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Bericht uber das Jahr 1955 PDF

390 Pages·1956·16.913 MB·German
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FORTSCHRITTE DERBOTANIK BEGRtlNDET VON FRITZ VON WETTSTEIN UNTER ZUSAMMENARBEIT MIT MEHREREN FACHGENOSSEN UNO MIT DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT HERAUSGEGEBEN VON ERWIN BUNNING ERNST GAUMANN TUSINGEN ZURICH ACHTZEHNTER BAND BERICHT tlBER DAS JAHR 1955 MIT 30 ABBILDUNGEN SPRINGER-VERLAG BERLIN· GOTTINGEN . HEIDELBERG 1956 ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER UBERSETZUNG IN FREMDE SPRACHEN, VORBEHALTEN OHNE AUSDRUCKLICHE GENEHMIGUNG DES VERLAGES 1ST ES AUCH NICHT GESTATTET, DIESES BUCH ODER TEILE DARAUS AUF PHOTOMECHANISCHEM WEGE (PHOTOKOPIE, MIKROKOPIE) ZU VERVIELFALTIGEN © BY SPRINGER-VERLAG OHG. Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 1956 BERLIN' GOTTINGEN • HEIDELBERG 1956 [SBN-13: 978-3-642-94666-0 e-[SBN-13: 978-3-642-94665-3 DO[: 10.1007/978-3-642-94665-3 BRUHLSCHE UNIVERSITATSDRUCKEREI GIESSEN Auf eigenen Wunsch scheidet HERR PROFESSOR RENNER aus der Redaktion der "Fortschritte der Botanik" aus, urn sich jetzt ganz seinen eigenen Forschungsarbeiten widrnen zu k6nnen. Nur die Mitarbeiter und der Verlag der "Fortschritte" wissen, wie viele Bernuhungen RENNERS in den Banden 12 bis 17 der "Fortschritte" enthalten sind. Fur diese Arbeit danken irn Namen vieler Fachkollegen der bisherige und der neue Mit herausgeber sowie der Verlag. Inhalt sverzeichnis Seile A. Morphologie. 1. Morphologie und Entwicklungsgeschichte der Zelle. Von Professor Dr. LOTHAR GEITLER, Wien III, Botanischer Garten, Rennweg 14. (Mit 1 Abbildung) ............... . 2. Morphologie einschlieBlich Anatomie. Von Professor Dr. WILHELM TROLL und Professor Dr. HANS WEBER, Mainz, Botanisches Institut der Universitat. (Mit 8 Abbildungen) . . . . . . . . . . . . . .. 12 3. Entwicklungsgeschichte und Fortpflanzung. Von Professor Dr. KURT STEFFEN, Marburg a. d. Lahn, Botanisches Institut der Universitat, Pilgrimstein 4. (Mit 2 Abbildungen) ............... 33 4. Submikroskopische Morphologle. Von Privatdozent Dr. KURT MUHLE THALER, Zurich 6, Institut fur allgemeine Botanik der Eidg. Technischen Hochschule. (Mit 1 Abbildung) ................. 51 B. Systemlehre und Pflanzengeographie. 5a.Systematik und Phylogenie der Aigen. Von Professor Dr. BRUNO SCHUSSNIG, Jena, Botanisches Institut der Universitiit, Oberer Philo sophenweg 36 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 b.Systematik und Stammesgeschichte der Pilze. Von Dozent Dr. HEINZ KERN, Zurich 6, Institut fUr spezielle Botanik der Eidgen. Technischen Hochschule. (Mit 1 Abbildung) . . . . . . . . . . . . . 68 c. Systematik der Flechten. Von Dr. JOSEF POELT, Munchen 38, Botani- sche Staatssammlung, Menzinger Str. 67. . . . . . . . . . 75 d.Systematik der Moose1 Von Dr. JOSEF POELT e. Systematik der Pteridophyten. Von Dr. JOSEF POELT. (Mit 1 Abbildung) 83 f. Systematik der Spermatophyta. Von Privatdozent Dr. HERMANN MERX MULLER, Munchen 38, Botanische Staatssammlung, Menzinger Str. 67. 94 6. Paliiobotanikl. Von Professor Dr. KARL MAGDEFRAU, Munchen 38, Botanisches Institut der Universitat, Menzinger Str. 67 7. Systematische und genetische Pflanzengeographie. a) Areal- und Florenkunde. Von Professor Dr. HELMUT GAMS, Inns bruck, Botanisches Institut der Universitiit . . . . . . . . . . . 130 b) Floren- und Vegetationsgeschichte seit dem Ende des Tertiars. Von Professor Dr. FRANZ FIRBAS, G6ttingen, Systematisch-Geobotani sches Institut, Untere Karspiile 2a . . . . . . . . . . . . . . . 