DK 621.9-011.6 FORSCH U NGSBE RICHTE DES WIRTSCHAFTS- UND VERKEHRSMINISTERIUMS NORDRH E I N-WESTFAlE N Herausgegeben von Staatssekretor Prof. Or. h. c. Or. E. h. leo 8randt Nr.668 Prof. Dr.-Ing. Herwart Opitz Dipl.-Ing. GOnter Ostermann Dipl.-Ing. Max Gappisch laboratorium fUr Werkzeugmaschinen und 8etriebslehre an der Technischen Hochschule Aachen 8eobachtungen Ober den VerschleiB an Hartmetallwerkzeugen Ais Manuskript gedruckt Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 1958 ISBN 978-3-663-03547-3 ISBN 978-3-663-04736-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-04736-0 Forsohungsberichte des Wirtsohafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen G 1 i e d e run g 1. Einleitung · . s. 5 2. Allgemeine VerschleiBerscheinungen • . . . s. 5 3. Untersuchungen von VerschleiBflachen • • S. 10 3.1 KolkverschleiB · • S. 10 3.2 FreiflachenverschleiB • S. 20 4. Diffusion zwischen Hartmetall und Stahl bzw. GuBeisen • • S. 29 5. Zusammenfassung • • S. 36 6. Literaturverzeichnis . • • • S. 31 Sei te 3 Forsohungsberiohte des Wirtsoha£ts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-West£alen 1. Einleitung AuBer durch andere Fertigungsverfahren werden Maschinenteile in der Industrie sehr haufig spanabhebend bearbeitet. Darum kommt dem Zerspa nungsvorgang eine groBe wirtschaftliche Bedeutung zu, und man ist seit jeher bestrebt gewesen, dieses Fertigungsverfahren durch Untersuchungen in seiner Anwendung wirtschaftlicher und rationeller zu gestalten. Es seien hier nur die Arbeiten zahlreicher Forscher wie SCHWERD, KRYSTOFF, SCHALLBROCH, WEBER, KUSTERS, AXER u.a. erwahnt. Der WerkzeugverschleiB ist dabei das Hauptproblem der Zerspanungsfor schung. Neben den Untersuchungen tiber die Werksttickoberflache und die Wirtschaftlichkeit des Zerspanungsprozesses ist der VerschleiB am Werk zeug in der Hauptsache Gegenstand von Untersuchungen gewesen. Sei es, daB die bei geringstmoglichem VerschleiB anwendbaren Schnittbedingungen aufzufinden waren, sei es, daB man die Ursachen des WerkzeugverschleiBee erforschte, so hatte man immer nur das eine Ziel im Auge, diesen Unwirt schaftlichkeitsfaktor "VerschleiB" klein zu halten oder ganz zu verhindern. 2. Allgemeine VerschleiBerscheinungen Beim Zerspanungsvorgang dringen immer die gleichen Stellen eines Werk zeuges, namlich die Schneide und die sie umgebenden Flachen, in das zu bearbeitende Werksttick ein. Dabei werden zusammenhangende oder nicht zusammenhangende Spane vom Werksttick abgetrennt. An der Schneide und den sie bildenden Flachen kommt es dabei zu hohen Beanspruchungen, die aus der ftir die tiblicherweise zerspanten Werkstoffe, wie z.B. Stahl, notwendigen hohen Verformungs- und Trennarbeit und den relativ kleinen belasteten Flachen resultieren. Hierdurch bedingt, an den im tret~n Schnitt stehenden Stellen Veranderungen auf, die je nach ihrer Lage als FreiflachenverschleiB, KolkverschleiB, SpanflachenverschleiB und Kantenabrundung bezeichnet werden. Nur in den seltensten Fallen treten der FreiflachenverschleiB und eine der auf der Spanflache entstehenden VerschleiBarten getrennt voneinander auf. Am haufigsten findet man - z.B. bei der Stahlzerspanung - das gleichzeitige von Kolk- und ~uftreten FreiflachenverschleiB. Die anderen Formen des VerschleiBes auf der Spanflache tretennur getrennt auf, und zwar bestimmen die Schnittbe dingungen die jeweils sich bildende VerschleiBform. Seite 5 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen Neben wirtschaftlichen Forderungen hinsichtlich der Wiederherstellung der Werkzeuge bestimmen nach WEBER [9] die Schnittbedingungen und