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Benjamin-Handbuch: Leben — Werk — Wirkung PDF

731 Pages·2011·9.295 MB·German
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Preview Benjamin-Handbuch: Leben — Werk — Wirkung

Herausgegeben Benjamin- von Burkhardt Lindner Handbuch unter Mitarbeit von Thomas Küpper und Timo Skrandies Leben – Werk – Wirkung Sonderausgabe Verlag J. B. Metzler Stuttgart · Weimar Das Handbuch wurde durch Personal- und Sachmittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Der Herausgeber Burkhardt Lindner ist Professor für Geschichte und Ästhetik der Medien sowie für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über © 2011Springer-Verlag GmbH Deutschland <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. Ursprünglich erschienen bei J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 2011 www.metzlerverlag.de ISBN 978-3-476-02276-9 [email protected] ISBN 978-3-476-05278-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-05278-0 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrecht- lich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfälti- gungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. V Inhaltsverzeichnis Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VIII Literaturwissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Genderforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Benjamin lesen... Über die Konzeption Medienwissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 des Handbuchs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX Kulturwissenschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 Von Burkhardt Lindner Benjamin als Figur des kulturellen Gedächtnisses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Hinweise zur Benutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX Die Werkanalysen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . X Im Dickicht der Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XI Der Schriftsteller mit zwei Händen . . . . . . . . . . . XII Analysen 1. Intellektuelle Freundschaft . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Gershom Scholem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Leben, Werk, Wirkung Von Stéphane Mosès 1. Zeit und Person . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Bertolt Brecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Von Nadine Werner Von Nikolaus Müller–Schöll Weltkrieg und Revolution: Auf der Suche nach Das Institut für Sozialforschung / Gretel Adorno, einem neuen System der Metaphysik . . . . . . . . . . . 3 Adorno und Horkheimer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 Weimarer Republik: Autorschaft des Von Christoph Gödde und Henri Lonitz Intellektuellen im publizistischen Feld . . . . . . . . . 5 Exil: Erwachen aus der Urgeschichte des 19. 2. Messianismus, Ästhetik, Politik Jahrhunderts, der kommende Krieg . . . . . . . . . . . . 6 Schriften zur Jugend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Von Thomas Regehly 2. Quellen und Hilfsmittel »Das Leben der Studenten« / »Dialog über die der Benjamin-Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Religiosität der Gegenwart« / »Metaphysik der Jugend« Die Edition des Werks und der Briefe (Nadine Werner) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 »Das Glück des antiken Menschen« . . . . . . . . . . . 118 Bibliographien Von Ansgar Hillach (Sarah Steffen und Nadine Werner) . . . . . . . . . . . . 10 Fragmente zur Ästhetik / Phantasie und Farbe . . 124 Einführungen und Materialien Von Heinz Brüggemann (Katharina Weber) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Das Walter Benjamin Archiv »Über das Programm der kommenden (Ursula Marx) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Philosophie« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 Von Peter Fenves 3. Rezeptionsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 »Der Begriff der Kunstkritik in der deutschen Von Thomas Küpper und Timo Skrandies Romantik« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 Die Konstruktion des Autors aus dem Von Justus Fetscher Nachlaß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 »Kapitalismus als Religion«. . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 Der Beginn der Benjamin-Rezeption, Von Uwe Steiner Nachkriegszeit, 68er Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Das Theologisch-politische Fragment . . . . . . . . . 175 Perspektiven der theoretischen Aneignung . . . . . . 29 Von Werner Hamacher Marxismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Judentum und Messianismus . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 »Zur Kritik der Gewalt« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 Dekonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Von Axel Honneth VI Inhaltsverzeichnis »Ursprung des deutschen Trauerspiels« . . . . . . . . 210 Zu Traditionskrise, Technik, Medien . . . . . . . . . . 451 Von Bettine Menke Von Burkhardt Lindner »Ich packe meine Bibliothek aus« / »Der destruk- »Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen tive Charakter« / »Erfahrungsarmut« / Reproduzierbarkeit« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229 »Eduard Fuchs, der Sammler und der Historiker« / Von Burkhardt Lindner »Lichtenberg. Ein Querschnitt« / Sur Scheerbart / »Vereidigter Bücherrevisor« Die Passagenarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251 Von Irving Wohlfarth 4. Dichtungsanalyse und Autorbild . . . . . . . . . . 465 Unterwegs in den Passagen-Konvoluten . . . . . . . 274 »Zwei Gedichte von Friedrich Hölderlin« . . . . . . 465 Von Timo Skrandies Von Patrick Primavesi »Über den Begriff der Geschichte« . . . . . . . . . . . . 284 »Goethes Wahlverwandtschaften«. Goethe im Von Jeanne Marie Gagnebin Gesamtwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 472 Von Burkhardt Lindner 3. Literaturkritik, Avantgarde, Medien, Zu Johann Peter Hebel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 493 Publizistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301 Von Erdmut Wizisla »Ankündigung der Zeitschrift: Angelus Novus«. Zu Gottfried Keller . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 502 »Zuschrift an Florens Christian Rang« . . . . . . . . 301 Von Erdmut Wizisla Von Uwe Steiner »Zum Bilde Prousts« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 507 Literaturkritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311 Von Ursula Link-Heer Von Michael Opitz »Karl Kraus« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 522 Zur französischen Literatur und Kultur . . . . . . . . 332 Von Alexander Honold Von Laure Bernardi »Johann Jakob Bachofen« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 539 Zur russischen Literatur und Kultur / Von Sigrid Weigel »Moskauer Tagebuch« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343 Zu Franz Kafka . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543 Von Sergej A. Romaschko Von Sigrid Weigel »Einbahnstraße« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359 »Der Erzähler. Betrachtungen zum Werk Nikolai Von Gérard Raulet Lesskows« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 557 Zum Kinde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373 Von Detlev Schöttker Von Giulio Schiavoni Das Baudelaire-Buch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 567 »Programm eines proletarischen Kinder- Von Christine Schmider und Michael Werner theaters« / »Eine kommunistische Pädagogik« / »Das Paris des Second Empire bei Baudelaire« / Kinderbücher »Über einige Motive bei Baudelaire« / »Zentral- »Der Sürrealismus. Die letzte Momentaufnahme park« / »Notes sur les Tableaux parisiens de Baudelaire« der europäischen Intelligenz« . . . . . . . . . . . . . . . . 