149 8. Okologische Pflanzengeographie. Von Professor Dr. HEINRICH WALTER, Stuttgart-Hohenheim, Botanisches Institut der Landwirtschaftl. Hoch schule, und Professor Dr. HEINZ ELLENBERG, Hamburg 36, Institut fur allgemeine Botanik, J ungi usstra13e 6 . . . . . . . . . . . . . . . . 167 9. Okologie. Von Professor Dr. THEODOR SCHMUCKER, Hann. Munden, Forstbotanisches Institut, Werraweg I . . . . . . . . . . . . . . . 182 1 Der Beitrag folgt in Band XIX. VI Inhaltsverzeichnis. C. Physiologie des Stoffwechsels. 10. Physikalisch-chemische Grundlagen der Lebensprozesse (Strahlenbiolo gie)l. Von Professor Dr. WILHELM SIMONIS Hannover, Botanisches Institut der Tierarztlichen Hochschule 11. Zellphysiologie und Protoplasmatik. Von Professor Dr. HANS JOACHIM BOGEN, Braunschweig, Botanisches Institut der Technischen Hochschule, Humboldtstr. I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 12. Wasserumsatz und Stoffbewegungen. Von Professor Dr. BRUNO HUBER, Miinchen 13, Forstbotanisches Institut der Universitat, Amalienstr. 52, und Privatdozent Dr. LEOPOLD BAUER, Tiibingen, Botanisches Institut der Universitat, WilhelmstraBe 5 ................. 227 13. Mineralstoffwechsel. Von Professor Dr. HANS BURSTROM, Lund (Schwe den), Botanisches Laboratorium der Universitat.. . . . . . . . . . 242 14. Stoffwechsel organischer Verbindungen I (Photosynthese)l. Von Pro fessor Dr. ANDRE PIRSON, Marburg a. d. Lahn, Botanisches Institut der Universitat, Pilgrim stein 4 15. Stoffwechsel organischer Verbindungen IF. Von Dr. Frank Eberhardt, Tiibingen, Botanisches Institut der Universitat D. Physiologie der Organbildung. 16. Vererbung. a) Genetik der Mikroorganismen1. Von Professor Dr. Dr. HANS MAR QUARDT, Freiburg i. Br., Forstbotanisches Institut b) Genetik der Samenpflanzen. Von Professor Dr. CORNELIA HARTE, Koln-Riehl, Institut fiir Entwicklungsphysiologie, Amsterdamer StraBe 36. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264 c) Genetik der Bakterien1. Von Professor Dr. REINHARD W. KAPLAN, Frankfurt/Main, Institut fur Mikrobiologie der Universihit, Siemayer straBe 70 17. Cytogenetik1. Von Professor Dr. JOSEPH STRAUB, Koln-Riehl, Botani sches Institut der Universitat, Amsterdamer StraBe 36 18. Wachstum1. Von Dozent Dr. JAKOB REINERT, Tiibingen, Botanisches Institut der Universitat 19a.Entwicklungsphysiologie. Von Professor Dr. ANTON LANG, Los Angeles, Californien (USA), University of California, Department of Botany. (Mit 2 Abbildungen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289 19b.Physiologie der Fortpflanzung und Sexualitat. Von Privatdozent Dr. HANSFERDINAND LINSKENS, Koln-Lindenthal, GyrhofstraBe 15. (Mit 1 Abbildung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329 20. Bewegungen. Von Professor Dr. ERWIN BUNNING, Tiibingen, Botani- sches Institut der Universitat. (Mit 11 Abbildungen) 347 21. Viren. a) Pflanzenpathogene Viren. Von Oberreg.-Rat Dr. ERICH KOHLER, Braunschweig, Virusinstitut, Messeweg 11/12. (Mit 2 Abbildungen) .. 365 b) Baktenophagen1• Von Dozent Dr. Dr. WOLFHARD WEIDEL, Tubin gen, Max-Planck-Institut fUr Biologie, CorrensstraBe 41 Sachverzeichnis ................. 378 1 Der Beitrag folgt in Band XIX. Die Abschnitte A und B sind von E. GAUMANN und die Abschnitte C und D sowie das Sachverzeichnis von E. BUNNING redigiert. A. Morphologie. 