die Werkstoff-Werkzeug-Paarungen, welcher VerschleiB flir die Standzeit, d.h. den Zeitpunkt, zu dem das Werkzeug aus dem Schnitt genommen wird, maBge bend ist. Diese Kriterien gelten aber nur, wenn das Werkzeug durch Aus brliche an der Schneidkante nicht vorher unbrauchbar wird. WEBER konnte flir die beiden wichtigsten VerschleiBformen an Zerspanungswerkzeugen, Kolk- und FreiflachenverschleiB, allgemeine Bildungs- und Wachstumsge setze aufzeigen. Aus Standzeitschaubildern, in denen sowohl der Frei flachen- als auch der KolkverschleiB berlicksichtigt werden, konnen die optimalen Schnittbedingungen ermittelt werden. Die in dieser Form all gemein festgelegten Bedingungen ergeben aber nur dann die gewlinschte Standzeit, wenndas Werkzeug genligend starr ist und nicht durch Schwin gungen .erhohten VerschleiB unterliegt, wie das SALJE [5] nachweisen konnte. AuBerdem dlirfen am Werkzeug keine plastischen Verformungen in folge thermischer Uberbeanspruchung entstehen, die ebenfalls, wie AXER [1] zeigte, zu verstarktem VerschleiB flihren. Der VerschleiB am spanenden Werkzeug hangt eng mit der Spanbildung zu sammen. Sie ist nach WEBER verantwortlich flir die auf der Spanflache entstehenden Reibungsbedingungen, die sowohl direkt den VerschleiB auf der Spanflache als auch gleichzeitig den VerschleiB auf der Freiflache beeinflussen. 1m Gebiet der FlieBspanbildung, die technisch wichtigste und immer anzustrebende Spanform, libernimmt die Spanflache den liberwie genden Anteil der Zerspanungsarbeit. Auf der Spanflache entsteht ein VerschleiB, der durch die bei der Verformung des Werkstoffes in der Scherebene resultierenden Druckbeanspruchung in Verbindung mit dem durch den ablaufenden Span bedingten Reibungsvorgang hervorgerufen wird. Nach dem heutigen Stand der Zerspanungs- und VerschleiBuntersuchungen kann man nach AXER flir den unter dem Sammelbegriff "WerkzeugverschleiB" bekannten Vorgang an Hartmetall-Werkzeugen folgende Einzelursachen an flihren: 1. mechanischer VerschleiB durch Ineinanderhaken von Rauhigkeits spitzen 2. VerschweiBen von Bestandteilen des Werkzeuges mit dem Werkstoff 3. Diffusion zwischen Werkstoff und Werkzeugstoff Sei te 6 Forsohungsberiohte des Wirtsohafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen 4. Erweichen des Werkzeugstoffes mit nachfolgender plastischer Verformung 5. Bildung von Oxyden und Nitriden 6. Elektrochemische Reaktionen. Demnach kann man sich den VerschleiB folgendermaBen vorstellen: Die tatsachliche Reibung zwischen ablaufendem Span und Werkzeug erfolgt bei den aufeinander gleitenden Oberflachen nicht auf der ganzen zuge horigen Reibungsflache, sondern nur an einigen hervorstehenden Rauhigkeits spitzen, die sich direkt beruhren. An diesen Stellen steigt durch pla stische Verformung der Spitzen die Temperatur augenblicklich, noch be gunstigt durch in so kurzer Zeit fast uberhaupt nicht auftretenden WarmeabfluB. Dabei konnen Temperaturwerte erreicht werden, die an be grenzten Stellen uber der Schmelztemperatur des verformtes Werkstoffes liegen. An diesen Stellen finden dann chemische Umsetzungen zwischen den an der Reibung beteiligten Werkstoffen oder ihren einzelnen Kompo nenten statt. Es tritt bei den herrschenden hohen Drucken auf der Span flache ein Zusammenkleben und VerschweiBen von Werkzeug und Werkstoff auf. Von DAWIHL [2J wurde an Hand von Analogieversuchen solches Verschwei Ben schon bei Temperaturen unterhalb des Schmelzpunktes von Stahl mit Hartmetall-Bestandteilen festgesteIIt, und zwar fand DAWIHL, daB Stahl bei 5000C mit Kobalt, bei 9250C mit WC und bei 11250C mit TiC verschweiBt. Solches