Beitrag zur Psychologie der tragischen Dramatiker EINE PSYCHOLOGISCHE STUDIE, NACH HEYMANS' BIOGRAPHISCHER METHODE BEARBEITET VON DR.W.A.PANNENBORG (HAAG, HOLLAND) 'S-GRAVENHAGE MARTINUS NUHOFF 1939 ISBN 978-94-011-8206-5 ISBN 978-94-011-8866-1 (eBook) DOI 10.1007/978-94-011-8866-1 VORWORT Vorliegende Abhandlung erweitert das funfte Kapitel (uber: soziale Gruppen) von HEYMANs' "Einfuhrung in die spezielle Psychologie" urn eine neue Gruppe. Einige Kenntnis der HEYMANS-WIERSMASCHEN psychologi schen Untersuchungen ist daher fur das Verstandnis dieser Ar beit nutzlich. Die Ungunst der Zeiten setzt Veroffentlichung in einer Zeit schrift, als Fortsetzung der friiheren Aufsatze, Schwierigkeiten entgegen; daher sind die Ergebnisse gesondert erschienen. Haag, Holland P. November 1939 BEITRAG ZUR PSYCHOLOGIE DER TRAGISCHEN DRAMATIKER. In seiner "Einfiihrung in die spezielle Psychologie" gibt HEY MANS eine Darstellung der psychischen Korrelationen der Wort kiinstler, so weit diese sich aus den Daten, we1che die biographi sche Untersuchung dieses Gelehrten enthaIt, bestimmen lassen. 1) Geniigendes Material urn diese Kiinstler in verschiedene Gruppen zu spalten, zur gesonderten Behandlung der Eigenschaften des lyrischen Dichters, des Epikers, des ~omanschriftstellers, des tragischen Dramatikers u.s.w. ergab die genannte Untersuchung mit ihrer Anzahl von Zl Schriftstellem selbstverstandlich nicht 2). Heymans beschrankte sich deswegen auf die Beschreibung des Wortkiinstlers im allgemeinen, wahrend er eine nahere Diffe renzierung der Zukunft iiberliess. Betreffs einer speziellen Gruppe, derjenigen der Humoristen, war schon friiher eine ausgezeichnete, eingehende Abhandlung erschienen von HAzEWINKEL 3); in seiner "Einfiihrung" ver zeichnet Heymans die von Hazewinkel gefundenen Ergebnisse in knapper Form. Urn eine weitere Differenzierung innerhalb der Gruppe der Wortkiinstler zu erzielen, werden hier die Ergebnisse einer Studie iiber die psychischen Eigenschaften und die psychische Struktur der tragischen Dramatiker mitgeteilt. Zu dieser Arbeit entschloss ich mich, weil friihere Untersuchungen die Vermutung nahe legten, dass nach dieser Richtung noch neue Resultate zu finden sein wiirden. Bei der Ausarbeitung der Daten betreffs der Korre lationen der Maler, der Komponisten und der Bildhauer hatte sich namlich ergeben, dass bei diesen Gruppen Untergruppen zu unterscheiden waren, von denen eine sich zusammensetzte aus 1) G. Heymans: Inleiding tot de speciale psychologie (1929) Tl.1I S. 186; Deutsche Obersetzung: Einfiihrung in die spezielle Psychologie (1932) S. 296. 2) G. Heymans: Ober einige psychische Korrelationen, Zeitschr. f. angewandte Psychologie I, 1908, S. 313 folg. ') C. Hazewinkel: Bijdrage tot de psychologie der humoristen (1922). 6 den sogenannten "Dramatikern", die die ernste, diistere oder tragische Seite der Wirklichkeit in ihren Werken zurn Ausdruck bringen 1). Der Gedanke lag nahe, dass diese in psychologischer Hinsicht eine weitreichende Verwandtschaft mit den Tragodien dichtern zeigen wiirden. Diese auf der Hand liegende Verrnutung wurde nur zurn Tell durch die jetzt angestellte Untersuchung bestatigt. Aufs neue stellte sichheraus wie gefahrlich es ist, voraus gesetzten Meinungen, wie plausibel diese auch a priori scheinen rnogen, zu viel Wert bei zu messen und wie nur sorgfaItige empi rische Untersuchungen die Verhaltnisse, die in der Wirklichkeit