386 Von Karlheinz Barck 5. Sprachphilosophie; literarisches und »Kleine Geschichte der Photographie« . . . . . . . . 399 autobiographisches Schreiben . . . . . . . . . . . . . . 585 Von Eckhardt Köhn Die Sonette an Heinle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 585 Die Rundfunkarbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 406 Von Reinhold Görling Von Sabine Schiller-Lerg »Über Sprache überhaupt und über die Sprache Positionierung des Linksintellektuellen im Exil 420 des Menschen« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 592 Von Chryssoula Kambas Von Uwe Steiner »Der Autor als Produzent« / »Zum gegenwärtigen gesellschaftlichen Standort des französischen Der Brief an Buber vom 17.7.1916 . . . . . . . . . . . . 603 Schriftstellers« / »Pariser Brief« (I/II) Von Samuel Weber Anthologien des Bürgertums . . . . . . . . . . . . . . . . 437 »Die Aufgabe des Übersetzers« . . . . . . . . . . . . . . . 609 Von Momme Brodersen Von Alfred Hirsch »Vom Weltbürger zum Großbürger« / »Deutsche Städtebilder – Reisebilder – Denkbilder . . . . . . . 626 Menschen« / »Allemands de quatre-vingt-neuf« / »Carl Gustav Jochmann« Von Roger W. Müller Farguell Inhaltsverzeichnis VII »Neapel« / »Weimar« / »Marseille« / »Essen« / Anhang »Nordische See« / »Kurze Schatten« (I/II) / »In der Sonne« / »Ibizenkische Folge« / »Denkbilder« / »Kleine Kunst-Stücke« Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 689 Bildquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 696 Zur späteren Sprachphilosophie . . . . . . . . . . . . . . 643 Werkregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 697 Von Anja Lemke Namensregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 702 »Lehre vom Ähnlichen« / »Über das mimetische Vermögen« / »Probleme der Sprachsoziologie. Ein Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 716 Sammelreferat« Die Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . 719 »Berliner Kindheit um neunzehnhundert« . . . . . 653 Von Anja Lemke Aufzeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 663 Von Manfred Schneider Tagebücher / »Agesilaus Santander« / Träume / Drogenprotokolle / »Verzeichnis der gelesenen Schriften« Briefe und Briefwechsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 680 Von Gert Mattenklott VIII Vorbemerkung Von allen deutschen Intellektuellen der Weimarer Re- spiegeln ein Ensemble durchaus widerstreitender Lek- publik und ihres vom Hitlerreich aufgezwungenen türe-Interessen. Und es sind keineswegs nur ›über- Exils hat sich Walter Benjamin, so darf man ohne zeugte Benjaminianer‹, die hier zu Worte kommen. Übertreibung sagen, als der philosophisch Gewichtig- Benjamin taugt nicht zur Leitfigur. Einer Tendenz aber ste und der wirkungsgeschichtlich Lebendigste erwie- wird allerdings entschieden entgegengetreten: der Auf- sen. Die Vielfältigkeit seiner Impulse, das kontroverse fassung, daß Benjamins Schreiben im wesentlichen Potential seiner Texte und die Radikalität seines Den- essayistisch, metaphorisch, literarisch ausgerichtet sei kens wirken weiter fort. Davon zeugt eine breite inter- und somit ein Arsenal aparter Formulierungen biete, nationale Diskussion. Seine Schriften werden in ver- aus dem jedermann sich unbekümmert bedienen schiedensten Disziplinen rezipiert. Die Ausstrahlung könne. über den akademischen Bereich hinaus in die Bereiche Dem wurde früh schon widersprochen. Es war Ador- der Gegenwartsliteratur, der Künste, der Medien und nos Verdienst, die posthume Überlieferung der Schrif- der Publizistik ist offenkundig. ten und des Nachlasses im Namen der Philosophie auf Diese außerordentliche Wirkung hat sowohl mit den Weg gebracht zu haben – einer Philosophie frei- seiner besonderen Denk- und Schreibweise zu tun als lich, die sich mit den akademisch vorsortierten Gren- auch mit der Gestalt, in der sein Werk heute zugänglich zen nicht begnügen will. ist. Denn mit dem Abschluß der Ausgabe der Gesam- Danken