VerschweiBen ist im wesentlichen durch atomare Annaherung der einzelnen Oberflachen bedingt. HOFMANN und RUGE [3J deuten das Verschwei Ben als ein Wirksamwerden der atomaren Anziehungskrafte bei Annaherung der Oberflachen infolge starker Verformung. Die Mitwirkung von raumli chen Diffusionsvorgangen wird dabei nicht in Betracht gezogen. Die bei der Zerspanung auftretenden hohen Drucke in Verbindung mit den hohen Temperaturen auf der Spanflache und den sich durch den Zerspanungs prozeB ergebenden metallisch reinen Oberflachen ermoglichen ohne Zweifel eine VerschweiBung zwischen ablaufendem Span und dem Hartmetallwerkzeug. Haben solche VerschweiBungen zwischen Span- und Werkzeug stattgefunden, so mussen diese bei fortschreitender Bewegung der Oberflachen gegenein ander zerstort werden; und zwar wird das AbreiBen zunachst im schwach sten Teil erfolgen. Wenn die SchweiBstelle eine geringere Festigkeit gegenuber mechanischer Beanspruchung, insbesondere Scherung, hat als 7 Seite Forschungsberichte des Wirtscbafts- und Verkehrsministeriums Nordrbein-Westfalen die beiden ursprlinglichen Werkstoffe, so wird ein Gleiten in der Haupt sache in dieser Zwischenschicht auftreten. Das bedeutet, daB man von einer eigentlichen VerschweiBung nach auBen hin wenig beobachten kann. Anders liegt der Fall, wenn diese SchweiBstelle eine hohere Festigkeit hat als einer der beiden aufeinanderreibenden Werkstoffe, wie das nach den vorliegenden Untersuchungsergebnissen als sicher anzunehmen ist. Hierbei erfolgt die Trennung im schwachsten Stoff, und es werden dem nach also Teilchen des einen Werkstoffes am anderen haften bleiben. Bei der Zerspanung wird zunachst nach erfolgter VerschweiBung ein Ab reiBen im heiBen Span, der im Augenblick der schwachste Teil ist, er folgen. Ein Teil des Spanes wird also am MeiBel festkleben. Ein fort gesetztes Aufheizen durch Reibung nachfolgender Spane erhalt die hohe ortliche Temperatur an der Span-Werkzeug-SchweiBstelle aufrecht. Bedingt durch die erhohte Temperatur ergibt sich eine Steigerung der kinetischen Energie der um ihre Ruhelage schwingenden Atome. Diese kine tische Energie ist bei idealen Gasen proportional der absoluten Tempe ratur, bei festen Stoffen nur ungefahr proportional. Die Erhohung der kinetischen Energie und die damit verbundene zunehmende Schwingungsweite der Atome bewirkt eine leichtere Loslosung der Atome aus ihrem Gitter verband. Es findet also eine Aufnahme einzelner Atome aus dem einen Atomverband in den anderen statt, d.h. es treten Platzwechselreaktionen auf. Bei Auftreten einer flussigen Phase fehlen in ihr geordnete Atom verbande und damit starke Bindekrafte. Das wlirde also bedeuten, daB in diesem FaIle Platzwechselreaktionen noch leichter moglich sind. Darliber hinaus werden solche Platzwechselvorgange an der Grenzschicht Stahl Span-Hartmetallwerkzeug durch das bestehende chemische Konzentrations gefalle sehr gefordert, denn es besteht das Bestreben, dieses auszu gleichen. An der SchweiBstelle zwischen Span und Werkzeug werden diese Vorgange so lange aufrechterhalten, bis das Werkzeugmaterial durch Diffusion soweit geschwacht ist, daB diese Stelle unstabil und durch Zusammen treffen mit einem neuen Span ausgerissen wird. Die Lebensdauer der angeschweiBten Werkstoffteilchen ist abhangig von ihrer jeweiligen GroBe und der Hohe der Temperatur in der Verbindungs zone. Eine geringe Gleitgeschwindigkeit des Spanes erlaubt mehr Zeit Seite 8 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verke~rsministeriums Nordrhein-Westfalen fur ortliches AnschweiBen. Die jeweils zusammengeschweiBten Stellen