1. Morphologie und Entwicklungsgeschichte der Zelle. Von LOTHAR GEITLER, Wien. Mit 1 Abbildung. Protistenkerne. Die Mitose von Dinoflagellaten, im besonderen von Ceratium, war lange Zeit infolge ihrer Uniibersichtlichkeit (hohe Chromo somenzahl, dichte Packung der Chromosomen, kleine Spindel) falsch oder unklar interpretiert worden: es schien Querteilung der Chromo somen vorzuliegen. Die ErkHirung fiir die MiBdeutungen liegt darin, daB die Metaphase infolge Raummangels nicht die gewohnte Ausbreitung der Chromosomen in einer Ebene zeigt, daher bisher als solche verkannt wurde, dafiir aber die Anaphase als Metaphase miBverstanden wurde; dazu kommt, daB die Chromosomen nicht, wie gewohnlich, in der Meta-, sondern erst in der spate n Anaphase maximal verkiirzt sind, d. h. in der Metaphase noch ± prophasische Ausbildung be sit zen (SKOCZYLAS). Auf diese Weise maskiert, findet eine normale prophasische Langs spaltung und anaphasische Chromatidentrennung statt, wie dies seiner zeit schon BELAR auf Grund der habituellen Ahnlichkeit der Mitose mit der von Gregarinen postuliert hatte. - Die vielfach abenteuerlichen Vorstellungen eines besonderen Kernbaues und einer aberranten Mitose bei Hefen sind auf Grund eingehender Untersuchungen der Meiose und Mitose von Schizosaccharomyces octosporus erneut abzulehnen: der Kern bau fiigt sich, abgesehen von habituellen Eigentiimlichkeiten in das gewohnte Schema ein und ist im wesentlichen der gleiche wie bei hoheren Ascomyceten (WIDRA u. DE LAMATER; vgl. auch Fortschr. Bot. 15, 1). Einen ganz normalen Verlauf der Meiose zeigen auch Myxomyceten (WILSON u. Ross). Bei Eudorina mit intranuc1earer Spindelbildung wirkt Colchizin wie bei den hoheren Pflanzen, wodurch die grundsatz liche Ubereinstimmung des mit otis chen Geschehens auch in dieser Hinsicht offensichtlich wird (HINz). Bakterien. Mit exakter Methodik durchgefiihrte Nuclealfarbung und fortlaufende Lebendbeobachtungen ergaben fiir Actinomyceten das Vorhandensein von Nucleoiden, die sich gesetzmaBig vermehren und bei der Zellteilung regelmaBig verteilt werden (HAGEDORN). Aus dem Ausbleiben einer entsprechenden Reaktion bei Colchizinierung wird geschlossen, daB kein Spindelapparat vorhanden ist und die Nuc1eoid teilung somit keine Mitose darstellt. Dies hat nicht zu bedeuten, daB die Nuc1eoide sich nicht identisch reproduzieren. Plastiden. Die Frage, ob bei den Bliitenpflanzen in den jiingsten Plastiden ein Primargranum vorhanden ist (Fortschr. Bot. 13, 21; bei Fortschritte der Botanik XVIII. 2 Morphologie. den Moosen enthalten schon die jungsten Plastiden mehrere Grana - Fortschr. Bot. 17,3), wurde im Zusammenhang mit der Art der Teilung der Plastiden und ihrer Grana sowie dem unterschiedlichen Verhalten in Leuko- und Chloroplasten eingehend behandelt (BARTELS, BOING, FASSE-FRANZISKET, GRAVE). Ein Primargranum findet sich tatsachlich auch in jungen Leukoplasten. In Leukoplasten, die schon mehrere Grana enthalten, konnen diese dadurch optisch maskiert sein, daB sie die gleiche Lichtbrechung wie das Stroma besitzen; sie lassen sich dann durch kunstliche Quellung des Stromas sichtbar machen. Zwischen 0 [ 10 ;qu, 1 oJ Abb. 1. Cbromatophor mit kompaktem Pyrenoid von Nothotylas lIait'ala (I), mit aufgelockertem Pyrenoid von Anthoceros laevis (2), Dendroceros sp. (3), Anth. husnoti (4) und mit maximaler Zerstreuung von Megaceros tjibodensis. Nach KAJA. Leuko-, Chromo-und Chloroplasten besteht hinsichtlich ihres Granabaues grundsatzliche Dbereinstimmung (Bestatigung der alten SCHIMPERschen Auffassung von der Wesensgleichheit aller Plastiden). Die Kontinuitat des Primargranums und die Entstehung der sekundaren Grana aus ihm laBt sich auch fUr Chloroplasten verfolgen oder wahrscheinlich