vorliegen, zu Tage fOrdern und darin Einsicht geben konnen. Beim Sammeln des Materials in bezug auf die Tragiker habe ich mich moglichst beschrankt auf diejenigen, die Tragodien im eigentlichen Sinne, also bestimmt fiir Auffiihrung und dazu ge eignet, geschrieben haben. Viele Dichter haben im Laufe ihres Lebens wohl einmal an einem oder mehreren Dramen ihre Krafte versucht; diese sind jedoch eher als dramatische Gedichte denn als wirkliche Theaterstiicke gemeint: der Literaturgeschichte sind diese Arbeiten wohlbekannt unter dem charakteristischen Namen "Buchdramen", "literary dramas" usw. Verfasser sol cher nur-literarischen Trag6dien sind im Material nicht oder na hezu nicht beriicksichtigt. Uber zwanzig Tragiker sind Daten gesammelt worden. 2) Die 1) Zeitschr. f. angewandte Psychologie Bd. XIII S. 169 und 174, Bd. XVI S. 38. 2) Es sind die folgenden (zwischen Klammern sind, wie bei den friiheren Untersu· chungen, die Namen der Verfasser biographischer Arbeiten beigefiigt; die hinzuge setzten Buchstaben beziehen sich auf die Einteilung der Temperamente nach der Klassifikation von Heymans): I. F. M. Arouet (Voltaire) (Lanson, Parton, Perey et Maugras) E.A. 2. Bj. Bjornson (Collin Tl. I, Finsen, Meijboom) EAP. 3. R. Browning (Chesterton, Sharp) EAP. 4. P. Corneille (Lanson, Taschereau) EnAS. 5. D. Diderot (Reinach, de Vandeul) EAP. 6. A. Dumas-pere (Blaze de Bury, Henry Lecomte) EAP. 7. C. D. Grabbe (Piper, Ploch) EnAP. 8. F. Grillparzer (Frankl, Laube, Sottenberger, Tibal) EnAP. 9. F. Hebbel (Brun, Kuh, Stern) EAS. 10. P. Hervieu (Binet) nEAS. 11. V. M. Hugo (Claretie, Dupuy, Richard Lesclide, Marzials) EAP. 12. H. J. Ibsen (Gosse, Paulsen) EAS. 13. H. von Kleist (Braig, Eloesser, Meyer-Benfey, Rahmer, Witkop) EnAs. 14. G. E. Lessing (Stahr) nEAP. IS. O. Ludwig (Jentsch, Stern) EnAS. 16. M. Maeterlinck (de Boer, Harry) nEAS. 17. A. M. Peschkow (Maxim Gorki) (Dillon, Grusdew, Ostwald, de Vogue, Europe: Revue Mensuelle 1936 t1. 41) EAP. 7 Ausarbeitung hat, genau so wie ehemals bei den bildenden Kiinst lern und Komponisten, stattgefunden auf Grund der von Hey mans fiir seine biographische Untersuchung benutzte Liste von Eigenschaften, welche am Schluss dieser Abhandlung abgedruckt ist. In dieser Tabelle sind in der ersten Spalte die Prozentzahlen, we1che fUr jede Eigenschaft bei der Gruppe der zwanzig tragi schen Dramatiker zusammen ermittelt worden sind, wiederge geben, in der vierten Spalte die Durchschnittszahlen der allge meinen biographischen Untersuchung Heymans' (die zweite und dritte Spalte beziehen sich auf die weiter zu behandelnden Unter gruppen). Vergleichung der Zahlen lehrt, dass mehrmals die Prozentzahlen fur jede von zwei kontraren Eigenschaften der Tragiker, also z.B. fur beweglich und fur nicht-beweglich, den Durchschnitt der allgemeinen biographischen Untersuchung uberragen. Dieses findet ohne Zweifel seine Erklarung in dem Um stande, dass die Daten der hier vorliegenden Untersuchung voll standiger und ausfuhrlicher sind als diejenigen der Untersu chung Heymans'. In Anbetracht dieses Sachverhaltes sind die Berechnungen der Zufallswahrscheinlichkeiten und der Korre lationskoeffiziente fur jede Eigenschaft unterlassen: diese wiir den die wirklich bestehenden VerhaItnisse nicht richtig wieder geben. Auch im Hinblick auf die Ergebnisse der Untergruppen (Spalte 2 und 3) wird diese Sachlage keine ernste Schwierigkeit bieten. 