acetylens eingestellt hatte. Das so gereinigte feste Acetylen wurde vorsichtig in den Meßzylinder M %, verdampft. Der letzte Teil von ca. 20 in dem sich möglicherweise die leichter kondensierbaren Verunreinigungen befanden, wurde dabei verwor fen. In dem Meßzylinder M, welcher mit einem Standrohr 0 versehen war, wurde das Acetylen durch Aufgabe von Stickstoffdruck auf den Druckzylin der D mit Hilfe von Quecksilber als Drucküberträger komprimiert und ih das Kalorimetergefäß B übergeführt. Aus dem Anfangs- bzw. Endstand des Quecksilbers in M sowie aus den dazugehörigen Drucken und Temperaturen wurde die in das Versuchsgefäß Beingefüllte Acetylenmenge berechnet. Das Kalorimetergefäß B aus vergütetem Stahl hatte ein lichtes Volumen von 37,6 cm3• In dem Gefäß war ein Tauchsieder S, sowie ein Rohrstutzen C zur Aufnahme des Thermometers eingebaut. Die Gaszuleitung und die Strom zuführung Z zum Tauchsieder erfolgte durch den Deckel. Die Anordnung des Kalorimetergefäßes ist in der Abbildung 2 dargestellt. Die Messung des aus dem Gefäß B verdampften Acetylens erfolgte im Meß kolben F aus der Druckdifferenz am Hg-Manometer n • Der Druck des Acety 2 lens im Kalorimetergefäß B wurde am geeichten Feinmeßmanometer U ge 2 messen. Je nach Versuchstemperatur bzw. Acetylendruck wurde ein Mano meter mit möglichst hoher Ablesegenauigkeit gewählt. Mit Hilfe des Eich kolbens H war vor Beginn der Messung das Volumen des Kalorimetergefäßes bzw. des Meßkolbens F bestimmt worden. Tiefe Temperaturen lassen sich durch Verdampfen niedrig siedender Sub stanzen unter genauer Einhaltung des der Temperatur zugeordneten Dampf druckes [1, 2J konstant auf ~ 0,01 0 C einstellen. So konnte durch Ver wendung von Difluordichlormethan _500 C, von Difluormonochlormethan _600 C erreicht werden. Das abgesaugte Kältemittel wurde über einen Klein kompressor der Firma Frigidaire, Typ DI 020 S, mit angebautem Konden sator wieder verflüssigt und im Kreislauf zum Kühlgefäß zurückgeführt. 7 Seite c - A b b i 1 dun g 2 Darstellung des Kalorimetergefäßes mit Tauchsieder und Thermometerstutzen B: Kalorimetergefäß; S: Tauchsieder; C: Thermometerstutzen; W: Gaszuleitung; Z: Stromzuführung; In der Abbildung 3 ist der Einbau des Kalorimetergefäßes in das Kühlge fäß und in die Isoliergefäße im Schnitt dargestellt. Das Kalorimeterge fäß B hing dabei in dem doppelwandigen Kühlgefäß A. Nach oben hin war der Verdampfer durch eine Styroporplatte isoliert. Über der Styropor platte war das Kühlgefäß durch einen Aluminiumblock abgeschlossen, um eine gleichmäßige Temperaturverteilung im Innern zu erhalten. Zur Ver meidung von Kälteverlusten war der Aluminiumblock nach außen nochmals durch Styropor isoliert. An dem oberen Rand des Kühlgefäßes A war ein Einspritzventil J der Firma Fricka vom Typ AW 3 angebracht, durch welches Kältemittel aus dem Kondensator fein verteilt und dosiert zugeführt wurde. Die zum Saug stutzen des Kompressors führende Saugleitung P sowie ein Thermometer stutzen Y, welcher ein Thermometer zur Messung der Temperatur im Innern des Kühlgefäßes aufnehmen konnte, waren im oberen Rand, auf den Umfang verteilt, eingelassen. Das Kühlgefäß wiederum befand sich in einem 6-1- fassenden Dewargefäß der Firma Isotherm, welches mit einem Deckel aus Pertinax und Schaumgummi verschlossen war. An diesem Deckel hing sowohl das Kalorimetergefäß B als auch das Kühlgefäß A. Die Gaszuleitungen, Seite 8 w A b b i 1 dun g 3 Anordnung des Kalorimetergefäßes mit Kühlgefäß im 1soliergefäß B: Kalorimetergefäßj A: KühlgefäBj Y: Thermometerstutzenj R: Dewargefäßj W: Isoliergefäßj J: Kältemitteleinspritzventilj Q.: Druckleitungj P: Saugleitungj I: Pertinaxj 11: Schaumgummij 111: Aluminiumblockj IV: styropor die Stromzuführung, die beiden Thermometer, der Knebel des Dosierungs ventils sowie die Saug- und Druckleitungen des Kompressors waren durch diesen Deckel nach außen geführt. Das