G. I. GURDJIEFF BEELZEBUBS ERZÄHLUNGEN FÜR SEINEN ENKEL EINE OBJEKTIV UNPARTEIISCHE KRITIK DES LEBENS DES MENSCHEN ZWEITES BUCH S P H I NX Erste Serie des Gesamtwerks All und Alles Übersetzt von Louise March Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Gurdjieff. Georges I.: All und alles / G. I. Gurdjieff. - [Geb. Neuaufl.]. - Basel: Sphinx. Einheitssacht.: All and everything < dt. > [Geb. Neuaufl.] Ser. l. Beelzebubs Erzählungen für seinen Enkel: eine objektiv unparteiische Kritik des Lebens des Menschen / [übers, von Louise March]. Buch 2. - 4. Aufl. [der Gesamtaufl.]. - 1991 ISBN 3-85914-636-X 1991 4. geb. Auflage © 1981 Sphinx Verlag Basel Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 1950 Editionsjanus Paris © 1974 Triangle Editions Inc., New York Gesamtherstellung: Ebner Ulm Printed in Germany ISBN 3-85914-636-X <3 Bände« INHALT Zweites Buch Seite XXIX. Früchte alter Zivilisationen und Blüten der modernen . . > . . . . . . . . . 439 XXX. Kunst . . . . . . . . . . . . .. 477 XXXI. Sechstes und letztes Verweilen Beelzebubs auf dem Planeten Erde . . . . . .. 556 XXXII. Hypnotismus . . . . . . . . . .. 593 XXXIII. Beelzebub als berufsmäßiger Hypnotiseur . 617 XXXIV. Beelzebub in Rußland . . . . . . .. 631 XXXV. Änderung in dem geplanten Fallkurs des Zwischen-System-Schiffes „Karnak" . . . 700 XXXVI. Noch ein klein -wenig mehr über die Deut- schen . . . . . . . . . . . . . . 704 XXXVII. Frankreich . . . . . . .. . . . . ' 7 07 XXXVIII. Religion . . . . . . . .. . . : . 741 XXXIX. Der heilige Planet „Fegefeuer" . . . .. 793 XXIX. Kapitel FRÜCHTE ALTER ZIVILISATIONEN UND BLÜTEN DER MODERNEN „Im assoziativen Lauf meiner Erzählungen über die dir lieben dreihirnigen Wesen auf dem Planeten Erde muß ich dir jetzt, mein Junge, unbedingt ein -wenig mehr über zwei wichtige Gemeinschaften dort erzählen, die ,Grie- chen' und die ,Römer', die vom Antlitz jenes unglückseligen Planeten sogar die Erinnerung an die durch die heiligsten Arbeiten des das "Wesen liebenden Aschiata Schiämasch erhaltenen Resultate .wegfegten'. „Ich muß dir vor allem sagen, daß in jener Periode, als auf der Oberfläche deines Planeten, und zwar auf dem Kontinent Asien, im Bestande eines dortigen drei- hirnigen Wesens die von Oben bestimmte heilige Emp- fängnis unseres jetzt Allkosmischen Sehr Heiligen Aschiata Schiämasch verwirklicht wurde und auch später, während der Periode Seiner Sehr Heiligen Tätigkeit und der darauffolgenden allmählichen Vernichtung aller von ihm erreichten Resultate durch deine Lieblinge, daß es auch auf dem benachbarten Kontinent, der damals schon Europa hieß, eine Menge jener sonderbaren dir lieben drei- hirnigen Wesen gab, die sich schon lange vor dieser Zeit in verschiedene selbständige Gemeinschaften gruppiert hatten. „Zu jenen selbständigen Gemeinschaften gehörten da- mals — auf Grund derselben kosmischen Gesetze, die ich schon einmal erwähnt habe — jene zwei großen und, wie sie dort sagen, .mächtigsten' Gemeinschaften, das heißt Ge- meinschaften, die am besten organisiert und mit den wirk- 439 samsten Mitteln für die Prozesse gegenseitigen Vernichtens ausgestattet waren, nämlich die .Griechen' und .Römer'. „Und diese vom Standpunkt deiner gegenwärtigen Lieblinge aus ,sehr alten' Gemeinschaften muß ich dir un- bedingt und möglichst ausführlich darstellen, weil sie da- mals nicht nur, wie ich bereits sagte, vom Antlitz jenes unglückseligen Planeten auch jene letzten Resultate ,weg- fegten', die für alle dreihirnigen Wesen aller folgenden Epochen segensreich gewesen wären, und sogar alle Spu- ren einer Erinnerung an die sehr heiligen Arbeiten des Das Wesen Liebenden Aschiata Schiämasch, sondern well sie auch die Ursache davon waren, daß in der Vernunft deiner gegenwärtigen Lieblinge echter ,Unsinn' vor sich geht und daß in ihnen jener ,Grund-Seins-impuls' für objektive Moral völlig verschwunden ist, genannt .or- ganisches Schamgefühl'. „Ein näheres Bekanntwerden mit diesen großen Grup- pierungen deiner Lieblinge und