'Obrigens kann man, in Zweifelfallen, wenn man sich ein Urteil bilden will ob eine positive oder negative Korrelation vor handen ist, statt der absoluten Zahlen das VerhaItnis nehmen, worin die Prozentzahlen von zwei bei den Tragikern gefundenen kontraren Eigenschaften zu denjenigen des Durchschnitt stehen 1). 18. J. C. F. Schiller (von Gleichen·Russwurm, Hecker u. Petersen, Wychgram) EAS. 19. A. Strindberg (Esswein, Heden, Paul, Lind·af·Hageby, Molenbroek, Rahmer) EAS. 20. J. van den Vondel (Baumgartner, Brandt, KaIff) EAS. Die benutzten Biographien sind fast aIle aus der .. Koninklijke Bibliotheek" im Haag entliehen. Die Daten betreffs Grillparzer, Lessing und Hervieu sind dem Mate rial der biographischen Untersuchungen Heymans entnommen und wurden mir von Fraulein J. van Binnendijk in Groningen freundlichst zur Verfiigung gestellt; dieje nigen iiber Grillparzer sind weiter kompletiert. il'berdies sind Enzyklopadien zu Rate gezogen; weiter: Dr. C. Busse: Geschichte der Weltliteratur (1910) und Cham bers Encyclopaedia of English literature, die mir von Dr. J. P. Hooykaas im Haag beschafft wurden, wofiir ich hierbei bestens danke. 1) Dieses Verfahren ist z.B. angewandt worden bei den MaIern und Komponisten; vgl. Zeitschr. f. Psychologie Bd. 73 S. 91 ff; Zeitschr. f. angewandte Psychologie Bd. XII S. 230 ff. 8 Nach der Ausarbeitung der biographischen Exzerpte und der Ausfiillung der Liste von Eigenschaften mit den Prozentzahlen, we1che sich fiir die zwanzig Tragiker ergeben hatten, bekam ich den Eindruck, dass hieraus kein scharfumrissener und einheit licher psychologischer Typus hervortrat. Friihere Untersu chungen hatten, wie schon oben angedeutet worden ist, bereits ausgewiesen, dass in einer bestimmten Gruppe, wie z.B. in der jenigen der Maler oder Komponisten, in der Regel Untergruppen enthalten sind, we1che in psychologischer Hinsieht in hohem Grade von einander verschieden sein konnen. Mir war nun bei der Ausarbeitung aufgefallen, dass sich unter den Tragikern mehrere fanden, die einen starken Hang zur Einsamke'it besassen, w3h rend bei mehreren andern gerade das Gegenteil dieser Neigung festgestellt werden konnte. Ich habe deswegen, versuchsweise, die zwanzig mir zur Verfiigung stehende Eigenschaftslisten in zwei Gruppen getrennt, je nachdem die Tragiker als vetschlossen und (oder) schiichtern, oder a1s das Gegenteil, also als offen und (oder) freimiitig verzeiehnet worden waren 1) Mit Ausnahme von zwei Dramatikern, LESSING und SCHILLER,liessen alle sieh nach diesem Kriterium einteilen. Ich habe deswegen meine Psycho gramme von Lessing und Schiller naher daraufhin durchgenom men; dabei zeigte sieh, dass Lessing sieh am meisten dem offenen und freimiitigen, Schiller dem verschlossenen und schiichternen Typus naherte. Auf diese Weise kam ich mithin zur Einteilung in zwei Gruppen: 1. die verschlossenen und schiichternen (weiter als Verschlos sene zu bezeiehnen), zwolf der zwanzig Tragiker umfassend, nam lich: Corneille, Grabbe, Hebbel, Grillparzer, Hervieu, Ibsen, von Kleist, Otto Ludwig, Maeterlinck, Schiller, Strindberg, Vondel; 2. die offenen und freimiitigen (weiterhin Expansive genannt), aus acht Personen bestehend: Arouet (Voltaire), Bjornson, Browning, Diderot, Dumas-pere, Lessing, Hugo, Peschkow (Gorki). Wenn wir jetzt die Prozentzahlen dieser zwei Gruppen, in der zweiten und dritten Spalte der Tabelle am Schluss dieser Abhand lung abgedruckt, n3her ins Auge fassen, ist das Ergebnis meines Erachtens iiberraschend: man bekommt eine grosze Anzahl von 1) Eine Eigenschaft "Hang zur Einsamkeit" ist in der Liste Heymans' nicht vor handen. 