möchte ich den vielen Autoren für die in- melten Schriften und mit der sechsbändigen Brief- tensive Kooperation, für wertvolle Gespräche und Edition (und Editionen des Briefwechsels) ist eine nicht zuletzt für die Beiträge selbst. Weiter gilt der Textbasis erreicht, die in der ersten Hochphase der Dank den Lektoren des Metzler-Verlags, Uwe Schwei- Benjaminrezeption im 68er Kontext noch völlig un- kert und Ute Hechtfischer, die durch Lektüre der Ma- denkbar erschien. Damit ist die Beschäftigung mit nuskripte und durch hilfreiche Beratung das Zustan- Benjamins Werk vor neue Aufgaben gestellt, die ge- dekommen des Handbuchs sehr befördert haben. genüber der bisherigen Rezeption Vertiefungen er- Mein besonderer Dank gilt den beiden Mitarbeitern möglichen und Korrekturen verlangen. Thomas Küpper und Timo Skrandies, die das Projekt Beide Aspekte – die weitverzweigte Benjamindiskus- von Anfang an mittrugen, sowie den studentischen sion und die nunmehr gegebene Textbasis – sind An- Redaktionsmitgliedern Ute Bansemir, Inga Betten, laß, dieses Handbuch vorzulegen und damit einen Sarah Steffen, Katharina Weber und Nadine Werner Zugang zu Benjamins Werk zu eröffnen, der über die für ihre Beiträge und ihr großes Engagement in allen begrenzten Ansprüche vorhandener Einführungen Bereichen der Manuskriptherstellung; ebenso danke und Sammelbände grundsätzlich hinausgeht. ich Ursula Marx vom Benjaminarchiv für ihren Beitrag Das Handbuch versammelt renommierte Benjamin- und ihre Unterstützung. Zu danken habe ich schließ- expertinnen und -experten verschiedener Richtungen, lich der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die verschiedener Nationalität und verschiedenen Alters großzügige Bewilligung der Förderungsmittel. in der Absicht, ausgehend vom Stand der Forschung das Spektrum der Schriften Benjamins in Einzelana- lysen neu zu erschließen. Das Ganze war ein Experi- Frankfurt am Main, März 2006 Der Herausgeber ment, das von Anfang an auf große Bereitschaft, sich zu beteiligen, stieß, aber auch viel Geduld bis zur end- gültigen Realisierung abverlangte. Damit wird nun- mehr eine umfassende Darstellung geboten, die für alle, die sich für Benjamin interessieren oder sich wei- ter in sein Werk einarbeiten wollen, grundlegend ist. Das Handbuch, wie es hier vorliegt, will kein be- stimmtes Bild von Benjamin durchsetzen; die Beiträge IX Benjamin lesen... Über die Konzeption des Handbuchs von Burkhardt Lindner Ein Benjamin-Handbuch? Die Einwände ließen sich dern Benjamins Schriften in Anspruch genommen rasch aufzählen, warum gerade Benjamins Denken werden. Des weiteren wird auf die außerakademische und Schreiben sich einer handbuchartigen Erschlie- Rezeption eingegangen. Gerade für diesen Autor ist ßung gänzlich entziehe. Das mag tatsächlich so sein. kennzeichnend, daß sein Werk nicht allein im engeren Aber alle, mit denen ich über diesen Plan sprach, ha- Bereich einer ›Benjamin-Forschung‹ wirksam wurde, ben spontan bestätigt, wie dringlich und wichtig ein sondern sich in davon abgelösten Fernwirkungen, In- solches Unternehmen sei. Die Konzeption, die dafür anspruchnahmen, Anverwandlungen bewegte. gefunden wurde, und damit auch der Gebrauchswert, Die ausführlichen Literaturverzeichnisse des ersten den das Handbuch bieten kann, sollen im folgenden Teils bilden zusammengenommen eine einführende erläutert werden. Zugleich soll für den Handbuchbe- Benjaminbibliographie, die dem Studierenden eine nutzer erläutert werden, was die Eigenart der Benja- rasche Orientierung ermöglicht. minschen Texte ausmacht, die sehr viel darüber lehren, Der zweite Teil – »Analysen« – enthält die Artikel zu was lesen und schreiben, denken und wahrnehmen den wichtigsten Einzelschriften sowie Textgruppen. heißt. Wie dieser Hauptteil des Handbuchs angelegt ist, wird in den folgenden Abschnitten näher erläutert. Schließlich kann der Benutzer über drei Register – Hinweise zur