mit verschiedenen von ihnen ,geschaffenen' Formen von .Glückseligkeit', die auf die Wesen späterer Epochen übergegangen sind, wird dir eine gute Vorstellung davon geben und dir verständlich machen, wie sich dort einzelne selbständige Gemeinschaf- ten bilden und auch weshalb eine gegebene Gemeinschaft, sobald sie, ohne das Zutun der Wesen selbst mächtig geworden ist, Vorteil aus dieser Tatsache zieht und darauf ausgeht, alles von anderen »weniger mächtigen' Gemein- schaften schon Erworbene zu vernichten und ihnen ihre eigenen ,neuen Erfindungen' aufzudrängen, meistens im besten Glauben, daß diese eben das sind, was die anderen brauchen. „Ich muß vorausschicken, mein Junge, daß ich dir die Entstehungsgeschichte jener alten Gemeinschaften, der Griechen und Römer, wie auch alles, was später mit ihnen zusammenhängt, hier nicht nach den Resultaten meiner persönlichen Nachforschungen darstelle, sondern dir nur 440 jene Kunden über sie weitergebe, die ich von einem jener Wesen unseres Stammes erfuhr, das sich entschlossen hatte, für immer auf diesem deinem Planeten zu bleiben. „Die Sache Ist die, daß, als ich zum sechsten und letzten Mal auf den Planeten Erde hinabkam, ich die Absicht hatte, auf jeden Fall mir endgültig alle wirklichen Ur- sachen dessen klarzumachen, weshalb die Psyche jener dreihirnigen Wesen, die wie die Psyche der übrigen drei- hirnigen Wesen unseres großen Weltalls sein sollte und sein könnte, auf jenem Planeten so außerordentlich sonder- bar geworden war. „Und da ich bei meinen Nachforschungen wiederholt feststellte, daß eine Hauptursache der verschiedenen Anormalitäten der allgemeinen Psyche der modernen We- sen die sogenannte .Zivilisation' war, die ihren Ursprung in jenen zwei großen Gruppierungen von Wesen, Grie- chen und Römer genannt, hatte, so mußte ich auch auf bestimmte Einzelheiten über sie eingehen. „Da ich aber in jener Zeit völlig mit meinen Nach- forschungen über die Tätigkeit des Sehr Heiligen Aschiata Schiämasch in Anspruch genommen war, übertrug ich die Aufklärung der Entstehungsgeschichte jener zwei selb- ständigen Gruppierungen deiner Lieblinge •— was ihr sogenanntes »subjektives Seins-Sein' angeht — jenem glei- chen Wesen unseres Stammes, das, wie ich dir schon sagte, bis zur Jetztzeit in einer großen Stadt des Kontinents Europa eine .Begräbnis-Anstalt' unterhält. „Aus den Nachforschungen dieses unseres Landsmannes ergab es sich, daß lange, lange vor der Periode, auf die sich das bezog, was ich dir über die majestätische Stadt Babylon erzählte, damals nämlich, als der Existenzprozeß jener sonderbaren Wesen noch hauptsächlich auf dem Kontinent Asien vor sich ging und Tiklamisch ihr Kulturzentrum war, daß es damals auf jenem besagten Kontinent Europa, der jetzt der Haupt-Existenzort deiner 441 Lieblinge ist, noch keine bestimmt organisierten Gemein- schaften gab. „Damals existierten auf jenem Kontinent hauptsächlich zwei- und einhirnige Wesen, die dort ,wilde Vierfüßler' und ,Reptilien' genannt werden; aber von deinen Lieb- lingen, den zweifüßigen Wesen, gab es damals auf jenem Kontinent nur erst einige kleine Gruppen, die fast ebenso ,wild' wie die .Vierfüßler' waren. . . „Diese kleinen Gruppen zweifüßiger "Wesen beschäf- tigten sich damals ausschließlich mit der Vernichtung der vierfüßigen- und Reptil wesen und manchmal auch mit der Vernichtung der Wesen ihresgleichen. „Die Zahl deiner Lieblinge auf jenem Kontinent Europa wuchs erst dann an, als Emigranten aus Tiklamisch, die von Ort zu Ort wanderten, schließlich dorthin kamen und sich dort niederließen. „Am Ende jener Epoche siedelten nämlich eine Anzahl von Wesen der ersten asiatischen Gruppe von Tiklamisch auf jenen Kontinent Europa über, die zwei ganz ver- schiedene Berufe ausübten; nämlich einige von ihnen be- schäftigten sich mit verschiedenen See-Gewerben und andere mit dem, was dort ,Viehzucht' und ,Hirmerei' genannt wird. . . „Die Familien, die sich mit Viehzucht beschäftigten, siedelten sich hauptsächlich an den südlichen