sind relativ groB. Die dabei auftretende geringe T~mperatur hat aber auch eine langsamere Diffusion zur Folge, so daB die anhangenden Werk stoffteilchen langer bestehen bleiben und noch weitere Spanteile haften bleiben. Beim AusreiBen bleibt dann ein groBerer Teil von Werkzeugmate rial am Span hangen. Hierzu gehort auch die Bildung des bekannten Schnei denansatzes, bei dem besonders viele Spanteilchen an der Werkzeugschneide verschweiBen. Bei hoherer Gleitgeschwindigkeit mit hoheren Temperaturen in der Schneid zone sind die Stellen, die zusammenkleben, kleiner, die Diffusjon verlauft aber wegen erhohter Temperaturen schneller und die anhangenden Stucke werden schon kurz nach ihrer Bildung wi~der abgerissen. Der Ver schleiB tritt also auf als Folge von AusreiBen kleiner Partikel aus dem Werkzeug durch verschweiBte Spanteile in Verbindung mit der Diffu sion zwischen Span- und Werkzeugmaterial. Die Abtragung erfolgt nicht gleichformig, sondern in Form kleiner Partikel. Ein Teil des VerschleiBes am Werkzeug laBt sich aber auch auf mechani sche Einwirkung zuruckfuhren. Werkzeug und Span besitzen auf ihren zur Reibung kommenden Oberflachen eine Rauhigkeit von endlicher GroBe. Die Rauhigkeitsspitzen werden sich ineinander verhaken, und es erfolgt nicht nur eine Erhohung des Reibungswertes, sondern hieraus resultiert auch ein VerschleiB mit mechanischer Ursache. Dieser VerschleiB hangt in erster Linie von der relativen Harte des Werkzeuges und des Spanma terials unter den gegebenen Bedingungen, vom Gehalt und der Verteilung der hart en Bestandteile im Werkzeug und im Werkstoff, von dem Anteil der durch plastische Verformung der Oberflachen gewonnenen Harte usw. ab. Hierbei werden die einzelnen VerschleiBteile durch Bruch der Rauhig keitsspitzen oder durch ein Abtragen der Rauhigkeitsspitzen entstehen. Neben diesen Ursachenmussen noch andere, schon weiter oben angefuhrte, Ursachen bei der Entstehung des VerschleiBes angenommen werden. So konnen chemische Reaktionen zwischen den Gasen der umgebenden Atmosphare oder einem Klihlmittel besonders an den Freiflachen auftreten. Auch elektrochemische VerschleiBursachen sind nach Untersuchungen von AXER nicht auszuschlieBen. AXER konnte weiterhin zeigen, daB der VerschleiB auf der Freiflache im besonderen MaBe abhangig ist von der Art des Seite 9 Forschun&sberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen Gases, das Zutritt zu den Reibungsstellen hat. So ergab die Zuflihrung von Sauerstoff einen Standzeitabfall, die Zuflihrung von Stickstoff da gegen einen Standzeitanstieg. AuBerdem konnte nachgewiesen werden, daB diese Reaktionen noch von den im Werkzeug auftretenden Thermostromen, die im Kreis Maschine - Werkstlick - MeiBel in einer GroBenordnung von etwa 5 A liegen, beeinfluBt werden. Aus alledem laBt sich ersehen, daB der VerschleiB am Werkzeug, wie er bei der Zerspanung mit Hartmetallen auf tritt, ein verwickeltes Phanomen darstellt, das nach neuen Untersuchungen auf chemische, elektrische, thermische und mechanische Ursachen zurlickzuflihren ist. Die im folgenden dargelegten Ergebnisse sollen einen weiteren Beitrag zur Klarung der verschiedenen VerschleiBursachen am Hartmetallwerkzeug bei Zerspanung von unterschiedlichen Stahlsorten darstellen. Es wurden insbesondere Untersuchungen liber die chemischen VerschleiBursachen beim ~olk- und FreiflachenverschleiB durchgeflihrt. 