Dewargefäß endlich stand in einem doppelwandigen 1soliergefäß W, dessen Innenraum zur Wärmeabstrahlung mit einer polierten Aluminiumfolie ausgelegt war. Den oberen Abschluß bildete ein 3 cm starker Deckel aus Styropor. In der Saugleitung vom Kühlgefäß zum Kompressor befand sich ein Ventil, mit dessen Hilfe der Druck konstant gehalten und damit die Temperatur eingestellt werden konnte. An dem Kondensator des Kompressors war ein Seite 9 Schauglas angebracht, durch welches der Kältemittelstand beobachtet wurde. Da ein geschlossener Umlauf vorhanden war, zeigte der Stand im Kondensator ebenfalls den Stand des Kältemittels im Kühlgefäß an. Um das Mitreißen von Öl aus dem Kompressor in den Verdampfer zu vermeiden, wurde ein Ölabscheider eingebaut, aus dem über ein Ventil das Öl konti nuierlich in das Kurbelgehäuse des Kompressors zurückgeführt wurde. Die Bestimmung ~er zugeführten elektrischen Energie erfolgte durch Mes sung der Leistung nach dem Kompensations-Verfahren [3] mit Hilfe eines Normalelementes. Das Prinzipschaltbild zeigt Abbildung 4. ~~--------, U, U r-------~--------~~ g.------------~ $ r R I 1I1III1 8 Volt [1 1-0;; : 1 'V St A b b i 1 dun g 4 Schaltbild der Kompensationsschaltung : 2 R: Heizer; r: Vergleichswiderstand; R , R Kompensationswiderstand; 2 N: Normalelement; G: Nullinstrument; S: Kompensationsschalter; M: Schaltschütz; H: Drucktaster AK 2; St: Stoppuhr; Der Hauptstrom I durchfließt dabei einen bekannten, im Verhältnis zum Verbraucher R kleinen WideFstand r. Parallel zum Verbraucher wurde ein im Verhältnis zu diesem großer Widerstand R2 gelegt. Der Widerstand r 2 und das Widerstandsverhältnis R /R sind so zu wählen,daß die Spannungen 2 U und u gleich der des Kompensationsnormalelementes N werden. Das Nor- 1 Seite 10 malelement N der Firma Ruhstrat in Göttingen war geeicht und hatte bei 200 C eine Spannung von 1,01830 int. Volt. Bezeichnet E die EMK des Normalelementes, so ist nach Gleichung 1 die elektrische Leistung L des durch den Heizer fließenden Stromes: (1) L Der Widerstand R, d.h. der Widerstand des Heizers, betrug 210 Ohm bei 2 r = 30 Ohm und einem Verhältnis von R /R2 von 0,15. Die angelegte Ge samtspannung betrug 8 Volt und der Stromverbrauch 34 mA. Je nach der eingestellten Meßtemperatur wurde 20 - 30 Min lang geheizt, um eine genügend große Acetylenmenge zu verdampfen. Zur genauen Messung dieser Zeit wurde eine elektrische Stoppuhr st der Firma Hanhart ver wendet. Die Uhr gestattete die Ablesung von 1/100 sec. Sie wurde über einen Schaltschütz M der Firma Klöckner-Möller gleichzeitig mit der Heizspannung durch Betätigung des Schalters H gestartet. Als Nullinstru ment G fand ein Multiflex der Firma Dr. B. Lange, Berlin, Verwendung. Für den Aufbau der Kompensationsschaltung wurden Normalwiderstände der Firma Ruhstrat eingebaut. Zur schnelleren Schaltung der Widerstände r 2 bzw. R gegen das zur Kompensation dienende Normalelement N wurde ein dreipoliger Walzenschalter S der Firma Siemens verwendet. 11. Durchführung der Messung Zur Durchführung der Messung wurde Acetylen im Kdlorimetergefäß B bei der Versuchs temperatur kondensiert. Die eingefüllte Gasmenge wurde da bei so bemessen, daß das kondensierte flüssige Acetylen ca. 10 mm über der Oberkante des Tauchsieders im Innern des Kalorim~ters stand. Bei dem Gesamtvolumen von 37,6 ml entsprach dieser Stand eipem Acetylen volumen von 31 ml, so daß über der Flüssigkeit noch ein Gasraum von ca. 7 ml verblieb. Es wurde in einer Versuchsreihe stets nur so viel Acety len verdampft, daß der Acetylenstand nicht niedriger als 2 mm über der Tauchsiederoberkante stand. Das Volumen des flüssigen Acetylens im Ver suchsgefäß wurde aus der eingefüllten Gasmenge und der Dichte des flüs sigen Actylens berechnet. Vor der Messung, d.h. 15 - 20 Min vor Einschalten des Stromes betrug der Gang des Thermometers im Innern der Versuchsbombe höchstens Seite 11