machen (doch kann Chlorophyll auch im Stroma auftreten). Welche Beziehungen zu den Lamellen der Plastiden bestehen, bleibt noch unklar. Es folgt aus den Ergebnissen auch nicht notwendig, daB die Grana eine genetische Struktur im Sinne der Chromosomen im Kern darstellen. Ubrigens sind Grana bei Anthoceros lichtoptisch nicht nachweisbar (KAJA) und bei manchen Algen auch elektronenoptisch nicht vorhanden (Fortschr. Bot. 17, 2); in beiden Fallen findet sich aber Lamellenbau; er ist vermutlich fur jede ausgewachsene Plastide charakteristisch1• Die Teilung der Plastiden erfolgt je nach dem Alter verschieden: in den jungen Stadien geschieht sie durch Einschnuren und Ausziehen der Trennungszone zu einem langen Faden, der spater durchreiBt; in alteren bildet sich eine 1 In der neuesten Literatur wird ohne ersichtlichen Grund "das Plastid" ge schrieben (Analogiebildung zu vulgar "das Etikett" ?). Morphologie und Entwicklungsgeschichte der Zelle. 3 breite, sich scharf abhebende Querzone, die sich vor dem DurchreiBen nur maBig verlangert. Die Anthocerotales besitzen bekanntlich nicht "Chlorophyllkorner", sondern nach Art gewisser Algen groBe Plattenchromatophoren, die bei den meisten Arten in der Einzahl je Zelle vorhanden sind und zudem - als einzige FaIle unter den Kormophyten - Pyrenoide enthalten. Das Pyrenoid besteht bei Anthoceros aus einer groBen Zahl von Einzel korpern - was auch von Algen bekannt ist - , die Einzelkorper bilden Starke und konnen sich unter Umstanden (vermutlich mit steigendem Alter) voneinander trennen und sich tiber weite Raume im Chromatophor zerstreuen (ein ganz analoges Verhalten zeigt die Volvocale Pyramidomo nas montana in verschiedenen Lebenszustanden). Es handelt sich also, auch bei Anthoceros, urn die extreme Ausbildung eines zusammengesetzten Pyrenoids. Wie KAJA feststellt, zeigt sich beim Vergleich verschiedener Vertreter der Anthocerotales eine art- und z. T. gattungsspezifisch ver schiedene Ausbildung, die der intraindividuellen Variation tiberlagert ist: bei Nothotylas ist ein kompaktes Pyrenoid vorhanden, Anthoceros laevis, Dendroceros und Anth. husnoti zeigen (durchschnittlich) eine steigende Auflockerung, bei M egaceros ist das Pyrenoid in einzelne, tiber die ganze Flache des Chromatophors zerstreute Teilkorper aufgelost (Abb.l)l. Die Frage, wie sich die Plastiden der Gameten bei und nach der Befruchtung verhalten, behandelt, soweit Angaben vorliegen, fUr das gesamte Pflanzenreich YUASA. Bei den Bltitenpflanzen gibt es bekannt lich die beiden FaIle: die Plastiden werden nur durch die Eizelle oder auch durch die mannlichen Gameten tibertragen. Das erste Verhalten findet sich, abgesehen von Angiospermen bei Mnium, Catharinaea, Selaginella und Eufilicinen, wahrend des andere Verhalten, abgesehen von Fallen von Isogamie, wo es selbstverstandlich ist, auch bei aniso gamen Chlorophyceen, bei Rhodo- und Phaeophyceen, bei Hepaticae und bei SPhagnum vorkommt. Bei der isogamen Ulva sollen die mann lichen und weiblichen Plastiden in der Zygote fusionieren; so1che Fusionen sollen auch bei Chlamydomonas, Spirogyra und Anthoceros stattfinden (ob nicht die mannliche Plastide in den Fallen, wo die Zygote schlieBlich nur mehr eine Plastide enthalt, degeneriert ?). Chromosomen. Die Langsdifferenzierung der Chromosomen in eu- und heterochromatische Abschnitte bietet bekanntlich einen Beweis mehr fUr die Chromosomenindividualitat. Unter bestimmten physio logischen Zustanden, die z. B. durch Kaltebehandlung hervorgerufen werden, sind die sonst in den mittleren Mitosestadien