Beiträge zur urchristlichen Theologiegeschichte Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche Herausgegeben von James D. G. Dunn · Carl R.Holladay Hermann Lichtenberger · Jens Schröter Gregory E. Sterling · Michael Wolter Band 163 ≥ Walter de Gruyter · Berlin · New York Beiträge zur urchristlichen Theologiegeschichte Herausgegeben von Wolfgang Kraus ≥ Walter de Gruyter · Berlin · New York (cid:2)(cid:2)GedrucktaufsäurefreiemPapier, dasdieUS-ANSI-NormüberHaltbarkeiterfüllt. ISSN 0171-6441 ISBN 978-3-11-021565-6 BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschen Nationalbibliografie;detailliertebibliografischeDatensindimInternet überhttp://dnb.d-nb.deabrufbar. (cid:2)Copyright2009byWalterdeGruyterGmbH&Co.KG,D-10785Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikro- verfilmungenunddieEinspeicherungundVerarbeitunginelektronischenSystemen. PrintedinGermany Coverdesign:ChristopherSchneider,Laufen V Vorwort Am 25. März 2008 feierte Ulrich B. Müller seinen 70. Geburtstag. Aus diesem Anlass veranstaltete die Fachrichtung Evangelische Theologie der Universität des Saarlandes, an der der Jubilar 16 Jahre lang tätig war, vom 18.-20. April 2008 ein Symposion zum Thema „Urchristliche Theologiegeschichte“. Der Titel des Symposions ergab sich sozusagen ‚zwangsläufig’, da es sich hierbei um einen der Schwerpunkte der wis- senschaftlichen Arbeit Ulrich B. Müllers handelt. Freunde und Wegge- fährten des Julibars waren eingeladen und trugen zum Gelingen der Veranstaltung bei. Im Rahmen des Symposions fand ein Empfang statt, an dem Vertre- ter der Universität, der Landesregierung und der Kirchenleitungen aus Speyer und Düsseldorf Grußworte sprachen. Hierbei fand der Beitrag, den Ulrich B. Müller für die Fachrichtung Evangelische Theologie der Universität des Saarlandes, für die Ausbildung von Religionsleh- rer/innen und Theolog/innen im Saarland und der Pfalz geleistet hat, deutliche Würdigung. Die Bedeutung der Forschungsarbeit von Ulrich B. Müller für die neutestamentliche Wissenschaft würdigte Prof. Dr. Jürgen Becker, Kiel. Ulrich B. Müller begann seine wissenschaftliche Laufbahn in Heidel- berg unter Karl-Georg Kuhn, bei dem er 1967 mit einer Dissertation zum Thema „Messias und Menschensohn in jüdischen Apokalypsen und in der Offenbarung des Johannes“ promoviert wurde.1 Die Habili- tation erfolgte 1972 in Kiel am Lehrstuhl von Jürgen Becker mit der Arbeit „Prophetie und Predigt im Neuen Testament“.2 Jürgen Becker, der bei dem Symposion in Saarbrücken anwesend war, führte in seiner Würdigung des wissenschaftlichen Werkes von Ulrich B. Müller fol- gendes aus: „Ohne Zweifel ist eines der großen Felder, auf denen Ulrich Müller immer wieder arbeitet, die frühjüdische und urchristliche Apokalyptik. Davon legt schon die Promotion Zeugnis ab. Diese materialreiche Monographie kon- zentriert sich auf ein damals wie heute komplexes Problem und ist bis in 1 Erschienen in StNT 6, Gütersloh 1972. 2 Erschienen in StNT 10, Gütersloh 1975. VI Vorwort die Gegenwart durch eine breit gestreute Diskussionslage zu beiden Stich- worten ‚Messias‘ und ‚Menschensohn‘ geprägt. Immerhin konsensfähig ist diese Annahme: Die Erwartung einer messianischen Herrschergestalt ent- stand in Israel vor dem Aufkommen der Apokalyptik als heilsgeschicht- lich-nationale Hoffnung. Sie bewahrte sich auch bis zum Bar-Kochba-Auf- stand zumindest teilweise bei verschiedener Ausgestaltung ihre Eigen- ständigkeit neben der Apokalyptik. Wie sich dazu jedoch die apokalyp- tische Menschensohn-Vorstellung verhielt, ist zutiefst umstritten, weil heute noch nicht einmal