Benutzung ein Namensregister, ein Sachregister und ein Werkregi- ster – am Schluß des Handbuchs gezielt nach bestimm- Das Handbuch ist in zwei unterschiedlich umfangrei- ten Werken Benjamins, nach Personen und nach all- che Teile gegliedert, die jeweils spezifische Aufgaben gemeinen Sachstichworten suchen und damit und auch Darstellungsweisen haben. Ausführungen in mehreren Artikeln vergleichend her- Der erste Teil hat den Charakter einer Einführung anziehen. in Leben, Werk und Wirkung. Er wurde von der Hand- Zur Zitierweise: Die Zitatnachweise aus Benjamins buchredaktion verfaßt. Der biographische Abriß er- Werken erfolgen durchgängig nach Zitat direkt im möglicht eine Orientierung über die wichtigsten Le- Text. Grundlage ist die Edition der Gesammelten bensdaten und verzeichnet chronologisch die wichtig- Schriften (hg. von Rolf Tiedemann und Hermann sten Schriften. Wer mit Benjamins Werkbiographie Schweppenhäuser). Der Nachweis erfolgt mit Bandan- nicht vertraut ist, kann hier nachschlagen. gabe (ohne Nennung der Teilbände) als römische Ziffer Das anschließende Kapitel stellt zusammen, was und Seitenzahl. inzwischen das Fundament der Benjaminforschung Die Überprüfung der Benjamin-Zitate erfolgte nach bildet: Bibliographien, Biographien, Einführungen, der Taschenbuch-Edition der Gesammelten Schriften Editionen sowie das Archiv des Nachlasses. Es eröffnet von 1991, da nach Auskunft der Herausgeber (vgl. dort damit dem Leser, der sich in das Werk und die For- die Editorische Notiz VII, 885 vom Januar 1991) nur schung weiter einarbeiten will, unverzichtbare Quellen sie den neuesten Stand der nachträglichen Korrekturen und Hilfsmittel. von Druck- und Lesefehlern bietet. Daß Benjamins Werk ganz wesentlich das Resultat Die Zitate aus den Briefen von Benjamin werden einer posthumen Rezeption darstellt, wird in dem um- mit Bezug auf die sechsbändige Ausgabe der Briefe (hg. fangreichen Kapitel zur Wirkungsgeschichte behan- von Christoph Gödde und Henri Lonitz) nachgewie- delt. Den Ausgangspunkt bilden die Darstellung des sen, jeweils mit Bandangabe in arabischer Ziffer und Editionsbeginns unter den schwierigen Nachkriegsbe- Seitenzahl. Alle Briefe von Benjamin werden einheit- dingungen und der Explosion der Benjaminrezeption lich nach dieser Ausgabe zitiert, unabhängig davon, im 68er Kontext. Daß die jüngere Rezeption dann nach daß viele Briefe bereits auszugsweise in den Anmer- ›fachwissenschaftlichen‹ Diskursen geordnet wird, kungsapparaten der Gesammelten Schriften abge- entspringt dem pragmatischen Zweck, dem Benutzer druckt waren oder inzwischen auch in Editionen ein- zugänglich zu machen, auf welch verschiedenen Fel- zelner Briefwechsel anders zugänglich sind. X Benjamin lesen... Über die Konzeption des Handbuchs Einzelne Texte Benjamins, die nicht in den Gesam- oder zwischen Texten, die definitiv abgeschlossen wur- melten Schriften abgedruckt sind, wie auch alle übrige den, und Texten, die unabgeschlossen blieben, ge- Literaturverweise werden durch Kurzangabe (Autor, macht. Derartige editionsphilologische Kriterien ha- Jahr, Seitenzahl) im Artikel sowie vollständigen Titel ben sich rezeptionsgeschichtlich als völlig trügerisch im Literaturverzeichnis der jeweiligen Beiträge nach- herausgestellt. Bestimmte Texte Benjamins haben gro- gewiesen. ßes Interesse ausgelöst unabhängig davon, ob sie früh Alle Titel, die auf Benjamin selbst zurückgehen, oder spät entstanden, ob sie umfangreich oder kurz, werden im Text durch Kapitälchen hervorgehoben. ob sie zu Lebzeiten publiziert oder erst aus dem Nach- Buchtitel anderer Autoren erscheinen kursiviert; die laß ediert wurden. Die sprachphilosophischen Texte Titel von Aufsätzen sind durch Anführungszeichen oder das Tagebuch der Moskaureise oder die späten gekennzeichnet. Zitate in Zitaten werden durch einfa- Geschichts-Thesen waren nicht zur Publikation be- che Anführungszeichen markiert. Weitere