von den euchroma tischen nicht verschiedenen heterochromatischenAbschnitte mit Substanz 1 Wie KAJA zu der Vorstellung gelangt, diese Teilpyrenoide waren mit den Grana der Plastiden der hiiheren Pflanzen homolog, wurden "ein eigenes Steuerungs system" darstellen und ihre identische Reproduktion ware sehr wahrscheinlich (S. 150), ist nicht einzusehen, zumal die Pyrenoide ergastische Inhaltskiirper des Chromatophors sind. Vbrigens kommen Grana auch in pyrenoidfUhrenden Algen chromatophoren vor (DANGEARD z. T. in Bestatigung alterer Beobachtungen des Ref. fur Closterium, Spirogyra, Cladophora, Ulva u. a.; neuerdings METZNER, Fortschr. Bot. 17, 2). Fortschritte der Botanik XVIII. 1* 4 Morphologie. unterbeladen und werden dann auch in der Meta- und Anaphase erkenn bar; man nennt solche heterochromatische Abschnitte Spezialsegmente (Fortschr. Bot. 16, 7, 8; 17,9 u. friihere). Ein Spezialsegment, dessen heterochromatische N atur allerdings nicht exakt bewiesen ist, findet sich auch bei sommer- und winterannuellen Gersten, wobei bemerkens werterweise die ersteren die Kaltereaktion deutlicher als die anderen zeigen (MECHELKE). Eine auffallende, fur jedes Chromosom konstante Ui.ngsdifferenzierung in der Metaphase tritt auch nach Fixierung und Farbung mit einem Gemisch von Essigorcein und Salzsaure als Quer streifenmuster bei Cypripedilum, Trillium, Fritillaria u. a. hervor (YAMASAKI). Es ist dem Bild der Spezialsegmente sehr ii.hnlich, doch besteht der Unterschied, daB - zufolge der allerdings noch nicht fest stehenden Deutung - die heterochromatischen Abschnitte dick, die euchromatischen unterbeladen sind, das Verhalten also genau umge kehrt wie sonst ist. Kaltebehandlung bewirkt keine Veranderung, ebensowenig Vorbehandlung mit 8-0xychinolin. Vorbehandlung mit Ammoniak-Wasser, das allgemein den Spiralbau der Chromosomen sichtbar macht, und Behandlung mit Colchizin verhindern die Ent stehung des Musters, ebenso erscheinen die Chromosomen homogen bei ublicher Fixierung mit NAWASCHlNs Gemisch. Es handelt sich zweifellos urn eine charakteristische Baueigentumlichkeit der Chromoso men, die auf diese Weise zutage tritt; sollte sie mit der Differenzierung in Eu- und Heterochromatin identisch sein, so waren mit der neuen Methodik wichtige neue Einblicke zu erwarten. - Eine praktisch wert volle und nach der Meinung der Autoren (LACOUR, zusammen mit CHAYEN) vielleicht auch mikrotechnisch auswertbare Doppel farbung, auf die Eu- und Heterochromatin verschieden ansprechen, gelingt mit Anilinblau und Orange-G. In Mikrotomschnitten durch Wurzelspitzen von Fritillaria- und Trillium-Arten farben sich die Chromosomen in den mittleren Mitosestadien gelb, in der Telo-, Inter und Prophase farbt sich das Heterchromatin gelb, das Euchromatin aber blau. Unter Kaltebehandlung, die den bekannten Schwund des Heterochromatins in den mittleren Mitosestadien hervorruft, verliert in diesen das Heterochromatin die Fahigkeit zur Gelbfarbung und farbt sich blau. Die unter Umstanden sich einstellende Starung der bestimmten Mengenbeziehung zwischen Chromosomen bzw. Chromonemen und Desoxyribosenucleinsaure (DNS; Fortschr. Bot. 16, 5; 17, 10) beleuchtet das Auftreten von Nucleinkorpern (Proteinkorpern, die DNS enthalten) in den Kernen wahrend der Oogenese von Tipuliden (BAYREUTHER). Diese Karper sind nicht Teile von Chromosomen, sondern Stoffwechsel produkte des Kerns, werden aber an heterochromatischen Abschnitten von Chromosomen gebildet und zeigen eine positive Korrelation mit der GroBe der heterochromatischen Abschnitte. Solche extrachromo somale, DNS-haltige Karper wurden schon friiher beobachtet (vgl. z. B. die Befunde STICHs, Fortschr. Bot. 16,5) und es sind auch unsichere FaIle von Pflanzen bekannt (Drosera-Tentakel, Pollenmutterzellen; Lit. bei BAYREUTHER). Aus ihrem Vorkommen muE auf eine von der Morphologie und Entwicklungsgeschichte der Zelle. 