Einigkeit darüber besteht, ob man von Dan 7 bis zum syrBar ein in Grundzügen gleiches auf eine Person zentriertes Hoff- nungskonzept annehmen darf. Zur Zeit der Promotion von Ulrich Müller ging man allgemein jedoch von der jeweiligen Variation eines konsistenten Kerns der Menschensohn-Hoffnung aus. Unter dieser Annahme erörtert Ulrich Müller nun die Frage, wann und wie sich die Menschensohn-Er- wartung und die Messias-Hoffnung kreuzten. Er vertritt dabei die mir sympathische Auffassung, dass eine durch konzeptionelle Zielsetzung be- stimmte Verschmelzung beider Linien erst nach der Zerstörung des zwei- ten Tempels erfolgte, also in 4Esr und syrBar. Diese beiden jüdischen Apo- kalypsen stehen zeitnah bei der Offb Joh, in der gleichfalls eine eigen- ständige Zusammenführung dieser beiden Erwartungen zu erkennen ist. Damit lässt sich in Umrissen das Milieu erkennen, in das Ulrich Müller mit Recht die Offb Joh hineinstellt, um die Arbeit des Sehers Johannes an der Vereinigung beider Konzepte einschätzen zu können. Ulrich Müller hat dann seine Forschung an der frühjüdischen Apokalyptik mit der Übersetzung und Kommentierung der griechischen Esra-Apo- kalypse3und an der urchristlichen Apokalyptik mit verschiedenen Aufsät- zen4 komplettiert. Besonders erwähnt seien seine zwei theologiegeschicht- lichen Darstellungen, die sein Gesamtbild zur urchristlichen Apokalyptik skizzieren5und seinen Willen bekunden, bei allen Detailstudien möglichst immer auch die Gesamtentwicklung des Urchristentums in den Blick zu nehmen. Die Arbeit an der Offb Joh krönte er mit dem Erscheinen seines Kommen- tars zu diesem letzten Buch der Bibel.6Er liegt indessen in zweiter Auflage vor. Wenn ich zur Offenbarung Informationen brauche, greife ich zu die- sem Kommentar, weil er, konzentriert aufs Wesentliche, gut informiert, ei- nen Überblick zur Forschungslage gibt, die Einordnung in die Theologie- geschichte des Urchristentums nicht vergisst und obendrein gut lesbar ist. 3 JSHRZ V/2, Gütersloh 1976. 4 Jetzt zusammen erreichbar in: U.B. MÜLLER,Christologie und Apokalyptik. Gesam- melte Aufsätze (ABG 12), Leipzig 2003, 291-325. 5 Apokalyptische Strömungen, in: J. BECKER u.a., Die Anfänge des Christentums, Stuttgart u.a. 1987, 217-254; Apokalyptik im Neuen Testament, in: F.W. HORN (Hg.), Bilanz und Perspektiven gegenwärtiger Auslegung des Neuen Testaments, FS G. Strecker (BZNW 75), Berlin/New York 1995, 144-169. Nachdruck beider in: U.B. MÜLLER,Christologie (Anm. 4), 223-267.268-290. 6 ÖTK 19, Würzburg/Gütersloh 11984, 21995. Vorwort VII Ulrich Müller hat sich endlich in zwei Aufsätzen von 2001 und 2004 noch- mals auf die Menschensohn-Problematik mit dem Ziel eingelassen, die urchristliche Erwartung der Parusie des Herrn und die synoptischen Men- schensohn-Worte im Blick auf die frühjüdischen Verhältnisse neu zu be- greifen7. Dabei revidiert er sein Verständnis der frühjüdischen Menschen- sohn-Tradition komplett und variiert eine aus dem angloamerikanischen Bereich stammende Auffassung. Sie sieht u.a. die Menschensohn-Aussagen von Dan 7 bis syrBar insgesamt für inkonsistent an und weist darum die Möglichkeit ab, einen gemeinsamen Fundus von Grundzügen zur Kenn- zeichnung einer spezifischen Heilsperson variiert zu sehen. Darum schlägt Ulrich Müller erstens vor, die urchristliche Parusieerwartung des Herrn (1Thess 1,10; 1Kor 16,22) von der Vorstellung der israelitischen und früh- jüdischen Epiphanie Gottes her zu deuten. Der Ausgangspunkt für die synoptischen Menschensohn-Worte wird zweitens mit einem selbstrefe- renziellen aramäischen bar nasha in der unspezifischen alltagssprachlichen Bedeutung ‚ein Mann wie ich’ definiert. Dieser Sprachgebrauch wird Jesus selbst zugesprochen. Ulrich Müller und ich haben über diese Revision sei- ner Dissertation schriftlich und telefonisch diskutiert. Er weiß, dass ich ihm hier nicht zustimme. Telefonisch formulierte er dazu: ‚Herr Becker, ich ha- be auch gar nicht erwartet, dass Sie mir hier folgen würden.’ Statt nun die- sen Satz einer semantischen Erörterung zu unterziehen, erinnere ich daran, dass solche Offenheit im Dialog ein Echo unserer Heidelberger Jahre ist. Ein zweiter Schwerpunkt in Ulrich Müllers Arbeit passt unter das Stich- wort Prophetie. Dazu gehört selbstverständlich die Habilitationsschrift ‚Prophetie und Predigt im Neuen Testament’. Angesichts eines damals nicht geringen Interesses an der Prophetie im Urchristentum, das sich vor allem auf das geschichtliche Phänomen derselben konzentrierte, zielt Ul- rich Müller innovativ auf einen neuen Horizont. Er fragt: Welche größeren Redeweisen prophetischer Mahn-, Gerichts- und Heilspredigt kann man im Neuen Testament aufdecken und vom israelitischen und frühjüdischen Hintergrund her verstehen? Besonders gut gelungen ist dabei m. E. die Erörterung der Sendschreiben in Offb 2-3. Ein Exkurs zu den Sendschrei- ben im Kommentar zur Offb fußt auf diesen Ergebnissen der Habilitation. Mit der prophetischen Gestalt Johannes des Täufers beginnen die Evange- lien ihr Jesusbild zu entfalten. Diesem ‚jüdischen Propheten und Wegberei- ter Jesu’ widmet Ulrich Müller eine allgemeinverständliche Studie im Rahmen der Reihe ‚Biblische Gestalten’8 mit dem Ziel, ihn als jüdischen Propheten zu zeichnen, sein Verhältnis zu Christus zu erörtern und das 7 Parusie und Menschensohn, ZNW 92 (2001), 1-19, Nachdruck in: U.B. MÜLLER, Christologie (Anm. 4), 124-143; „Jesus als Menschensohn“ in: D. SÄNGER (Hg.), Got- tessohn und Menschensohn (BThSt 67), Neukirchen-Vluyn 2004, 91-129. 8 Johannes der Täufer. Jüdischer Prophet und Wegbereiter Jesu (BG 6), Leipzig 2002. Hingewiesen sei auch auf den Vergleich zwischen Johannes und Jesus in: U. MÜL- LER,Christologie (Anm. 4), 42-58. VIII Vorwort christliche Täuferbild im Neuen Testament und in der Kirchengeschichte zuskizzieren. Ebenso konzentriert sich Ulrich Müller in einem viel beachteten Aufsatz mit dem Titel ‚Vision und Botschaft’9 auf die prophetische Dimension des Wirkens Jesu. Er erörtert dabei Lk 10, 18: ‚Ich sah Satan einem Blitze gleich vom Himmel fallen’, als Erstvision Jesu in Analogie zu entsprechenden Vi- sionen der alttestamentlichen Propheten. Mit diesem Verständnis er- schließt er den Grund für die Gewissheit einer Heilswende, wie sie dem Wirken Jesu zugrunde liegt. Nicht wenige neuere Jesus-Bücher übernah- men diesen Ansatz. Dem großen Thema Paulus begegnet man bei Ulrich Müller in vielen seiner Veröffentlichungen, die ich jedoch bei anderen Stichworten einordne, weil sie m.E. schwerpunktmäßig dort besser hinpassen. Doch fallen unter diese Rubrik ohne Zweifel sein Kommentar zum Philipperbrief10 und die Auf- sätze zum Philipperhymnus11,sowie zu den Einleitungsfragen dieses Brie- fes12.Von den Akzenten, die U. Müller in seiner Auslegung des Phil setzt, sei jetzt nur erwähnt, dass er die harten Worte gegen das Gesetz in Phil 3 als polemische Verzerrung deutet, die durch die Unterscheidung von Ge- setz und Sünde im Röm zurecht gerückt werden. Besondere Impulse hat Ulrich Müller auch zum Verständnis des johannei- schen Schrifttums beigesteuert. In zwei Aufsätzen13 plädiert er m.E. mit Recht dafür, die paulinische Kreuzestheologie und das johanneische Ver- ständnis