9 diametral entgegengesetzten Eigensthaften. Einige schlagende Unterschiede sind hier fur den Leser bequemlichkeitshalber zusammengestellt: I Verschlos- Expansiv Durch- sen schnittlich Neigung zur Spekulation ... 66112% o % 22% Abneigung gegen Spekulation. 161/2% 121/2% 12% Selbstanalyse. . . . . . . . 50 % o % 19% nicht Selbstanalyse . . . . . o % 121/2% 5% Behagen an grosseren Gesell- schaften und der Salongesel- ligkeit ..... . o % 621/2% 9% Abneigung dagegen . 82112% o % 17% zerstreut .... 58112% o % 12% stets bei der Sache o % 37112% 1% eukolistisch . o % 621/%% 43% dyskolistisch .. 58112% o % 22% hilfsbereit . . . 41112% 100 % 60% wenig hilfsbereit 16112% o % 4% Aus einer genaueren Betrachtung der Prozentzahlen der Unter gruppen in der Schlusstabelle werden wir zwei scharf umrissene Typen, die hier jetzt geschildert werden sollen, kennen lernen. Ein Nachteil dieser Spaltung besteht darin, dass jetzt zwei Gruppen, eine von zwolf und eine von acht Personen, vorliegen statt einer Gruppe von zwanzig, wodurch die Gewissheit des Be stehens der verschiedenen Korrelationen beeinflusst wird. Wir werden jedoch sehen, dass die Untergruppen Typen darstellen, deren innerer Zusammenhang und deren Verbindung mit den von ihnen produzierten Werken so verstiindlich sind, dass die sem Nachteil nicht zu viel Wert beigelegt zu werden braucht. 'Oberdies werde ich mich, urn dieses Bedenken zu entkraften, bei cler Beschreibung der Typen auf Mitteilung der deutlich hervor tretenden Eigenschaften beschranken und die weniger ausge sprochenen beiseite lassen. 10 Gruppe 1: Die versch10ssenen Tragiker Vergleichung der Namen der Verschlossenen mit denen der Expansiven zeigt, dass unter den ersteren so ziemlich alle grossen, wenigstens die grossten, Tragiker angetroffen werden. In der Heymans'schen Klassifikation der Temperamente ge hOren diese Tragiker zum sentimental-passionierten Typus; der einigermassen unternormalen Aktivitat wegen etwas mehr zum ersteren wie zum letzteren. Eine gewisse Verwandtschaft be steht offenbar zwischen ihnen und den Dichter-Philosophen, die Heymans in besonderer Frequenz bei den emotionellen Gruppen mit hochentwickelter Sekundarfunktion antra£. In hervorrragendem Masse bekunden die verschlossenen Tra giker die Neigung zur Selbstanalyse - Otto Ludwig bringt diesen Tatbestand hubsch zum Ausdruck, wenn er sein eigenes Geistes leben als "einen fortgesetzten Kurs in der angewandten Psycho logie und Pathologie" charakterisiert - und Vorliebe fur, be sonders auf Gemutsbediirfnissen beruhende, ethische, philoso phische und religiose Spekulationen. Das Gemutsleben ist nach innen gerichtet und kommt schwer dazu, sich in normaler Weise in der Wirklichkeit zu entladen; die Fahigkeit zur Anpassung an Umgebung und Menschen busst deswegen in erheblichem Masse ein; sie werden mehr oder weniger Einsiedler. Hang zur Einsamkeit, zur Zuruckgezogenheit wurde in 75% der Fane ermittelt. Daher die stark in den Vordergrund tretende Ver schlossenheit, Schweigsamkeit, Verlegenheit (linkisches Wesen, Unbeholfenheit) bis zur Menschenscheu; das Misstrauen, das bisweilen in Verfolgungswahn entartet. Sie sind nicht soziabel, keine angenehmen Gesellschafter oder herzliche Lacher, haben grosse Abneigung gegen