5 Chromosomenreduplikation unabhangige DNS-Synthese geschlossen werden. Dies bedeutet nicht, daB eine bestimmte Relation zwischen DNS und Chromonema bzw. Genwirkung grundsatzlich nicht besteht; sie kann nur iiberlagert werden durch in dieser Hinsicht akzessorische physiologische Momente. Unter der Voraussetzung einer einem Chromonema zugeordneten bestimmten Menge DNS (Fortschr. Bot. 17, 10) stellen SCHRADER u. HUGHES-SCHRADER bemerkenswerte Uberlegungen an. Die Tatsachen, die bei Tieren bekannt wurden, sind folgende. Innerhalb der Gattung Thyanta (Hemiptere) zeigen sechs Arten ungefiihr die gleiche Menge DNS, und zwar auch Th. calceata, welche die doppelte Chromosomen zahl wie die anderen flinf Arten besitzt; ihre Chromosomen sind aber deutlich kleiner. Bei Arvelius, der zur gleichen Familie geh6rt und den gleichen Chromosomensatz wie die fiinf Th.-Arten hat, findet sich die doppelte Menge. Schwankungen bis zu 50% kommen innerhalb der gleichen Gattung bei Mantiden vor (HUGHES-SCHRADER). Vergleicht man verschiedene Tierklassen miteinander, so finden sich Verhaltnis zahlen bis zu 1 :70 (MIRSKY u. RIS). Bei dem Versuch einer phylo genetischen Erklarung ist zweierlei zu unterscheiden: 1. Thyanta calceata ist offenbar nich t polyploid, sondern ihr scheinbar verdoppelter Chro mosomensatz ist durch Fragmentation, allerdings nicht transversale, sondern longitudinale, d. h. Verselbstandigung der Chromatiden zu stande gekommen; dabei ist die Vorstellung zugrunde zu legen, daB jedes Chromosom aus einer gr6Beren, iiber die lichtoptisch erkennbare Zahl hinausgehende Zahl von Chromonemen aufgebaut ist; damit laBt sich 2. die starke Schwankung des DNS-Gehalts iiberhaupt erklaren: es ist nicht anzunehmen, daB die Anzahl der Gene so stark schwankt wie die DNS-Menge, wohl aber kann der Grad der Polytanie starken Schwankungen unterworfen sein. Die Gedankengange, obwohl begreif licherweise noch stark hypothetisch, sind von groBer Tragweite. Die Konzeption der longitudinalen Fragmentation wurde iibrigens an Tieren gewonnen, die Chromosomen mit diffusem Centromer besitzen und deren Chromatiden sich auch ontogenetisch sehr selbstandig verhalten; es gibt aber auch solche Pflanzen (Luzula, Fortschr. Bot. 13, 10; 15, 4; 17, 5; das diffuse Centromer wurde neuerdings auch fiir Heleocharis nachgewiesen; BATTAGLIA). Inkonstanz somatischer Chromosomenzahlen. Die schon friiher gelegentlich beobachtete Erscheinung, daB in somatischen Geweben von Bliitenpflanzen zufallige, unregelmaBige Schwankungen der Chro mosomenzahl in der gleichen Pflanze und im gleichen Gewebe vor kommen, findet sich verbreitet unter Araceen (SHARMA u. DAS, MOOKER JEA) sowie bei Liliaceen, Amaryllidaceen und Dioscoreaceen, und zwar typischerweise bei solchen, die nur vegetative Fortpflanzung besitzen; vielfach sind die abweichenden Zahlen niedriger als die normalen und kommen wohl durch non-disjunction zustande; manche Pflanzen k6nnen auch bei gleichbleibender Chromosomenzahl den Karyotypus verandern; alle Veranderungen k6nnen bei bloB vegetativer Fortpflan zung allenfalls zur Bildung neuer Sippen beitragen (A. K. SHARMA U. Fortschritte der Botanik XVIII. la

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