Kursivie- stimmt. Aber Benjamin hat die Texte bewahrt und rungen im Text entsprechen Hervorhebungen seitens damit zur Überlieferung vorgesehen. In diesem Sinne der Autoren. präsentiert das Handbuch, soweit es im vorgegebenen Rahmen möglich war, alle wichtigen Einzeltexte bzw. Textgruppen. Die Werkanalysen Aus analogen Gründen wurde auch eine rein zeitli- che Anordnung der Artikel verworfen. Ebenso wie eine Von Anfang an sah die Konzeption des Handbuchs vor, Gliederung nach Haupt- und Nebenschriften sugge- den Einzelschriften Benjamins einen möglichst großen riert auch eine chronologische Gliederung unvermeid- Platz einzuräumen und damit alle wichtigen Texte lich die Vorstellung von einer fortschreitenden Werk- oder Textgruppen für sich zu erschließen. Die Ausrich- entwicklung von den Anfängen bis zur Reife, eine tung an Einzelschriften hat den Sinn, einer vereinheit- Annahme, die gerade im Falle Benjamins völlig irre- lichenden Nacherzählung von Werkphasen oder der führend wäre. vorschnellen Herstellung eines Gesamtbildes entge- Statt dessen werden die Schriften in fünf Abteilun- genzuwirken. Bewußt wurde deshalb auch darauf ver- gen gruppiert, die nach Schwerpunkten und Schreib- zichtet, das Handbuch an Überblicksartikeln, die die impulsen, die Benjamins Arbeit lebenslang bestimmt ›übergreifenden Aspekte‹ des Werks resümieren, aus- haben und die jeweils das Gesamtwerk umspannen, zurichten. Derartige Zusammenfassungen führen gegliedert sind. Alle fünf Abteilungen sind gleich be- letztlich von dem ab, worauf es dem Handbuch vor deutsam und gewichtig; die Frage, ob ein einzelner allem ankommt: von der Lektüre der Texte und der Artikel nicht ›eigentlich‹ in eine andere Abteilung ge- produktiven Auseinandersetzung mit ihnen, die in hörte, ist insofern als sekundär anzusehen. vieler Hinsicht überhaupt erst begonnen hat. Die Aus- Der erste Abschnitt »Intellektuelle Freundschaft« richtung der Handbuchartikel auf Einzelschriften er- rückt drei biographische Konstellationen in den Blick, möglicht darüber hinaus, die Singularität der Textfor- die Benjamin intellektuell wie persönlich ganz wesent- men, den Spielraum der Schreibweisen und die Radi- lich geprägt haben. Wollte man diesem Stichwort in kalität der Problemstellungen Benjamins konkret seinem ganzen Umfang gerecht werden, müßten noch nachzuvollziehen. weitere Personen, zu denen Benjamin intensive Bezie- Deshalb wurde auch den Autoren kein starres Ab- hungen unterhielt, insbesondere auch Frauen, genannt fassungsschema oktroyiert und ihnen für die eigene werden. Hier sei ausdrücklich auf die Edition der Werkanalyse mehr Raum gegeben, als es ein bloß le- Briefe verwiesen. Benjamin war ein großer Briefschrei- xikalisches Nachschlagewerk zuließe. Zum Nachschla- ber, dem ganz verschiedene Tonfälle und Gesten zur gen ist das Handbuch allerdings durchaus geeignet. Verfügung standen. Und es ist kein Zufall, daß sich Der Benutzer hat in jedem Fall die Möglichkeit, sich auch die Artikel dieser Abteilung ganz wesentlich auf über die Entstehungsgeschichte, die Thematik und die Briefe und die Aufzeichnungen von Gesprächen stüt- Rezeption der Texte zu informieren; aber er wird bei zen. genauerer Lektüre feststellen können, daß hier in be- Unter dem Stichwort »Messianismus, Ästhetik, Po- trächtlichem Umfang anspruchsvolle Neuinterpreta- litik« sind Artikel über philosophische Texte Benja- tionen vorliegen, die die weitere Diskussion heraus- mins zusammengestellt, die keineswegs unter einem fordern. einheitlichen Thema zusammenzufassen wären, son- Die Auswahl der Texte ist breit angelegt. Vor allem dern auf verschiedene Weise das im Titel angegebene wird dabei kein Unterschied zwischen zu Lebzeiten Spannungsfeld austragen. Damit wird deutlich, daß es publizierten und aus dem Nachlaß publizierten Texten unproduktiv geworden ist, Benjamins Texte in der

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