Küsten des Kontinents an, weil jene Gegenden damals für die Unter- haltung und Fütterung jener vierfüßigen Wesen sehr gut geeignet waren. : A-'p:.:1^ :•: „Und jene Gruppe irdischer Wesen nannte man damals ,Latinaki', was soviel wie .Hirten' bedeutete. „Anfangs existierten diese Hirten mit ihren Familien und Herden zerstreut an verschiedenen Plätzen. Später aber wuchs ihre Zahl allmählich an, einerseits durch die Einwanderung von Wesen aus dem Kontinent Asien, die die gleiche Beschäftigung wie sie hatten, und anderseits, 442 weil sie immer fruchtbarer wurden, und das deshalb, weil die Natur des Planeten Erde begonnen hatte, sich der verschlechterten Qualität der für die große Natur er- forderlichen Vibrationen, die sich aus den Ausstrahlungen der irdischen Wesen bilden, anzupassen, indem sie diese Vibrationen durch solche ersetzte, die jetzt nur durch die Prozesse ihres heiligen ,Raskuarno' oder wie sie sagen, durch ihren Tod freiwerden. Und als nun all demzufolge ihre Zahl beträchtlich an- wuchs und die äußeren Bedingungen häufigen Verkehr zwischen den einzelnen Familien erforderten, gründeten sie ihre erste gemeinschaftliche Ansiedlung und nannten sie ,Rimk'. Von dieser Gruppe asiatischer Hirten stammen die späteren berühmten ,Römer' ab, deren Name von dem Namen ihrer ersten gemeinschaftlichen Ansiedlung ,Rimk' herrührt. „Und jene asiatischen Wesen, die ein .See-Gewerbe' be- trieben, die sich nämlich mit Fischfang und dem Sam- meln von Schwämmen, Korallen und Seegras beschäf- tigten, wanderten mit ihren Familien zur leichteren Aus- übung ihres Berufes aus und ließen sich entweder an den westlichen Küsten ihres Kontinents Aschark oder an den südöstlichen Küsten des Kontinents Europa nieder oder an den Inseln jener Meeresenge, die .den Kontinent Asien vom Kontinent Europa trennt. „Die Wesen dieser neugebildeten Gruppen dreihirniger irdischer Wesen wurden damals .Hellenaki' genannt, was soviel wie .Fischer' bedeutete. „Die Zahl der Wesen jener Gruppe vermehrte sich auch allmählich aus den gleichen Ursachen, die schon hinsicht- lich der Gruppe von Hirten angeführt worden waren. „Der Name der Wesen dieser zweiten Gruppe wurde mehrmals geändert und schließlich kam man dazu, sie ,Griechen' zu nennen. 443 „Also, mein teurer Junge! i^ y:??! ?^ s „Die Wesen eben jener zwei Gruppen waren eine der Hauptursachen, daß die Vernunft deiner gegenwärtigen Lieblinge mechanisch wurde und daß In ihnen jene Ge- gebenheiten völlig atrophierten, die den Impuls des Seins- Schamgefühls hervorrufen. . „Die Griechen waren die Ursache, daß die Vernunft der dortigen dreihirnigen "Wesen allmählich immer mehr degenerierte, so daß sie in den gegenwärtigen dortigen "Wesen, in der Sprache unseres teuren Mulla-Nassr-Eddin, bereits eine ,echte Unsinns-Mühle' ist. „Die Römer aber waren die Ursache, weshalb als Resultat folgerichtiger Veränderungen im Bestande der gegenwärtigen dreihirnigen "Wesen dort sich niemals jene Faktoren kristallisieren, die in den übrigen dreihirnigen "Wesen den Impuls hervorrufen, der .instinktives Scham- gefühl' heißt, jenen Seins-impuls nämlich, auf dem die sogenannte .objektive Moral' beruht. „Und so entstanden jene beiden Gemeinschaften dort, die später, wie es dort öfters vorkommt, für eine gewisse Periode sehr solide und mächtig wurden. Die weitere Geschichte ihres verderblichen, noch immer wirksamen Nachlasses für die Wesen der folgenden Geschlechter aber ist folgende: „Den Nachforschungen unseres Landsmannes nach scheint es, daß die ersten Stammväter der "Wesen jener Gemeinschaft, die später Griechenland genannt wurde, oft gezwungen waren, wegen des häufigen Unwetters auf dem Meere, das sie in ihren See-Gewerben hinderte, bei Regen und Wind an geschützten Orten Zuflucht zu suchen, wo sie aus Langeweile anfingen, sich mit ver- schiedenen von ihnen zum Zeitvertreib erfundenen .Spie- len' zu beschäftigen. . „"Wie es sich später herausstellte, gaben sich diese alten Fischer anfangs mit solchen .Spielen' ab, wie sie heut- 444