des Todes Jesu nicht zu vermengen, sie vielmehr als je eigenstän- dige Konzepte zu betrachten. Im johanneischen Bereich gilt es, die Verben der Bewegung bei der Beschreibung des Auf- und Abstiegs Jesu und die Rede von der Erhöhung und Verherrlichung Jesu der Interpretation zu- grunde zu legen. Jesu Tod ist dementsprechend primär heilsnotwendiger Durchgang zum Leben. Dieses Verständnis ist von paulinischer Kreuzes- theologie unberührt. Einen einleuchtenden Vorstoß hat Ulrich Müller außerdem zum Verständ- nis des Parakleten gemacht14. Die Beobachtung, dass das Stichwort ‚Para- klet’ den johanneischen Abschiedsreden eigen ist und diese der literari- schen Form nach zur frühjüdischen Testamentsliteratur gehören, führt ihn zuder Annahme, von der Thematik der Regelung der Nachfolge in dieser 9 Jetzt in: U.B. MÜLLER,Christologie (Anm. 4), 11-41. Erstveröffentlichung in: ZThK 74 (1977), 416-448. 10 Der Brief des Paulus an die Philipper (ThHK II/1), Leipzig 1993. 11 Der Christushymnus Phil 2, 6-11, ZNW 79 (1988), 17-44. Nachdruck in: U.B. MÜLLER, Christologie (Anm. 4), 179-205. 12 Der Brief aus Ephesus, in: U. MELL und U.B. MÜLLER (Hg.), Das Urchristentum in seiner literarischen Geschichte, FS J. Becker (BZNW 100), Berlin/New York 1999, 155- 171. Nachdruck in: U.B. MÜLLER,Christologie (Anm. 4), 206-222. 13 Die Bedeutung des Kreuzestodes Jesu im Johannesevangelium, KuD 21 (1975), 49-71; Zur Eigentümlichkeit des Johannesevangeliums. Das Problem des Todes Jesu, ZNW 88 (1997), 24-55, Nachdruck in: U. B. MÜLLER,Christologie (Anm. 4), 144-175. 14 Die Parakletvorstellung im Johannesevangelium, ZThK 71 (1974), 31-77. Vorwort IX Literatur den Parakleten zu deuten: So wird der Paraklet als von Jesus ver- heißener Nachfolger qualifiziert, der für die Kontinuität seines Werkes Sorge trägt. Endlich gibt es eine stattliche Zahl an Untersuchungen, die sich zum Urchristentum und seiner theologischen Ausfächerung äußern. Wir begegnen solchen Äußerungen schon z.B. bei zwei Beiträgen zur Apokalyptik, die diese Richtung durch das Urchristentum insgesamt verfolgten. Ich beginne meinen Überblick mit dem Band ‚Krankheit und Heilung’, den Ulrich Mül- ler mit Klaus Seybold zusammen verfasste.15 Im neutestamentlichen Teil stellt Ulrich Müller die Heilungen Jesu, ihre Rezeption in den Evangelien, die paulinische Krankheit und die Heilungen im Urchristentum in den Ho- rizont von Krankheit und Heilung in der Umwelt des Neuen Testaments. Liegt in diesem Band der Schwerpunkt auf Jesu Wirken, so kommen wir, folgt man der urchristlichen Geschichte, als nächstes zu der kleinen, jedoch gehaltvollen Monographie ‚Die Entstehung des Glaubens an die Auferste- hung Jesu’16.In diesem Band, der ein reges Echo hervorrief und doch wohl zu den Juwelen unter den Veröffentlichungen von U. Müller gehört, geht es ihm um die Fragen, welche Bedeutung das Wirken Jesu bei der Entste- hung des Osterglaubens besaß, wie sich die Krisenerfahrung des Todes Je- su und der Osterglaube zueinander verhalten, wie sich das frühjüdische Märtyrerbild und die Hoffnung auf allgemeine Auferstehung auf das Os- terverständnis der Jünger auswirkten und wie visionäre Kommunikation im Frühjudentum und im Neuen Testament zu verstehen sind. Es wird al- so versucht, die Ostererfahrung unter den konkreten Bedingungen der damaligen Zeit auszuleuchten. Mit dem Osterglauben als Initialereignis beginnt die Ausfächerung der Christologie als Rechenschaft des Christentums über den Inhalt des christ- lichen Glaubens. Dazu steuert Ulrich Müller zwei schon vom Thema her gewichtige Ausführungen bei: Er geht der