und Angst vor dem gesellschaftlichen Verkehr: vor Verkehr in grossen Gesellschaften undSalons, voroffentlichem Auftreten. Oratorisches Talent fehlt ihnen ganz. Sogar in ihrer Abneigung gegen das Briefschreiben offenbart sich die Konzen tration auf sich selbst. Der Stadt und den Menschen entfliehen sie: daher die Vorliebe fur das Landleben, das Heimweh nach einem primitiven Naturzustand, dem Rousseauschen Natur evangelium. Sie lieben die schOne Natur, Musik, Kunst, Bucher studium. Gegen Komfort sind sie gleichgultig. ]ede Alfektation im 11 Benehmen fehlt. Trotz ihrer Selbstkritik und ihrem Mangel an Stolz wird wiederholt von ihrer Menschenverachtung (4It/2%) gesprochen. Wahrend sie selbst keinen ausseren Zwang dulden, sind sie ihrerseits wenig tolerant und in hohem Grade geneigt zum Kritisieren, nicht zum Idealisieren. Das Gemiits- und Gefuhlsleben ist uberempfindlich, unausgegli chen, gespannt, gequiilt: Pessimismus, Ernst und Gewissenhaftig keit bis zur Pedanterie, Sensitivitiit und Reizbarkeit, Hejtigkeit, wechselnde Stimmungen, N eigung zum Extrem und das Fehlen einer Mittelstrasze in . Denken, Fiihlen und Handeln, innere W iderspruche und seelische Disharmonien, ruckweise Entwicklung, auch sexuelle Sinnlichkeit sind alle in grosser Frequenz und Inten sitat vorhanden. Meine Exzerpte enthalten zahlreiche Daten, welche das schwierige, in sich selbst verschlossene, "verquaIte" innere Leben, die selbstpeinigende Griibelei und tragischen inne ren Konflikte wiedergeben: innere Unruhe, welche hier, trotz der Sekundarfunktion, zum ziellosen Wandern und Umherirren (331/2%) fiihren kann, wurde in 50% notiert; fiir Selbst-Quiilerei wurde 581/z%, fiir Grubelei 50%, fiir Zweifelsucht 25% gefunden. Psychische Storungen sind frequent: 331/2% (Durchschnitt in der Hereditatsenquete Heymans-Wiersma 17% I), wahrend wei ter von 2 (161/2%) erwahnt wird, dass sie auf der Grenze des Pa thologischen standen; die Prozentzahlen fiir Hypochondrie (4 It/2%), Halluzinationen (331/2%)' Selbstmord oder Selbst mordversuche (25%), Wahnideen (25%) deuten ebenfalls hier auf hin. Neben allgemeinen nervosen Symptomen (Tics, Angste, Zwangsvorstellungen, Hyperasthesien) findet der Ubergang vom Normalen ins Abnormale hauptsachlich in der Richtung der Symptome von Melancholie und Paranoia 2) statt. Fiir mehrere 1) Zeitschrift f. Psychologie Bd. 51 S. 23. 2) Ich hatte geschrieben "Symptome" von Melancholie und Paranoia, weil ich Zweifel hegte, ob hier in den meisten Fillen nicht eher an Abweichungen nach der schizoiden oder schizophrenen Richtung gedacht werden musste a1s an eine einfache Melancholie und Paranoia. A1s nicht geniigend sachkundig meinte ich mich von einer Meinung in dieser Hinsicht enthalten zu miissen. Nach KRETSCHMER besteht eine enge Verwandtschaft des tragischen Dramatikers mit der schizothymen Personlichkeit, vgl. z.B. S. 217 seines bekannten Buches: "Korperbau und Charakter" (elfte und zwolfte Auflage 1936): "Ein tragischer Dramatiker ohne starke schizothyme PersOn lichkeitskomponenten ist undenkbar. Die bedeutenden deutschen Dramatiker neben Schiller: Grillparzer, Hebbel, Kleist, Otto Ludwig, Grabbe, haben in ihrer Pers6n lichkeit diese schizothymen Ziige in ausgepragtestem Mass a1s beherrschende Fak toren; vgl. weiter mehrere andere Stellen; ich zitiere noch Seite 144: .,Sie (die Schi zoiden) haben, wenn man so sagen will, ein natiirliches Talent zum Tragischen". Dass