3. Untersuchung der VerschleiBflachen 3.1 KolkverschleiB liber die GesetzmaBigkeiten flir den VerschleiB an spanabhebenden Hart metallwerkzeugen wurde im Forschungsbericht 215 des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen ausflihrlich berichtet. Die Untersuchungen flihrten zu dem SchluB, daB die Bildung des Kolkes auf der Spanflache des Werkzeuges vom Druck, der Breite der Kontaktfltiche und Ablaufgeschwindigkeit des Spanes abhangig ist. Die auf der Span flache eingetretenen Veranderungen lassen deshalb einen RlickschluB auf die Zerspanbarkeit des Werkstoffes zu, und ihre Untersuchung erlaubt auBerdem ein Aufzeigen etwaiger VerschleiBursachen. 1m Zusammenhang hier mit ist es deshalb von Interesse, einen optischen Einblick in die Ver schleiBstellen an Werkzeugen zu erhalten. Bis jetzt war es mit Hilfe der Lichtmikroskopie nicht moglich, Aufnah men und Abbildungen der VerschleiBstellen an Hartmetallwerkzeugen in hohen VergroBerungen zu erlangen. Aufgrund der groBen Rauhigkeit des Kolkes und der Freiflache konnten wegen der geringen Tiefenscharfe der Lichtmikroskope nicht alle Bereiche gleichzeitig scharf wiedergegeben werden. Erst der Einsatz des Elektronenmikroskopes ermoglichte die Er- Sei te 10 Forsohun!sberiohte des Wirtscbafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen stellung der ersten Aufnahmen von VerschleiBstellen an Hartmetallwerk zeugen bei hohen VergroBerungen und gleichzeitig ausreichender Tiefen schiirfe. Fur die Herstellung elektronenmikroskopiscner Aufnahmen bedarf es eines besonderen Priiparationsverfahrens, da das Elektronenmikroskop, im Auf bau dem Durchstrahlungslichtmikroskop iihnlich, keine direkte Betrachtung der zu untersuchenden Oberfliichen zulaBt. Es wurden. deshalb mit einem durchsichtigen dunnen Lack Abdrticke von den abzubildenden Oberflachen angefertigt, die nach Bedampfung und Beschattung, zwecks Verstarkung der Kontraste, im Elektronenmikroskop untersucht werden konnten. Die mikroskopische Untersuchung der Kolkflachen an Hartmetallwerkzeugen brachte zuniichst einige interessante Ergebnisse. Es wurden zuerst Auf Aufnahmen von Kolkflachen gemacht, die unter gleichen Bedingungen nach der Zerspanung vers~hiedener Stahlsorten entstanden waren. Zerspant wurden die Stahle 16 MnCr 5, Ck 45 und C 60. Die Aufnahmen der Kolkfla chen erfolgten nach einer langeren Schnittzeit von 10 min. In der Aus bildung der einzelnen Kolkoberflachen ergaben sich deutliche Unterschiede. Allen Kolkflachen gemeinsam aber ist eine veranderte Oberflachenschicht, die sich mehr oder weniger stark uber dem gesamten Kolk erstreckt. Hier bei handelt es sich, wie spatere Untersuchungen noch zeigen werden, um eine vollig veranderte mit dem Hartmetall nicht mehr zu vergleichende Schicht. Diese muB entweder durch chemische Umwandlung des Hartmetalls oder, was wahrscheinlicher ist, durch Bildung einer flussigen bzw. halb flussigen Phase aus Spanmaterial mit gleichzeitiger chemischer Verande rung, etwa infolge Diffusion, entstanden seine Diese Schicht weist in folge ~er Riefen in Richtung des ablaufenden Spanes ein besonderes Chardkteristikum auf. Allgemein laBt sich sagen, daB man bei den betrach teten Stoffen im Kolkanfang, verglichen tiber die gesamte Kolkflache, eine rauhere und starker unterbrochene Schicht von anhaftendem oder ver andertem Material findet als in der Kolkmitte und speziell im Kolkaus lauf. Das laBt darauf schlieBen, daB am Kolkanfang diese Schicht weniger stark und dicht ist und hier teilweise noch ursprungliches Hartmetall vorhanden ist. In Kolkmitte und erst recht am Kolkauslauf ist dies nicht mehr der Fall, da erstens in Kolkmitte die Beanspruchungen sowohl des Spanes wie auch des Werkzeuges hoher waren und damit Moglichkeiten zu Veranderungen gegeben sind und zweitens die eventuel] entstehende halb- Seite 11