Inkarnationsvorstellung mit Hil- fe eines Längsschnitts durch das Urchristentum nach17 und untersucht in derselben Weise den Hoheitstitel ‚Sohn Gottes’18. In beiden Fällen erweist Ulrich Müller seine exegetische Sorgfalt und Differenzierungskunst. Die Ostererfahrung bewirkte nicht nur die christologische Thematik, son- dern auch die Jesusüberlieferung wollte tradiert und je aktualisiert werden. In diesem Terrain untersucht Ulrich Müller die urgemeindliche Rezeption 15 K. SEYBOLD / U.B. MÜLLER: Krankheit und Heilung (Biblische Konfrontationen, Kohlhammer TB 1008), 1978. 16 Die Entstehung des Glaubens an die Auferstehung Jesu. Historische Aspekte und Bedingungen (SBS 172), Stuttgart 1998. 17 U.B. MÜLLER:Die Menschwerdung des Gottessohnes (SBS 140), Stuttgart 1990. 18 „Sohn Gottes“ – ein messianischer Hoheitstitel Jesu, ZNW 87 (1996), 1-32; Nach- druck in: U.B. MÜLLER,Christologie (Anm. 4), 91-123. X Vorwort der gesetzeskrischen Jesusüberlieferung19 und anhand der Verklärungsge- schichte in Mk 9 und die markinische Gestaltung der Jesustradition.20 Mit dem Blick auf Mk kommen wir schon der dritten urchristlichen Gene- ration einen guten Schritt näher. Auch in diesem letzten Abschnitt des Urchristentums platziert Ulrich Müller seine Beiträge: So durchleuchtet er das Spannungsfeld von Judenchristentum und Paulinismus in Kleinasien21 und versucht sich an einer Geschichte der Christologie in den johannei- schen Gemeinden.22 Schaut man nach dieser Umschau auf das bisherige Werk zurück, stellt man fest, dass es eigentlich kein großes Feld in der Geschichte des Urchris- tentums gibt, innerhalb dessen Ulrich Müller nicht mit einem Beitrag die Diskussion beförderte. Alle diese Veröffentlichungen lassen sich endlich unter einen Programm- satz von Ulrich Müller stellen: Wir sollten, so formuliert er einmal ‚das Ziel einer Theologiegeschichte des Urchristentums intensiv verfolgen, da die bleibende Relevanz einer theologischen Position innerhalb des neuen Tes- taments sachgemäß erst nach konsequenter Berücksichtigung ihrer ge- schichtlichen Bedingtheit und Relativität erhoben werden kann’.23“ Nach Aussage von Jürgen Becker hat Ulrich B. Müller bereits in seiner Zeit als Mitarbeiter in der Heidelberger Qumran-Forschungsstelle (der legendären ‚Qumranhöhle’) erlebt, dass ein „Klima nicht-hierarchi- schen Arbeitens und offener Diskussionsfreude“ eine unerlässliche „Grundbedingung aller wissenschaftlichen Tätigkeit“ darstellt. Es er- schien uns daher sachgemäß, ein Symposion durchzuführen, das sol- chem Arbeiten Raum bietet. Außer den Referenten konnten auch Stu- dierende teilnehmen und sich durch Fragen und Gesprächsbeiträge einbringen. Die Beteiligten haben den Raum genutzt und dafür sei ih- nen herzlich gedankt. Da es sich bei dem daraus erwachsenen Band nicht um eine Festschrift handelt, konnten auch zwei Arbeiten des Jubi- lars selbst aufgenommen werden. Ulrich Müller hat sich darüber hi- naus bei der Abfassung der Einführung und durch Übernahme von Korrekturen am Zustandekommen dieses Bandes beteiligt. 19 Zur Rezeption gesetzeskritischer Jesusüberlieferung im frühen Christentum, NTS 27 (1981), 158-185; Nachdruck in: U.B. MÜLLER,Christologie (Anm. 4), 59-88. 20 Die christologische Absicht des Markusevangeliums und die Verklärungsgeschichte, ZNW 64 (1973), 159-193. 21 Zur frühchristlichen Theologiegeschichte. Judenchristentum und Paulinismus in Kleinasien an der Wende vom ersten zum zweiten Jahrhundert n.Chr., Gütersloh 1976. 22 Die Geschichte der Christologie in den johanneischen Gemeinden (SBS 77), Stuttgart 1975. 23 Geschichte der Christologie, 9.